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Wetterprognose: Dämpfer für den Polarwirbel - Turbulentes Wetter bis Ostern?

| M. Hoffmann
Vorerst keine stabilen Wetterverhältnisse zu erwarten

Die Großwetterlage erfährt in den Tagen bis Ostern gleich mehrfach eine strukturelle Veränderung, die manches Mal turbulent und ereignisreich ausfallen kann. Mit eine Ursache ist ein instabil werdender Polarwirbel.

Etwas Sonnenschein. Der Schneefall über dem Süden klingt ab und zieht sich über die Alpen zurück. Von Norden lockert die Bewölkung auf und lässt ein paar sonnige Momente zu. Nördlich der Linie von Münster und Berlin sind immer wieder - leichte - Schauer zu erwarten, sonst bleibt es trocken. Die Temperaturen erreichen über dem Süden +0 bis +4 Grad, sonst sind +4 bis +8 Grad möglich. In der Nacht auf Montag kann es Frost von -5 bis +1 Grad geben. Bei Aufklaren und über Schnee sind bis -10 Grad möglich.

Windiges bis stürmisches Regenwetter

Die atlantische Frontalzone greift im Wochenverlauf auf Deutschland über und sorgt mit einem kräftigen Wind aus überwiegend westlichen Richtungen für einen unbeständigen Wettercharakter. Bis Mittwoch ist über der Nord- und in und ab Donnerstag über der Südhälfte mit nennenswertem und regional ergiebigem Regen zu rechnen. Das Potential von regionalen Überflutungen oder ansteigenden Flusspegeln ist als mäßig hoch einzustufen (Niederschlagsprognose). Der Wind kann über exponierten Lagen zu stürmischen Windböen führen und die Temperaturen steigen bis zur Wochenmitte auf +10 bis +15 Grad an, doch bleibt der Wettercharakter noch weit vom Frühling entfernt. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter April.

Windiges, regnerisches und nur mäßig mildes Aprilwetter
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Windiges, regnerisches und nur mäßig mildes Aprilwetter © www.meteociel.fr

Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Das Kippmuster einer Südwestwetterlage

Die Tiefdruckdynamik ist nach dem Dauerhoch vom März ungewöhnlich hoch und beschert Deutschland einen apriltypischen Wettercharakter. Erst der Kaltlufteinbruch mit Schnee bis auf tiefere Lagen (aktuelle Schneehöhen Deutschland), dann die nacheilende atlantische Frontalzone mit viel Wind und Regen. Von meridional Nord-Süd auf zonal West. Darüber stimmen im Übrigen beide Vorhersage-Modelle überein.

Das Hoch zieht sich zurück und keilt an anderer Stelle auf

Zu verdanken ist der Kaltlufteinbruch einem Hoch auf dem Atlantik, das in Kombination mit einem Tief über der Barentssee kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden führte. Das Hoch aber kann sich nicht auf dem Atlantik als Blockadehoch behaupten und zieht sich rasch nach Süden zurück und die atlantische Frontalzone nimmt Kontakt zum Tief über der Barentssee auf.

Doch wie gestern in der Wetterprognose zum Wetter Ostern beschrieben, gerät der Polarwirbel in Unruhe und sorgt entlang seiner Polarfront für eine erhöhte Wellenbewegung. Nach der Wetterprognose der Europäer geschieht das in der Form, dass sich die Tiefdruckgebiete auf dem Atlantik in Richtung der Azoren orientieren und das eigentliche Azorenhoch nach Osten - in Richtung Europa - drücken. Die Tiefdrucksysteme laufen auf das Hoch auf und Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen zum Beginn der zweiten April-Dekade in eine Südwestströmung.

Frühlingshaft mild bis frühsommerlich warm

Der April macht, was er will. Von Winterwetter mit Tiefstwerten von möglicherweise bis -10 Grad, hin zu einer strammen Südwestströmung, was die Temperaturen auf +16 bis +20 Grad in den frühlingshaft milden Bereich ansteigen lassen kann. Örtlich werden bis +23 Grad berechnet, was einem frühsommerlichen Spektrum zuzuschreiben ist. Dazu gibt es immer wieder Schauer, die regional von Gewittern begleitet werden können. Wie man aber auf den nachfolgenden Wetterkarten erkennen kann, ist da noch nichts in Sachen nachhaltiges Frühlingswetter zu erwarten.

Aus einer West- wird eine Südwestwetterlage
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Aus einer West- wird eine Südwestwetterlage © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Polarwirbel mit erheblichen Stabilitätsproblemen

Die Wetterprognose der Amerikaner ist zunächst ähnlich strukturiert und berechnet die östliche Verlagerung des Hochdrucksystems in Richtung Mitteleuropa.

Aufbau einer Hochdruckzone

Das Hoch jedoch dehnt sich nicht nur über Mitteleuropa auf, nein, das Hoch strebt bis zum 11. April direkt nach Skandinavien und dehnt sich bis zum 13. April in den Polarwirbel hinein aus. Die atlantische Frontalzone wird auf diese Art und Weise frühzeitig blockiert und deutlich abgeschwächt. Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen in der Umbauphase kurzzeitig in eine Südströmung, was die Temperaturen zwischen dem 12. und 14. April auf bis +20 Grad ansteigen lassen kann.

Die Hochdruckblase mit einer vollständig gestörten Zirkulation

Doch das Hoch ist mit dem Umbau noch nicht fertig und dehnt sich weiter nach Norden aus und kann bis zum 15. April (Karfreitag) einen autarken Hochdruckkern über Skandinavien etablieren, der sich bis zum 18. April (Ostermontag) über das europäische Nordmeer über Grönland und Island bis nach Kanada ausdehnen kann.

Kühle Ostwetterlage

Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am südlichen Hochdruckgradienten und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, werden aus östlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Europa geführt. Die Niederschlagsneigung steigt über Ostern erneut an und mit einem böigen Ostwind gehen die Temperaturen - je nach Schaueraktivität und Sonnenscheindauer - auf +5 bis +10 Grad, bzw. +14 Grad zurück.

Eine Hochdruckzone dehnt sich immer weiter nach Norden aus und sorgt für einen instabilen Polarwirbel mit einer vollständig gestörten Zirkulation
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine Hochdruckzone dehnt sich immer weiter nach Norden aus und sorgt für einen instabilen Polarwirbel mit einer vollständig gestörten Zirkulation © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Vorerst keine stabilen Wetteraussichten

So ist es und so bleibt es. Nach der meridionalen Grundströmung setzt sich kurzzeitig eine zonal strukturierte Wetterlage durch. Mithilfe eines Major-Warmings in Stratosphärenhöhe wird der Polarwirbel von oben herab gebremst und gerät in Unruhe, was neben einem völlig desolaten Zustand des Polarwirbels zu einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront führen kann. Das spricht nicht gerade für eine stabile Wetterlage - eher das Gegenteil könnte der Fall sein, bei der das Wetter im April - auch in der zweiten Dekade - macht, was er will.

Die Kontrollläufe bestätigen das Auf und Ab und beeindruckend sind die Berechnungen der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe, die aktuell bei -8 Grad liegen, zum, 5. April auf +3 Grad hochschnellen und zum 12. April mit bis +12 Grad einen vorläufigen Höhepunkt erreichen können. Diese Temperaturen wären im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +8 bis +12 Grad zu warm und hätten in tieferen Lagen Temperaturen von +17 bis +23 Grad zur Folge. Ein frühsommerlich warmer Abschnitt ist kurz vor Ostern möglich, nachfolgend aber sackt das viel zu hohe Temperaturniveau wieder ab und pendelt sich auf einen leicht zu warmen Bereich ein.

Wie viel Regen ist zu erwarten?

Die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe ist bis zum 10. April als hoch zu bewerten. Mit Beginn der zweiten April-Dekade lassen die Niederschlagssignale nach und pendeln sich auf einen leicht erhöhten Bereich ein. Wenn man so will, lässt das einen Rückschluss auf den Aufbau einer Hochdruckzone zu.

Betrachtet man die Regenprognose von den Amerikanern und Europäern bis zum 13. April, so sind diese äußerst unterschiedlich ausgeprägt. Die Europäer berechnen eine deutlich höhere Niederschlagsaktivität. Doch stimmen weder die Niederschlagsschwerpunkte noch die Regenmengen überein, sodass die Niederschlagsprognose mit einer großen Vorsicht und einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten ist. Doch in jedem Fall - bis zum Ende der ersten April-Dekade wird immer wieder mit Regen zu rechnen sein.

Links die Regenprognose der Europäer und rechts die der Amerikaner: Die Unterschiede sind hoch, doch trotz der Unterschiede wird vorerst kein trockener und stabiler Wettercharakter zu erwarten sein
Links die Regenprognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 13. April: Die Unterschiede sind hoch, doch trotz der Unterschiede wird vorerst kein trockener und stabiler Wettercharakter zu erwarten sein © windy.com

Wie wahrscheinlich ist der Aufbau einer Hochdruckzone?

Der Mittelwert aller Kontrollläufe bringt es gut auf den Punkt. Zum 11. April zeigt sich die hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront, die sich bis Ostern glättet und mehr zu einer zonalen Grundströmung mit einer nordwestlichen Ausprägung neigt. Nein, eine stabile Wetterentwicklung sieht anders aus.

Keine stabile Wetterlage bis Ostern
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Keine stabile Wetterlage bis Ostern © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
9. April +2 bis
+16 Grad
+6 bis
+8 Grad
13. April +5 bis
+18 Grad
+11 bis
+13 Grad
18. April +4 bis
+21 Grad
+11 bis
+13 Grad
Diagramm Temperaturen April 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe April 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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