Wettertrend: Steht ein Wintereinbruch über Deutschland bevor?
Eine Pattsituation - samt Luftmassengrenze - zeichnet sich in den kommenden Tagen über Deutschland ab und unter bestimmten Voraussetzungen können sich die ersten Schneeflocken mit untermischen. Die nachfolgende Wetterentwicklung ist dann alles andere als gewöhnlich und bietet weiter frühwinterliche Optionen an.
Noch dominiert ein Hochdrucksystem das Wetter über Deutschland und sorgt für einen verbreitet sonnigen Sonntag. Zum Beginn der neuen Woche schwächt sich der Einfluss des Hochdrucksystems ab und die Bewölkung nimmt von Südwesten zu, was rund um den Schwarzwald für ein paar Schauer sorgen kann. Die Temperaturen bleiben mit +12 bis +14 Grad und örtlich bis +16 Grad für die Jahreszeit deutlich zu warm.
Aufbau einer Luftmassengrenze - Schneefall? Möglich!
Die atlantische Frontalzone weitet im Verlauf der kommenden Woche ihren Einfluss weiter nach Osten aus und drückt in diesem Prozess das Hoch über Deutschland weiter nach Norden. Bis zum 17. November positioniert sich das Hoch über Skandinavien und wird an seinem südlichen Gradienten anfällig für Störimpulse. Diese Störimpulse streben gleich von zwei Richtungen nach Deutschland - einmal von Osten und einmal von Westen. Das führt von Mittwoch bis einschließlich Freitag zu einer sog. Pattsituation, die entlang eines Streifens von Hamburg und der Zugspitze verlaufen kann. An diese Linie scheitern die Regengebiete und regnen an Ort und Stelle ab, was regional zu länger andauerndem und ergiebigem Regen führen kann.
Während von Westen milde Luftmassen zugeführt werden, sorgt ein teils böiger Ostwind über den östlichen Landesteilen für einen markanten Temperaturrückgang. Bis Freitag sind über dem Westen +8 bis +12 Grad und über etwa östlich der Linie von Bremen und dem Bayerischen Wald +0 bis +4 Grad zu erwarten. Je nachdem, wie weit der Niederschlag nach Osten vorankommen wird, kann sich zum Regen auch Schnee oder Graupel mit untermischen (Schneeprognose). Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Die Regenprognose
Entscheidend für die Niederschlagsprognose wird sein, wie sich die Luftmassengrenze über Deutschland positionieren wird. Verschiebungen in die eine oder andere Richtung sind möglich, doch sind sich die Vorhersage-Modelle darüber einig, dass der meiste Niederschlag über den westlichen Landesteilen zu erwarten sein wird. Als plausibel ist im Moment die Regenprognose des deutschen Vorhersage-Modells, das bis einschließlich Freitag westlich einer Linie von Bremen und dem Bayerischen Wald Regensummen von 10 bis 18 l/m² und örtlich bis 25 l/m² simuliert. Weiter nach Osten lassen die Niederschläge nach, sodass Teile von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Sachsen trocken bleiben können.
Displacement des Polarwirbel - Aufbau eines Hochdruckblocks
Sowohl die Wetterprognose der Amerikaner, als auch die der Europäer berechnen bis zum 22. November eine fast identische Entwicklung der Großwetterlage, die sich in den letzten Tagen immer wieder abzeichnete.
Imposanter Hochdruckblock
Das Hoch über Skandinavien denkt gar nicht daran, sich den anrennenden Tiefdrucksystemen geschlagen
zu geben und weitet seine Präsenz über Skandinavien bis zum 22. November weiter aus und wird in diesem Prozess einen Kerndruck von bis zu 1040 hPa erreichen. Die Dimensionen des Hochdrucksystems reichen von der Barentssee bis über die östliche Mittelmeerregion und erreicht mit ihren westlichen Gradienten gerade noch so Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Die kühle Ost- oder die milde Südvariante?
Entscheidend für das Wetter über Deutschland wird zum einen sein, wie weit sich der westliche Rand des Hochdrucksystems nach Deutschland vorankommen und zum anderen, wie die Ausgestaltung der Hochdruckachse aussehen wird.
Warum das von Bedeutung ist, zeigt sich in den nachfolgenden Wetterkarten. Die atlantische Frontalzone wird nach beiden Modellen vollständig blockiert, doch liegt der Hochdruckkern nach dem amerikanischen Wettermodell weiter nördlich, sodass an dessen südlichen Gradienten kühlere Luftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland geführt werden können. Die Europäer lassen hingegen die Frontalzone auflaufen, was zu einer südlichen Anströmung der Luftmassen führen wird.
Nasskalt oder Dauerfrost?
Die Europäer berechnen für den 22. November Tageshöchstwerte von +4 bis +8 Grad im nasskalten Bereich. Die Amerikaner simulieren +2 bis +6 Grad und lassen über Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt den Dauerfrost mit -2 bis +2 Grad optional werden.
Schneefall möglich
Niederschlagssignale werden von beiden Vorhersage-Modellen berechnet und da die Temperaturen in den Nächten auf -4 bis +3 Grad absinken können, ist insbesondere in den Nächten Schneefall bis auf tiefere Lagen nicht auszuschließen. Auch die Ausbildung einer Schneedecke liegt primär über dem Osten und Nordosten von Deutschland im Bereich des Möglichen, wie die aktuelle Schneeprognose zeigt.
Extreme Wetterereignisse nicht auszuschließen
Man erkennt auf den Wetterkarten gut die Ausgestaltung der Fronten. Der Polarwirbel tobt sich in Form der atlantische Frontalzone im Bereich Kanada, Grönland und Island aus, während das Hoch die Blockaderolle übernimmt und den Rest des Polarwirbels weit nach Norden verschiebt. Zwar reichen weitere Hochdruckkeile von Alaska und den Aleuten in den Polarwirbel hinein, doch kommt nach den aktuellen Berechnungen keine Querverbindung zwischen den Hochdrucksystemen zustande. Mit anderen Worten formuliert ist ein Polarwirbelsplit weiterhin möglich, doch zum aktuellen Stand weniger wahrscheinlich als ein Displacement (Verschiebung) geworden.
Das Hoch weicht nicht, wird aber Anfällig für Störimpulse
Die Beharrlichkeit des Hochdrucksystems ist nach dem Wettertrend der Amerikaner bis zum 28. November bemerkenswert. Egal, was die atlantische Frontalzone versucht, sie scheitert am Hoch. Doch gelingt es Störimpulse zu setzen, denen es immer wieder gelingt, am südlichen Rand das Hochdrucksystem zu unterwandern
und so über Deutschland, Österreich und der Schweiz für einen abwechslungsreichen und phasenweise auch turbulenten Wettercharakter zu sorgen.
Kräftiger Schneefall?
Wie turbulent die Wetterentwicklung ausfallen kann, zeigt sich am Beispiel vom 26. November. Ein Störimpuls positioniert sich über der Mittelmeerregion und pumpt an seiner Ostflanke warme und feuchte Luftmassen nach Norden, die sich über Deutschland mit einer kalten Ostströmung vermischen und so bei Tageswerten von +0 bis +4 Grad immer wieder für Schnee- oder Schneeregen sorgen können, der ab den mittleren Lagen zu einer Neuschneedecke von 4 bis 8 cm führen kann.
Auf den Punkt gebracht: Hochdruckblock mit interessanten Ansätzen
Tag fünf, an dem wir diese Überschrift unverändert so stehen lassen. Die optionale Luftmassengrenze ist ein solch interessanter Ansatz, doch wie wahrscheinlich ist die Zufuhr kalter Luftmassen und der mögliche Schneefall?
Eine zunehmend nasskalte Witterung
Die Kontrollläufe stützen kein deutlich zu kalten Temperaturtrend und im direkten Vergleich bilden die Amerikaner die kälteste Variante ab. Schneefall ist also nur eine Option, deren Eintreffwahrscheinlichkeit in den kommenden Tagen weiter verifizieren muss.
Mehrheitlich berechnet der Wettertrend der Kontrollläufe einen Temperaturmittelwert, der aktuell um bis +12 Grad wärmer als der vieljährige Durchschnitt ist. Ab dem 15. November sinkt das Temperaturniveau ab und pendelt sich bis zum 28. November auf einen Bereich ein, der im Vergleich zum Klimamittelwert über dem Osten und Süden um +1 bis +3 Grad zu warm ausfallen kann. Über dem Norden und Westen bestätigt sich eine Temperaturanomalie von +1 bis +2 Grad im zu warmen Bereich. In Summe aber nähern sich die Temperaturen mit Tageswerten von +5 bis +10 Grad bei einer ansteigenden Niederschlagstätigkeit allmählich dem nasskalten Bereich.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
19. November | +0 bis +12 Grad |
+5 bis +7 Grad |
23. November | +0 bis +12 Grad |
+7 bis +9 Grad |
28. November | +0 bis +13 Grad |
+5 bis +7 Grad |
Die Winterprognose des Langfristmodells
Monat | Temperatur | Niederschlag | Auffälligkeit |
---|---|---|---|
September 2022 | +0,1 Grad (-0,4 Grad) |
zu nass | - |
Oktober 2022 | +3,53 Grad (+3,13 Grad) |
deutlich zu trocken | Rekordwarm |
November 2022 | +2,0 bis +3,5 Grad (+1,1 bis +2,6 Grad) |
Trend: extrem trocken | Extrem hohe Temperaturanomalie über Skandinavien, extrem trocken über Mittel- und Südeuropa |
Dezember 2022 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,5 bis +1,5 Grad) |
Trend: normal bis leicht zu trocken | Norwegen deutlich zu nass, West- und Südeuropa extrem trocken |
Januar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,1 bis +1,1 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | Westliches Russland außergewöhnlich warm |
Februar 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad (+0,6 bis +1,4 Grad) |
Trend: normal bis etwas zu nass | England und Norwegen zu nass, Spanien und Portugal, sowie die östliche Mittelmeerregion deutlich zu trocken |
Nächste Aktualisierung
- 17:00 Uhr: Außergewöhnliche Temperaturanomalie auf dem Atlantik - Auswirkungen auf den Winter über Deutschland?
- 20:00 Uhr: Aufgrund der spannenden Wetterentwicklung erfolgt an dieser Stelle heute Abend eine Aktualisierung der Wetterprognose
Update der Wetterprognose von 20:10 Uhr
Die Großwetterlage steht vor einem Umbruch. Das zeigt sich allein schon in der kommenden Woche, wenn sich über Deutschland eine Luftmassengrenze aufbaut und über den östlichen Landesteilen einen markanten Temperaturrückgang in Aussicht stellt. Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer sind zum Ende der Woche über Ostdeutschland nicht gänzlich auszuschließen (Schneeprognose).
Polarwirbelsplit oder Displacement?
Waren sich die Prognosen der Vorhersage-Modelle einig darüber, dass sich bis zum 22. November ein Hochdruckblock über Osteuropa/Europa wird behaupten können, so bringen die Amerikaner heute eine Ergänzung ins Spiel. Der Block erhält sich nicht nur, sondern das Hoch dehnt sich weiter nach Norden aus und strebt zum 23. November eine Querverbindung zu einem Hoch über Alaska an. Bis zum 25. November verstärkt sich der Hochdruckeinschub in den Polarwirbel und bis zum 27. November zeigt sich erneut ein Ansatz zu einem Polarwirbelsplit, dessen Hochdruckachse exakt über Deutschland verläuft.
Keine Ostwetterlage
Im Kern der Vorhersage aber steckt das, was sich heute Nachmittag schon aus den Kontrollläufen hat ablesen lassen. Eine Ostwetterlage mit niedrigen Temperaturen samt frühwinterlichen Wettererscheinungen sind aus den Prognosen genommen worden. Stattdessen werden bis zum 23. November gemäßigt milde bis nasskalte Luftmassen auf der Vorderseite der atlantische Frontalzone nach Deutschland geführt, was die Temperaturen am 22. November auf +8 bis +12 Grad ansteigen lassen kann. Sollte der Ansatz des Polarwirbelsplits anschließend gelingen, liegen Deutschland, Österreich und der Schweiz im Zustrom milder Luftmassen aus südlichen Richtungen, was bspw. am 28. November Tageswerte von +6 bis +12 Grad zur Folge haben kann. Das ist - für Ende November - deutlich zu mild.
Hochdruckblock bleibt bestehen
Die Wetterprognose der Europäer berechnet heute Abend eine Stabilisierung des Hochdruckblocks, der sich bis zum 22. November in einem Bereich von der Kara- über die Barentssee und Skandinavien und dem westlichen Russland bis nach Kasachstan erstrecken kann. Demgegenüber steht die atlantische Frontalzone und drängt mit voller Wucht gegen das Hoch.
Ostwetterlage nicht vom Tisch
Im Grunde genommen bleibt die Prognose der Europäer sich treu, doch liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz weitgehend im Hochdrucksumpf, was neben Nebel auch zu Sonnenschein führen kann. Mit Niederschlag ist zwar auch zu rechnen, doch spielt dieser eher eine untergeordnete Rolle. Die Temperaturen erreichen am 18. November +8 bis +12 Grad und sinken bis zum 22. November mit +4 bis +8 Grad in den nasskalten Bereich ab. In den klaren Nächten können die Temperaturen auf +0 bis +4 Grad auskühlen und mancherorts für leichten Frost sorgen.
Sollte sich das Hochdruckzentrum nicht nach Kasachstan verlagern, sondern über Skandinavien Bestand haben, so kommt die Ostwetterlage wieder zum Zuge.
Fazit
Es bleibt spannend. Entscheidend wird sein, wie sich das Hoch im Verlauf der kommenden Woche wird aufbauen und positionieren können. Davon hängt im Wesentlichen der Verlauf des Wetters der letzten Novemberdekade ab. Von frühwinterlichen Wetterereignissen bis hin zu ruhigem und milden Wetter ist und bleibt alles möglich. Der Mittelwert aller Kontrollläufe favorisiert eine Mischform, bei der über Deutschland immer wieder mit etwas Niederschlag zu rechnen ist und die Temperaturen sich in einem Bereich einpendeln, die für die Jahreszeit nicht mehr so extrem zu warm sind.