Wetter Winter 2022: Der Winter steht vor der Tür
Markanter Wetterwechsel. Das aktuell wetterbestimmende Hoch verlagert sich zum Start in die neue Woche auf den Atlantik und ermöglicht so den Vorstoß polarer Luftmassen nach Süden. Ob das aber für Winterwetter über Deutschland reicht, hängt noch von vielen Details ab.
Ruhiges Wetter ist in den kommenden Tagen über Deutschland zu erwarten. Verbreitet ist mit einem sonnigen und trockenen Wettercharakter zu rechnen. Mancherorts können sich zähe Nebel- und Hochnebelfelder längere Zeit halten und von dichten Wolken ergänzt werden. Über diesen Regionen ist leichter Sprühregen oder Schneegriesel möglich. Der Wind frischt über dem Nordosten gelegentlich auf und kann über den Küsten von Mecklenburg-Vorpommern für stürmische Windböen sorgen. Über dem restlichen Land bekommt man vom Wind nicht allzu viel mit.
Frostige Nächte, milde Tage und ein Temperatursturz
Klart es in der Nacht auf, so können über dem Süden Tiefstwerte von -5 bis +0 Grad möglich sein. Über Schnee können die Werte auf bis -10 Grad absacken. Weiter nach Norden verlaufen die Nächte mit -1 bis +3 Grad milder und verbreitet frostfrei. Am Tage bewegt sich das Temperaturspektrum meist zwischen +2 bis +6 Grad und über dem Norden können bis +8 Grad möglich sein. Zum Start in die neue Woche trogt ein Tief über der Barentssee nach Süden aus und führt kühlere Luftmassen nach Süden, die auch Deutschland erreichen können. Ein markanter Temperaturrückgang ist möglich und die Niederschläge können bis zum Abend in Schnee oder Schneeregen übergehen. Dazu bläst ein böiger bis stürmischer Wind aus nördlichen Richtungen. Weitere Informationen: Wetter Januar 2022.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Kein Wintereinbruch!
Der mögliche Wintersturm zum Beginn der neuen Woche ist alles andere als gesichert, was auf dem obenstehenden Vergleich der beiden Vorhersage-Modelle ersichtlich ist. Es läuft auf die seit Tagen viel zitierte knappe Kiste
hinaus.
Das Hoch ist zu nah an Deutschland
Das ist die Kernaussage, die sich nach Betrachtung der Wetterprognose des europäischen Wettermodells treffen lässt. Der Kaltluftvorstoß zum Beginn der neuen Woche rauscht weitgehend an Deutschland vorbei und die Temperaturen gehen bis zum Dienstag mit +2 bis +6 Grad nicht nennenswert zurück.
Das Hoch verlagert sich über Deutschland
Durch den Umstand, dass sich der Trogvorgang weiter östlich ereignet, wird die gesamte Amplitude der Großwetterlage nach Osten verschoben. Bis zum 19. Januar rückt das Hoch nach und positioniert sich im Bereich zwischen England, Frankreich und Deutschland. Die Tiefdruckdynamik wird über Nordeuropa nach Osten abgelenkt und über Deutschland, Österreich und der Schweiz ändert sich bis zum 20. Januar an der wenig winterlichen Witterung mit Tageswerten von +1 bis +5 Grad und örtlich bis +6 Grad wenig.
Kipppunkt
Zum Beginn der letzten Januar-Dekade erfolgt ein weiterer Versuch des Hochdrucksystems, sich auf den Atlantik zu verlagern, bleibt aber zunächst noch in der Nähe von Mitteleuropa, sodass der Hauptzustrom kalter Luftmassen über Osteuropa nach Süden abgeleitet wird. Deutschland wird mit Tageswerten von -2 bis +4 Grad allenfalls von den kalten Luftmassen gestreift.
Das alles ist aus Sicht der Freunde des Winterwetters weder Fisch noch Fleisch
, doch handelt es sich um eine Gratwanderung, die zwischen Vollwinter und einem vollständigen Versagen desselben entscheidet. Da kann sich in den kommenden Stunden noch etwas verändern.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Nah dran am Winter
Die Überschrift stammt von gestern und passt auch heute noch wunderbar zu dem, was die Amerikaner in ihrer Wettervorhersage berechnen.
Winterwetter?
Es sind nur ein paar hundert Kilometer, die sich das Hoch im Vergleich zu den Europäern weiter nach Westen verlagert, doch können diese für eine winterliche Wetterentwicklung entscheidend sein. Als Beispiel hierfür die simulierten Tageswerte für den Mittwoch, 19. Januar, die südlich einer Linie von Köln und Dresden mit -4 bis +0 Grad deutlich kühler ausfallen können, als es die Europäer berechnen. Weiter nach Norden bleiben die Temperaturen mit +0 bis +4 Grad vorerst noch im positiven Bereich. Insofern kann die Frage nach dem Winter nicht zur vollständigen Zufriedenstellung beantwortet werden - es bleibt auch nach den Amerikanern eine knappe Kiste
.
Winterdurchbruch?
Hinter all diese Aussagen müssen mehrere Fragezeichen gesetzt werden. Denn aus Sicht des Winters hängt alles davon ab, wie weit sich das Hoch nach Westen verlagern kann. Nach der Wetterprognose der Amerikaner verlagert sich das Hoch bis zum 23. Januar weiter in Richtung Mitteleuropa und mit einer zunehmenden Sonnenscheindauer können die Temperaturen über dem Süden auf +0 bis +4 Grad und über dem Norden bis +8 Grad ansteigen. Zum Winterwetter fehlt der letzte Impuls und so lässt sich die Frage nach einem nachhaltigen Durchbruch des Winters bis zum 23. Januar mit einem Nein beantworten.
Turbulenzen innerhalb des Polarwirbels
Das Hoch ist und bleibt ein Störimpuls, dessen Position maßgeblich das Wettergeschehen in der letzten Januardekade beeinflussen kann. Schaut man sich die Wetterprognose der Amerikaner bis zum 26. Januar an, so weicht das Hoch auf den Atlantik aus und keilt nach Grönland auf. Gleichzeitig dehnt sich innerhalb des Polarwirbels ein Hochdrucksystem aus und bildet zwischen Kanada und Sibirien eine Hochdruckachse aus. Das Hoch auf dem Atlantik versucht nun eine Verbindung zu dieser Hochdruckachse aufzunehmen. Sollte das gelingen, bekommt der Winter über Deutschland eine echte Chance. Gelingt dieses Konstrukt nicht, wird es der Winter weiterhin schwer haben.
Auf den Punkt gebracht: Der Winter ist nicht weit weg
Die bisherige Bilanz des Winters ist mit einem Temperaturüberschuss von +2,4 Grad gegenüber dem Mittelwert von 1961 und 1990 verheerend (91/20: +1,2 Grad). Gleiches gilt für die Anzahl der Schneetage, die in normalen
Wintern rund 35 Tage beträgt und es in diesem Winter gerade einmal auf 6,9 Tage bringt. Da gibt es noch viel aufzuholen.
Markanter Temperaturrückgang
Tatsächlich aber ist der Winter mit Blick auf die letzte Januar-Dekade nicht weit von Deutschland entfernt. Die Kontrollläufe bestätigen zwischen dem 16. und 18. Januar einen Temperatursturz, der sich mit einem Temperaturrückgang in 1.400 Meter Höhe von +2 auf -8 Grad bemerkbar macht. Über tieferen Lagen gehen die Werte von +4 bis +8 Grad auf -2 bis +4 Grad zurück.
Im Zeitraum vom 19. bis 27. Januar ändert sich am Temperaturniveau der Kontrollläufe wenig. Insbesondere der Süden und Osten kann sich ab den mittleren Lagen berechtigte Hoffnungen auf winterliche Wetterereignisse machen. Darunter wird es mit leichten Plusgraden eine nasskalte Angelegenheit werden.
Es bleibt also vorläufig bei einem nasskalten Wettertrend mit winterlichen Ambitionen ab den mittleren Lagen. Insgesamt aber sind die Kontrollläufe im Vergleich zu den letzten 24 Stunden etwas kühler geworden und die nordwestliche Grundströmung wird im Mittelwert weiter herausgearbeitet.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
19. Januar | -7 bis +8 Grad |
-2 bis +3 Grad |
22. Januar | -6 bis +7 Grad |
-1 bis +4 Grad |
27. Januar | -9 bis +9 Grad |
+0 bis +3 Grad |
Das Schmankerl
zum Mittag
Im Grunde hat sich in der Wetterprognose der Amerikaner von heute Nachmittag kaum etwas verändert. Das Hoch verweilt westlich von Europa, liegt für einen nennenswerten Wintereinbruch zunächst einmal zu nah an Deutschland, was der bereits erwähnten knappen Kiste
entspricht.
Erst nach dem 24. Januar beginnt das System sich nachhaltiger in Richtung Winter umzustellen. Immerhin aber zeigt sich die Wetterprognose der Amerikaner in den letzten 42 Stunden als stabil, was ja schon was heißen mag. Stellt sich nur die Frage: Welches Modell kippt
in den nächsten Stunden? Schaun mer mal.
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: an dieser Stelle die Aktualisierung der Winterprognose
Update der Wetterprognose von 20:08 Uhr
Die Wetterprognose der Amerikaner hat sich in den letzten 6 Stunden in der Kurzfrist etwas den Berechnungen des europäischen Wettermodells angepasst und simuliert den ersten Trogvorstoß zum Beginn der neuen Woche etwas östlicher. Damit wird der Hauptstrom der kalten Luftmassen an Deutschland vorbeigeführt und die Temperaturen pendeln sich bis zum Dienstag über dem Süden und Osten auf -2 bis +4 Grad, sonst auf +2 bis +6 Grad ein. Nasskalt - nicht winterlich. Daran ändert sich bis zum 20. Januar nur wenig.
Wintereinbruch
Im Zeitraum vom 20. bis 22. Januar verlagert sich das Hoch erneut auf den Atlantik und strebt weit nach Norden - in Richtung Grönland - auf und sucht den Kontakt zum Polarhoch. Da der hohe Luftdruck über Europa fehlt, trogt ein Tief zwischen der Barentssee und Skandinavien nach Süden aus. Das Trogzentrum liegt zum 21. Januar direkt über Deutschland und so kann dieser Vorgang zu einem winterlichen Volltreffer werden. Die Temperaturen sinken auf -2 bis +2 Grad ab und die Niederschläge gehen bis auf tiefere Lagen als Schnee nieder. Oberhalb etwa 100 bis 300 Meter ist mit der Ausbildung einer Schneedecke zu rechnen.
Hochwinter
Im Zeitraum vom 22. bis 28. Januar intensiviert sich der Trog und kann über der Mittelmeerregion ein Tiefdrucksystem ausbilden, was auf die Kaltluftmassen wie ein Ansaugmotor
wirkt und so den Zustrom kalter Luftmassen aufrechterhält und weiter intensiviert. Die Temperaturen sinken bis zum 27. Januar auf -5 bis +0 Grad ab und mit weiterem Schneefall ist zu rechnen. In den Nächten sinken die Werte auf -10 bis -4 Grad ab und über Schnee und bei Aufklaren können bis -15 Grad möglich sein.
Nach der Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend läuft es für den Winter nahezu optimal, doch ist das in der Realität selten der Fall. Für die Freunde des Winterwetters
ist diese Wetterentwicklung schön anzusehen, doch ob diese tatsächlich so eintrifft, bleibt abzuwarten.
Ein nachhaltiger Wintereinbruch?
Wie wahrscheinlich ist so ein Wintereinbruch mit einem optionalen Hochwinter? Interessant sind in dieser Frage die Kontrollläufe, die von Mal zu Mal ein Stückchen kälter werden. Die Wetterprognose der Amerikaner bildet im Vergleich zu den Kontrollläufen die mit Abstand kälteste Variante ab, was jetzt nicht sonderlich überrascht, doch der Mittelwert der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe pendelt sich mit -5 bis -7 Grad exakt in den Bereich ein, der für den Flachlandwinter notwendig ist. Klingt aus Sicht des Winters vielversprechend und macht eine winterliche Episode ab den mittleren Lagen zum Beginn der letzten Januar-Dekade zunehmend wahrscheinlicher.
Skepsis
Dass man mit dem Ausrufen des Winters noch vorsichtig sein sollte, zeigt sich in den Randfaktoren des AO- und NAO-Index Wertes. Beide Werte offenbaren zwar das Potential einer winterlichen Wetterlage, doch ein klares Signal bilden diese nicht ab. Da gibt es noch Spielraume.
Und dass ein gesundes Maß an Skepsis absolut angebracht ist, zeigt sich in der abendlichen Prognose der Europäer, die nach wie vor nichts vom Winter wissen wollen. Das Hoch bewegt sich im Zeitraum vom 17. bis 22. Januar zwischen England, Spanien, Frankreich und Deutschland hin und her und kann sich nicht nach Norden aufwölben.
Das stärkt wiederum die atlantische Frontalzone, die in diesem Zeitraum auf dem Atlantik eine Tiefdruckrinne aufbauen kann. Eine Zonalisierungsphase ist eben noch nicht vom Tisch und so lange diese Unterschiede bestehen, bleiben die Unsicherheiten auf einem hohen Niveau. Man darf gespannt sein, welches Modell zuerst kippt. Erfahrungsgemäß kommen die Europäer besser mit solch kniffligen Wetterentwicklungen zurecht. Soweit der Stand.