Wetter Winter 2020/2021 Wetterprognose vom 08.01.2021 - Eine Entscheidung steht bevor!

Legt der Winter in der zweiten Januar-Dekade noch eine Schippe darauf oder sorgt eine Milderung für frühlingsfrische? Entscheidend ist die Positionierung des Polarhochs und die hängt maßgeblich vom Phänomen des Major-Warmings in Stratosphärenhöhe ab.
Schneefall hat in der letzten Nacht über manchen Regionen die Landschaft in ein winterliches Weiß verwandeln können. Heute kommen noch ein paar cm hinzu, doch allzu viel an Niederschlag ist nicht mehr zu erwarten. Die Temperaturen kühlen weiter ab und können über das Wochenende verbreitet zu Dauerfrost führen. Lediglich über dem Norden - etwa nördlich der Linie von Köln und Dresden, sowie über den tiefer gelegenen Ballungsgebieten - bleiben die Werte im leicht positiven Bereich.
Winterlandschaft
Der - für Deutschland - typische Winter verweilt über dem Süden noch bis zur Mitte der kommenden Woche und ab Dienstag könnte noch etwas Schnee hinzukommen. Weiter nach Norden sorgt der Ausläufer eines Tiefdrucksystems über Skandinavien für eine Milderung in den nasskalten Bereich. Die Schneefallgrenze steigt bis auf 800 Meter an und darunter setzt allmählich Tauwetter ein. Mehr dazu: Wetter Januar 2021.

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Winterlich oder nasskalt?
Es bleibt auch heute dabei. Mit dem Major-Warming in Stratosphärenhöhe wird der Polarwirbel in Schwingung versetzt und nachhaltig umgeformt. Das kann in Form eines Polarwirbelsplits oder in Form einer Verschiebung (Displacement) geschehen. Wie sich der Polarwirbel wird im Detail entwickeln können, ist derzeit nicht abzusehen, die Varianten sind enorm vielseitig und wechseln sich in den letzten drei Tagen alle 6 Stunden ab darunter sind teils tiefwinterliche, als auch frühlingshaft milde Varianten.
Das Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Dieses Verhalten ist typisch für ein Major-Warming und ist so auch erwartet worden. Aktuell betragen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe -64,8 km/h. Normal wären rund +140 km/h. Der Vorzeichenwechsel bedeutet, dass sich die oberen Luftschichten des Polarwirbels in eine andere (Ost-West) Richtung drehen, wie die unteren Schichten (West-Ost). Dieser Prozess schwächt die Entwicklung des Polarwirbels nachhaltig.
Ein Ende des Major-Warmings ist zudem nicht abzusehen. Der Höhepunkt kann mit -108 km/h auf den 15. Januar datiert werden, nachfolgend schwächt sich das Major-Warming mit -15 km/h ab, bleibt aber dominierend.
Folgt das Final-Warming?
Zudem lässt sich in den letzten Tagen ein weiterer Vorgang beobachten. Während des Warming verstärkt sich der Prozess erneut und weitet sich bis zum 20. Januar über weite Teile des stratosphärischen Polarwirbels aus. Im Ansatz lässt sich ein Final-Warming erkennen.

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Vom Winter in den Frühling und wieder zurück
Und aufgrund der Tatsache des Major-Warmings werden die Wetterprognosen nach dem 13. Januar sehr schnell zur Makulatur. Ein Ende der Ungewissheit kann frühestens heute und spätestens zum 11. Januar erwartet werden. Bis dahin wird klar sein, in welcher Art und Weise der Polarwirbel auf das Warming reagieren wird.
Beeindruckend aber sind die Berechnungen allemal. Als Beispiel dienen heute die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells von heute Nacht und heute Morgen.
Der Frühling
Die Wetterprognose von heute Nacht zeigte ein Polarhoch, dessen Achse sich von Kanada bis nach Sibirien erstreckte, zugleich aber einen Hochdruckkeil in Richtung Grönland aufbauen konnte. Damit verliert das Hoch auf dem Atlantik die Blockadewirkung und die Tiefdrucksysteme rauschen auf einer südlicheren Zugbahn in Richtung Mitteleuropa und führten sehr milde Luftmassen nach Deutschland. Wie mild? Simuliert wurden Werte, die noch im Verlauf der zweiten Januar-Dekade auf +10 bis +15 Grad und örtlich bis +17 Grad ansteigen konnten. Das ist die seit Tagen angedeutete Milderung, die - wenn - aus südwestlichen Richtungen kommen wird.
Der Winter
Keine sechs Stunden später die Umkehr. Das Polarhoch dominiert den Polarwirbel zentral, lässt aber den hohen Luftdruck über dem europäischen Nordmeer ab und bestärkt damit dem Tiefdruckwirbel über Skandinavien, der bis zur Karasee reicht. Im Verbund der beiden Wettersysteme werden arktische Kaltluftmassen nach Süden - in Richtung Skandinavien - transferiert (Arctic Outbreak).
Ob diese Kaltluftmassen dann Deutschland, Österreich und die Schweiz erreichen werden, bleibt abzuwarten, doch besteht diese Möglichkeit. In diesem Fall wäre mit Winterwetter bis auf die tieferen Lagen herab zu rechnen. Stoppt die kalte Luft über Skandinavien, so wird das Ganze auf eine nasskalte Witterung mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen hinauslaufen.

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Die Achse des Polarhochs wird die Entscheidung für den weiteren Verlauf des Winters bringen
In ähnlicher Weise schwankt die Wetterprognose des europäischen Wettermodells und man sieht es sehr deutlich, wie eng nasskalte, milde und winterliche Varianten mit der Ausrichtung des Polarhochs zusammenhängen. Anders formuliert - nach dem 13. Januar ist alles ein kann und nichts muss!

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Auf den Punkt gebracht: Eine nachhaltige Milderung ist infrage zu stellen
Die Milderung kommt - keine Frage. Doch ob diese sich auch nachhaltig wird durchsetzen können, ist mehr als fraglich. Ein sehr wahrscheinliches Szenario lässt sich in den Kontrollläufen der letzten Tage ableiten. Erst mild und dann Tag für Tag ein wenig kühler.
Nasskalt
Am Ende wird die Milderung von den Kontrollläufen nur für den Zeitraum vom 13. bis 14. Januar gestützt. Nachfolgend wird es wieder kühler - aber nicht winterlich. Zumindest nicht für die tieferen Lagen. Die Temperaturen erreichen in 1.400 Meter Höhe Werte von -3 bis -6 Grad und pendeln sich zum Ende des Prognosezeitraums auf -3 Grad ein. Das bedeutet über tieferen Lagen einen klar nasskalten Witterungstrend, der das Potential hat, oberhalb etwa 500 bis 700 Meter in einen winterlichen Wettercharakter überzugehen.
Tag | Temperatur-Spektrum | Temperatur-Mittelwert |
---|---|---|
14. Januar | -3 bis +8 Grad |
+1 Grad bis +3 Grad |
18. Januar | -4 bis +8 Grad |
+1 bis +3 Grad |
23. Januar | -6 bis +11 Grad |
+2 bis +4 Grad |

Alles kann, nichts muss und wahrscheinlich ist eine langsam fortschreitende Milderung - zumindest für den Moment. Was sich im Tagesverlauf verändert hat, erläutern wir heute Abend gegen 20:15 Uhr an dieser Stelle in einer Aktualisierung der Winterprognose.
Update der Wetterprognose von 20:22 Uhr
Die Vorhersage-Modelle sind nach einem hin und her heute Abend einheitlicher geworden und favorisieren eine Verzögerung der Milderung, was durchaus typisch ist. Meist aber nur dann, wenn es vorher knackig kalt war - das fehlt dieses Mal, scheinbar reicht es aber aus.
Und so erreichen die Werte bis Mittwoch nördlich der Linie vom Schwarzwald und Dresden +0 bis +4 Grad und über dem äußersten Westen und Norden sind bis +6 Grad möglich. Südlich der Linie herrscht Dauerfrost. Dazu gibt es ab Dienstag immer wieder Niederschlag, der über dem Norden meist als Regen oder Schneeregen und über dem Süden als Schnee niedergeht.
Am Donnerstag und Freitag setzt sich voraussichtlich westlich der Linie Hamburg und Regensburg die Milderung mit Werten von +0 bis +5 Grad und örtlich bis +6 Grad durch. Weiter nach Osten herrscht Dauerfrost. Am Samstag wird es über ganz Deutschland kälter und mit -4 bis +0 Grad herrscht verbreitet frostiges Winterwetter.
Dieser kurze Ausflug in die Details zeigt, wie kurz die Milderung ausfallen kann und es fehlt nicht viel und es wird überhaupt nicht milder.

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Westdrift oder Arctic Outbreak
Das Muster mit dem Major-Warming wird klarer umrissen und läuft auf zwei wesentliche Varianten hinaus, die unterschiedlicher nicht sein können. Zunächst einmal ein Arctic Outbreak, der von beiden Vorhersage-Modellen bis zum 18. Januar als Möglichkeit ernsthaft in Betracht gezogen wird.

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Die Westwetterlage
In der zweiten Variante kann das Hoch seine Achse auf dem Atlantik nicht aufrechterhalten und wird an seinem südlichen Gradienten von Tiefdrucksystemen unterwandert, was zu einer zonal ausgerichteten Grundströmung führt und zunächst aus südwestlichen und später aus westlichen Richtungen mildere Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz führen kann.

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Eine nasskalte Großwetterlage
Auch wenn die Vorhersage-Modelle kältere Varianten berechnen, so bliebt der nasskalte Wettertrend in den Kontrollläufen im Verlauf der zweiten Januar-Dekade gesetzt. Unterhalb etwa 400 bis 600 Meter schwanken die Werte zwischen +2 bis +5 Grad. Darüber hinaus orientieren sich die Werte näher an der +0 Grad-Marke und oberhalb etwa 600 Meter herrscht Dauerfrost. Soweit der Stand!