Skip to main content

Wettertrend - Kaltlufteinbruch im Mai?

| M. Hoffmann
Kühles und regnerisches Maiwetter

Unbeständig zeigt sich das Wetter über dem Süden, doch dominiert im weiteren Verlauf ein Hochdrucksystem das Wetter über Deutschland, bevor es im Mai zu einem markanten Wetterwechsel mit einer empfindlichen Abkühlung kommen kann.

Regen. Über Baden-Württemberg und Bayern kommt es heute zu nennenswertem Niederschlag, der regional mit Gewittern einhergehen und schauerartig verstärkt ausfallen kann (Gewitterradar). Zum Start in die neue Woche setzt sich der unbeständige Wettercharakter fort und sorgt über der Südhälfte für weiteren Regen, der erst zum Mittwoch über dem Südosten von Bayern abzieht (Niederschlagsprognose). Über der Nordhälfte bleibt es weitgehend trocken. Die Temperaturen erreichen +10 bis +15 Grad und mit Regen schwanken die Werte um die +10 Grad-Marke.

Frühlingswetter mit frühsommerlichen Ambitionen

Die Anzahl der Sonnenstunden nimmt ab der Wochenmitte zu und sorgt am Donnerstag und Freitag zwei sonnige Tage, bevor zum Wochenende die Bewölkung zunehmen und über dem Westen Niederschlag einsetzen kann. Die Temperaturen erreichen bei schwachen Windbewegungen +15 bis +20 Grad und örtlich sind frühsommerliche +22 Grad möglich. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter April.

Ein Hoch dehnt sich im Wochenverlauf über Deutschland aus
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein Hoch dehnt sich im Wochenverlauf über Deutschland aus © www.meteociel.fr

Markanter Wetterwechsel im Mai: Kaltlufteinbruch

Noch einmal ein Blick auf die obenstehenden Wetterkarten. Was man sieht, ist eine Zentralisierung des Polarwirbels zwischen der Barents- und der Karasee und ein Hoch, das seinen Kern über England hat.

Meridionales Strömungsmuster

Das Hoch blockiert die atlantische Frontalzone vollständig, bzw. ist diese überhaupt nicht erkennbar. Doch strebt das Hoch nach Norden auf und sucht Kontakt zum Polarhoch. Das wiederum regt den Teilwirbel über der Barentssee dazu an, nach Süden auszutrogen und im Verbund mit dem Hoch eine meridional verlaufende Nord-Süd-Strömung einzuleiten.

Nach der Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle gelingt dieser Prozess bis zum 2. Mai nur zögerlich, doch reicht es aus, um über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine schwachgradientige, aber tiefdruckdominierte Großwetterlage zu etablieren. Die Schauertätigkeit nimmt zu und die Temperaturen kühlen sich vom 1. Mai mit +14 bis +18 Grad bis zum 3. Mai auf +12 bis +16 Grad ab.

Ein Dämpfer für den Frühling

Im Zeitraum vom 2. bis 4. Mai verstärkt sich der Trogprozess und in der Höhe werden aus nördlichen Richtungen kalte Luftmassen nach Deutschland geführt, was bei einer anhalten Schauerneigung die Temperaturen auf +10 bis +15 Grad zurückgehen lassen kann.

Die Kaltluft kommt mit Verzögerung
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Die Kaltluft kommt mit Verzögerung © www.meteociel.fr

Wie wahrscheinlich ist ein Kaltluftzustrom Anfang Mai?

In den letzten Tagen bestätigte sich immer wieder der Kaltluftzustrom dank der meridionalen Grundströmung, doch mogelt sich heute ein Prozess unter, der zum Nachdenken anregt.

Das Hoch zu weit nördlich

Man sieht es auf der obenstehenden Wetterkarte der Europäer. Das Hoch liegt zu weit nördlich und das bringt die meridionale Grundströmung ins Stocken - der Trog kommt nicht weit genug nach Süden voran. Zeitgleich sorgen die kalten Luftmassen über Skandinavien und dem europäischen Nordmeer für eine Gegenreaktion auf dem Atlantik in Form von Tiefdrucksystemen.

Das Kippmuster in die Westwetterlage

Die Westwetterlage seit Februar nichts mehr zu melden gehabt und auch jetzt noch sieht es nicht sonderlich gut für die Zonalisierung aus. Eine Westwetterlage kann bis zum 3. Mai nahezu ausgeschlossen werden. Doch möchten wir an dieser Stelle einmal einer These nachgehen, was passiert, wenn das Hoch tatsächlich zu weit nach Norden aufstrebt.

In diesem Fall verliert das Hoch seine Achsverbindung zum Azorenhoch und damit auch seine Blockadewirkung auf dem Atlantik. Stattdessen sammeln sich die kalten Luftmassen im Bereich zwischen Grönland, Island und dem europäischen Nordmeer an und beginnen - aufgrund der Temperaturgegensätze - die Wetterdynamik auf dem Atlantik anzukurbeln.

Das hat zwei Effekte zugleich. Zum einen wird der Kaltluftzustrom in Richtung Europa unterbunden, bevor er überhaupt zustande kommt und zum anderen entstehen auf dem Atlantik Tiefdrucksysteme, die kräftig genug sind, um von Neufundland aus über Island in Richtung Europa zu streben. Das ist die Wiederbelebung der atlantische Frontalzone, was im Mai über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer länger andauernden unbeständigen und mäßig warmen Wetterlage führen kann. Wir nennen das gerne Wachstumswetter

Die Westwetterlage kann sich unter bestimmten Voraussetzungen regenerieren
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Die Westwetterlage kann sich unter bestimmten Voraussetzungen regenerieren © www.meteociel.fr

Warme Luft aus Südwest

Noch eine These, die wir in den letzten Tagen genauer beobachten. Was passiert, wenn der Kaltluftvorstoß zwar zustande kommt, aber weiter westlich, bspw. über das europäische Nordmeer in Richtung England abgeleitet wird?

In diesem Fall entstehen auf dem Atlantik binnen kürzester Zeit kräftige Tiefdrucksysteme, die jedoch aufgrund der Hochdruckblockade eine Zonalisierung nicht herbeiführen können und stattdessen eine stark meridional verlaufende Grundströmung initialisieren. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen bei solche einer Wetterentwicklung in eine ungewöhnlich warme Süd-Nord-Strömung, was die Temperaturen in der ersten Mai-Dekade mit Werten von +20 bis +25 Grad und örtlich bis +28 Grad in den frühsommerlichen bis sommerlichen Bereich ansteigen lassen kann.

Die Südwestwetterlage mit frühsommerlichen Temperaturen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Die Südwestwetterlage mit frühsommerlichen Temperaturen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Sommerwetter oder Kaltlufteinbruch?

Die Fragestellung ist 48 Stunden alt und lässt sich auch heute nicht so einfach beantworten. Ein Unsicherheitsfaktor ist der Kaltluftvorstoß aus nördlichen Richtungen, der im Mai mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit kommen wird. Die Frage ist nur - wo geht der Kaltluftvorstoß nieder und wie weit kommt dieser nach Süden voran?

Denn klar ist auch, dass so ein Vorstoß polarer Luftmassen gerne simuliert wird, dieser aber - wie im Winter - kurz vor Eintreffen entweder abgemildert oder komplett rausgerechnet wird. Abwarten!

Warm oder Kalt?

Geht man nach der Wahrscheinlichkeit, so berechnen die Kontrollläufe einen sog. Abschnürprozess, der eine Westwetterlage wenig und einen meridionalen Verlauf der Großwetterlage wahrscheinlich macht. Auch die warme Südwestwetterlage kann hierbei eine Rolle spielen. Trotzdem die Südwestwetterlage in Betracht zu ziehen ist, sollte man in der ersten Mai-Dekade dennoch nicht auf den Sommer setzen. Dagegen spricht die Temperaturentwicklung in 1.400 Meter Höhe.

Vorerst kein Sommerwetter

Für einen frühsommerlichen Wettertrend wären Höhentemperaturen von +10 bis +14 Grad notwendig. Diese Temperaturen sucht man in den Kontrollläufen vergebens. Im Gegenteil, der Mittelwert aller Kontrollläufe schwankt vom 1. bis 10. Mai im Bereich von +4 Grad, was über tieferen Lagen zu Temperaturen von +10 bis +15 Grad führt, was im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 leicht zu kühl ist.

Die Regenprognose

Die Niederschlagsprognose hat sich in den letzten 24 Stunden gewandelt. Der Norden und der Nordwesten bleiben bis zum 2. Mai weitgehend trocken. Nachfolgend steigt über dem Norden die Niederschlagstätigkeit an. Über dem Rest von Deutschland zeigt sich eine bis zunächst hohe Niederschlagsentwicklung, die zum 27. in den schwachen Bereich abfällt und darüber hinaus nur leicht und über dem Osten mäßig erhöht ist. Das spricht für ein meridionales Strömungsmuster, was immer wieder zu Schauern führen kann. Anders formuliert: leicht unbeständiges Maiwetter.

Ein meridional verlaufendes Strömungsmuster wird in der ersten Mai-Dekade sehr wahrscheinlich
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Viele Möglichkeiten, doch ist ein meridional verlaufendes Strömungsmuster in der ersten Mai-Dekade sehr wahrscheinlich © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
30. April +10 bis
+22 Grad
+15 bis
+17 Grad
4. Mai +5 bis
+23 Grad
+11 bis
+13 Grad
9. Mai +7 bis
+24 Grad
+13 bis
+15 Grad
Diagramm Temperaturen Mai 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Mai 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Aktuelle Wettervorhersagen

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen