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Was vom Wetter im Herbst und Winter 2024/25 zu erwarten ist

| M. Hoffmann

Wie wird der Winter 2024/2025? Der Frühling und der Sommer waren geprägt von einem schwachgradientigem Strömungsmuster, was immer wieder für Störungen sorgten und einen stabilen Wettercharakter nicht zuließ. Welche Auswirkungen hat das auf das Wetter im Herbst und Winter und wie stehen die Chancen auf Schnee, Eis und Frost - und wie steht es um die Westwetterlage?

Ein Winter mit Schnee, Eis und Frost?
Ein Winter mit Schnee, Eis und Frost?

Durchwachsenes und warmes Wetter im Sommer 2024. Auffällig war und ist, dass die atlantische Frontalzone seit einiger Zeit eine völlig desolate Figur abgibt. Kaum von Relevanz und jede Regenerierungsphase wird bereits zu Beginn unterbrochen. Dafür dominierte bislang eine schwachgradientige Wetterlage das Geschehen über Deutschland, was immer wieder für Störimpulse hat sorgen können. Ungewöhnlich dabei war, dass diese Störimpulse sich oftmals quasistationär verhalten haben.

Spannend wird sein, ob sich die seit Mitte Mai teils chaotische Wetterlage im August und im Herbst wird behaupten oder umstellen können. Erste Signale einer Umstellung lassen sich bereits feststellen. Aber was, wenn nicht? Werden Störimpulse im Winter mit ihrem quasistationärem Verhalten dann für unwetterartigen Dauerschneefall sorgen können? Spannende Fragen - Wie in den vergangenen Jahren auch, haben wir uns in diesem Jahr dazu entschieden, unsere Wetterberichte für den Herbst und Winter mit dem meteorologischen Herbstbeginn im September zu starten und die Wetterprognosen entsprechend zusammenzufassen. Und der September ist nicht mehr weit entfernt - Zeit also, sich ein paar Gedanken zu machen.

Wie wird der Winter?

Freunde des Winterwetters warten sehnlichst auf einen normalen bis zu kalten Winter. Andere wiederum fragen sich, was mit dem Winterwetter los ist. Rückblickend waren die Wintermonate der letzten elf Jahre allesamt zu warm. Rechnet man die nur leicht zu warme Wintersaison von 2012/2013 (+0,1 Grad) noch hinzu, so sind es schon dreizehn Winter in Folge, welche zu warm ausgefallen sind. Das gab es in dieser Form in den vergangenen 143 Jahren nicht zu beobachten. Kein Wunder also, dass die durchschnittliche Abweichung der Wintermonate der letzten 20 Jahre mit +1,6 Grad über dem langjährigen Mittelwert lag.

Das erklärt auch, warum der Flachlandwinter immer seltener wird und auch die mittleren Lagen zwischen 300 und 600 Meter den Schnee nicht mehr so häufig zu Gesicht und den Frost zu spüren bekommen. Die Frostgrenze schwankte in den letzten Wintern meist zwischen 500 und 800 Meter. Früher lag diese zwischen 300 und 600 Meter. Den einen freut es, den anderen nicht. Winterwetter polarisiert - keine Frage.

Klimaerhitzung macht dem Winter besonders zu schaffen

Wir haben in unseren Daten und Fakten über den Winter eine interessante Aufstellung gemacht, welche einen kausalen Rückschluss zulässt.

Kein Winter mehr? Das Klimamittel von 1991 und 2020 unterscheidet sich im Vergleich zu 1961 und 1990 um +1,2 Grad. Das bedeutet, dass die Winter binnen 30 Jahren deutlich wärmer geworden sind. Parallel dazu gingen die Schneetage - also Tage, an denen eine geschlossene Schneedecke vorherrschend war - um 10 Tage zurück. Auf andere Art formuliert schwinden mit jedem Grad die Schneetage um 8,5 Tage.

Ähnliches zeigt sich mit den anderen Parametern im Winter. Kurzum - selbst optimale Voraussetzungen reichen nicht mehr aus, um einen Winter normal ausfallen zu lassen.

Temperatur (ohne Nachtwerte), Regen, Regentage, Sonne, Schneetage und Wintertage (Eistage) gegenüber dem Mittelwert 1961 und 1990. In Klammer der Mittelwert von 1991 und 2020
Region Temperatur
(Grad)
Regen
(l/m²)
Regentage
(>1 l/m²)
Sonne
(Stunden)
Schneetage
(Tage)
Wintertage
(Tage)
Deutschland +9,0
(+10,0)
174,6
(188,9)
32,3
(34,1)
157
(172)
34,9
(23,7)
22,7
(16,3)

Winterprognose nach der Statistik - in 70 Prozent der Fälle zu warm

Berücksichtigt man nur die statistischen Zahlen, so lässt sich daraus eine klar zu warme Wintersaison 2024/2025 ableiten. Noch deutlicher wird das, wenn man die Monate Dezember bis Februar der letzten 20 Jahre in eine statistische Relation setzt: Gerade einmal 15 Prozent der Winter waren zu kalt, 15 Prozent normal und ganze 70 Prozent waren zu warm - teils deutlich zu warm - darunter auch der Rekordwinter aus dem Jahre 2007, welcher mit einer Abweichung vom langjährigen Mittelwert von +4,18 Grad den Rahmen komplett sprengte.

Schwindender Frost

Betrachtet man die Anzahl der Frosttage, so zeichnet sich ebenfalls ein klarer Trend ab. Frosttage sind definiert, wenn binnen 24 Stunden die Werte - auch nur kurzzeitig - unter die +0 Grad-Grenze fallen. Von 1961 bis 1990 betrug der Schnitt 56,7 Tage und in den vergangenen 20 Jahren waren es 50,5 Tage. Ein Rückgang um 6,2 Tage!

Erschreckend war sicherlich für viele Winterfans der Winter 2019/2020. Mehr wie 3,7 Tage Schnee gab es nicht, was zugleich ein neuer Negativrekord war.

Um es auf den Punkt zu bringen: Man benötigt keinen Propheten oder Experten. Allein die Tatsache der Klimaerhitzung begünstigt zu warme Winter überproportional und mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent ist das schon eine Hausnummer. Kurzum - nach der Statistik ist mit höherer Wahrscheinlichkeit ein zu warmer Winter 2024/2025 zu erwarten.

Das Wetter hält sich nicht an die Statistik

Aber so einfach ist das nicht und das Wetter hält sich nicht an Statistiken - wäre zu schön - und so gibt es immer wieder Ausreißer. Schaut man sich den Winterverlauf über Deutschland einmal genauer an, so beginnt der Winter nasskalt, wird in der zweiten Dezember-Dekade kurz mal kälter und um die Weihnachtszeit wieder milder. Der Januar ist dann gut für den Hochwinter und wenn er denn kommt, ist auch der Februar davon betroffen. Fällt der Hochwinter hingegen aus, bleibt der Wettercharakter nasskalt.

Und das ist auch das Ergebnis. Die Winter in Deutschland sind selten extrem, sie sind gemäßigt - häufig nasskalt und mehr maritim geprägt (Westwetterlage). Wobei letzteres so auch nicht mehr stimmt und sich in den vergangenen Jahren mehr zu einer Südwest- bis Südwetterlage gewandelt haben (Vorderseitenanströmung).

Was für einen kalten bis normalen Winter 2024/2025 spricht

Die Faktoren, welche für einen normalen oder gar zu kalten Winter sprechen, sind für die kommende Wintersaison alles andere als gut. Einzig eine meridional getriggerte Grundströmung kann unter bestimmten Voraussetzungen für einen zu kalten Winter sorgen.

Wer uns kennt, der weiß, dass wir kaltes Wetter einer Hitze vorziehen. Winterwetter fasziniert nicht nur uns durch seine Vielzahl an Facetten und spannenden Wetterlagen. Kurzum - bei einem richtigen Winter mit viel Eis und Schnee geht - zumindest uns - das Herz auf. Das ist aber nicht jedermanns Sache und wir versuchen, soweit es geht, eine Neutralität zu bewahren. Manches Mal aber geht einem dann doch der Gaul durch, wenn sich am 60. Wintertag noch immer keine Wetterkarte mit winterlichen Wetteraussichten zeigte.

Aber gut, kommen wir zu einer Entwicklung der Großwetterlage, die einen richtig knackig kalten und schneereichen Winter über Deutschland zur Folge haben kann. Die dazugehörige Wetterlage gehört zu den meridionalen Strömungen, welche seit 2018 vermehrt auftreten und die Entwicklung einer Westwetterlage erschweren.

Was zu einem kalten Winter führen kann: In diesem - speziellen Fall - stellt sich im Herbst eine meridionale Nord-Süd-Wetterlage ein, die sich über den Winter hinweg behaupten kann. Aus nördlichen Richtungen werden über die warme Nord- und Ostsee immer wieder feuchte Luftmassen nach Deutschland geführt und mit entsprechenden Hebungen sind Stauniederschläge möglich, die überwiegend als Schnee niedergehen können. Das wären sozusagen ideale Rahmenbedingungen. Ähnlich war das Wetter in den kälteren Jahren von 2008 bis 2012.

Wie stehen die Chancen für eine meridionale Wetterlage? Grundsätzlich gut. Seit 2018 sind diese dominierend. Es gibt aber einen Haken!

Ein rekordwarmer Winter

Meridional bedeutet entweder eine Nord-Süd- oder eine Süd-Nord-Strömung. Sollte man also in dieser Wintersaison erneut das Pech haben, in die Süd-Nord-Anströmung zu gelangen, wird es richtig warm. Folgt man der Annahme einer meridionalen Grundströmung, so könnten die Herbst- und Wintermonate wie folgt aussehen.

Theoretische Annahme
Monat Temperatur­trend
August 2024 zu warm
September 2024 etwas zu mild
Oktober 2024 erheblich bis extrem zu warm
November 2024 etwas zu warm
Dezember 2024 normal bis zu warm
Januar 2025 etwas zu warm
Februar 2025 normal bis leicht zu kalt

Wie erwähnt - eine These, welche sich an dem bisherigen Verlauf aus 2024 orientiert. Es gibt zum meridionalen Muster in diesem Jahr noch eine Besonderheit - die schwachgradientige Luftmasse, welche ohne großartige Dynamik umherwabert und die Niederschlagsaktivität auf einem hohen Niveau hält. Vor diesem Hintergrund sind im Winter die meridional getriggerten Grundströmungen aus nördlichen Richtungen mithilfe einer Störung über Skandinavien nicht ganz von der Hand zu weisen. Also ja, die Grundvoraussetzungen sind dieses Mal anders, als in den vergangenen Jahren.

Ausgleichsverhalten und Erhaltungsneigung

Um diese zwei Langzeitkorrelationen wird es auch in der Wintersaison gehen. Was das ist? Stark vereinfacht zusammengefasst spricht man von wiederholt auftretenden und stabilen Großwetterlagen von einer Erhaltungsneigung, welche sich über Monate mit dem immer gleichen (oder ähnlichen) Muster in Erscheinung treten können. Kommt der Wechsel, spricht man vom Ausgleichsverhalten, welcher seinerseits nach einer längeren Dauer wiederum in eine Erhaltungsneigung übergehen kann.

Warum sind die Winter so warm geworden?

Auffällig waren in den deutlich zu warmen Wintermonaten die Strukturen innerhalb des Polarwirbels, was sich gut anhand einer Wetterkarte darstellen lässt. Der Polarwirbel war äußerst instabil, doch das sog. Displacement sorgte mit den Hochdruckzentren zwischen dem westlichen Kanada und Alaska, sowie Sibirien für einen Kaltlufttransport über das östliche Kanada. Diese Grundströmung hat sich auch in den Winterjahren 2018/19, 2019/20, 2020/21, 2022/23 und 2023/24 beobachten lassen.

Setzt sich diese Grundströmung erst einmal in Gang, so ist vom mitteleuropäischen Winter nicht viel zu erwarten. Warum? Unentwegt werden Kaltluftmassen in Richtung Kanada gepumpt und gelangen bei Neufundland auf den warmen Atlantik, was wiederum die Tiefdruckproduktion in Gang setzt und das System zur Erhaltung zwingt. Ein Tief nach dem anderen zieht so in Richtung Mitteleuropa und sorgt für einen feuchten und milden Winter. Spielt sich das System schon frühzeitig ein, so liegen die Nerven der Winterfans ebenso frühzeitig blank.

Kaltluftausbrüche über dem östlichen Kanada sorgen über Mitteleuropa für turbulente Wetterlagen und einen häufig zu milden Winter
Kaltluftausbrüche über dem östlichen Kanada sorgen über Mitteleuropa für turbulente Wetterlagen und einen häufig zu milden Winter © www.meteociel.fr

Ein weiterer Erklärungsversuch liegt im Rückgang der arktischen Meereisfläche. Wer will, kann sich tiefer in das Thema einlesen (Warum die Winter immer wärmer werden). Zusammengefasst aber verlagert sich die Tiefdruckaktivität weiter nach Norden und der Hochdruckgürtel wandert nach. Mitteleuropa liegt zunehmend unter dem Einfluss hohen Luftdrucks, was im Verbund mit den Tiefdruckgebieten zu einer vermehrt südwestlichen - und damit milden - Grundströmung führt.

Die Sonnenaktivität

Umstritten sind die Auswirkungen auf das Wetter durch die Sonnenaktivität. Sicherlich hat diese einen Einfluss auf das Wetter, doch in Zeiten der Klimaerhitzung sind die Effekte äußerst gering geworden. Dreht man es aber um, so kann eine ansteigende Sonnenaktivität den Klimawandel noch verstärken.

Die Sonnenflecken - welche eine Interpretation über die Aktivität der Sonne zulässt - haben einen festen 11 Jahres Zyklus und wie man in der Grafik gut sehen kann, befindet sich die Sonnenaktivität derzeit in einem ansteigenden Zustand.

Je mehr Sonnenflecken es gibt, desto aktiver ist die Sonne, ein Minimum ist ein Indiz eine schwächelnde Sonne. Und die Folge daraus? Die Annahme besagt stark vereinfacht:

Wenn Sonnenflecken im Minima sind, strahlt die Sonne weniger UV-Strahlung. Weniger Strahlung bedeutet geringere Erwärmung der Erdatmosphäre, die eine Änderung in der Zirkulation der beiden niedrigsten Atmosphäre hervorruft, der Troposphäre und Stratosphäre…

American Geophysical Union

Kurzum werden bei einer schwachen Sonnenaktivität Turbulenzen innerhalb des Polarwirbels begünstigt und somit die - weiter oben erwähnten - meridionale Großwetterlagen häufiger auftreten können. Das wiederum erhöht die Schwankungen im Wetterablauf und so ergeben sich größere Chancen für Kaltluftausbrüche über Mitteleuropa mit Frost, Eis und Schnee. Doch auf die Hochdruckposition kommt es an. Die schönste meridionale Grundströmung nützt nichts, wenn sich das Hoch über Europa, oder gar dem östlichen Europa befindet. Optimal für einen kalten und schneereichen Winter wäre hingegen die Hochdruckposition auf dem Atlantik in blockierender Formation auf die Tiefdrucksysteme.

Sonnenaktivität und Sonnenzyklus 2024
Sonnenaktivität und Sonnenzyklus 2024 © Spaceweatherlive.com

Warum wir - trotz geringerer Einflüsse, die Sonnenaktivität erwähnen? Schaut man sich die Statistik an, so fällt auf, dass in den Jahren, in denen das Minimum auftrat, die Winter kurz nach dem Minimum eine Häufung von zu kalt, oder normal aufzeigten, kurz zuvor aber eine Häufung von zu warmen Wintern hatten (Ausnahme der Zyklus Mitte der 70er-Jahre). Ähnliches ließ sich schon für den Sommer 2021 ableiten: Schwache Sonnenaktivität - durchschnittlicher Sommer? Aktuell aber strebt die Aktivität der Sonne auf ein Maximum zu, was die These eines zu warmen Winters zusätzlich stützt. Auffällig - nur zwei der Winter (1969, 1981) waren nach oder während dem Sonnenfleckmaximum zu kalt.

Sonnenaktivität im Maximum

Temperaturabweichungen Winter zum Sonnenfleckmaximum
Winter Tem­peratur Ab­weichung
Maximum 14/15 +1,9 Grad +1,7 Grad
13/14 +3,4 Grad +3,2 Grad
Maximum 01/02 +2,0 Grad +1,8 Grad
00/01 +2,1 Grad +1,9 Grad
Maximum 91/92 +1,5 Grad +1,3 Grad
90/91 -0,1 Grad -0,3 Grad
Maximum 80/81 -0,4 Grad -0,6 Grad
79/80 +1,1 Grad +0,9 Grad
Maximum 70/71 +0,3 Grad +0,1 Grad
69/70 -2,8 Grad -3,0 Grad
Maximum 58/59 +0,8 Grad +0,5Grad
57/58 +0,7 Grad +0,5 Grad
Maximum 1948/49 +1,3 Grad +1,0 Grad
47/48 +1,7 Grad +1,4 Grad

Sonnensaktivität im Minimum

Temperaturabweichungen Winter zum Sonnenfleckminimum
Winter Tem­peratur Ab­weichung
83/84 +0,5 Grad +0,25 Grad
84/85 -2,44 Grad -1,69 Grad
Minimum: 85/86 -0,86 Grad -1,11 Grad
86/87 -1,36 Grad -1,61 Grad
93/94 +2 Grad +1,8 Grad
94/95 +2,8 Grad +2,6 Grad
Minimum: 95/96 -2,3 Grad -2,5 Grad
96/97 -0,3 Grad -0,5 Grad
06/07 +4,38 Grad +4,2 Grad
07/08 +3 Grad +2,8 Grad
Minimum: 08/09 -0,2 Grad -0,4 Grad
09/10 -1,3 Grad -1,5 Grad
10/11 -0,6 Grad -0,8 Grad

Ein Einfluss: QBO - Quasi zweijährige Schwingung

Nicht unwesentlich ist die Bedeutung der QBO. Sie beschreibt einen Vorgang, welcher sich etwa alle 2,2 Jahre wiederholt und die zonalen Winde in ca. 20 bis 25 km Höhe von West-Ost nach Ost-West umkehren lässt. Stark vereinfacht ausgedrückt ist bei normalem Zustand häufiger eine warme West- bis Südwestwetterlage über Deutschland, Österreich und der Schweiz und bei einer Umkehr auf Ost-West eine Nordwest- bis Ostwetterlage zu beobachten.

Bringt der QBO den Winter nach Deutschland?

Der letzte Umschwung begann im Spätsommer 2022 und hat sich im Herbst vollzogen. Der nächste QBO-Ost wird in diesem Winter zu erwarten sein. Ein QBO-Ost würde eine gestörte Zirkulation stützen, die im Winter gerne mit einem Skandinavienhoch - gestützt durch das Kontinentalhoch - oder einem Blockadehoch auf dem Atlantik einhergeht. Mehr zum Thema QBO. In jedem Fall ist die QBO-Drehung ein wesentlich stärkerer Faktor, als die Sonnenaktivität. Aber auch dieser ist nur ein stützender und kein in Stein gemeißelter Faktor und in Zeiten der Klimaerhitzung bleibt abzuwarten, wie stark der Effekt letztlich ausfallen wird - wenn überhaupt, denn auch ein QBO-Ost hat nicht zwingend einen eisig kalten und schneereichen Winter zur Folge - er verbessert lediglich die Wahrscheinlichkeiten hierfür. Findet keine Umkehr der Höhenströmung statt, so ist das ein stützender Faktor für einen zu warmen Winter.

Was spricht für eine zu warme Winterperiode 2024/25?

Man kann es bereits an den Randfaktoren erkennen, dass vieles für einen milden bis warmen und wenig für einen normalen bis kalten Winter spricht. Wie weiter oben bereits erwähnt, spricht die Klimaerhitzung eine ganz klare Sprache und hat einen weit größeren Einfluss als alle Randfaktoren zusammen zum Quadrat. Auf andere Art formuliert, können die Rahmenbedingungen noch so gut sein, aber ein im Schnitt +1,5 Grad zu warmer Winter drückt die Schneefallgrenze um 180 bis 250 Meter nach oben, was einen Flachlandwinter und eine hochwinterliche Wetterphase wenig wahrscheinlich macht.

Die Klimaerhitzung bringt aber auch andere Faktoren, wie die Meereisausdehnung der Arktis aus dem Tritt. Die Folgen hieraus sind bislang nicht abzusehen und können in der Theorie sowohl zu kühleren (geschwächter Polarwirbel mit meridionalen Mustern) oder zu wärmeren Wintern führen (eingefahrenes Strömungsmuster über östliches Kanada/Neufundland, was über Europa milde Großwetterlagen zur Folge haben kann).

Extremer Rückgang der arktischen Meereisfläche

Die Meereisausdehnung ist im Vergleich zum Mittelwert so schwach wie selten zuvor und ist weit entfernt vom Durchschnittswert der Jahre von 1981 bis 2010! Auch das ist ein Problem für den Winter, auf welches wir in den kommenden Tagen noch näher eingehen werden.

Meereisausdehnung Arktis auf niedrigstem Stand
Meereisausdehnung Arktis auf niedrigstem Stand © National Snow & Ice Data Center

Die Klimaerhitzung hat mit dem Wetter nichts zu tun

Das wird immer wieder und gerne durcheinandergebracht. Die Klimaerhitzung hat mit dem Wetter wenig gemeinsam. Die Klimaerhitzung aber beeinflusst das Wetter über lange Zeit hinaus. Dabei sind zu kalte Wetterphasen nicht auszuschließen, doch nehmen die wärmeren Monate im Verlauf stets zu. Deutlicher wird das in der folgenden Grafik. Die Mitteltemperatur der Winter im Vergleich zu den Vorjahren werden in jüngster Zeit immer wärmer. Übrigens - und das ist nur am Rande erwähnt - wird mit der Klimaerhitzung der Sommer 2024 der 28. zu warme Sommer in Folge zu erwarten sein (Abweichung > +0 Grad).

Die Winter werden immer wärmer
Die Winter werden immer wärmer
© Michael Theusner www.mtwetter.de

Immer wärmer

Zudem wird gerne verwechselt, dass regionale Ereignisse mit der globalen Klimaerhitzung ebenso wenig gemeinsam haben. So kann ein Sommer und Winter regional zu nass und zu kalt ausfallen, das ändert aber nichts daran, dass es global betrachtet immer wärmer wird.

Global steigen die Temperaturen immer weiter an
Global steigen die Temperaturen immer weiter an
© www.ncei.noaa.gov

Extreme Anomalien

Und noch zwei Grafiken hinterher - seit rund zwei Jahren herrscht im Nordatlantik eine enorme Temperaturanomalie vor, die es seit Messbeginn so noch nicht gegeben hat. Zum anderen liegt die globale Durchschnittstemperatur weit über dem, was normal ist und liegt zudem weit über dem Maximum der letzten Jahre. Die vergangenen 13 Monate waren - global betrachtet - allesamt neue Rekordmonate!

Extreme Anomalien der Luft- und Wassertemperaturen
Extreme Anomalien der Luft- und Wassertemperaturen
© www.ncei.noaa.gov

Die Herbst- & Winterprognose 2024/25 der Langfristmodelle

Wie aber wird das Wetter im Herbst und Winter 2024/25 gibt es schon erste Wettertrends der Prognosemodelle? Die gibt es, sind zwar bislang nicht vollständig und zum aktuellen Stand mit großer Vorsicht zu genießen:

Wettertrend nach dem Langfristmodell der NASA

Das Langfristmodell der NASA berechnet die Monate September, Oktober und November mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). In der Niederschlagssimulation werden die Herbstmonate unauffällig und im Trend etwas zu nass berechnet.

Für die Wintermonate von Dezember 2024 bis Februar 2025 wird eine Abweichung der Temperatur gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von +1,5 bis +2,5 Grad im deutlich zu warmen Bereich simuliert (91/20: -0,2 bis +0,8 Grad). Die Niederschlagsprognose ist nach dieser Winterprognose als unauffällig zu bewerten.

Wetterprognose Herbst und Winter nach dem CFSv2 Modell

Der Herbst fällt nach dieser Wetterprognose mit einer Differenz zum langjährigen Mittelwert (61/90) von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm aus. Im Vergleich zur wärmeren Periode von 1991 und 2020 liegt die Abweichung zwischen +0,5 und +1,5 Grad. Die Niederschlagsbilanz über den September, Oktober und November ist als unauffällig zu bewerten.

Der Winter 2024/25 wird gegenüber 1961 und 1990 mit einer Abweichung von +2 bis +3 Grad erheblich zu warm simuliert (91/20: +0,8 bis +1,8 Grad). Die Niederschlagsleistung ist als unauffällig zu interpretieren.

Herbst und Winter nach dem europäischen Langfristmodell

Der Herbst soll mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm ausfallen (91/20: +1,0 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist als durchwachsen und gegenüber dem vieljährigen Mittelwert als normal zu bewerten.

Der erste Wintermonat Dezember 2024 wird mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu warm und der Januar 2025 mit einer Differenz von +1,5 bis +2,5 Grad deutlich zu warm berechnet. Die Daten für den Februar liegen bislang nicht vor und werden in einer Aktualisierung nachgereicht. Der Dezember wird in der Niederschlagsbilanz als neutral und der Januar etwas zu trocken simuliert.

Die Herbstprognose des Deutschen Wetterdienstes

Mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad soll der Herbst nach den Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes im Vergleich zu 1961 und 1990 zu warm ausfallen können (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad). Die Niederschlagsbilanz fällt neutral aus und ist über dem Norden und Westen von Deutschland als leicht zu trocken zu bewerten.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
September 2024 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: normal
Oktober 2024 +1,5 bis +2,5 Grad Trend: normal
November 2024 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: zu nass
Dezember 2024 +1,5 bis +2,5 Grad Trend: normal bis etwas zu nass
Januar 2025 +2,0 bis +3,0 Grad Trend: etwas zu nass
Februar 2025 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: normal bis etwas zu trocken
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2024/2025  vom 25.07.2024
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2024/2025 vom 25.07.2024

Auf den Punkt gebracht

Mit einer gewissen Spannung wird die Wintersaison 2024/2025 erwartet. Gelingt mit einem meridionalen Strömungsmuster ein normaler oder gar etwas zu kühler Winter - oder wird sich in den Wintermonaten die zonale Struktur mit der atlantische Frontalzone und einer West- bis Südwestwetterlage durchsetzen? Zudem spielt der QBO-Ost und ein mögliches Major-Warming eine gewichtige Rolle.

Die Langfristmodelle werden in den kommenden Wochen in ihren Wetterprognosen für den Herbst und Winter sicherlich noch einige Male hin und her springen, zeigen aber dennoch einen - nicht überraschenden - deutlich zu warmen Wettertrend für den Winter. Da gibt es also in den kommenden Wochen einiges zu berichten, sodass wir die Wetterprognosen für den Herbst und Winter 2024/2025 zunächst nach Bedarf und mit Beginn der letzten August-Dekade regelmäßiger und zum September täglich aktualisieren werden.

Wissenswertes zum Wetter im Herbst und Winter

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