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Wie wird das Wetter im Herbst und wie im Winter? Ein Blick auf die Langfristprognosen

| M. Hoffmann
Winterliche Phasen werden möglich sein - auch im Flachland

Der Herbst startete mit dem September viel zu warm, doch die Großwetterlage wird nach wie vor von einer meridionalen Grundströmung bestimmt, die den Temperaturcharakter schnell in die zu kalte, aber auch zu warme Richtung kippen lassen kann. Was berechnen die Langfristprognosen für den Herbst und Winter 2020/2021 - bleibt die gestörte Zirkulation erhalten?

Der September ist aktuell um +1,9 Grad zu warm und daran wird sich auch nur unwesentlich noch etwas ändern. Im Niederschlagsverhalten hatte der September sein Soll zu 77 Prozent erfüllen können. Doch täuschen diese absoluten Zahlen. Der September war bis zum 25. September erheblich zu trocken und mit einer Abweichung von bis +2,6 Grad deutlich zu warm. Der außergewöhnliche Niederschlag von einem Wochenende konnte die Dürre mancherorts abmildern, doch bleibt diese nach wie vor über dem Westen und Südwesten bestehen. Über Schleswig-Holstein konnte das Niederschlagssoll erst zu 42 Prozent und über Hessen zu 50 Prozent erfüllt werden.

Trogwetterlage

Die Vorhersage-Modelle und auch die Kontrollläufe stimmen in ihren Wetterprognosen weitgehend darüber überein, dass der Oktober etwas zu warm beginnt, sich dann aber bis zur Monatsmitte normalisieren könnte. Die Betonung liegt noch auf könnte, da es bei einem Trog sehr genau darauf ankommt, wo dieser niedergeht. Ist das westlicher, wird es über Deutschland, Österreich und der Schweiz außergewöhnlich warm (Altweibersommer), bei einem östlichen Niedergang wird der Wettercharakter eher dem Vollherbst zuzuschreiben sein. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Oktober und Herbst/Winter 2020/2021.

Die gestörte Zirkulation

Eigentlich - ja eigentlich bedeutet die gestörte Zirkulation nichts schlechtes, wenn man einen abwechslungsreichen und eher gemäßigt warmen bis kühlen Wettercharakter bevorzugt. Schaut man sich zudem die aktuellen Wetterkarten einmal genauer an, so erkennt man das absolute Statement der gestörten Zirkulation. Das Tief taucht förmlich unter dem gewaltigen Hochdruckgebiet hinweg. Normalerweise tummeln sich die Tiefdruckgebiete zu dieser Jahreszeit zwischen Island und Skandinavien herum - doch davon ist die aktuelle Wetterentwicklung weit entfernt.

Die gestörte Zirkulation: Ein klares Statement gegen die Westwetterlage
Die gestörte Zirkulation: Ein klares Statement gegen die Westwetterlage © climatereanalyzer.org

Die Folgen für den Winter?

Die bleiben abzuwarten, denn auch in den letzten Jahren zeigte sich im Sommer und Herbst eine gestörte Zirkulation mit einer hohen Wellenbewegung entlang der Polarfront - doch pünktlich zum Beginn des Dezembers kippte das Strömungsmuster auf eine zonale Richtung um und fortan wurde der Winter von nasskaltem Westwindwetter dominiert. Gut möglich also, dass das in diesem Jahr wieder der Fall sein wird. Aber es gibt auch Randfaktoren, die andere Rückschlüsse zulassen - dazu aber in den kommenden Tagen mehr.

Wettervorhersage Herbst und Winter 2020/2021 nach den Langfristmodellen

Langfristprognosen sind so zu bewerten, wie sie sind - es sind Berechnungen für die Zukunft, die einen groben Überblick darüber geben, ob die kommenden Monate und Jahreszeiten tendenziell zu warm oder zu kalt, zu nass oder zu trocken ausfallen können. Entscheidend jedoch für die Langfristprognosen sind die Anfangsparameter und die können sich jederzeit ändern. In Zeiten des Klimawandels aber wird eine Jahreszeiteinprognose zunehmend einfacher.

Langfristwetter nach dem Deutschen Wetterdienst

Das Langfristmodell bewertet jeweils immer nur drei Monate - insofern überschneiden sich hier die Jahreszeiten. Der Zeitraum von Oktober bis Dezember soll im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961-1990) um +0,5 bis +2 Grad deutlich zu warm ausfallen können. Die Niederschlagsprognose ist unauffällig gegenüber dem Sollwert.

Von November bis Januar 2021 simuliert die Langfristprognose des DWD einen Temperaturüberschuss von +0,5 bis +2 Grad im ebenfalls zu warmen Bereich. Die Niederschlagsprognose tendiert eher in die leicht zu trockene Richtung. Grundsätzlich aber lautet das Fazit: Zu warmer Herbst und ein bis Januar zu warmer Winter.

Wettertrend Herbst & Winter nach dem Langfristmodell der NASA

Die NASA simuliert in ihrer aktuellen Wetterprognose den Herbst mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad deutlich zu warm und in der Niederschlagsprognose könnte mit einem deutlich zu nassen November ein ausgeglichenes Niederschlagsvolumina möglich sein.

Für die Wintermonate von Dezember 2020 bis Februar 2021 wird eine Abweichung der Temperatur gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von +1 bis +2 Grad im leicht zu milden bis deutlich zu warmen Bereich simuliert. Die Niederschlagsprognose ist im Trend als normal zu bewerten.

Wetterprognose Herbst und Winter nach dem CFSv2 Modell

Die Temperaturabweichung soll nach dem Wettertrend des CFSv2-Modells im Herbst zwischen +1 bis +2 Grad im zu warmen Bereich liegen. Dafür aber ist ein deutlich zu nasser Oktober und November zu erwarten (die typische Westwetterlage?)

Für den Winter allerdings sieht es mit einer Differenz von +1 bis +3 Grad weiterhin nicht gut aus. Lediglich der Dezember könnte mit einer Differenz von +0,5 bis +2 Grad noch aus dem Rahmen fallen. In der Niederschlagsbewertung ist der Dezember leicht zu nass, der Januar deutlich zu nass und der Februar leicht zu trocken bewertet.

Herbst und Winter nach der Prognose des europäischen Langfristmodells

Der Herbst soll mit einer Differenz von +0,5 bis +1,5 Grad zu warm und im Trend leicht zu trocken ausfallen.

Die Wintermonate Dezember 2020, Januar und Februar 2021 werden mit einer durchschnittlichen Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad zu mild simuliert. Besonders der Dezember und der Januar zeigen kühlere Phasen, während der Februar deutlich zu warm simuliert wird. Der Dezember soll etwas zu nass und der Januar und Februar tendenziell etwas zu trocken ausfallen.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert (1961-1990) und in Klammern der neue Mittelwert (1991-2020)
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
September 2020 +1,5 bis +2,3 Grad (+1,0 bis +1,7 Grad) Trend: normal bis etwas zu trocken
Oktober 2020 +1,0 bis +2,0 Grad (+0,6 bis +1,7 Grad) Trend: normal zu nass
November 2020 +1 bis +2 Grad (+0,2 bis +1,3 Grad) Trend: normal bis leicht zu nass
Dezember 2020 +0,5 bis +2 Grad (-0,5 bis +1,0 Grad) Trend: normal bis leicht zu trocken
Januar 2021 +1,0 bis +3,0 Grad (+0,0 bis +2,0 Grad) Trend: normal bis zu nass
Februar 2021 +1,0 bis +2,0 Grad (+0,1 bis +0,9 Grad) Trend: zu trocken
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2020/2021  vom 28.9.2020
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst/Winter 2020/2021 vom 28.9.2020

Auf den Punkt gebracht

Die Langfristprognosen haben sich im Verlauf der letzten Wochen nur unwesentlich verändert. Interessant aber ist der deutlich weniger trockene Wettercharakter, was die Hoffnung auf ein ausgeglichenes Niederschlagsniveau macht. Dass sowohl der Herbst, als auch der Winter aber zu warm ausfallen können, zeigt sich nicht nur in den Langfristwettertrends der Vorhersage-Modelle bestätigt und wird am Ende auch mit dem Klimawandel zu begründen sein.

Trotz des Klimawandels aber werden dennoch winterlichen Phasen mit Schnee und Dauerfrost möglich sein - zumindest ab den mittleren Lagen (400 bis 800 Meter). Aber auch in tieferen Lagen sind winterliche Wetterereignisse zu erwarten. Warum? Die Rahmenfaktoren wie der QBO-Ost, ein Major-Warming und eine schwache Sonnenaktivität sind klare Fürsprecher der gestörten Zirkulation. Schaun mer mal, was da so kommen mag.

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