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Wettertrend Januar 2022: Zwischen Turbofrühling und Hochwinter

| M. Hoffmann
Wo bleibt der Winter - kann er sich im Januar durchsetzen? © Martin Bloch

Kommt der Winter zum Jahreswechsel, wie verhält sich der Hochwinter im Januar 2022 und was berechnet der Wettertrend der Langfristmodelle für das Januarwetter?

Winterliche Wetterverhältnisse sind an Weihnachten 2021 nahezu unmöglich geworden. In den letzten 24 Stunden hat der Trend zu einer Milderung - deutlich - zugenommen. Anders formuliert ist eine weiße Weihnacht über dem Norden unter bestimmten Voraussetzungen noch anzudenken, über dem Süden lässt sich aber nicht einmal mehr darüber spekulieren.

Doch das gesamte Konstrukt der Großwetterlage ist nicht gerade als stabil zu bewerten und ein möglicher Kaltlufteinbruch nach Weihnachten hängt mit einer Blockadeachse über dem Atlantik zusammen. Kippt die Blockadeachse nach Osten ab, so war's das mit einer winterlichen Wetterlage vorerst. Stabilisiert sich hingegen die Achse auf dem Atlantik, so hat das Tiefdrucksystem über Skandinavien ausreichend Zeit, um nach Süden auszutrogen und unter Umständen einen nachhaltigen Trog - und damit Wintereinbruch bis auf das Flachland herab - zu initialisieren. Mehr dazu: Wetter Weihnachten 2021.

Auch der letzte Strohhalm in Form einer Blockadeachse auf dem Atlantik - schwindet so langsam
Auch der letzte Strohhalm in Form einer Blockadeachse auf dem Atlantik - schwindet so langsam
© www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter im Januar 2022?

Die Wetterentwicklung zu Weihnachten ist absehbar, doch was man auf der obenstehenden Wetterkarte auch erkennt, ist die enorme Tiefdruckdynamik über dem östlichen Kanada, die mit allen Mitteln die Blockadeachse auf dem Atlantik auflösen und die Zonalisierung herbeiführen will. Im Grunde ergeben sich daraus für das Wetter im Januar 2022 zwei mögliche Großwetterlagen.

Die Zonalisierung

Unser Postfach füllt sich mit Anfragen, wann denn endlich der Regen kommt. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach dem Winter. Beides passt nicht so recht zusammen. Viel Regen gibt es mit einer Westwetterlage und die ist möglich, wenn das Hoch nach Osten verdrängt wird und sich anschließend nach Süden zurückzieht. Nachfolgend dröhnt die atlantische Frontalzone mit voller Wucht in Richtung Skandinavien und neben Starkwindereignissen ist reichlich Niederschlag und milde Temperaturen zu erwarten.

Sollte sich die Zonalisierung durchsetzen, so würde der Januar 2022 deutlich zu warm und zu nass beginnen können. Und hat sich die Westwetterlage erst einmal etabliert, dominiert diese sieben bis vierzehn Tage das Wetter über Deutschland. Das wird dann knapp für den Winter im Januar.

Die Abwandlungen einer zonal verlaufenden Westwetterlage ist die warme Südwest- und die nasskalte Nordwestwetterlage.

Die stürmische Westwetterlage links, in der Mitte die milde Südwestwetterlage und rechts die nasskalte Nordwestwetterlage mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach einzelnen Kontrollläufen: die stürmische Westwetterlage links, in der Mitte die milde Südwestwetterlage und rechts die nasskalte Nordwestwetterlage mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen
© www.meteociel.fr

Die gestörte Zirkulation

Es lohnt sich in den kommenden Tagen die Struktur des Polarwirbels zu beobachten, denn in den Wetterprognosen wird ein Polarwirbelsplit berechnet, der an Weihnachten beginnt und bis in den Januar hinein zu einem vollständigen Zusammenbruch des Polarwirbels sorgen kann. Das ist zwar nicht mit Winterwetter gleichzusetzen, es verbessert aber die Chancen für den Winter ungemein. Die Zirkulation nennt man in diesem Fall deshalb gestört, da mit einem Hoch über dem Atlantik oder über Skandinavien eine Westwindzirkulation nicht mehr möglich ist. Sind die Auswirkungen entsprechend heftig und das Hoch gut strukturiert, so ist eine solche Wetterentwicklung eine gute Grundlage für den Hochwinter im Januar.

Die Abwandlungen einer gestörten Zirkulation ist eine meridional verlaufende Großwetterlage, die für eine Grundströmung von Nord nach Süd, als auch von Süd nach Nord führen kann. Der Unterschied dieser Variationen zeigt sich in einer kalten oder warmen Witterung.

Polarwirbelsplit mit einem völlig gestörten Zirkulationsmuster in unterschiedlichen Ausprägungen
Wetterprognose nach einzelnen Kontrollläufen: Polarwirbelsplit mit einem völlig gestörten Zirkulationsmuster in unterschiedlichen Ausprägungen
© www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

Der AO-Index, der vereinfacht ausgedrückt den Zustand des Polarwirbels beschreibt - ist seit dem 16. Dezember deutlich negativ und wird das bis in den Januar hinein bleiben. Es ist - anhand dieser Daten - nicht davon auszugehen, dass der Polarwirbel zu einer Normalität zurückkehrt. Der Polarwirbel wird immer wieder von Hochdrucksystemen gestört werden können.

Der NAO-Index, der das Verhältnis von Islandtief zu Azorenhoch berechnet, wird im Zeitraum vom 22. bis 26. Dezember leicht positiv bewertet (Kippmoment zu einer Westwetterlage), zeigt zum Jahresausklang und in den ersten Januartagen eine klare negative Entwicklung.

Nimmt man diese Faktoren zusammen, so spricht zum aktuellen Stand einiges gegen die Zonalisierung und Störeinflüsse werden - auch im Januar - eine Rolle spielen können.

Der Stratosphärenwirbel

Um Weihnachten herum entsteht in Stratosphärenhöhe ein schwaches Minor-Warming, dass keinerlei Auswirkungen auf das Wetter haben wird. Damit das der Fall ist, muss es sich zu einem Major-Warming weiterentwickeln können. Nach den aktuellen Berechnungen ist bis Anfang Januar ein Ansatz für ein Major-Warming zu erkennen, an dem auch etwas dran sein kann. Das muss man in den kommenden Tagen weiter beobachten.

Die Windgeschwindigkeiten betragen aktuell +180 km/h und sacken bis zum Jahreswechsel auf -36 km/h ab. Das ist ein erster Hinweis, auf ein beginnendes Major-Warming. Warum das wichtig ist? Mit einem negativen Vorzeichen beginnen sich die Winde in Stratosphärenhöhe von West-Ost auf Ost-West zu drehen und dieses entgegenwirken auf die Drehrichtung über den unteren Luftschichten hat einen erheblichen Einfluss auf den Polarwirbel selbst, der im extremsten Fall zu einem vollständigen Zusammenbruch führt.

Polarwirbelsplit mit einem völlig gestörten Zirkulationsmuster in unterschiedlichen Ausprägungen
Wetterprognose nach einzelnen Kontrollläufen: Polarwirbelsplit mit einem völlig gestörten Zirkulationsmuster in unterschiedlichen Ausprägungen
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Auf den Punkt gebracht: Hop oder Top

Das ist so und das bleibt so. Der Winter bringt sich in Stellung und verharrt dann einfach. Einen richtigen Wintereinbruch hat es so noch nicht gegeben und der aktuelle Temperaturüberschuss liegt bei +2,0 Grad. Auch die zweite Dezemberdekade war deutlich zu warm und das Niederschlagssoll konnte bislang zu 41 Prozent erfüllt werden.

Betrachtet man die Kontrollläufe so bleiben Unsicherheiten über Weihnachten bestehen, werden jedoch zunehmend ausgeräumt. Nachfolgend sinken die Werte auf einen Bereich ab, der für die Jahreszeit normal ist, aber wirkliches Winterwetter steckt da nicht dahinter. Nasskalt trifft es besser. Exemplarisch hierzu die Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend, die zum Beginn des neuen Jahres ein Hochdrucksystem über Europa berechnen, bei der die Tageswerte - je nach Sonnenscheindauer - auf bis +12 Grad ansteigen können. Sollte diese Variante so eintreten, würde der Dezember als ungewöhnlich warmer Wintermonat in die Wettergeschichte eingehen und der Januar gleich ordentlich zu warm starten können.

Doch bilden - wen wundert es - die Amerikaner eine erneut deutlich zu warme Variante ab. Und zwar mit Abstand zu warm. Die Differenz zum Mittelwert liegt bei exakt 15 Grad.

Der Mittelwert aller Kontrollläufe (li.) im Vergleich zur Januarprognose der Amerikaner (re.) - da gibt es noch Entwicklungspotential
Der Mittelwert aller Kontrollläufe (li.) im Vergleich zur Januarprognose der Amerikaner (re.) - da gibt es noch Entwicklungspotential
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Was die Langfristprognosen für das Wetter im Januar berechnen

Das CFSv2 Modell simuliert den Januar 2022 mit einer Abweichung gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 um +0,5 bis +1,5 Grad etwas zu mild (91/20: -0,9 bis +0,1 Grad) . Der Niederschlagstrend ist unauffällig und über dem Nordosten leicht zu trocken.

Die NASA simuliert das Januarwetter mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad ebenfalls etwas zu warm (91/20: -0,9 bis +0,1 Grad) und im Niederschlagstrend leicht zu trocken.

Das europäische Vorhersage-Modell macht den Freunden des Winterwetters mit einer Abweichung der Temperaturen von -0,5 bis +0,5 Grad Hoffnung auf einen normalen Verlauf des Januars. Die Niederschlagsprognose fällt hingegen leicht negativ aus, was den Rückschluss auf eine hochdruckdominierte Wetterlage zulässt.

Immerhin - möchte man meinen - die extrem zu warmen Berechnungen mit einer Differenz von +2 bis +4 Grad sind so nicht mehr vorhanden.

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