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Der Wetter-Fahrplan für den Frühling: Ein Kaltlufttropfen als Störimpuls

| M. Hoffmann
Kaltlufttropfen als Störimpuls

Hoher Luftdruck setzt dem Polarwirbel über Ostern ordentlich zu und sorgt für eine nachhaltige Störung. Doch durch den Vorstoß wird das Hoch an seinem südlichen Gradienten anfällig für einen Störimpuls in Form eines Kaltlufttropfens, was letztlich eine länger andauernde Trockenheit verhindern könnte.

Hochdruckwetter mit Störungen. Ein Hochdrucksystem dominiert nicht nur das Wetter in der Karwoche, sondern auch über Ostern. Doch fehlt es dem Hoch an Struktur und ist somit anfällig für Störimpulse, die sich insbesondere am Gründonnerstag in Form von regionalen Schauern und örtlichen Gewittern (Gewitterradar) bemerkbar machen können.

Kaltlufttropfen

Das Hoch bleibt stabil, doch dehnt es sich über Ostern weiter nach Norden aus und ermöglicht aus östlichen Richtungen die Zufuhr kühlerer Luftmassen. Ein gewisser Unsicherheitsfaktor zeigt sich in Form eines Kaltlufttropfens, der über dem östlichen Europa umherwabert und unter bestimmten Voraussetzungen nach Deutschland gelangen könnte. Die Betonung liegt auf könnte, denn zum aktuellen Stand bleibt das Osterwetter verbreitet sonnig und mit Temperaturen von +11 bis +15 Grad und über dem Westen bis +18 Grad frühlingshaft mild. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Ostern.

Ein Kaltlufttropfen als Unruhestifter
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein Kaltlufttropfen als Unruhestifter © www.meteociel.fr

Kaltlufttropfen nach Ostern?

Man erkennt den Kaltlufttropfen auf den obenstehenden Wetterkarten hervorragend. Die Struktur ist ausgewogen und die unterwandert das Hoch am südlichen Gradienten. Doch sind Kaltlufttropfen tückisch und die Details lassen sich oftmals erst 48 Stunden vor dem Ereignis vorhersagen. Zudem zeigt die Erfahrung, dass ein Kaltlufttropfen - bevor es ernst wird - einen Rückzieher macht und das Hochdrucksystem weiterhin die Großwetterlage dominiert.

Und dennoch, so ein Kaltlufttropfen kann die komplette Prognose auf den Kopf stellen. Dreht es sich am südlichen Gradienten des Hochdrucksystems ein, so verhält er sich quasistationär. Er regnet ab und sorgt für verhältnismäßig kühle Luftmassen. Frühlingswetter würde definitiv anders aussehen und deshalb ist dieser Kaltlufttropfen für den Wettertrend so interessant und sollte heute einmal genauer unter die ⁣Lupe⁣ genommen werden.

Die Prognose nach dem amerikanischen Wettermodell: schwacher Kaltlufttropfen

Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet den Kaltlufttropfen am Ostermontag über Polen. Das Hoch orientiert sich in der Zwischenzeit in Richtung Skandinavien und vernachlässigt dabei seine Achse in Richtung der Mittelmeerregion.

Zwischen dem 19. und 20. April unterwandert der Kaltlufttropfen das Hoch und nimmt Kontakt zu einem Tief über Island auf. Damit wird eine große Lücke in das Hoch gerissen und der Bereich über Deutschland, Österreich und findet sich in einer gradientenschwachen Tiefdruckzone wieder. Bei schwachen Windbewegungen ist mit gelegentlichen Schauern zu rechnen und die Temperaturen erreichen +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad.

Die Lücke schließt sich

Das Hoch schließt die Lücke ab dem 23. April und verbannt den Kaltlufttropfen auf den Atlantik, wo er fortan als eigenständiges Tiefdrucksystem agieren kann. Das macht er äußerst erfolgreich und dreht sich im Bereich von Island, England und Spanien ein. Auf seiner Vorderseite führt das Tief im Verbund mit dem Hoch warme Luftmassen nach Europa, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz die Temperaturen auf +17 bis +23 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer auf bis +25 Grad ansteigen lassen kann.

Schauer und Gewitter

Da die Struktur der Großwetterlage weiterhin als gradientenschwach zu bewerten ist und zudem aus südwestlichen Richtungen feuchte und warme Luftmassen zugeführt werden, erhöht sich über Deutschland die Neigung zu Schauern und Gewittern. Anders formuliert: leicht wechselhaftes Frühlingswetter.

Der Kaltlufttropfen unterwandert das Hoch und positioniert sich anschließend über dem westlichen Europa
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Kaltlufttropfen unterwandert das Hoch und positioniert sich anschließend über dem westlichen Europa © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein Störimpuls

Der Kaltlufttropfen versucht auch nach der Wettervorhersage des europäischen Wettermodells das Hoch an seinem südlichen Gradienten zu unterwandern, doch zeigt sich der Kaltlufttropfen weniger strukturiert, wie es die Amerikaner berechnen.

Entkoppeltes System

Dem Kaltlufttropfen wird der Kontakt zu den Tiefdrucksystemen auf dem Atlantik verwehrt und driftet zum 21. April über das westliche Mittelmeer nach Südwesten ab. Über Deutschland entsteht eine gradientenschwache Wetterlage, die immer wieder zu Schauern neigt und das Temperaturniveau mit +14 bis +16 Grad und in Schauernähe mit +12 Grad auf einem für die Jahreszeit typischen Niveau hält.

Im Zeitraum vom 21. bis 24. April verstärkt sich das System und entkoppelt sich vollständig vom restlichen Tiefdruckgeschehen auf dem Atlantik. Und so bleibt die gradientenschwache und zu Schauern und Gewittern neigende Wetterlage über Deutschland erhalten. Das Temperaturniveau steigt jeden Tag etwas an und kann sich bis zum 24. April auf +18 bis +22 Grad und örtlich bis +24 Grad einpendeln.

Der als Störimpuls agierende Kaltlufttropfen
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Der als Störimpuls agierende Kaltlufttropfen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Ein vollständig gestörtes Zirkulationsmuster

Aus einer These heraus ist in den letzten 96 Stunden eine konkrete Wetterentwicklung geworden. Der Polarwirbel zeigt sich stark geschwächt und ein Hoch drückt von Europa aus mächtig gegen den Wirbel.

Keine Westwetterlage möglich

Das Hoch verhindert zudem, dass die Tiefdrucksysteme aus westlichen Richtungen dagegen steuern können. Im Gegenteil - der Kaltlufttropfen bremst die Tiefdrucksysteme noch aus und verhindert letztlich, dass die atlantische Frontalzone das Hoch am südlichen Gradienten unterwandern und so zu einer verkappten Westwetterlage führen können.

Unbeständiges und gradientenschwaches Wetter

Zudem konnte sich im Wettertrend der letzten 96 Stunden die gradientenschwache Struktur durchsetzen und der Kaltlufttropfen sorgt für labile Luftschichtungen, die immer wieder für Schauer und Gewitter gut sein können.

Bestätigt wird dieser Wettertrend von den Kontrollläufen. Bis zum 20. April ist mit einer weitgehend trockenen Witterung zu rechnen. Ferner steigt das Niederschlagsniveau in den leicht erhöhten Bereich an, was für die zunehmende Schaueraktivität spricht.

Frühlingshaft warm

Bestätigt wird auch ein ansteigender Temperaturtrend, der über Ostern noch einen Mittelwert von +12 bis +14 Grad aufweist und bis zum 28. April auf +15 bis +17 Grad ansteigt und damit den Frühling nachhaltiger werden lässt. Ein markanter Temperatursturz oder ein Dämpfer für den Frühling ist in den Kontrollläufen nicht zu erkennen.

Eine wenig strukturierte Großwetterlage
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine wenig strukturierte Großwetterlage © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
20. April +6 bis
+18 Grad
+12 bis
+14 Grad
24. April +9 bis
+23 Grad
+15 bis
+17 Grad
29. April +7 bis
+26 Grad
+14 bis
+16 Grad
Diagramm Temperaturen April 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe April 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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