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Wie wird der Winter 2021/2022: Ein detaillierter Blick auf die Langfristprognosen

| M. Hoffmann
Ein Winter, der seinem Namen auch gerecht wird?

Der erste Herbstmonat war deutlich zu warm und auch der Oktober wird in seiner ersten Hälfte zu warm ausfallen können. Lassen sich daraus irgendwelche Schlussfolgerungen für den Winter ableiten?

Das Wetter hält sich nicht an Statistiken

Das Wetter interessiert es wenig, was gestern war und wie sich eine ähnliche Wetterlage von vor 10 Jahren verhalten hat. Das Wetter läuft in Mustern ab, das mal mehr und mal weniger stabil verläuft und stets von aktuellen Ereignissen beeinflusst wird. Signifikant aber für die Langfristprognose ist der Umstand, dass mit der Zirkulation seit rund 18 Monaten etwas nicht stimmt und sich diese Zirkulation im Oktober geradewegs so fortsetzt.

Es handelt sich hierbei um die meridional verlaufende Grundströmung, die mit einem Süd-Nord-Wind für ungewöhnliche Wärme und mit einer Nord-Süd-Strömung - auch in Zeiten der Klimaerhitzung - noch für zu kalte Monaten sorgen kann, wie das bspw. im April und Mai der Fall war.

Und genau auf den Erhalt dieser meridionalen Grundströmung sollten Freunde des Winterwetters setzen. Es besagt nicht grundsätzlich einen normalen oder gar zu kalten Winter, es verbessert die Chancen auf eine Nordwetterlage, birgt aber auch die Risiken einer Süd- oder Südwestströmung. Entscheidend wird die Konstellation sein, die sich im November wird aufbauen können.

Setzt sich im November allerdings die Zonalisierung nach 20-monatiger Unterbrechung wieder durch, könnte man versucht sein, schon einen frühzeitig zu warmen Winter auszurufen. Das sind im Grunde die Faktoren, auf die es ankommen wird.

Ein Eiswinter?

Jedes Jahr auf das neue wird der Jahrhundert- oder Eiswinter prognostiziert, was aber zum aktuellen Stand noch gar nicht möglich ist. Zudem fehlt es in diesem Jahr voraussichtlich an den Randfaktoren, wie QBO-Ost oder einem Major-Warming (QBO-Ost möglicherweise erst zum Ende des Winters). Und es zeigt zugleich, wie schwer es für den Winter überhaupt geworden ist, einmal wieder normal oder gar zu kalt auszufallen. Beim Sommer ist die Sachlage klar - in den letzten 28 Jahren waren die Sommer im Vergleich zum Klimamittelwert von 1961 und 1990 stets zu warm (Abweichung >= 0). Der letzte zu kalte Sommer stammte mit einer Differenz von -0,81 Grad sogar aus dem Jahre 1987 .

Der letzte zu kalte Winter liegt nun schon 10 Jahre zurück und in diesem Zeitraum waren 100 Prozent der Winter zu warm und teils erheblich zu warm. Da braucht es also nicht viel an Fantasie, um den kommenden Winter als zu warm auszurufen.

Doch es gibt zwei Faktoren, die schon frühzeitig eine Rolle spielen können. Das ist zum einen der Erhalt der meridionalen Wetterlage und zum anderen die ansteigende Sonnenaktivität. Wir hatten das hier einmal näher besprochen und festgestellt, dass im Jahr nach Durchgang des Sonnenfleckminimums die Winter häufiger normal oder gar zu kalt ausgefallen sind (Wetter Winter 2021/2022: Wie stehen die Chancen für einen Eiswinter?). Das war im Übrigen auch im Winter 2010/11 der Fall. Hier noch einmal die Gegenüberstellung.

Temperaturabweichungen Winter zum Sonnenfleckminimum
Winter Tem­peratur Ab­weichung
83/84 +0,5 Grad +0,25 Grad
84/85 -2,44 Grad -1,69 Grad
Minimum: 85/86 -0,86 Grad -1,11 Grad
86/87 -1,36 Grad -1,61 Grad
93/94 +2 Grad +1,8 Grad
94/95 +2,8 Grad +2,6 Grad
Minimum: 95/96 -2,3 Grad -2,5 Grad
96/97 -0,3 Grad -0,5 Grad
06/07 +4,38 Grad +4,2 Grad
07/08 +3 Grad +2,8 Grad
Minimum: 08/09 -0,2 Grad -0,4 Grad
09/10 -1,3 Grad -1,5 Grad
10/11 -0,6 Grad -0,8 Grad

Die Herbst- & Winterprognose 2021/22 der Langfristmodelle

Wie immer an dieser Stelle der Hinweis, dass Langfristprognosen einen Trend der Temperaturen und Niederschläge abbilden und keineswegs als Detailprognosen zu verstehen sind.

Langfristwetter nach dem Deutschen Wetterdienst

Das Jahreszeitenmodell des Deutschen Wetterdienstes (DWD) berechnet den Herbst (September bis November) mit einer Abweichung gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1,0 bis +2,0 Grad zu warm. Für die ersten beiden Wintermonate Dezember und Januar wird eine Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad in Aussicht gestellt. Im Vergleich zum - wärmeren Mittelwert - von 1991 und 2020 liegt die Abweichung zwischen +0 bis +1 Grad. Da hat sich in den letzten Wochen kaum etwas verändert.

Wettertrend nach dem Langfristmodell der NASA

Sowohl der Oktober, wie auch der November werden mit einer Abweichung von +0,0 bis +1,5 Grad nur tendenziell zu warm berechnet und das überrascht etwas. In der Niederschlagsprognose wird der Oktober neutral und der November etwas zu trocken simuliert.

Für die Wintermonate von Dezember 2021 bis Januar 2022 wird eine Abweichung der Temperatur gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von -1,5 bis +0,5 Grad im leicht zu kalten Bereich simuliert. Der Februar 2022 wird mit einer Differenz von +1 bis +3 Grad zu warm berechnet. Auch das überrascht und zeigt, dass es in dieser Wintersaison ein zu warmer Winter kein Selbstläufer sein wird - immer vorausgesetzt, die meridionale Wetterlage hat weiterhin Bestand.

In Summe ergibt sich daraus ein gegenüber 1961 und 1990 um +0,5 bis +1,5 Grad zu warmer Winter. Im Vergleich zum wärmeren Mittelwert von 1991 und 2020 liegt die Differenz bei -0,7 bis +0,3 Grad im weitgehend normalen Bereich. Die Niederschlagsprognose ist im Dezember leicht zu trocken, im Januar leicht zu nass und im Februar als leicht zu trocken zu bewerten.

Wetterprognose Herbst und Winter nach dem CFSv2 Modell

Der Herbst fällt nach dieser Wetterprognose mit einer Differenz zum langjährigen Mittelwert von +1,0 bis +3,0 Grad deutlich zu warm aus (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad), aber auch die Niederschlagsbilanz ist gegenüber dem Sollwert als zu trocken zu bewerten. Besonders der Oktober sticht mit einer Abweichung von bis +3 Grad besonders deutlich hervor und nach dem erheblich zu warmen September wird es für den November schwer für Ausgleich zu sorgen.

Der Winter 2021/22 wird mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad zu warm simuliert (91/20: -0,2 bis +0,8 Grad). Der Dezember kann mit einer Abweichung von +0 bis +2 Grad noch als der kälteste der Wintermonate durchgehen, während der Januar und der Februar mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad dann doch erheblich zu warm ausfallen können.

Die Niederschlagsleistung ist im Dezember, Januar und Februar als unauffällig und im Trend als leicht zu nass zu bewerten. Für den Moment lässt das keinen Rückschluss auf eine beginnende oder dominierende Westwetterlage zu.

Herbst und Winter nach dem europäischen Langfristmodell

Der Oktober wird mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad deutlich zu warm simuliert, wobei mit einer ansteigenden Niederschlagstätigkeit zu rechnen ist.

Kühler soll das Wetter bei einer ausgeglichenen Niederschlagsbilanz mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad im November ausfallen können. In Summe ein um +1,0 bis +2,0 Grad zu warmer Herbst (91/20: +0,5 bis +1,5 Grad), der im Trend etwas zu trocken ausfallen kann.

Der Winter wird sowohl im Dezember, wie auch im Januar und Februar mit einer Abweichung von +1 bis +3 Grad deutlich zu warm berechnet (91/20: -0,2 bis +1,8 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist im Dezember 2021 und Februar 2022 tendenziell leicht zu trocken und im Januar 2022 etwas zu nass zu bewerten.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990. In Klammer der Mittelwert von 1991 und 2020
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
September 2021 +1,8 Grad (+1,3 Grad) Trend: erheblich zu trocken
Oktober 2021 +1,0 bis +3,0 Grad
(+0,6 bis +2,6 Grad)
Trend: normal bis leicht zu nass
November 2021 +1,0 bis +2,0 Grad
(+0,1 bis +1,1 Grad)
Trend: etwas zu trocken
Dezember 2021 +0,0 bis +2,0 Grad
(-1,0 bis +1,0 Grad)
Trend: normal bis etwas zu nass
Januar 2022 +1,0 bis +2,0 Grad
(-0,4 bis +0,6 Grad)
Trend: normal bis etwas zu nass
Februar 2022 +1,0 bis +2,0 Grad
(-0,1 bis +0,9 Grad)
Trend: normal bis etwas zu nass
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2021/2022  vom 3.10.2021
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2021/2022 vom 3.10.2021

Auf den Punkt gebracht

Ein Vorhersage-Modell simuliert einen halbwegs normalen Winter. Der Rest berechnet einen phasenweise deutlich zu warmen Winter, was in Zeiten der Klimaerhitzung wenig überraschend ist.

Doch Vorsicht und Skepsis sind bei Langfristprognosen immer angebracht und sollte sich das meridional Strömungsmuster im Winter behaupten können, so sind andere Überraschungen möglich.

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