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Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 30.01.2021 - Arctic Outbreak mit hochwinterlichem Wetter über Deutschland?

| M. Hoffmann
Bringt ein Polarwirbelsplit mit einem Arctic Outbreak den Winter nach Deutschland zurück?

Turbulent und chaotisch endet das Wetter und geht im Februar geradewegs so weiter. Hinzukommt noch ein Polarwirbelsplit mit nachfolgendem Arctic Outbreak in Richtung Europa, was die Wetterlage über Deutschland nach dem 4. Februar komplett auf den Kopf stellen kann.

Extremer Temperaturunterschied über Deutschland. Während es über der Mitte noch schneit und sich die Luftmassengrenze kurzzeitig bis über den Süden durchsetzen kann, verschiebt diese sich nachfolgend weiter nach Norden und sorgt mit einer Differenz der Temperaturen von Nord nach Süd mit bis zu 16 Grad für einen extremen Temperaturcharakter.

Luftmassengrenze bleibt über Deutschland erhalten

Bis zur Mitte der kommenden Woche können über dem Süden Werte von +10 bis+14 Grad erreicht werden. Anders die Situation über dem Norden, wo es mit -2 bis +2 Grad frostig bleiben kann. Die Luftmassengrenze zieht sich bis zum Donnerstag nördlich einer Linie von Lübeck und Neuruppin zurück. Zwischendurch gibt es immer wieder Niederschläge unterschiedlichster Art und Intensität. Mehr dazu: Wetter Februar 2021.

Die Grenzwetterlage zieht sich zwar nach Norden zurück, dominiert aber weiterhin das Wetter über Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Grenzwetterlage zieht sich zwar nach Norden zurück, dominiert aber weiterhin das Wetter über Deutschland
© www.meteociel.fr

Kommt der Polarwirbelsplit und der Arctic Outbreak?

Wir bekommen aufgrund dieses Phänomens derzeit viele Zuschriften, die wir leider nicht alle beantworten können und bitten an dieser Stelle um Verständnis. Auch wurden wir nach unserer persönlichen Einschätzung der kommenden Wetterlage befragt und wir versuchen das heute einmal zu klären, was mit diesem Arctic Outbreak möglich ist und was nicht.

Der Polarwirbelsplit

Der Polarwirbelsplit kommt - definitiv! Das zeigt sich schon in der oben stehenden Wetterkarte des europäischen Wettermodells. Die Achse des Polarwirbelsplits begünstigt grundsätzlich eine winterliche Wetterentwicklung über Deutschland.

Der Split reicht in Form eines Hochdruckkeils von den Aleuten bis zum europäischen Nordmeer. Nachfolgend dreht die Grundströmung innerhalb des Polarwirbels um und führt kalte Luftmassen in Richtung Skandinavien. Der Arctic Outbreak kommt damit zwangsläufig zustande.

Sehr schön wird dieser Vorgang in der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells von heute Nachmittag berechnet.

Der Arctic Outbreak wird in Gang gesetzt
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Arctic Outbreak wird in Gang gesetzt
© www.meteociel.fr

Mit Beginn des Arctic Outbreaks ist vieles möglich

Halten wir fest - Polarwirbelsplit und Arctic Outbreak kommen ab dem 4. Februar zustande. Die Frage, die es zu klären gilt: erreicht der Arctic Outbreak auch Deutschland? Diese Frage wird nicht so einfach zu klären sein. Denn der Vorstoß, der extrem kalten Luftmassen wirbelt einiges Durcheinander treffen die Luftmassen erst mal auf den Süden, so kann es explosionsartig zu Veränderungen kommen, mit denen zuvor keiner gerechnet hat. Dann gibt es auch Möglichkeiten, bei denen passiert über Deutschland rein gar nichts - aber der Reihe nach.

Das Blockadehoch auf dem Atlantik

Damit der Kaltluftvorstoß überhaupt in Richtung Mitteleuropa abgeleitet werden kann, bedarf es auf dem Atlantik zwingend ein Blockadehoch, was die atlantische Frontalzone nach Möglichkeit vollständig entkoppelt. Gelingt das nicht, wird die atlantische Frontalzone eine südlichere Zugbahn einschlagen und mit milden Luftmassen über Deutschland für eine durchgreifende Milderung oder eine Grenzwetterlage sorgen.

Liegt das Hoch aber zu weit westlich, so wird zwar der Zustrom kalter Luftmassen zwar in Gang gesetzt, initialisiert aber zugleich über der westlichen Mittelmeerregion ein Tiefdrucksystem. Passt die Lage nicht und liegt das Tief über der westlichen Mittelmeerregion, so werden aus südöstlichen Richtungen mildere Luftmassen nach Deutschland geführt, während Norddeutschland von den kalten Luftmassen geflutet wird. Eine solche Variante berechnete die Wetterprognose der Amerikaner heute Morgen.

Nur mit einer Hochdruckblockade auf dem Atlantik werden die Kaltluftmassen nach Süden geführt, andernfalls kommt es zu einer Grenzwetterlage (li.) oder einer Unterwanderung (re.) des Hochs.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Arctic Outbreak wird in Gang gesetzt
© www.meteociel.fr

Kleine Ursache, große Wirkung

Die oben stehenden Wetterkarten bringen es gut auf den Punkt. Die Achse des Polarwirbelsplits verschiebt sich nur minimal, hat aber gewaltige Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland. Insofern kann die weitere Wetterentwicklung über den 5. Februar hinaus nicht als gesichert gelten. Warum das so ist, zeigt die dritte Variante.

Hoch Skandinavien

Das Azorenhoch keilt nach Norden auf und nimmt Verbindung mit dem Polarhoch auf. Das Atlantikwetter wird entkoppelt und der Arctic Outbreak wird in Gang gesetzt. Doch statt das Hoch auf dem Atlantik verweilt, verlagert es sich rasch nach Skandinavien und blockiert den Vorstoß arktischer Kaltluftmassen und leitet diesen über Russland und dem östlichen Europa ab. Nachfolgend ist die Position des Hochdrucksystems entscheidend.

Verbleibt das Hoch über Skandinavien, gelangen die Kaltluftmassen über Umwege nach Deutschland und initialisieren über der Mittelmeerregion ein Tiefdrucksystem. Eine stramme und kalte Ostwetterlage ist in diesem Fall möglich.

Verlagert sich das Hoch aber weiter nach Süden, so passiert nichts. Das Hoch dominiert mit milden Werten und einem trockenen Wettercharakter das Wetter über Deutschland. Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells bringt heute eine solche Variante ins Spiel.

Das Hoch rückt nach Osten vor. Über Skandinavien kann es für eine kalte Winterwetterlage (li.) sorgen. Liegt es hingegen über Deutschland, passiert nicht viel (re.)
Wetterprognose nach einem Kontrolllauf und dem europäischen Wettermodell: Das Hoch rückt nach Osten vor. Über Skandinavien kann es für eine kalte Winterwetterlage (li.) sorgen. Liegt es hingegen über Deutschland, passiert nicht viel (re.)
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: alles möglich!

In den oben gezeigten Wetterprognosen sind es jeweils kleine Unterschiede mit einer großen Auswirkung auf die Wetterentwicklung über Deutschland. Von Hochwinter bis Frühling ist somit alles möglich und daran wird sich in den kommenden Stunden nichts ändern. Die Vorhersage-Modelle werden da noch größere Sprünge machen können. Erfahrungsgemäß kommt das europäische Wettermodell mit solchen Wetterlagen besser zurecht, als die Amerikaner. Schaun mer mal.

Was wahrscheinlich ist

Die Kontrollläufe berechnen die verrücktesten Wetterlagen und unterstreichen damit nochmals, dass nach dem 5. Februar - zum aktuellen Stand - nichts gesichert ist. Der Mittelwert aber berechnet eine Konstellation, die im Zeitraum vom 7. bis 10. Februar über ganz Deutschland für eine winterliche Wetterlage sorgen kann - zumindest aus Sicht der Temperaturen.

Das Tagesmaximum wird bspw. für den 8. Februar über dem Norden und Osten zwischen -4 und -2 Grad und über dem Westen und Süden zwischen -1 und +0 Grad simuliert. Der Winter bekommt definitiv seine Chance - fragt sich nur für wie lange? Im Vergleich zu den letzten Tagen sind die Kontrollläufe grundsätzlich kühler eingestellt und der Mittelwert schwankt über dem Norden im Vergleich zum vieljährigen Durchschnittswert im zu kalten und über dem Süden normalen bis leicht zu milden Bereich.

Die Kontrollläufe berechnen die verrücktesten Konstellationen
Die Kontrollläufe berechnen die verrücktesten Konstellationen
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
5. Februar -4 bis
+10 Grad
+0 Grad bis
+6 Grad
9. Februar -4 bis
+6 Grad
-2 bis
+0 Grad
14. Februar -10 bis
+9 Grad
+0 bis
+2 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Wie sieht unsere Einschätzung aus?

Ein Polarwirbelsplit und ein Arctic Outbreak kommen im Februar häufiger vor und stellen somit keine großartige Besonderheit dar. Nur in dem Fall, dass der Arctic Outbreak auch direkt auf Deutschland trifft, stellt eine Besonderheit dar. Häufiger funkt entweder ein Tief oder das Hoch dazwischen, wobei in der Häufigkeit es das Hoch ist, was die Kaltluftmassen zunächst blockiert und nachfolgend an Deutschland vorbei ableitet. Das Frustpotential der Freunde des Winters ist in der Grundlage schon einmal hoch und es muss vieles zusammenpassen, damit der Hochwinter über Deutschland noch im Februar Fuß fassen kann. Möglich ist es und wird sich in den kommenden Stunden entscheiden. Zumindest konnte der Winter in dieser Saison schon für die eine oder andere Überraschung sorgen!

Was sich im Tagesverlauf verändert hat und ob sich in Sachen Arctic Outbreak eine klare Erkenntnis über die weitere Wetterentwicklung ableiten lässt, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle mit einer Aktualisierung der Winterprognose.

Update der Wetterprognose von 20:17 Uhr

Der Arctic Outbreak wird zum 4. Februar und Gang gesetzt und erreicht bereits zum 5. Februar das südliche Skandinavien. Über Deutschland prallen dann unterschiedlich temperierte Luftmassen aufeinander.

Da liegen über den Alpen in 1.400 Meter Höhe Luftmassen von +8 Grad, während es über Schleswig-Holstein schon -5 Grad sein können. Das wird zunächst einmal auf eine Grenzwetterlage hinauslaufen. Interessant ist zudem, dass der 5. Februar weiterhin als Schlüsselszene für den weiteren Verlauf gilt.

Über Deutschland prallen sehr kalte und warme Luftmassen aufeinander
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Über Deutschland prallen sehr kalte und warme Luftmassen aufeinander
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Erst Grenzwetterlage, dann Winterwetter

Interpretiert man aber die Wetterprognose der Vorhersage-Modelle und kombiniert man diese mit den Kontrollläufen, so ist eine bis zum 7. Februar anhaltende Grenzwetterlage zu erwarten. Nördlich der Linie von Köln und Dresden sinken die Werte zum 5. Februar allmählich auf -4 bis +0 Grad ab. Niederschläge gehen bis auf tiefere Lagen in Schnee über (Schneeprognose). Weiter nach Süden bleibt es mit +4 bis +8 Grad milder und Regen ist zu erwarten.

Dauerfrost und strenger Nachtfrost

Ab dem 8. Februar setzen sich die Kaltluftmassen auch über dem Süden durch, was bis zum 11. Februar zu Tageswerten von -8 und -2 Grad führen kann. Die kälteren Werte sind über dem Norden und Osten zu erwarten. In den Nächten kühlt es auf -14 bis -6 Grad ab. Bei Aufklaren und über Schnee sind bis -18 Grad möglich.

Alles, was die zweite Februar-Dekade betrifft, hängt maßgeblich davon ab, wie sich im Detail die Hochdruckachse innerhalb des Polarwirbels positionieren wird - da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Anders formuliert macht ein Ausblick auf die zweite Februar-Dekade für den Moment noch wenig Sinn.

Die Entwicklung innerhalb des Polarwirbels

Deutlicher zeigen sich die Veränderungen, wenn man sich die Druckanomalien vom 2. Februar und dem 8. Februar anschaut. Die Hochdruckzone - die außergewöhnlich und völlig ungewöhnlich ist - wandelt ihre Achse von Sibirien/Kanada zu Aleuten und europäisches Nordmeer. Gleichzeitig nimmt die Tiefdruckaktivität ab - schläft sozusagen ein, was ein klares Indiz für den Polarwirbelsplit ist.

Die Achse innerhalb des Polarwirbel dreht sich, die Tiefdruckanomalie über Mitteleuropa nimmt ab
Die Achse innerhalb des Polarwirbels dreht sich, die Tiefdruckanomalie über Mitteleuropa nimmt ab
© www.climatereanalyzer.org

Was wahrscheinlich ist

Ein winterlicher Wetterabschnitt zeichnet sich über dem Norden vom 5. bis 11. Februar ab. Die Kaltluftmassen kommen weit genug voran, um diesen Zeitraum über dem Norden im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 61/90 zu kalt ausfallen zu lassen. Über den Ballungsgebieten über dem Westen wird es nur zu einem nasskalten Wettercharakter reichen, der oberhalb etwa 300 bis 500 Meter zu winterlichen Verhältnissen führen kann. Über dem Osten sollte es für Dauerfrost von -4 bis +0 Grad bis auf tiefere Lagen langen. Weiter nach Süden kann sich der Winter ab dem 7. Februar so langsam wieder bemerkbar machen. Ob das über den tieferen Lagen über dem Südwesten gilt, bleibt abzuwarten. Im Grunde aber bestätigt sich heute Abend der Wettertrend der letzten Tage - es wird kälter. Die Frage wie kalt es am Ende werden kann, hängt von der Ausgestaltung des Arctic Outbreaks ab. Der Winter jedenfalls bekommt seine Chance.

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