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Wettertrend: Tief gegen Hoch hat über Deutschland eine ungewöhnliche Wetterlage zur Folge

| M. Hoffmann
Hochdruckdominiertes Novemberwetter mit Nebel © Martin Bloch

Ein kräftiger Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada sorgt über dem Atlantik für eine ungewöhnlich hohe Tiefdruckaktivität, die für Deutschland nicht ohne Konsequenzen bleiben wird.

Deutschland liegt in den kommenden Tagen zwischen den Fronten eines Tiefdrucksystems auf dem Atlantik und eines sich über Mitteleuropa aufbauenden Hochdruckrücken. Was folgt, ist ein leicht unbeständiger Wettercharakter.

Windiger Norden und etwas Regen

Bei einem Mix aus Sonne, Wolken und Nebel ist immer wieder mit einem Schauer zu rechnen, die mancherorts länger andauernd und zu nennenswertem Niederschlag führen können. Der Wind kommt überwiegend schwach bis mäßig aus südlichen Richtungen und kann in Schauernähe böig auffrischen. Über den Küsten von Nord- und Ostsee ist phasenweise mit stürmischen Windböen zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich auf +10 bis +15 Grad ein und können mit einer längeren Sonnenscheindauer darüber hinaus ansteigen und über Regionen mit Dauernebel zwischen +8 bis +12 Grad verharren. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November 2022.

Deutschland zwischen den Fronten
Die Wetterprognose des amerikanischen (li.) und deutschen (re.) Wettermodells: Deutschland zwischen den Fronten © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

Mit flächendeckendem Niederschlag ist in den kommenden Tagen nicht zu rechnen. Die Niederschlagsschwerpunkte zeichnen sich am Freitag und am Samstag etwa südlich einer Linie vom Schwarzwald und Berlin ab, während am Sonntag und Montag über dem Nordwesten Schauer für etwas Abwechslung sorgen können.

Kumuliert man die Werte bis einschließlich Dienstag, so können südlich der Linie vom Bodensee und Berlin, sowie über dem äußersten Nordwesten und den Nordseeküsten Regensummen von 10 bis 20 l/m² und örtlich bis 25 l/m² zusammenkommen. Sonst ist mit 2 bis 8 l/m² zu rechnen. Weitgehend trocken kann es in einem breiten Streifen von Ulm bis Usedom bleiben.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Der meiste Niederschlag ist zum Start in das Wochenende über dem Süden und Südosten zu erwarten
Links die Regenprognose der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Der meiste Niederschlag ist zum Start in das Wochenende über dem Süden und Südosten zu erwarten © windy.com

Die Wettervorhersage der Europäer: Eine imposante Hochdruckblase über Deutschland

Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells berechnet einen kräftigen Kaltluftausbruch über dem östlichen Kanada, was die atlantische Frontalzone weiterhin befeuern und unmittelbare Konsequenzen für das Wetter über Deutschland haben wird.

Die Tiefdrucksysteme trogen auf dem Atlantik weit nach Süden aus und drücken auf ihrer Vorderseite hohen Luftdruck nach Norden. So kann sich ab dem 9. November über Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Hochdrucksystem etablieren. Die Niederschlagstätigkeit nimmt ab und nach zäher Nebelauflösung ist mit viel Sonnenschein zu rechnen.

Noch einmal Spätsommer?

Die Temperaturen können in den klaren Nächten auf +8 bis +4 Grad absinken und mancherorts Frost von bis -2 Grad ermöglichen. Löst sich der Nebel am Tag nur zögerlich auf, so schwanken die Temperaturen um die +10 Grad. Scheint die Sonne für längere Zeit, so können die Temperaturen auf +14 bis +18 Grad ansteigen. Das Erreichen oder Überstiegen der spätsommerlichen +20 Grad-Marke kann mancherorts nicht ausgeschlossen werden.

Über Deutschland entsteht ein imposanter Hochdruckblock
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Über Deutschland entsteht ein imposanter Hochdruckblock © www.meteociel.fr

Die Wetterprognose der Amerikaner: Gigantische Hochdruckblase

Die Amerikaner haben gestern quer über Europa verlaufende Hochdruckzone berechnet, die an ihrem südlichen Gradienten kühlere Luftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland hätte befördern können. Diese Berechnungen wurden mittlerweile verworfen und es zeigt sich ein Wettertrend ab, der mit der Prognose der Europäer übereinstimmen kann.

Kalte Luftmassen polaren Ursprungs rauschen nach Süden

Es ist und bleibt bemerkenswert, wie eine Erhaltungsneigung über dem östlichen Kanada immer wieder von Neuem kalte Luftmassen über Neufundland nach Süden transportiert und auf dem Atlantik kräftige Tiefdrucksysteme entstehen lässt. Einen weiteren Höhepunkt berechnen die Amerikaner für den 11. November, was im Übrigen auch vom deutschen Vorhersage-Modell gestützt wird. Infolge daraus entsteht ein Tiefdrucksystem, das im Zentrum zwischen Grönland und Island einen Kerndruck von bis 955 hPa haben und sich von den Azoren bis über das europäische Nordmeer erstrecken kann.

Aufbau einer Hochdruckzone

Normalerweise ist der November der klassische Monat, bei der die Großwetterlage allmählich in eine zonale Grundströmung kippt und mit vielen Wolken, Wind und Regen für ein typisches Herbstwetter sorgt. Doch seit Jahren tritt eine Westwetterlage kaum oder nur vorübergehend in Erscheinung und da das Tief auf dem Atlantik so weit nach Süden austrogt, wird es auch dieses Mal keine Westwetterlage geben können.

Eher das Gegenteil ist der Fall. Durch den enormen Druck der Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik, keilt über Europa ein Hochdrucksystem nach Norden auf und etabliert sich bis zum 12. November mit einem Kerndruck von 1035 hPa über Deutschland. Das Hoch füllt sich von oben herab mit warmen Luftmassen auf und lässt die Temperaturen bis zum 13. November über Deutschland, Österreich und der Schweiz auf +12 bis +16 Grad und örtlich bis +18 Grad ansteigen. Normalerweise sind Mitte November Tageswerte von +4 bis +8 Grad zu erwarten.

Absacker in den nasskalten Herbst?

Das Hoch dominiert das Wetter über Deutschland bis zum 18. November, schwächt sich allerdings ab, was neben Sonne und Nebel auch Wolken aufziehen lassen kann. Die Niederschlagsneigung ist als gering einzustufen. Die Temperaturen gehen mit +8 bis +12 Grad zurück und können mit einer längeren Sonnenscheindauer bis +14 Grad möglich machen.

Doch der eigentliche Wetterumschwung findet weiter nördlich statt. Die Tiefdruckdynamik zentralisiert sich bis zum 15. November über Island, was die Trogstruktur bis über die Azoren abreißen lassen wird. Bis zum 18. November gelingt es der atlantische Frontalzone sich über Skandinavien zu positionieren und das Hoch über Europa nach Westen - auf den Atlantik - zu drücken. Damit wird der Weg für die Tiefdrucksysteme nach Europa frei und mit einer nördlichen Grundströmung gelangen kühlere Luftmassen nach Mitteleuropa, was über Deutschland die Temperaturen auf +5 bis +10 Grad in den November-typischen Bereich absinken lassen kann. Schneeregen- und Graupelschauer wären möglich und über den höheren Lagen kann sich - zumindest nach der Wetterprognose der Amerikaner - der Winter zu Wort melden.

Ungewöhnlich heftiger Trogabgang über dem Atlantik mit nachfolgend kräftigem Hoch über Deutschland. Erst zum Ende der zweiten November-Dekade kippt die Großwetterlage in Richtung Vollherbst
Wetterprognose der Amerikaner: Ungewöhnlich heftiger Trogabgang über dem Atlantik mit nachfolgend kräftigem Hoch über Deutschland. Erst zum Ende der zweiten November-Dekade kippt die Großwetterlage in Richtung Vollherbst © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Hochdruckdominiertes Wetter

Beide Vorhersage-Modelle spielen ein hochdruckdominiertes Szenario - das weite Teile der zweiten Novemberdekade beeinflussen kann - seit rund 96 Stunden immer wieder durch und bestätigen damit den für November so ungewöhnlichen Wettertrend.

Gestützt werden die Prognosen auch von den Kontrollläufen, die zwischen dem 5. und 6. November einen kurzen Absacker in den Herbst berechnen, doch im nachfolgenden Zeitraum ein Temperaturspektrum berechnen, das im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +2 bis +4 Grad und phasenweise um bis +6 Grad erheblich zu warm ausfallen kann. Erst ab dem 16. November geht das Niveau etwas zurück und pendelt sich auf einen Überschuss von +2 bis +3 Grad ein. Damit ist schon jetzt klar, dass das Wetter im November zu warm ausfallen kann, was in Zeiten der Klimaerhitzung auch nicht weiter verwunderlich und erwartbar war.

Das Hoch über Mitteleuropa wird favorisiert und erst zum Ende der zweiten November-Dekade deutet sich ein Wetterwechsel an
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Das Hoch über Mitteleuropa wird favorisiert und erst zum Ende der zweiten November-Dekade deutet sich ein Wetterwechsel an © www.meteociel.fr

Die Niederschlagsprognose

Nennenswerte Niederschläge werden von den Kontrollläufen am 4. und 5. November, sowie zwischen dem 9. und 10. November simuliert. Sonst zeigt sich der Zeitraum bis zum 18. November weitgehend trocken, was die Dürre - im Schwerpunkt über dem Norden - weiter verschärfen sollte.

Dürremonitor Deutschland
Dürremonitor Deutschland © www.ufz.de

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
9. November +11 bis
+17 Grad
+13 bis
+15 Grad
13. November +8 bis
+16 Grad
+11 bis
+13 Grad
18. November +4 bis
+15 Grad
+7 bis
+9 Grad
Diagramm Temperaturen November 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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