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Wetterprognose: Das Ende des Hochsommers?

| M. Hoffmann
Folgt nach der Hitze Anfang August ein markanter Wetterumschwung nach?

Der Sommer und insbesondere der Hochsommer steht vor dem Scheideweg. Ein Tief über Skandinavien könnte unter bestimmten Voraussetzungen für den weiteren Verlauf des Sommers von großer Bedeutung sein.

Gradientenschwaches Wetter herrscht in den kommenden Tagen über Deutschland vor und sorgt immer wieder für etwas Niederschlag, der regional nennenswert ausfallen kann. Die Temperaturen pendeln bis zum Sonntag im Bereich von +20 bis +25 Grad ein und können örtlich bis +28 Grad erreichen. Frischer bleibt es mit +17 bis +22 Grad über den Regionen, wo der Regen niedergeht (Niederschlagsprognose).

Hitze- und Wüstentage im August

Vom 1. bis 4. August dehnt sich über Deutschland ein Hochdruckkeil aus und führt in Kombination mit einem Tief über Island sehr warme bis heiße Luftmassen nach Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bis zum 4. August können +30 bis +35 Grad und örtlich bis 38 Grad möglich sein. Über den Ballungsgebieten kann unter bestimmten Voraussetzungen das Erreichen der +40 Grad-Marke nicht ausgeschlossen werden. Trotz einer zunehmenden Sonnenscheindauer können regionale Schauer und Gewitter möglich sein, die im Schwerpunkt nördlich einer Linie von Köln und Berlin auftreten können. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter August 2022.

Hochsommerlich heißes Wetter im August
Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells und dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Hochsommerlich heißes Wetter im August © www.meteociel.fr

Wie entwickelt sich das Wetter im Sommer weiter?

In den letzten Tagen haben wir viel über Hitzeblockaden und Trogvorstöße referiert und möchten heute ein wenig auf die Randfaktoren eingehen, wie der weitere Verlauf des Sommers und Spätsommers verlaufen kann. Auch möchten wir darauf eingehen, ob und wann mit einer ausreichenden Niederschlagsmenge gerechnet werden kann.

Die Optionen

Die kommende Wetterlage ist nicht als einfach zu interpretieren und ermöglicht grundsätzlich mehrere Optionen.

Trogwetterlage

In der ersten Variante setzt sich ein Tiefdrucksystem über Skandinavien fest und beginnt im weiteren Verlauf nach Süden auszutrogen. Ein Trog hat meist zwei Zugrichtungen zur Auswahl. In einer Variante steuert der Trog steuert von Skandinavien aus direkt Deutschland an und endet als Tief Mitteleuropa. Diese Tiefdrucksysteme sind von besonderer Bedeutung, da diese sich quasistationär verhalten und an Ort und Stelle regelrecht abregnen können. Neben Hochwassergefahr besteht bei dieser Variante auch die Gefahr von Sturzfluten, da die Böden nach mehrwöchiger Dürre betonhart sind und der Regen zunächst nur oberflächig abfließen kann. Je länger der Niederschlag andauert, umso besser die Schwammwirkung.

Die zweite Option zeigt sich in einem nach Osten abgelenkten Trogvorstoß, der deutlich häufiger vorkommt, als ein Volltreffer. Bei dieser Variante weicht das Hoch nicht weit nach Westen aus und die Tiefdrucksysteme streifen Deutschland lediglich, was insbesondere über den östlichen Landesteilen für nennenswerten Niederschlag sorgen kann.

Das Ende des Hochsommers

Beide Varianten haben aber eine Grundströmung aus nördlichen Richtungen zur Folge, mithilfe derer kühlere Luftmassen nach Deutschland transportiert werden können. In der gemäßigten Variante sinken die Werte auf +18 bis +24 Grad ab und mit einem Tief Mitteleuropa können die Temperaturen auf +15 bis +20 Grad absinken. Regnet es für längere Zeit, so können sich die Werte an der frischen und frühherbstlichen +10 Grad-Marke orientieren.

Der Hitze folgt nach dem 4. August ein markanter Wettersturz nach und beendet den Hochsommer
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Der Hitze folgt nach dem 4. August ein markanter Wettersturz nach und beendet den Hochsommer © www.meteociel.fr

Die Fortdauer der Hitze und Dürre

Was, aber wenn es dem Tief nicht gelingt, sich über Skandinavien zu positionieren? Dann schlägt erneut die große Stunde für ein Hochdrucksystem, das sich zunächst in Form eines Hochdruckkeils nach Deutschland, Österreich und der Schweiz ausdehnt und sich im weiteren Verlauf festigt und stabilisiert. Das geht dann so weit, dass aus dieser Situation heraus ein Hoch Mitteleuropa oder gar Skandinavien entstehen kann, was zur Folge hat, dass die Zirkulation einen völlig gestörten Zustand annehmen kann. Auch ist aus dieser Lage heraus eine Omegawetterlage denkbar (Ω).

Stabiles Hochdruckwetter

Egal, welche der Hochdruckvarianten sich durchsetzen wird, alle drei sind als äußerst stabil zu bewerten und da der hypothetisch hochsommerliche Zeitraum sich noch bis zum 23. August erstreckt, ist eine hochdruckdominierte Wetterlage nicht ganz von der Hand zu weisen. Und sollte sich tatsächlich ein Hoch über Europa positionieren können, ist kein Niederschlag zu erwarten und mit einer weiteren Verschärfung der Dürre wäre zu rechnen.

Hitze

Ein Hoch über Mitteleuropa hat in den allermeisten Fällen eine Dominanz des Sonnenscheins zur Folge und je länger die Sonne ungehemmt auf Deutschland herabscheinen kann, desto mehr erwärmen sich die Luftmassen. Nach und nach ergibt sich so eine hochsommerliche Wetterlage, bei der weitere Hitze- und Wüstentage optional werden.

Eine hochsommerliche Witterung
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Eine hochsommerliche Witterung © www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

Bei einem Trog müsste das Hoch nach Westen ausweichen und hätte einen sog. negativen NAO-Index-Wert zur Folge. Der NAO-Index beschreibt das Verhältnis von Azorenhoch und Islandtief. Ist der NAO-Index negativ, befindet sich über oder in der Nähe von Island ein Hochdrucksystem. Zum aktuellen Stand hat der NAO-Index einen insgesamt positiven Entwicklungstrend.

Schaut man sich die Druckanomalien bis zum 8. August an, so zeigt sich ein Hochdruckrücken, der sich von den Azoren über Europa bis über die Karasee erstreckt. Ein Trogvorstoß ist daraus nicht abzuleiten. Vielmehr ist es so, dass die Hochdruckzone die Tiefdruckgebiete weit nach Norden abdrängt, was über Deutschland einen hochdruckdominierten Wettercharakter zur Folge haben kann, der unter bestimmten Voraussetzungen über dem Norden von Deutschland maritim beeinflusst werden kann. Kurzum - eine Südwestwetterlage ist eine durchaus plausible Wetterentwicklung bis Mitte August - bei der sich auch Hitzephasen und Schauer und Gewitter gleichermaßen durchsetzen können.

Auf den Punkt gebracht: Eine deutlich zu warme erste August-Hälfte!

Aus einem Fragezeichen ist ein Ausrufezeichen geworden. Zu markant ist die Hitze bis zum 4. August und zu schwach fällt die nachfolgende Abkühlung aus. Nach einem Temperaturüberschuss von +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad, sinkt das Temperaturniveau vom 5. bis 7. August auf ein Niveau ab, dass im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert über dem Norden um +0 bis +1 Grad und über dem Rest von Deutschland um +1 bis +2 Grad zu warm ausfallen kann. An diesem Überschuss ändert sich bis zum 13. August wenig und bestätigt, dass die erste August-Hälfte mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu warm ausfallen wird.

Der Temperaturrückgang der Kontrollläufe bestätigt zugleich, dass der Hochsommer ab dem 5. August einen Dämpfer erfährt und mit dem 10. August befindet man sich schon im Zeitraum des Spätsommers. Sollte sich an dieser Prognose nichts mehr ändern, so kann man davon ausgehen, dass eine hochsommerliche Wetterlage nach dem 5. August nur noch unter ganz besonderen Umständen möglich sein wird.

Regenprognose: Schauer und Gewitter

Über dem Norden von Deutschland zeigen sich im Zeitraum vom 30. Juli bis 5. August erhöhte Niederschlagssignale, die nachfolgend abklingen. Anders die Situation über dem restlichen Deutschland, wo sich im Zeitraum vom 5. bis 7. August eine erhöhte Niederschlagsleistung zeigt, was auch einen Streifschuss eines Troges hindeutet. Ab dem 7. August ist die Niederschlagsleistung als schwach zu bewerten. Mit anderen Worten ist ein abgelenkter Trog mit einer nachfolgenden Nordwestwetterlage eine plausible und relevante Wetterentwicklung, was auch gut zum leicht positiven NAO-Index passt.

Hochdruckdominanz mit vielen Möglichkeiten
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe (li.) und den Druckanomalien (re.): Hochdruckdominanz mit vielen Möglichkeiten © www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
5. August +20 bis
+33 Grad
+23 bis
+28 Grad
9. August +17 bis
+35 Grad
+25 bis
+27 Grad
14. August +17 bis
+36 Grad
+24 bis
+27 Grad
Diagramm Temperaturen August 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe August 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Wetterprognose August des Langfristmodells

Der Rückschluss auf einen Hitze-August lässt der Wettertrend des Langfristmodells nicht zu. Das Wetter im August wird mit einer Abweichung gegenüber 1961 und 1990 um +1,0 bis +2,0 Grad zwar zu warm simuliert (91/20: -0,4 bis +0,6 Grad), dich gab es in den letzten 24 Stunden eine Korrektur um -0,5 Grad. In der Niederschlagsprognose bleibt jedoch alles wie gehabt und das Augustwetter soll über ganz Deutschland deutlich zu trocken ausfallen können. Möchte man das interpretieren, so wäre eine hochdruckdominierte Nordwestwetterlage eine gute Option. Die zu nasse Mittelmeerregion bleibt indes erhalten.

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