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Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 29.01.2021 - Hochwinter über Deutschland?

| M. Hoffmann
Kommt der Hochwinter nach Deutschland?

Turbulentes Wetter ist in Form einer Grenzwetterlage über Deutschland zu erwarten, die sich bis in den Februar hineinziehen wird. Nachfolgend machen sich Kaltluftmassen arktischen Ursprungs auf den Weg nach Deutschland und können unter bestimmten Voraussetzungen für eine hochwinterliche Wetterlage sorgen.

Deutschland liegt aktuell im Einflussbereich einer Grenzwetterlage, was über dem Norden zu Dauerfrost und über dem Süden zu Werten von über +10 Grad führen kann. Entlang der Luftmassengrenze - die aktuell zwischen Münster und Dresden liegt - kommt es zu den unterschiedlichsten Niederschlagsformen. Von Schneefall bis Eisregen und Regen kann alles dabei sein und zu chaotischen Wetterverhältnissen führen (Schneeprognose). Weiter nach Süden ist es das Tauwetter und der Niederschlag, was die Pegel der Bäche und der Flüsse weiter ansteigen lassen wird (aktuelle Hochwasserlage).

Luftmassengrenze über Deutschland

Die Luftmassengrenze dehnt sich zum Wochenende über den Süden aus und lässt auch dort den Niederschlag wieder in Schnee übergehen. Zum Start in den Februar wird es von Süden erneut milder, während die kalten Luftmassen den Norden dominieren, sich aber mehr und mehr in Richtung der Küsten zurückziehen. Mehr dazu: Wetter Februar 2021.

Die Grenzwetterlage dominiert das Wetter Anfang Februar, doch zieht diese sich weit über den Norden zurück
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Grenzwetterlage dominiert das Wetter Anfang Februar, doch zieht diese sich weit über den Norden zurück
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Polarwirbelsplit mit Arctic Outbreak

Dieses Phänomen bleibt der bestimmende Vorgang für die Wetterprognose über den 3. Februar hinaus. Geht es nach der Wettervorhersage des europäischen Wettermodells, so stehen die Chancen auf eine hochwinterliche Wetterlage nicht schlecht.

Polarwirbelsplit

Der Polarwirbelsplit zeigt sich im Ansatz zum 2. Februar. Bis zum 4. Februar aber dehnt sich die Achse des Polarhochs von den Aleuten bis über das europäische Nordmeer aus und geht über Grönland eine Verbindung zum Azorenhoch ein. Dadurch wird die atlantische Frontalzone blockiert und nachfolgend meridionalisiert das Strömungsmuster (Nord-Süd, Süd-Nord) über Europa.

Arctic Outbreak mit Übergang in eine gestörte Zirkulation

Mithilfe des Polarhochs strömen die arktischen Kaltluftmassen nach Süden aus und erreichen zum 4. Februar Skandinavien und den Norden von Deutschland. Bis zum 5. Februar stoßen die Kaltluftmassen an die Alpen vor.

Vom 6. Februar an dehnt sich das Blockadehoch auf dem Atlantik weiter nach Osten aus und verlagert sich über Skandinavien. Damit wird der direkte Zustrom des Arctic Outbreaks blockiert und über Russland nach Osten abgeleitet. Bedingt aber durch die Drehrichtung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn gelangen die kalten Luftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland. Verschärft wird dieser Zustrom durch die Ausbildung eines Mittelmeertiefs, was wie eine Düse wirkt und die kalte Luft regelrecht ansaugt.

Wie kalt kann es werden?

Simuliert werden bis zum 7. Februar Tageshöchstwerte von -6 bis -1 Grad. Dazu gibt es immer wieder Schneefall, der besonders über den südlichen Regionen kräftiger und länger andauernd ausfallen kann. In diesem Fall ist mit Vollwinter bis auf die tieferen Lagen zu rechnen. In den Nächten sinken die Werte auf -10 bis -5 Grad ab und können sich bei Aufklaren und über Schnee in Richtung der -15 Grad-Marke orientieren.

Arctic Outbreak mit nachfolgend gestörtem Zirkulationsmuster - gute Voraussetzungen für den Hochwinter im Februar
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Arctic Outbreak mit nachfolgend gestörtem Zirkulationsmuster - gute Voraussetzungen für den Hochwinter im Februar
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Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: zwischen einer Grenzwetterlage und extremen Hochwinter

Die Wetterprognose der Amerikaner von heute Morgen und heute Nachmittag zeigt sehr deutlich, worin die Unterschiede liegen und das ein Polarwirbelsplit nicht zwingend zu einer hochwinterlichen Wetterlage führen muss.

Die nicht enden wollende Grenzwetterlage

Der Kaltluftvorstoß wird zum 5. Februar in Gang gesetzt, geht aber nach der Wetterprognose der Amerikaner von heute Morgen zu weit westlich nieder. Die Tiefdrucksysteme werden somit westlicher initialisiert und beginnen von Spanien aus mildere Luftmassen nach Deutschland zu führen. Gleichzeitig aber strömen aus dem Norden die kalten Luftmassen nach Süden und prallen zum 7. Februar über Deutschland zusammen. Über Süddeutschland werden +2 bis +6 Grad und über dem Norden -8 bis -3 Grad berechnet - wohlgemerkt handelt es sich hierbei um die Tageshöchstwerte. Bis zum 10. Februar ändert sich an der Grenzwetterlage nichts. Der Süden verbleibt in der milden Luft, während es über dem Norden richtig zapfig werden kann. Ab dem 11. Februar beginnen die atlantischen Tiefdrucksysteme das Hoch zu unterwandern und führen aus südwestlichen Richtungen milde Luftmassen über ganz Deutschland.

Erst die Grenzwetterlage, dann der Hochwinter

Heute Nachmittag nun eine Variante, die mehr der Wetterprognose des europäischen Wettermodells gleicht. Der Arctic Outbreak wird zum 4. Februar in Gang gesetzt und erreicht zum 5. Februar Deutschland. Das Blockadehoch rückt rasch nach und zum 7. Februar stellt sich mit der Ostwetterlage die gestörte Zirkulation ein. Die Tageshöchstwerte liegen über dem Süden zwischen +0 bis +5 Grad und über dem Norden zwischen -8 und +0 Grad. Die Grenze verläuft etwa nördlich der Linie von Baden-Württemberg und Bayern.

Ab dem 8. Februar berechnet die Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells von heute Nachmittag die zweite Stufe des Polarwirbelsplits. Das Hoch über Skandinavien strebt weiter in den Polarwirbel hinein und trennt diesen in zwei Hälften. Dabei verlagert sich das Hochdruckzentrum in Richtung Island und macht damit den Weg für einen direkten Zufluss arktischer Kaltluftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz frei. Berechnet werden zum 11. Februar Tageshöchstwerte von -8 bis -2 Grad und in den Nächten sind -12 bis -4 Grad und bei Aufklaren und über Schnee bis -18 Grad möglich. Hochwinter.

Die Folgen eines Polarwirbelsplits - Grenzwetterlage oder Hochwinter
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: die Folgen eines Polarwirbelsplits bis zum 11. Februar – Grenzwetterlage mi nachfolgender Milderung (li.) oder Grenzwetterlage mit nachfolgendem Hochwinter (re.)
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Auf den Punkt gebracht: Polarwirbelsplit gesichert

Einen Punkt kann man schon einmal abhaken. Ab dem 3. Februar beginnt der Polarwirbelsplit, der zum 5. Februar - spätestens 7. Februar - vollendet sein sollte. Ein weiterer Punkt, den man abhaken kann, ist die Hochdruckachse. Diese wird in einem für den Winter über Deutschland günstigen Ausrichtung zwischen den Aleuten und dem europäischen Nordmeer verlaufen.

Arctic Outbreak noch fraglich

Ob die arktischen Luftmassen aber direkt oder indirekt Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen, ist noch fraglich. Die Reaktionen der Luftmassen aber werden entsprechend heftig ausfallen, sobald die arktischen Kaltluftmassen eintreffen. Jeder der sich für das Wetter interessiert, darf sich auf spannende Wetterlagen freuen - so oder so. Freunde des Winterwetters sollten sich aber noch nicht zu früh freuen. Die Gefahr eines westlicher gelagerten Niederganges der Kaltluftmassen ist plausibel!

Die Kontrollläufe bestätigen den Polarwirbelsplit mehrheitlich, bleiben mit dem Arctic Outbreak noch skeptisch. In der Höhe von 1.400 Meter liegen die Temperaturen über dem Süden bspw. am 7. Februar bei -6 Grad und steigen zum 9. Februar bereits auf -2 Grad an. Für Winterwetter bis auf das Flachland herab werden Höhenwerte von -7 Grad benötigt. Anders die Situation über dem Norden. Vom 6. bis 9. Februar erreichen die Werte -6 bis -11 Grad, was für den Vollwinter bis auf das Flachland ausreichend ist. Das, was die Kontrollläufe berechnen, läuft mehrheitlich auf die weiter oben besprochene Grenzwettlage hinaus.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
4. Februar -2 bis
+11 Grad
+2 Grad bis
+8 Grad
8. Februar -10 bis
+8 Grad
-2 bis
+0 Grad
13. Februar -10 bis
+14 Grad
+2 bis
+5 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nur ein kurzes Winterfeuerwerk oder der Übergang in einen nachhaltigen Hochwinter? So spannend war die Wetterentwicklung schon lange nicht mehr. Was sich im Tagesverlauf verändert hat und ob sich ein nachhaltiger Hochwinter abzeichnet, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle mit einer Aktualisierung der Winterprognose.

Update der Wetterprognose von 20:14 Uhr

Heute Abend zeigt das amerikanische Wettermodell, dass die angesprochenen Bedenken bezüglich des Arctic Outbreak absolut berechtigt sind. Sowohl der Polarwirbelsplit, als auch der Arctic Outbreak finden jeweils statt, doch die Frage, die es in den kommenden Tagen zu klären gilt, ist, ob die arktischen Kaltluftmassen auch Deutschland erreichen werden.

Was ist passiert? Dem Hoch gelingt nach der aktuellen Wetterprognose der Aufbau der Blockade auf dem Atlantik nicht. Die aber ist eine Grundvoraussetzung, denn kommt diese nicht zustande, so wird - zwangsläufig - die atlantische Frontalzone das Hoch bei Island unterwandern und auf ihrer Vorderseite warme Luftmassen nach Norden - und damit in Richtung Deutschland - führen.

Grenzwetterlage

Das Ergebnis ist die auch in den Kontrollläufen abgebildete Grenzwetterlage. Der Norden gelangt in den Zustrom kalter, der Süden in den Zustrom warmer Luftmassen. Interessant ist die Tatsache, dass die Grenzwetterlage vom 28. Januar bis 11. Februar andauern könnte. Das ist außergewöhnlich, dauern Grenzwetterlagen in der Regel zwischen 1 und 4 Tage an.

Was wäre möglich? Am 8. Februar liegen die Werte nördlich der Linie von Köln und Dresden zwischen -4 bis +0 Grad und weiter nach Süden zwischen +3 bis +7 Grad. Dazu immer wieder Schneefall über dem Norden und Regen über dem Süden.

Die Hochdruckblockade auf dem Atlantik fehlt und so prallen warme und kalte Luftmassen über Deutschland aufeinander - die Grenzwetterlage
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Hochdruckblockade auf dem Atlantik fehlt und so prallen warme und kalte Luftmassen über Deutschland aufeinander - die Grenzwetterlage
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Die gestörte Zirkulation oder der Umweg über den Osten

Dass die Möglichkeit einer östlichen Ableitung des Vorstoßes arktischer Kaltluftmassen besteht, zeigt sich sowohl in der Wetterprognose des europäischen, als auch deutschen Wettermodells. Letzteres konkretisiert heute Abend mit einem Hoch über Skandinavien den Abfluss der arktischen Kaltluftmassen über das östliche Europa. Der direkte Zustrom wird blockiert und wird wohl über Umwege in Richtung Deutschland geführt. Die nachfolgende Wetterkarte hätte am 6. Februar über dem Norden Tageswerte von -4 bis +0 Grad und über dem Süden von +4 bis +8 Grad zur Folge. Die Grenzwetterlage, nur mit anderen Voraussetzungen, die nachfolgend in eine kalte Ostwetterlage kippen kann.

Der Arctic Outbreak wird über Mitteleuropa mit Hilfe des Hochs verhindert, doch gelangen die Kaltluftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland
Wetterprognose nach dem deutschen Wettermodell: Der Arctic Outbreak wird über Mitteleuropa mithilfe des Hochs verhindert, doch gelangen die Kaltluftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland
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Zusammenfassung: Nichts gesichert

Der Polarwirbelsplit kommt, der Arctic Outbreak wird in Gang gesetzt. Das wird zum 3. Februar mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit der Fall sein. Damit enden aber auch die Sicherheiten. Die Wetterentwicklungen für Mitteleuropa sind extrem vielseitig und reichen vom Tiefwinter bis zum Frühling.

Damit der Zustrom arktischer Kaltluftmassen nicht an Deutschland vorbeigeleitet wird, ist das Blockadehoch auf dem Atlantik notwendig. Ein Indikator hierfür wäre ein negativer NAO-Index, der das Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief beschreibt. Negativ bedeutet in diesem Fall ein Hoch über Island und tiefer Luftdruck über den Azoren. Zum aktuellen Stand wird der NAO-Index neutral und im Trend leicht negativ bewertet. Von einer nasskalten Nordwestwetterlage, über die Grenzwetterlage bis hin zur Südwestwetterlage ist vieles möglich, wobei die Nordwestwetterlage aufgrund der aktuellen Konstellation wohl auszuschließen ist.

Der AO-Index - der Zustand des Polarwirbels - wird bis zum 12. Februar deutlich negativ gerechnet, was den Polarwirbelsplit so wahrscheinlich macht und im Mittelwert aller Kontrollläufe auch so abgebildet und gestützt wird. Schaut man genauer hin, so werden die Extreme noch einmal deutlich, mit denen es Deutschland nach dem 4. Februar zu tun bekommen könnte.

Nach dem 4. Februar zeigt sich eine deutliche Entwicklung hin zu einer gestörten Zirkulation
Wetterprognose nach einzelnen Kontrollläufen: Nach dem 4. Februar zeigt sich eine deutliche Entwicklung hin zu einer gestörten Zirkulation
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Was wahrscheinlich ist

Trotz der Hop oder Top Situation werden deutlich zu warme Wetterentwicklungen nach dem 4. Februar unwahrscheinlich und im Trend nehmen die kalten Varianten zu. Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells von heute Abend gehört mit Abstand zu den wärmsten Varianten, die man nach wie vor nicht außer Acht lassen sollte. Anders formuliert hat der Winter nach dem 4. Februar die besseren Karten. Soweit der Stand.

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