Wetteraussichten: Die atlantische Frontalzone läuft heiß und hat eine ungewöhnliche Wetterentwicklung zur Folge
Ein Hochdruckblock über Osteuropa und eine ungewöhnlich hohe Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik stehen sich gegenüber und werden den weiteren Wetterverlauf unter sich ausmachen. Welche Optionen hat der Winter und wie steht es um den Spätherbst?
Das bisher dominante Hochdrucksystem weicht in den kommenden Tagen etwas weiter nach Norden zurück und stellt der atlantischen Frontalzone mehr Spielraum zur Verfügung, deren Ausläufer Deutschland immer wieder streifen können.
Nasskalter Nordosten mit optional frühwinterlichen Wetterereignissen
Von Westen drücken ab Mitte der Woche Regengebiete nach Deutschland und sorgen für einen zunehmend unbeständigen Wettercharakter, der bis Ende der Woche anhalten wird. Die Tiefdruckausläufer kommen nur sehr langsam nach Osten voran, da über dem östlichen Europa ein sog. Kaltlufttropfen versucht, nach Westen zu gelangen. Infolge daraus baut sich über Deutschland eine Luftmassengrenze auf, was die Temperaturen über Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, sowie über Sachsen und Sachsen-Anhalt bis zum Ende der Woche um die +0 Grad-Marke herum einpendeln lässt. Dauerfrost wird dort zum Thema. Hinzu kommt eine leicht erhöhte Schauerneigung, was Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nicht ausschließen lässt (Schneeprognose). Weiter nach Westen ist es die milde Atlantikluft, was die Temperaturen auf +8 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad ansteigen lassen kann. Die Luftmassengrenze verläuft entlang einer Linie von Hamburg und dem Bayerischen Wald. Anzumerken ist, dass der Verlauf einer Luftmassengrenze dynamisch ist und es sehr auf die Details ankommen wird. Andere Lösungen sind möglich, wie es die nachfolgenden Wetterkarten eindrücklich zeigen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November 2022.
Die Regenprognose
Zwar sind über dem Westen bis Mitte der Woche immer wieder lokal leichte Schauer möglich, nennenswert wird der Regen aber erst in der Nacht auf Mittwoch. Langsam dehnt sich der Regen bis zum Abend nach Osten aus, doch wird spätestens an einer Linie von Hamburg und Berchtesgaden wird die Regenfront blockiert und regnet an Ort und Stelle ab.
Ein zweites Niederschlagsband erreicht Deutschland am späten Donnerstagnachmittag. Kräftiger Regen zieht langsam nach Osten und wird am Freitagnachmittag erneut entlang einer Linie von Hamburg und dem Bayerischen Wald blockiert. Ganz nach Osten werden die Niederschlagsfelder nicht durchgreifen können.
Kumuliert man die Regensummen, so sind bis einschließlich Samstag westlich einer Linie von Rostock und Dresden Regenmengen von 5 bis 15 l/m² und örtlich bis 20 l/m² möglich. Weiter nach Osten bleibt es trocken.
Die atlantische Frontalzone tobt
Der Hochdruckblock ist im eigentlichen Sinne eine Anomalie, die da nicht hingehört. Entsprechend heftig ist das Bestreben der atlantische Frontalzone, diese Anomalie zu beseitigen, doch mag das nach der Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle nicht gelingen - stattdessen läuft die atlantische Frontalzone heiß
.
Hoch blockt
Die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik ist bemerkenswert (Warum das so ist) und fördert Tiefdrucksysteme mit einem Kerndruck von bis zu 950 hPa zutage. Das Hoch aber hält dagegen und schafft es bis zum 24. November, die atlantische Frontalzone auf Abstand zu halten.
Deutschland zwischen den Fronten
Dennoch gelingt es der Frontalzone etwas weiter nach Osten voranzukommen und das Wetter über Deutschland zunehmend zu beeinflussen. Der Wind aus südwestlichen Richtungen wird kräftiger und die Niederschlagsneigung nimmt zu. Erreichen die Temperaturen am 20. November +8 bis +12 Grad und über dem Osten bis +5 Grad, so können sich die Werte bis zum 23. November auf +6 bis +12 Grad einpendeln. Das ist und bleibt für die Jahreszeit zu warm.
Extreme Entwicklung hat einen Polarwirbelsplit zur Folge
Der Wettertrend der Amerikaner zeigt, wozu das Hoch noch imstande ist. Denn ab dem 23. November beginnt das Hoch nach Norden aufzustreben und sich über die Barents- und Karasee bis zu den Aleuten auszudehnen.
Die Folgen des Polarwirbelsplits
Ein Polarwirbelsplit wurde in den letzten Tagen häufiger berechnet und nachfolgend wieder verworfen. Heute nun wieder eine Variante, die eine Dipolausbildung des Polarwirbels favorisiert. In diesem Prozess wird der Polarwirbel in zwei Hälften geteilt. Der eine Teil wabert im Bereich östliches Russland umher, während der zweite Teil sich zwischen Alaska und Island positioniert.
Deutschland bleibt zwischen den Fronten
Doch verläuft auch dieser Polarwirbelsplit aus Sicht der Freunde des Winterwetters
an einer ungünstigen Stelle. Das Hoch über dem Osten, die atlantische Frontalzone über dem Westen und da sich Tiefdrucksysteme gegen und Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, wird eine Südanströmung der Luftmassen initialisiert, was frühwinterliche Wettererscheinungen wenig wahrscheinlich macht. Vielmehr ist es so, dass bis zum 28. November Tageswerte über dem Westen von bis +10 Grad und über dem Rest mit +4 bis +8 Grad im nasskalten Bereich berechnet werden. Die Windaktivität nimmt - wie die Niederschlagstätigkeit - zu.
Auf den Punkt gebracht: Hochdruckblock mit interessanten Ansätzen
Tag sechs, an dem wir diese Überschrift unverändert so stehen lassen können und noch immer zeichnet sich keine richtige Lösung für die Entwicklung der Großwetterlage ab. Der Hochdruckblock ist - wie die atlantische Frontalzone - ungewöhnlich stark und es wird viel davon abhängig sein, wer zuerst einen Rückzieher machen wird.
Es wird kühler
Die Wettervorhersage der Kontrollläufe berechnet bis zum 18. November einen Temperaturüberschuss von +4 bis +6 Grad im deutlich zu warmen Bereich. Überdies sinkt das Niveau ab, bleibt aber im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert mit einer Differenz von +1 bis +2 Grad und phasenweise um bis +3 Grad zu warm. Der Mittelwert der Temperaturen pendelt sich vom 18. bis 29. November auf einen Bereich zwischen +5 bis +10 Grad ein.
Und nasser
Mit den zurückgehenden Temperaturen nehmen die Niederschlagssignale ab dem 16. November zu und sorgen bis zum 28. November im Schwerpunkt über dem Westen für zeitweilige und durchaus nennenswerte Niederschläge. Nach Osten und Norden lässt die Niederschlagstätigkeit nach, sodass dort nur mit gelegentlich - leichten - Niederschlägen gerechnet werden kann. Das spricht im Wesentlichen für eine Großwetterlage mit einem Hochdruckblock über dem Osten und einem wenig erfolgreichen Anrennen der atlantische Frontalzone - Pattsituation.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
20. November | +0 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
24. November | +4 bis +13 Grad |
+7 bis +9 Grad |
29. November | +1 bis +11 Grad |
+5 bis +7 Grad |
Die Winterprognose des Langfristmodells
Monat | Temperatur | Niederschlag | Auffälligkeit |
---|---|---|---|
September 2022 | +0,1 Grad (-0,4 Grad) |
zu nass | - |
Oktober 2022 | +3,53 Grad (+3,13 Grad) |
deutlich zu trocken | Rekordwarm |
November 2022 | +2,5 bis +3,5 Grad (+1,6 bis +2,6 Grad) |
Trend: extrem trocken | Extrem hohe Temperaturanomalie über Skandinavien, extrem trocken über Mittel- und Südeuropa |
Dezember 2022 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,5 bis +1,5 Grad) |
Trend: normal bis leicht zu trocken | Norwegen deutlich zu nass, West- und Südeuropa extrem trocken |
Januar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,1 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | Westliches Russland außergewöhnlich warm |
Februar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,6 bis +1,4 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | England und Norwegen zu nass, Spanien und Portugal, sowie die östliche Mittelmeerregion deutlich zu trocken |