Wetterprognose: Sommer, Spätsommer oder Herbst?

Temperaturen von mehr als +30 Grad sind im September ungewöhnlich, doch können sich mit einer bestimmten Wetterlage solch hochsommerliche Werte ergeben. So eine Wetterlage kann aber auch schnell in die herbstliche Richtung umschlagen. Wie entwickelt sich die Großwetterlage im ersten meteorologischen Herbstmonat?
Unwetter ziehen heute und am Samstag über Deutschland hinweg. Regional ist mit Platz- und Starkregen, Blitz- und Hagelschlag, sowie stürmischen Windböen zu rechnen. Örtlich kann es zu Sturz- und Überflutungen kommen. Der Schwerpunkt der Schauer und Gewitter liegt östlich einer Linie vom Saarland und Mecklenburg-Vorpommern (Gewitterradar | Niederschlagsprognose).
Ein sommerlicher Temperaturtrend
Im Zeitraum vom 28. August bis zum 3. September wandelt sich die Großwetterlage und eine Tiefdruckstörung versucht über Deutschland einen Trogprozess einzuleiten, der mit einer höheren Wahrscheinlichkeit misslingt und zu einer gradientenschwachen Wetterlage führen kann. Mit einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken, Schauern und Gewittern - örtlich unwetterartig - ist zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich mit +20 bis +25 Grad und über dem Westen bis +28 Grad in einen sommerlichen bis spätsommerlichen Bereich ein und können in Schauer- und Gewitternähe auf bis +18 Grad zurückgehen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter September 2022.

Welche Optionen bleiben dem (Spät) Sommer und welche dem Herbst?
Die kommende Großwetterlage ist nicht einfach zu interpretieren und läuft auf eine gradientenschwache Wetterlage in Form einer Mischvariante hinaus. Eingelagerte Störungen sorgen mit Schauern immer wieder für Abwechslung und da die Dynamik fehlt, können die Schauer regional an Ort und Stelle verharren und so für nennenswerten Niederschlag sorgen. Wo das genauer der Fall sein wird, lässt sich so nicht sagen.
Vom Spätsommer und dem Hochsommer
Die Ausgangslage ist bis zum 3. September eine gradientenschwache Wetterlage, die sich in der ersten Septemberdekade geradewegs so weiterentwickeln kann. Doch die Wettersysteme selbst wollen eine Dominanz herbeiführen. Beeindruckend war die Wetterprognose der Europäer von gestern Abend, die zwar so nicht unbedingt eintreten muss, doch zeigt, wie schnell aus einer wenig dynamischen Wetterlage ein Hoch entstehen kann, dass aufgrund seiner Position heiße Luftmassen aus Afrika nach Norden führen kann.
Aber nicht nur die Europäer simulieren eine hochsommerliche Wetterlage, auch der Wettertrend der Amerikaner zeigt, wie schnell aus einer gradientenschwachen eine sommerlich warme bis heiße Wetterlage werden kann. Ausgangspunkt ist jeweils die Tiefdruckausbildung zwischen Island, England und Kanada, was zugleich auch eine Schlüsselszene darstellt. Im Falle einer hochsommerlichen Wetterlage dreht sich das Tief ein und wird mit seinem Kern von Hochdrucksystemen eingeschlossen. Dem Tief bleibt somit der Weg nach Skandinavien verwehrt und dreht sich im Bereich von Island, England, Spanien und dem Atlantik weiter ein.
Heiße Luft aus dem Süden
In Etappen können mithilfe einer Vorderseitenanströmung heiße Luftmassen aus südlichen Richtungen nach Norden geführt werden, die über Deutschland, Österreich und der Schweiz zum 6. September die Temperaturen auf +27 bis +32 Grad und örtlich bis +34 Grad ansteigen lassen kann. Das wäre für den September ungewöhnlich heiß.

Der Blick auf den Herbst
Der September zählt zwar aus meteorologischer Sicht zum Herbst, doch im eigentlichen Sinne ist der September der Übergangsmonat vom Spätsommer in den Frühherbst. Sommerliche Ambitionen sind in der ersten September-Hälfte keine Seltenheit, doch sind heiße Werte von bis oder über +30 Grad eine Ausnahme und stellen ein Extrem dar.
Schaut man sich die Grundlagen der kommenden Wetterentwicklung an, so ist diese meridional geprägt (Nord-Süd, Süd-Nord) und bei meridionalen Strömungen bedarf es nicht viel, um das Wetter in eine komplett andere Richtung kippen zu lassen. Mit der oben beschriebenen Ausgangslage müsste das Tief zwischen Island, England und Skandinavien nur etwas weiter nach Osten gelangen und schon wird aus einem Trog Westeuropa ein Trog Mitteleuropa.
Und auch diese - frühherbstlichen - Varianten wurden in den letzten Tagen immer wieder simuliert und sollte man im Hinterkopf behalten. Sollte sich ein Trog über Mitteleuropa tatsächlich festigen können, wäre mit zeitweiligen Schauern zu rechnen, die regional und phasenweise länger andauernd und nennenswert ausfallen können. Das Temperaturspektrum senkt sich allmählich auf +15 bis +20 Grad ab und kann bei Regen die +10 Grad-Marke anvisieren. Klart es in den Nächten auf, sinken die Werte unter die +10 Grad-Marke ab. Vom Hochsommer, Sommer oder Spätsommer wäre dann nicht mehr allzu viel zu erwarten.

Auf den Punkt gebracht: Sommer, Spätsommer oder Herbst?
Alle drei Charaktere sind möglich, doch welche Wetterentwicklung ist wahrscheinlich? Nach wie vor gilt eine Mischform, die entweder aus südwestlichen Richtungen feuchtwarme oder aus nordwestlichen Richtungen angefrischte Luftmassen nach Deutschland führt, als aussichtsreiche Kandidaten.
Die Temperaturprognose der Kontrollläufe zeigt eine klare Tendenz einer für die Jahreszeit zu warmen Temperaturentwicklung, bei der sich ein Süd-Nord-Gefälle abzeichnet. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert liegt die Temperaturdifferenz vom 1. bis 10. September über dem Norden mit +1 bis +2 Grad im zu warmen Bereich. Über dem Süden, Osten und Westen liegt die Abweichung mit +1 bis +3 Grad und tendenziell bis +4 Grad im erheblich zu warmen Bereich. Mit anderen Worten formuliert, hat der Herbst, respektive herbstliche Temperaturen, die schlechteren Erfolgsaussichten.
Regenprognose
Die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe berechnet über dem Norden, Westen und Osten vom 28. August bis 5. September weitgehend trockenes Wetter. Ferner nehmen die Niederschlagssignale etwas zu. Nennenswert oder gar ausreichend ist das jedoch nicht. Anders die Situation über dem Süden, wo sich nennenswerte Niederschlagsspitzen zeigen, die sich gleichmäßig im Zeitraum vom 31. August bis zum 10. September verteilen.
Das spricht für eine Mischvariante, bei der eine südwestliche Anströmung der Luftmassen eine größere Rolle spielen und über dem Süden für - teils unwetterartige - Schauer und Gewitter sorgen kann.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
1. September | +17 bis +28 Grad |
+23 bis +25 Grad |
5. September | +16 bis +30 Grad |
+21 bis +23 Grad |
10. September | +13 bis +33 Grad |
+20 bis +22 Grad |

Der Herbst- und Wintertrend des Langfristmodells
Es gab Korrekturen. Der September, November, Januar und der Februar werden mit einer Temperaturabweichung von +1 bis +2 Grad gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 als zu warm interpretiert. Der Oktober und der Dezember wird auf eine Temperaturanomalie von +2 bis +4 Grad in den erheblich zu warmen Bereich korrigiert. Am Ende soll der Herbst um +1 bis +2 Grad und der Winter im Trend um +1 bis +3 Grad zu warm ausfallen können.
Die Niederschlagsprognose ist im September, Oktober, Dezember und Februar leicht positiv, während der Oktober und der Januar tendenziell zu trocken berechnet werden. Der November ist gegenüber seinem Sollwert als unauffällig zu interpretieren. Soweit der Stand.