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Der Wettertrend zwischen Nasskalt, Zonalisierung und einem Betonhoch - doch was ist mit dem Winter?

| M. Hoffmann
Der nachhaltige Flachland-Winter ohne Chance?

Der Winter schaut in den kommenden Tagen kurz über Deutschland vorbei und kann über den mittleren Lagen für eine Winterlandschaft sorgen. Nachfolgend berechnen die Vorhersagemodelle ein breites Spektrum an Möglichkeiten, worunter auch einige Kuriositäten vertreten sind.

Zufuhr kalter Luftmassen polaren Ursprungs. In der Nacht auf Donnerstag werden in der Höhe kalte Luftmassen von Nord nach Süd über Deutschland hinweggeführt. Dabei kann es zu stürmischen Windböen (Windprognose) kommen. In der Höhe sind die Luftmassen labil geschichtet, was bis Freitag immer wieder zu Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauern bis auf tiefere Lagen herab führen wird. Örtlich können auch kurze Gewitter erwartet werden. Die Ausbildung einer winterlichen Schneedecke ist ab den mittleren Lagen möglich. Mehr dazu: Wetter-Update: Wo und wie viel Schnee ist zu erwarten? Drei Schneeprognosen im Vergleich.

Spürbar milder

Doch das winterliche Spektakel währt über den mittleren Lagen nur für kurze Zeit. Bereits in der Nacht auf Samstag erreicht eine weitere Störung Deutschland und führt mildere Luftmassen nach Deutschland, was die Temperaturen am Tage über dem Osten auf +2 bis +6 Grad und über dem Westen und Norden auf bis +8 Grad ansteigen lassen kann. Über dem Süden bleibt es mit -2 bis +4 Grad kühler und der Niederschlag kann anfangs noch bis auf tiefere Lagen als Schnee niedergehen. Im Tagesverlauf steigt die Schneefallgrenze weiter an und pendelt sich zwischen 600 und 1.000 Meter ein. Nachfolgend beruhigt sich das Wetter. Weitere Informationen: Wetter Januar 2022.

Nach dem turbulenten Wetter kehrt zum Wochenende wieder Ruhe ein
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodell: Nach dem turbulenten Wetter kehrt zum Wochenende wieder Ruhe ein
© www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Zwischen einem Betonhoch und einer Ostwetterlage

Es ist interessant zu beobachten, wie die Vorhersage-Modelle mit dem Kaltlufttropfen, der auf den obenstehenden Wetterkarten zu sehen ist, umgehen.

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Ostwetterlage?

Nein, nicht wirklich. Es handelt sich um einen Ansatz, der in der Theorie möglich ist, aber in der letztlichen Durchführung von keinem Hauptlauf der Vorhersagemodelle in Betracht gezogen wurde und so beschränkt sich die These auf die Kontrollläufe, wo einige Varianten die kalte Ostwetterlage berechnen. Der Hinweis auf die Möglichkeit einer Ostwetterlage ist dennoch angebracht und muss in den kommenden Stunden weiter verifiziert werden.

Betonhoch!

Kommen wir zu dem, was die Europäer immer wieder einmal berechnet hatten. Die initial gezündete Hochdruckzone zwischen dem Hoch auf dem Atlantik und dem Kontinentalhoch verstärkt sich über Skandinavien zum 25. Januar nur kurz. Das reicht nicht aus, um den Kaltlufttropfen über dem östlichen Europa nach Westen zu führen. Nur wenn das gelingt, so kann es mit der Ostwetterlage was werden.

Das ist aber nicht der Fall und im Zeitraum vom 26. bis 28. Januar verstärkt sich das Hochdruckzentrum im Bereich von England, Frankreich und Spanien. Deutschland liegt größtenteils am östlichen Hochdruckgradienten, was aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen zuführt. Doch die Kombination aus Sonne und Wolken lässt die Temperaturen vom 25. Januar über dem Süden mit +0 bis +5 Grad und über dem Norden mit +4 bis +8 Grad zum 28. Januar auf +4 bis +8 Grad und über dem Norden und Westen auf bis +10 Grad ansteigen. Da ist nichts Winterliches zu erkennen, zumal sich das Hoch bis zum 29. Januar noch etwas weiter nach Osten - und damit über Deutschland - verlagert. Mancherorts kann sich zudem zäher Nebel oder Hochnebel ausbilden und so den Sonnenschein eintrüben. In diesem Fall kann es mit +2 bis +6 Grad kühler bleiben.

Das Kälte-Ei wird nur angedeutet, bis Februar setzt sich hoher Luftdruck über Europa durch und blockiert sämtliche Ambitionen des Winters
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Das Kälte-Ei wird nur angedeutet, bis Februar setzt sich hoher Luftdruck über Europa durch und blockiert sämtliche Ambitionen des Winters
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Zonalisierung wird ins Spiel gebracht

Die Amerikaner schwanken weiter Hin und Her. Da gibt es derzeit keinerlei Konstante, was auf eine unsichere Entwicklung der Großwetterlage hindeutet. Dennoch, die Amerikaner bewegen sich derzeit in den Extremen, mal erheblich zu kalt und kurze Zeit später extrem mild. Mit einer entsprechenden Skepsis sind diese Prognosen auch zu bewerten.

Westwetterlage mit nordwestlicher Ausprägung

Ein Hoch verlagert sich zum Wochenende über Europa. Gleichzeitig sammeln sich über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen an und beginnen zum 25. Januar nach Süden - in Richtung Neufundland - auszutrogen. Durch diesen Prozess wird die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik regelrecht angeheizt. Das Hoch über Europa verlagert sich bis zum 27. Januar raus auf den Atlantik, um dem Anrennen der Tiefdrucksysteme etwas entgegenzusetzen. In diesem Prozess gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz kurzzeitig in den Einflussbereich des östlichen Hochdruckgradienten, was die Temperaturen vom 25. bis 27. Januar über dem Westen auf +4 bis +8 Grad und über dem Süden und Osten auf +0 bis +5 Grad einpendeln lässt. Über dem Südosten ist leichter Dauerfrost nicht auszuschließen.

Doch dem Hoch gelingt es nicht, sich der atlantische Frontalzone in Form eines Blockadehochs auf dem Atlantik etwas entgegenzusetzen und so wird das Hoch zu einem Spielball der Tiefdrucksysteme, die im Zeitraum vom 28. bis 31. Januar in Richtung Skandinavien streben.

Die Zonalisierungsphase

Anfang Februar flacht das Hoch auf dem Atlantik weiter ab und zieht sich nach Süden zurück. Der atlantischen Frontalzone wird viel Spielraum für die Entfaltung zur Verfügung gestellt, was nach der Wetterprognose der Amerikaner gnadenlos ausgenutzt wird. Der Wind nimmt an Intensität zu und sollte die Vorhersage der Amerikaner eintreten, wäre im Zeitraum vom 30. Januar bis 4. Februar mit einem Durchbruch der atlantische Frontalzone zu rechnen, was neben Starkwindereignissen auch viel Regen und ansteigende Temperaturen zur Folge hätte. Bis zum 1. Februar werden Tageshöchstwerte von +8 bis +12 Grad simuliert.

Die Zonalisierung erfolgt bis in den Februar in Etappen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Zonalisierung erfolgt bis in den Februar in Etappen
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Nasskalt, Zonalisierung, Betonhoch - und was ist mit dem Winter?

Das Entwicklungsspektrum der kommenden Großwetterlage ist breit aufgestellt und reicht von einem Frühlingshoch bis zu einer winterlichen Witterung. Deutlicher wird das Spektrum, wenn man sich die Kontrollläufe und deren Berechnungen für die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe bspw. für den 28. Januar anschaut. Der Maximalwert liegt bei +4 Grad und der tiefste Wert bei -14 Grad. Der Mittelwert schwankt zwischen -4 bis -6 Grad. Damit bleiben die Kontrollläufe ihrer Linie einer über tieferen Lagen nasskalten Witterung treu, bei der ein winterlicher Abschnitt ab den mittleren Lagen möglich bleibt.

Extreme Varianten

Sowohl die Amerikaner, wie auch die Europäer bilden im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollläufen extreme Varianten ab. Neben diesen gibt es auch eine ganze Reihe von kalten Lösungen, die sich aus den Berechnungen der Hauptläufe ableiten lassen.

Wir haben diese Varianten einmal gegenübergestellt, um die Gemeinsamkeiten einer winterlichen Wetterentwicklung deutlicher hervorzuheben. Da gibt es einige Kuriositäten, doch die Gemeinsamkeiten liegen allesamt in einer Hochdruckposition, die westlich von Europa liegt. Vergleicht man den Anteil der Kontrollläufe, die einen Wintereinbruch, ein Betonhoch oder die Zonalisierung berechnen, so schenkt sich das nichts. Man kann auch Hop oder Top dazu sagen. Möglich, dass das eine oder andere Vorhersage-Modell in den kommenden Stunden noch in die winterliche Variante kippt, oder diese zumindest einmal in Betracht zieht.

So sehen die winterlich kalten Lösungen aus
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: So sehen die winterlich kalten Lösungen aus
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Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
25. Januar -4 bis
+8 Grad
+1 bis
+6 Grad
29. Januar -5 bis
+8 Grad
+0 bis
+4 Grad
3. Februar -4 bis
+8 Grad
+2 bis
+4 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Update von heute Nachmittag: Unwetterartige Extremwindereignisse

Da gibt es aus Sicht des amerikanischen Wettermodells wenig Neues zu berichten. Der extreme Hang hin zur Zonalisierung ist erneut zu erkennen. Darunter sind auch Extremwindereignisse. Doch Erfahrungsgemäß ist es so, dass die Amerikaner gerne einmal die Zonalisierung berechnen, doch diese im weiteren Verlauf abschwächen oder ganz verwerfen. Die Simulation von heute Nachmittag hat es aber in Sachen Sturm, Orkan und Niederschlag wirklich in sich - nur der Winter - der fehlt komplett!

Die Zonalisierung mit voller Wucht: Von links nach rechts am 30. Januar, 2. und 4. Februar
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell von heute Nachmittag: Die Zonalisierung mit voller Wucht: Von links nach rechts am 30. Januar, 2. und 4. Februar
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Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:08 Uhr

Die Amerikaner haben sich heute Abend - erwartungsgemäß - von der extremen Wetterentwicklung von heute Nachmittag abgewendet und zeigen heute Abend erstmalig den von uns besprochenen theoretischen Ansatz einer vollständig gestörten Zirkulation, die über Deutschland, Österreich und der Schweiz eine überwiegend östlich orientierte Grundströmung zu Folge haben kann.

Ein Hoch nach Norden

Im Zeitraum vom 25. bis 30. Januar tut sich beim Wetter nicht viel. Ein Hochdrucksystem positioniert sich zwischen England, Frankreich und Deutschland und so herrscht meist ruhiges und zu Nebel neigendes Wetter vor. Die Temperaturen erreichen über dem Süden und Osten +2 bis +6 Grad und über dem Norden und Westen sind +4 bis +8 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer können über dem Nordwesten bis +10 Grad erwartet werden. Ab und an ziehen Wolkenfelder vorüber und sorgen für etwas Niederschlag. Der Wind kommt aus nordwestlichen Richtungen und kann phasenweise stark böig auffrischen. Alles vertreten - nur der Winter, der fehlt.

Ostwetterlage

Im Zeitraum vom 30. Januar bis 3. Februar dehnt sich das Hoch über England und Skandinavien nach Norden aus und kippt mit seiner Achse nach Osten ab, sodass sich aus dieser Konstellation heraus eine Hochdruckzone mit dem Kontinentalhoch ergeben kann. Der Wind dreht über Deutschland auf östliche Richtungen und jeden Tag kann es ein Stück kühler werden. Für den 3. Februar werden über dem Süden und Osten Höchstwerte von -2 bis +2 Grad simuliert, während über dem Westen und Norden bis +8 Grad berechnet werden. Dazu gibt es nach Nebelauflösung viel Sonnenschein bei einem insgesamt trockenen Wettercharakter. Wie man es also dreht und wendet, kommt kein Winter dabei heraus.

Eine gestörte Zirkulation - aber nichts winterliches - dafür müsste das Hoch auf der rechten Wetterkarte weiter nach Norden
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Eine gestörte Zirkulation - aber nichts winterliches - dafür müsste das Hoch auf der rechten Wetterkarte weiter nach Norden
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Die angetäuschte Ostwetterlage der Europäer

Man darf gespannt sein, was sich mit der Hochdruckzone in Richtung des Kontinentalhochs in den kommenden Stunden noch entwickeln kann. Zaghaft sind die Vorhersage-Modelle und deuten lediglich etwas an.

Tatsächlich aber wird es darauf ankommen, wie sich das Hoch nach Skandinavien wird entwickeln können und den Kaltlufttropfen über dem östlichen Europa abkoppeln kann. Da gibt es einen gewissen Spielraum. Wird dieser nicht genutzt, so verweilt das Hoch entweder an Ort und Stelle und wandelt sich über Europa zu dem heute Mittag bereits besprochenen Betonhoch, oder es wird von der atlantische Frontalzone nach Süden gedrückt und macht der atlantische Frontalzone mitsamt ihrem Drang zur Zonalisierung Platz. Da wäre dann für den Winter nicht mehr viel zu gewinnen.

Wir haben einmal diese Varianten gegenübergestellt. Die zwischen einer Zonalisierung, dem Betonhoch und der gestörten Zirkulation entscheidend sind.

Es stehen zur Wahl: Links die Zonalisierung mit nordwestlicher Ausprägung, in der Mitte das Betonhoch und rechts die Ostwetterlage mitsamt hochwinterlichem Kaltlufttropfen
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Es stehen zur Wahl - Links die Zonalisierung mit nordwestlicher Ausprägung, in der Mitte das Betonhoch und rechts die Ostwetterlage mitsamt hochwinterlichem Kaltlufttropfen
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Was wahrscheinlich ist

Immerhin - möchte man anmerken - bleibt der Mittelwert der Kontrollläufen auf Kurs und berechnet eine im Zeitraum vom 26. Januar bis zum 3. Februar eine nasskalte Wetterentwicklung, bei der die Optionen auf Winterwetter ab den mittleren Lagen erhalten bleibt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Unsicherheiten ab dem 25. Januar zunehmen. Der Hauptlauf der Amerikaner von heute Abend gehört - mit Abstand - zu den wärmsten Varianten. Der Mittelwert aller Kontrollläufe favorisiert hingegen die Nordwestwetterlage. Die Option für die Zonalisierung bleibt ebenfalls erhalten.

Eine nasskalte Witterung mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine nasskalte Witterung mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen
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Die Randfaktoren

In Stratosphärenhöhe zeichnet sich Anfang Februar ein weiteres Minor-Warming ab, das aber erneut über den unteren Luftschichten nicht wetterwirksam werden kann. Von oben herab ist vorerst nicht mit Störungen zu rechnen. Zudem werden der AO- und der NAO-Index deutlich positiv bewertet, was ein Polarwirbelsplit wenig wahrscheinlich macht. Der positive NAO-Index ist ein Indiz dafür, dass man die Option einer Zonalisierung nicht unterschätzen sollte. Unter dem Strich bleibt vorerst alles wie gehabt und gewohnt. Nasskalt und wenig winterlich.

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