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Wetter im Winter 2021/2022: In der ersten Dekade typisches Dezemberwetter, doch was folgt nach?

| M. Hoffmann
Setzt sich die Westwetterlage durch?

Der Winter macht in den kommenden Tagen mit einem wechselhaften Wettercharakter und ein paar Schneeschauern auf sich aufmerksam, doch droht auf dem Atlantik eine Entwicklung, was bereits die Weichen für das Wetter an Weihnachten stellen kann.

Nasskaltes Wetter stellt sich in den kommenden Tagen über den tieferen Lagen ein. Zeitweilige Schauer können bis auf tiefere Lagen als Schnee- oder Schneeregenschauer niedergehen und oberhalb etwa 300 bis 500 Meter kann sich eine Schneedecke ausbilden. Über dem Nordosten, sowie oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kommt es zu Dauerfrost. Weitere Informationen zum Wetter Dezember 2021.

Die Schneeprognose

Die Schneeprognose hängt stark davon ab, wie kleinräumige Tiefdrucksysteme ziehen und ihre Schauer über Deutschland abladen. Entsprechend unterschiedlich fällt die Niederschlagsbilanz aus. Vor diesem Hintergrund ist die Schneeprognose nur eine Momentaufnahme und kann sich in den kommenden Stunden noch verändern, Die Schneeprognose aber gibt einen guten Gesamtüberblick über die Niederschlagsschwerpunkte und damit die Wahrscheinlichkeit zur Ausbildung einer Schneedecke über Deutschland.

Links die Schneeprognose des Deutschen Wetterdienstes bis 7. Dezember. In der Mitte die Prognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 9. Dezember
Links die Schneeprognose des Deutschen Wetterdienstes bis 7. Dezember. In der Mitte die Prognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 9. Dezember
© www.windy.com

Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells: zwischen einer wilden West- und einer ruhigen Hochdruckwetterlage

Die Extreme liegen nach der Wetterprognose der Europäer heute eng beieinander. Der Grund hierfür ist die Entfesselung der atlantischen Frontalzone.

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Entfesselung der atlantische Frontalzone?

Ja, richtig gelesen. Nach 20-monatiger Abstinenz zeichnet sich auf dem Atlantik eine Entwicklung ab, die tatsächlich das Potential dazu hat, die Westwetterlage zu etablieren. Doch Vorsicht - berechnet wurde das in den letzten 20 Monaten immer wieder, doch letztlich konnte sich die Westwetterlage nicht nachhaltig durchsetzen und das meridionale Strömungsmuster dominierte weiterhin das Wettergeschehen - ähnlich übrigens wie im Moment. Die aktuelle Tiefdruckdynamik mit der nasskalten Witterung entstammte ursprünglich einem Aktivierungsversuch der atlantischen Frontalzone, die über Deutschland in einem nasskalten Trog mit winterlichen Wettererscheinungen ab den mittleren Lagen endete.

Der Zündvorgang

Die Initialisierung der atlantischen Frontalzone beginnt heute mit einem gewaltigen Tiefdruckkomplex über Kanada, dessen Schwerpunkt sich über das östliche Kanada verlagert und kalte Luftmassen polaren Ursprungs in Richtung Neufundland befördert. Explosionsartig entstehen kräftige Tiefdrucksysteme und dehnen sich rasch nach Europa aus. Die Trogstruktur erhält sich nach der Wetterprognose der Europäer noch bis zum 10. Dezember und schließt die erste Dezemberdekade mit einer nasskalten Witterung ab. Simuliert werden für den 9. Dezember Tageshöchstwerte von +0 bis +5 Grad und oberhalb etwa 400 bis 600 Meter herrscht Dauerfrost.

Stürmische Winde und ungewöhnlich warm

Der Trog wird zum Beginn der zweiten Dezemberdekade abgebaut und ein Tiefdruckkomplex über Island übernimmt die Regie. Vorderseitig werden milde Luftmassen nach Deutschland geführt und die Temperaturen steigen rasch auf +4 bis +8 Grad an und mit etwas Sonnenschein sind bis +12 Grad möglich. Im Zeitraum vom 11. bis 13. Dezember erreicht die atlantische Frontalzone Skandinavien und drückt in diesem Prozess das nach Norden strebende Azorenhoch nach Süden zurück. Was folgt ist eine sich zwischen den beiden Wettersystemen verdichtende Gradientenstruktur, was das Potential für Starkwindereignisse über Deutschland, Österreich und der Schweiz erhöht.

Weiter nach Osten dehnt sich in der Zwischenzeit das Kontinentalhoch aus und blockiert über Skandinavien die atlantische Frontalzone. Damit bleibt auch der Zustrom warmer Luftmassen erhalten, was die Temperaturen bis zum 13. Dezember über dem Westen auf bis +14 Grad ansteigen lassen kann, während es über dem Nordosten mit +4 bis +8 Grad kühler bleiben kann. Mit Winterwetter hat das nichts gemeinsam. Im Gegenteil - Tauwetter würde sich bis auf Lagen unterhalb etwa 2.000 Meter durchsetzen können.

Und was ist mit dem Hochdruckwetter?

Eine Hochdruckzone über Deutschland ist eine Alternative. Die wird in der nachfolgenden Wetterkarte ersichtlicher und könnte die Zonalisierung im Keim ersticken. Das ist dann der Fall, wenn die atlantische Frontalzone sich nicht bis nach Skandinavien durchsetzen kann und stattdessen das Azorenhoch eine Verbindung zum Kontinentalhoch aufbauen kann. Das hat mit dem Winter ebenso wenig gemeinsam wie die Westwetterlage und statt wildem und nassem Wetter wäre mit einem ruhigen und trockenen Charakter zu rechnen.

Rechts der Trog bis zum 10. Dezember, nachfolgend setzt sich die Westwetterlage durch
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Rechts der Trog bis zum 10. Dezember, nachfolgend setzt sich die Westwetterlage durch
© www.meteociel.fr

Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Der Polarwirbel zuckt

Die Wettervorhersage der Amerikaner zeichnet zunächst ein ähnliches Bild und eröffnet der Zonalisierung einen größeren Spielraum, doch der Unsicherheitsfaktor bleiben das Azoren- und das Kontinentalhoch, was auch noch zu einer komplett anderen Wetterlage führen kann.

Zwischen Südwest, West und einem Betonhoch

Bei der Prognose der Amerikaner kommt es zwischen dem 10. und dem 17. Dezember zu einem Showdown. Ein Hoch zwischen den Azoren und der Mittelmeerregion und ein weiteres über der Karasee stehen der atlantische Frontalzone gegenüber und versuchen so die Zonalisierung zu verhindern. Eine Variante davon ist, dass ich das Azorenhoch weiter nach Norden aufwölben und so das Wetter über Deutschland dominieren kann. Gleichzeitig führt die atlantische Frontalzone im Verbund mit dem Hoch milde Luftmassen nach Europa, was die Temperaturen vom 11. bis 18. Dezember auf +4 bis +8 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer auf bis +12 Grad ansteigen lassen kann. Das wäre für die Jahreszeit viel zu warm und weit von Winterwetter entfernt.

Die Alternativen daraus wäre eine nach Süden verschobene Tiefdruckaktivität, die mit voller Wucht die atlantische Frontalzone auf Europa auflaufen lässt und somit zur Zonalisierung führen kann. Anders sieht es aus, wenn sich das Hoch noch etwas nach Norden verlagert und eine Hochdruckzone zum Kontinentalhoch aufbauen kann. In diesem Fall wäre das Betonhoch zu diskutieren. Wie man es aber dreht und wendet, den Winter sucht man vergebens.

Hochdruckeinschub in den Polarwirbel

Spannender wird es in der Vorweihnachtszeit. Die Hochdrucksysteme geben keine Ruhe und verhalten sich aktiv. Das Kontinentalhoch dehnt sich von Sibirien aus in den Polarwirbel hinein aus und schafft eine Verbindung bis zu den Aleuten aufzubauen. Das ist im Ansatz ein Polarwirbelsplit. Die Achse ist jedoch für Winterwetter über Europa wenig förderlich, doch da gibt es ja noch das Azorenhoch, dass sich auf dem Atlantik nach Norden aufstellt und die atlantische Frontalzone blockiert, bzw. die Tiefdruckrinne stört und bis zum 20. Dezember unterbindet.

Und exakt dieser Vorgang kann das meridionale Strömungsmuster nach Deutschland zurückbringen und damit die Weichen für weiße Weihnachten frühzeitig stellen. Abwarten - auch wenn die Wetteraussichten für Freunde des Winterwetters derzeit wenig erbaulich sind - der Winter beginnt erst.

Links die Initialisierung des Polarwirbels, rechts ein Polarwirbelsplit mit einem größeren Spielraum für eine meridionale Wetterlage
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Links die Initialisierung des Polarwirbels, rechts ein Polarwirbelsplit mit einem größeren Spielraum für eine meridionale Wetterlage
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Westwetter, Betonhoch oder doch der Winter?

Auch nach 144 Stunden bleibt die Überschrift so stehen. Der Winter hat zwar die geringsten Aussichten auf Erfolgt, doch sollte man die Erhaltungsneigung der meridionalen Großwetterlage nicht unterschätzen und in den letzten 20 Monaten verpuffte so manch eine sicher geglaubte Zonalisierung.

Deutlicher wird das, wenn man sich die Kontrollläufe anschaut, die in den letzten 24 Stunden im Zeitraum vom 7. bis 11. Dezember etwas kühler geworden sind und die Milderung verzögern. Die Temperaturen erreichen in 1.400 Meter Höhe -3 bis -5 Grad, was die nasskalte Wetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen bis zum 11. Dezember aufrechterhalten kann. Ferner schießen die Temperaturen regelrecht hoch und erreichen in der Höhe einen Wert, der in Richtung der +5 Grad-Marke strebt. Tauwetter wäre bis auf 2.000 Meter möglich und über tieferen Lagen pendelt sich das Temperaturspektrum auf +6 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad ein. Winterliche Varianten sind nicht vertreten. Das lassen wir an dieser Stelle erst einmal so stehen.

Bestätigt wird zudem eine nachlassende Niederschlagstätigkeit, die im Zeitraum vom 6. bis 14. Dezember für einen weitgehend trockenen Wettercharakter sorgen kann. Das ist als klares Indiz für die Nähe eines Hochdrucksystems zu bewerten. Ob es aber die Vorweihnachtszeit überdauern kann, bleibt abzuwarten.

Der klassische Ablauf einer Zonalisierung. Links die Initialisierung, rechts der Hochdruckkeil zwischen Sibirien und Kanada, was die Zonalisierung festigt und nachhaltiger macht
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der klassische Ablauf einer Zonalisierung. Links die Initialisierung, rechts der Hochdruckkeil zwischen Sibirien und Kanada, was die Zonalisierung festigt und nachhaltiger macht
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Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
10. Dezember -5 bis
+8 Grad
+0 bis
+4 Grad
14. Dezember +0 bis
+13 Grad
+4 bis
+6 Grad
19. Dezember -4 bis
+11 Grad
+2 bis
+4 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Was sich im Tagesverlauf getan hat und wie die Chancen auf weiße Weihnachten stehen, erläutern wir heute Abend gegen 20:00 Uhr.

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