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Wettertrend Winter 2021/2022: Der Wetterumschwung erfolgt zu Weihnachten

| M. Hoffmann
Hochwinter ist möglich, doch da gibt es auch milde Varianten © Martin Bloch

Ein Hoch verlagert sich vor Weihnachten auf den Atlantik und strebt zu Heiligabend in den Polarwirbel hinein vor. Ab diesen Zeitpunkt erhält das Wetter einen gewissen Überraschungseffekt, das in Richtung Hochwinter, aber auch in eine sehr milde Richtung gehen kann.

Unwinterlich sind die Wetteraussichten bis zum 21. Dezember. Da passiert nicht viel, außer, dass sich ein Hochdrucksystem von Europa weiter nach Westen - raus auf dem Atlantik verlagert. Und so bleibt das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz vorerst einmal gemäßigt und für die Jahreszeit zu warm.

Langsam kühler, etwas Schnee möglich

Die Temperaturen können am Samstag noch Werte von +4 bis +8 Grad und über dem Norden und Westen örtlich bis +12 Grad erreichen, doch beginnt mit dem 4. Advent ein langsamer, aber steter Temperaturrückgang, sodass sich die Werte bis zum 21. Dezember zwischen +0 bis +5 Grad bewegen können. Oberhalb etwa 500 bis 700 Meter stellt sich Dauerfrost ein und in den Nächten ist fast überall mit Frost zu rechnen. Zur Wochenmitte kann über dem Norden und dem Osten etwas Schneefall oder Schneeregen nicht ausgeschlossen werden.

Die Großwetterlage zu Weihnachten

Heikles Thema, da nach wie vor noch nicht bekannt ist, wie sich das Hoch auf dem Atlantik verhalten und letztlich positionieren wird. Da gibt es unterschiedliche Lösungsansätze und wie bereits in der Weihnachtsprognose angesprochen, haben sich die Amerikaner heute Abend von der morgendlichen Variante verabschiedet und bieten nun eine Lösung an, die von den Europäern zuvor berechnet wurde.

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Weiße Weihnachten? Möglich!

Im Grunde genommen ist die Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend ein hervorragender Beleg dafür, worauf es in den kommenden Stunden ankommen wird.

Das Hoch verlagert sich zum Wochenende von Europa auf den Atlantik und positioniert sich zum 24. Dezember zwischen Grönland und Island in einer kugelrunden Formation. Damit gibt das Hoch die Blockadewirkung auf die atlantische Frontalzone auf und es besteht die Gefahr, dass das Hoch am südlichen Gradienten unterwandert wird und sich so die Zonalisierung an Europa heranschleichen kann.

Kaltluftvorstoß zum Fest

Doch ganz so einfach wird es die Westwetterlage auch nicht haben, denn durch die Hochdruckposition wird der Tiefdruckwirbel über der Barentssee nach Süden geführt und liegt an Heiligabend zwischen Skandinavien, Polen und Deutschland. Das sorgt dafür, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz weitestgehend im Einflussbereich einer nördlichen Grundströmung liegen und die Temperaturen zur Bescherung auf -2 bis +2 Grad vielerorts in den Dauerfrostbereich absinken können. Zudem gibt es bei starker bis wechselnder Bewölkung zeitweiligen Schneefall, der im Schwerpunkt über Baden-Württemberg und Bayern niedergehen kann.

Weiße Weihnachten?

Das bleibt abzuwarten. Denn über die Feiertage gewinnt die atlantische Frontalzone an Einfluss und kann mit stürmischen Winden milde Luftmassen nach Deutschland führen, sodass die Temperaturen am ersten Weihnachtsfeiertag auf -2 bis +5 Grad ansteigen können. Der Niederschlag geht kurzzeitig in Regen über. Das Tief zieht zum zweiten Weihnachtsfeiertag nach Osten ab und führt auf seiner Rückseite mit -4 bis +0 Grad kältere Luftmassen nach Deutschland, sodass die Niederschläge wieder bis auf tiefere Lagen in Schnee übergehen können.

Winterliche Konservierungsphase mit hochwinterlichen Ambitionen

Im Zeitraum vom 27. bis 31. Dezember gewinnt das Hoch auf dem Atlantik wieder an Dominanz, verlagert sich aber nach Osten. Bis zum 31. Dezember positioniert sich das Hoch zwischen England und Skandinavien. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am südlichen Hochdruckgradienten. Der Wind kommt aus östlichen Richtungen und mithilfe der klaren Nächte kühlt es auf -12 bis -6 Grad ab. Über Schnee kann man auch Werte von bis -15 Grad diskutieren. Am Tage steigen die Temperaturen auf -8 bis -4 Grad und über dem Norden auf bis -1 Grad an.

Anders formuliert ist die Wetterprognose der Amerikaner eine ganz knappe Kiste und kann ab Weihnachten den Winter nach Deutschland führen. Wie knapp das Ganze aber ist, lässt sich in den nachfolgenden Wetterkarten erkennen.

Kritische Phase an Heiligabend (li.), die auch zu einer Grenzwetterlage führen kann. Nachfolgend konserviert eine Ostwetterlage den Winter über Deutschland
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Kritische Phase an Heiligabend (li.), die auch zu einer Grenzwetterlage führen kann. Nachfolgend konserviert eine Ostwetterlage den Winter über Deutschland
© www.meteociel.fr

Die Wetterprognose der Europäer: der Zusammenbruch des Polarwirbels?

Der Polarwirbel erfährt zu Weihnachten nicht nur einen Split, sondern ihm droht über die Weihnachtsfeiertage der komplette Zusammenbruch.

Polarwirbelsplit

Bis zum 24. Dezember dehnt sich das Hoch über Island und Grönland weiter aus und geht eine Querverbindung zu einer Hochdruckzone zwischen den Aleuten und Sibirien ein. Damit teilt sich der Polarwirbel in zwei Hälften.

Vollständig gestörter Polarwirbel

Im Zeitraum vom 24. bis 26. Dezember dehnen sich die Hochdruckachsen innerhalb des Polarwirbels weiter aus und es kommt zur Ausbildung eines Dreierfeldes. Vom eigentlichen Polarwirbel ist nicht mehr viel übrig.

Alles optimal und doch kein Winter über Deutschland

Die Wetterprognose der Europäer hat eine gewisse Ironie in sich, die gegenüber den Freunden des Winterwetters sadistische Züge aufweist. Denn trotz eines Polarwirbelsplits mit nachfolgend nachhaltiger Störung desselben, reicht es über Deutschland nicht für den Winter.

Der Grund ist der ungünstige Achsverlauf zwischen dem Hoch über Grönland und dem Kontinentalhoch, was den verbleibenden aktiven Teil des Polarwirbels zwischen Skandinavien und Spanien verlaufen lässt. Deutschland, Österreich und die Schweiz befinden sich somit auf der Vorderseitenanströmung des Tiefdrucksystems, was die Temperaturen am 24. Dezember auf +2 bis +6 Grad und örtlich bis +8 Grad und am 2. Weihnachtsfeiertag auf +5 bis +10 Grad ansteigen lassen kann.

Da es sich aber um eine sehr spezielle - und aus meteorologischer Sicht extrem spannenden - Wetterentwicklung handelt, ist in den kommenden Stunden mit Veränderungen zu rechnen. Es zeigt aber mehr als deutlich, was möglich ist!

Mehr als nur ein Polarwirbelsplit und trotzdem reicht es nicht für den Winter
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Mehr als nur ein Polarwirbelsplit und trotzdem reicht es nicht für den Winter
© www.meteociel.fr

Schneeprognose an Weihnachten

Wie sehr sich die Wetterprognosen unterscheiden, zeigt sich in der Schneeprognose bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag. Da gibt es noch einen - gewaltigen - Spielraum. Wir haben einmal die Schneeprognose der Amerikaner und die der Europäer gegenübergestellt.

Links die Schneeprognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 26. Dezember
Links die Schneeprognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 26. Dezember
© www.windy.com

Die Randfaktoren

Damit ein Hoch über Island und Grönland identifizierbar wird, nimmt man den NAO-Index zur Hilfe, der das Verhältnis von Islandtief zu Azorenhoch widerspiegelt. Und dieser NAO-Index hat in den letzten 24 Stunden ein paar positive Varianten hinzugewinnen können. Die Mehrheit aber bleibt negativ bis neutral. Möchte man das interpretieren, so ist die Unterwanderung des Hochdrucksystems durch die atlantische Frontalzone eine plausible Möglichkeit und bringt eine gewisse Spannung ins Spiel. Der Winter ist ebenso möglich, wie eine nachhaltige Milderung, wobei es bislang noch nicht winterlich kalt war.

Überraschend ist hingegen, dass der AO-Index - also der Wert, der vereinfacht ausgedrückt den Zustand des Polarwirbels beschreibt - in den letzten 24 Stunden einen Zuwachs von negativen Varianten erfahren hat. Darunter sind einige Varianten, die einen völligen Zusammenbruch des Polarwirbels berechnen. Da ist innerhalb des Polarwirbels einiges los, was in den kommenden Tagen einen gewissen Überraschungseffekt haben kann.

Deutlicher zeigt sich das Dilemma des Polarwirbels, wenn man sich die Druckanomalien einmal genauer anschaut. Was man erkennt, ist eine klare Dominanz an Hochdrucksystem und der Teil, der den Polarwirbel ausmacht, ist in einer schwachen Position.

Links eine Variante der Kontrollläufe mit einem negativen AO-Index. Rechts die Druckanomalien.
Links eine Variante der Kontrollläufe mit einem negativen AO-Index. Rechts die Druckanomalien.
© www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Auf den Punkt gebracht: Wie steht es um den Winter?

Die hochwinterliche Variante der Amerikaner gehört - mit Abstand - zu den kältesten Varianten und ist somit plausibel, jedoch zum aktuellen Stand wenig wahrscheinlich.

Die Kontrollläufe bestätigen im weitesten Sinne die Prognose vom Tage und so ist im Zeitraum vom 24. bis 31. Dezember über dem Süden mit Temperaturen von -1 bis +3 Grad, über dem Westen bis +4 Grad, über dem Norden zwischen +0 bis +2 Grad und über dem Osten von -2 bis +1 Grad zu rechnen. Das spiegelt exakt das wider, was üblicherweise zu dieser Jahreszeit zu erwarten ist. Doch reicht das nicht aus, um den Flachlandwinter nach Deutschland zu führen. Das wird vielerorts auf eine nasskalte Witterung hinauslaufen, bei der Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer nicht auszuschließen sind und der Winter ab den mittleren Lagen optional werden kann.

Schaut man sich den Mittelwert aller Kontrollläufe an, so stechen zwei Varianten besonders hervor. Entweder die Kaltluftdusche aus nördlichen Richtungen, oder die milde Südwest- bis Westkomponente. Man wird sehen und abwarten müssen - erst muss das Hoch auf den Atlantik und dann rein in den Polarwirbel. Anschließend wird man schlauer sein.

Eine Wetterentwicklung mit vielen Optionen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Eine Wetterentwicklung mit vielen Optionen
© www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
22. Dezember -3 bis
+6 Grad
+0 bis
+3 Grad
26. Dezember -7 bis
+10 Grad
-1 bis
+3 Grad
31. Dezember -12 bis
+10 Grad
-2 bis
+2 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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