Wetteraussichten: Im November ein Polarwirbelsplit mit vollständig gestörter Zirkulation?

Während Deutschland von warmen Luftmassen geflutet wird, beginnen innerhalb des Polarwirbels Prozesse zu wirken, die noch im Laufe der ersten November-Dekade zu einem frühzeitigen Polarwirbelsplit führen können. Was ist da dran?
Ein Hoch breitet sich über Deutschland aus und sorgt - sofern sich der nächtliche Nebel auflöst - in den kommenden Tagen für viel Sonnenschein. Schauer sind nur vereinzelt welche zu erwarten.
Sommerlich warm?
Die Luftmassen kommen zur Ruhe und so hat die Sonne am Tage ausreichend Zeit, die Luftmassen auf +16 bis +21 Grad und örtlich bis +23 Grad in den spätsommerlichen Bereich zu erwärmen. Zum Ende der Woche intensiviert sich in der Höhe eine Luftmassenzufuhr aus südwestlichen Richtungen, was die Temperaturen auf +17 bis +23 Grad ansteigen lassen kann. Regional können Werte in Richtung der sommerlichen +25 Grad-Marke ansteigen und örtlich sogar überschreiten. Im Detail wird es jedoch darauf ankommen, wie schnell sich der Nebel auflöst und wie weit es in den teils klaren Nächten abkühlen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Oktober.

Die Regenprognose
Kurze Schauer sind in den kommenden Tagen nicht auszuschließen, doch ist bis einschließlich Sonntag kein nennenswerter Niederschlag zu erwarten - verbreitet bleibt es trocken.

Die atlantische Frontalzone rückt näher an Deutschland heran
Die Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle ist sich heute einig über die Entwicklung der Großwetterlage bis in die ersten November-Tage hinein.
Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada
Die erste Gemeinsamkeit liegt im berechneten Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada, der bereits zum 29. Oktober beginnt und zum 4. November seinen Höhepunkt findet. Kalte Luftmassen polaren Ursprungs strömen auf den warmen
Atlantik. Die daraus resultierenden Temperaturgegensätze lassen die Tiefdruckdynamik regelrecht explodieren
und initialisieren zum 2. November im Bereich von Grönland und Island ein zentral steuerndes Tiefdrucksystem, dass mit seinen Ausläufern weit nach Süden ausgreift und sich allmählich nach Osten ausdehnt.
Der November beginnt zu warm
Da sich Tiefdrucksysteme gegen und Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, verbleiben Deutschland, Österreich und die Schweiz bis zum 3. November noch in einer warmen Südwestanströmung der Luftmassen. Sowohl die Amerikaner, wie auch die Europäer berechnen Temperaturen von +14 bis +18 Grad und örtlich bis +22 Grad. Was zunimmt, ist die Bewölkung und der Wind aus südwestlichen Richtungen, der zum 3. November über dem Westen das Potential stürmischer Winde ansteigen lassen kann.

Polarwirbel wird eine entscheidende Rolle spielen
Beide Vorhersage-Modelle deuten bis zum 3. November einen zaghaften Hochdruckeinschub an unterschiedlichen Stellen in den Polarwirbel an. Ausgeprägt aber ist in der Wetterprognose der Amerikaner die zunehmende Zentralisierung des Polarwirbels bis zum 3. November im Bereich von Alaska, Kanada, Grönland, Island bis nach England. Und immer dort wo sich etwas zentralisiert, entsteht woanders Raum für andere Entwicklungen.
Ungewöhnlich früher Polarwirbelsplit
Bereits in der gestrigen Prognose für den November haben die Amerikaner einen Polarwirbelsplit ins Spiel gebracht und diese Berechnung heute bestätigt.
Zwar kommt ein Polarwirbelsplit gerade in der Entstehungs- und Endphase des Polarwirbels häufiger vor, doch zum Beginn stabilisiert sich der Polarwirbel zunehmend und so sind Störungen in Form eines Splits nur von kurzer Dauer. Das was die Amerikaner da aber in Aussicht stellen, ist eine ganz andere Kategorie.
Zusammenbruch des Polarwirbels
Doch der Reihe nach. Von den Aleuten aus dehnt sich zum 3. November ein Hochdruckkeil weit in den Polarwirbel hinein aus und baut eine Hochdruckbrücke zum Hoch über dem östlichen Sibirien auf. Bedingt durch die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik, schiebt sich ein weiterer Hochdruckkeil über das östliche Europa nach Norden und geht eine Querverbindung zur Hochdruckbrücke zwischen den Aleuten und Sibirien ein.
Der Polarwirbel wird bis zum 5. November von diesem Hoch in die Zange
genommen und weist zwischen den Aleuten und Skandinavien ein Splitverhalten auf. Das hat Konsequenzen, denn bis zum 7. November baut sich über dem Nordpol ein zentralisierendes Hochdrucksystem mit einem Kerndruck von bis zu 1040 hPa auf. Dort wo eigentlich der Polarwirbel sein Zentrum haben sollte, dreht nach der Wetterprognose der Amerikaner ein Hoch seine Runden.
Weitere Hochdruckeinschübe in den Polarwirbel
Hat sich das zentralisierende Hoch erst einmal etabliert, folgen weiter Hochdruckeinschübe nach. Von großer Bedeutung wird ein Hoch sein, dass sich vom 7. bis 9. November von den Azoren aus in Richtung Grönland und dem europäischen Nordmeer nach Norden ausdehnt. Dieses Hochdrucksystem positioniert sich als sog. Blockadehoch auf dem Atlantik und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, gelangen aus nördlichen Richtungen kühle Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen vom 4. November mit +14 bis +18 Grad bis zum 8. November auf +7 bis +12 Grad zurückgehen lassen kann.

Auf den Punkt gebracht: Nasskaltes Herbstwetter?
Noch ein Punkt ist in Betrachtung der Wetterprognose der Amerikaner interessant. Die atlantische Frontalzone tobt und zeigt zum Monatswechsel eine hohe Intensität, doch eine Westwetterlage will daraus nicht entstehen. Vielmehr zeigt sich eine Bestätigung einer meridional strukturierten Großwetterlage (Nord-Süd, Süd-Nord).
Der Oktober bleibt auf Rekordkurs
Die von den Vorhersage-Modellen berechneten Temperaturen sind für Ende Oktober um +5 bis +10 Grad und phasenweise um bis zu +14 Grad extrem zu warm. Aktuell hat der Oktober einen Temperaturüberschuss gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von +3,1 Grad (91/20: +2,7 Grad) und kumuliert man die Wetterprognose beider Vorhersage-Modelle, so kann der Temperaturüberschuss am Ende zwischen +3,3 bis +3,7 Grad liegen. Der Rekord stammt mit einer Abweichung von +3,5 Grad aus dem Jahre 2001. Damit bleibt der Oktober 2022 weiterhin auf Rekordkurs. Weitere Daten und Fakten zum Wetter im Oktober.
Ein zurückgehendes Temperaturniveau
Das Maximum an Wärme wird nach dem Mittelwert der Kontrollläufe zwischen dem 28. und 30. Oktober erreicht sein. Nachfolgend geht das Temperaturniveau langsam zurück und pendelt sich bis zum 9. November auf einen Bereich ein, der über Norddeutschland mit einer Abweichung zum vieljährigen Mittelwert von +0,5 bis +1,5 Grad zu mild und über dem Süden, Westen und Osten mit +1 bis +2 Grad und über dem Süden mit bis +2,5 Grad deutlich zu warm ausfallen kann. Ein nachhaltiger Kaltlufteinbruch aus nördlichen Richtungen sieht anders aus und im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen zeigt sich die Wetterprognose der Amerikaner als kalter Ausreißer. Der Polarwirbelsplit ist zwar eine mögliche Wetterentwicklung, doch sind in den kommenden Stunden Veränderungen der Prognose sehr wahrscheinlich.
Ruhiges Herbstwetter
Die Niederschlagssignale sind bis einschließlich dem 5. November als schwach zu bewerten. Verbreitet stellt sich ein hochdruckdominierter und damit trockener Wettercharakter ein, der in den klaren Nächten die Temperaturen ordentlich nach unten absacken lassen und für die Ausbildung zäher Nebelfelder sorgen kann. Erst nach dem 5. November steigen die Niederschlagssignale in den leicht erhöhten Bereich an. Ein nachhaltiger Umbruch in den Vollherbst lässt sich aber auch aus der Niederschlagsprognose nicht ableiten. Zusammenfassend ist in der ersten November-Dekade mit einem weitgehend trockenen und zu warmen Wettercharakter zu rechnen.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
31. Oktober | +14 bis +24 Grad |
+17 bis +20 Grad |
4. November | +10 bis +19 Grad |
+13 bis +15 Grad |
9. November | +7 bis +17 Grad |
+10 bis +13 Grad |

Die Winterprognose des Langfristmodells
Das Wetter im November soll nach den aktuellen Berechnungen gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 erneut um +1,0 bis +2,0 Grad und im Trend um bis +2,5 Grad zu warm ausfallen (91/20: +0,2 bis +1,7 Grad). An diesem Trend hat sich in den letzten Wochen nur unwesentlich etwas verändert.
Der Dezember wird mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad vor allem über Süddeutschland zu warm berechnet. Weiter nach Norden fällt der Überschuss mit +0,5 bis +1,5 Grad geringer aus, während über den Alpen die Abweichung bis +3 Grad betragen kann (91/20: -0,5 bis +2,0 Grad). Der Januar 2023 wird mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und entlang der Alpen mit einer Differenz von +2,5 Grad deutlich zu warm (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad) berechnet.
Als Extrem zeigt sich die Langfristprognose für den Februar 2023. Die Temperaturanomalie liegt mit einer Abweichung von +2 bis +3 Grad und im Trend von bis +3,5 Grad im erheblich zu warmen Bereich (91/20: +0,9 bis +2,4 Grad). Am Ende soll der Winter mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad und im Trend um bis +2,5 Grad (91/20: -0,2 bis +1,3 Grad) deutlich zu warm ausfallen.
Die Niederschlagsprognose ist im November über dem Norden normal und über dem Süden etwas zu trocken. Im Dezember kehrt sich Verhältnis um und der Norden kann leicht zu trocken und der Süden zu nass ausfallen. Der Januar wird normal bis leicht zu nass und der Februar etwas zu nass simuliert.