Wettertrend: Sommerwetter statt Eisheilige?
Über Skandinavien machen sich kalte Luftmassen auf den Weg nach Süden und trüben das Frühlingswetter über Deutschland zunächst ein und sorgen über dem Süden für etwas Regen. Doch wie weit kommen die Kaltluftmassen tatsächlich nach Süden voran und welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für den Wonnemonat?
Kühler. In den kommenden Tagen wird es mit einem schwachen Wind aus nördlichen Richtungen über Deutschland kühler. Der Grund ist das angesprochene Tief über Skandinavien, das im Verbund mit einem Hoch kalte Luftmassen nach Süden führt. Das Hoch aber wird seiner Rolle nicht gerecht und ist sich in seiner Position unschlüssig, was letztlich einen markanten Kaltlufteinbruch - wie er vor ein paar Tagen von den Vorhersage-Modellen in Aussicht gestellt wurde - vereitelt.
Über dem Süden Schauer und Gewitter
Und da die Verhältnisse nicht klar geregelt sind, kommt es über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer gradientenschwachen Pattsituation. Gradientenschwach bedeutet in diesen Fall, dass in der Höhe kühlere Luftmassen nach Deutschland gelangen und aufgrund fehlender Dynamik zu einer Labilität neigen, die über der Südhälfte - und dort im Schwerpunkt über Baden-Württemberg und Bayern - für eine erhöhte Schauer- und Gewittertätigkeit führen können. Mehr Wolken bedeutet weniger Sonnenschein und das wiederum hat zur Folge, dass sich die Temperaturen allmählich auf +12 bis +16 Grad abkühlen können. Kommt die Sonne für einen längeren Zeitraum zum Vorschein, so können bis +18 Grad möglich sein. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai 2022.
Pattsituation: keine Klärung in Aussicht
Wie vor ein paar Tagen einmal in einer These hier erläutert, verzögert sich so ein simulierter Kaltluftvorstoß gerne in den Prognosen und wird im nachfolgenden Zeitraum dann komplett weggerechnet. Manches Mal schlägt die Prognose exakt in das Gegenteil um, was im Winter häufiger, als im Sommer vorkommt.
Keine Eisheilige, kein Frühsommer
Dass an der These etwas dran ist, zeigte sich in den letzten 48 Stunden. Statt kühle +6 bis +12 Grad und Graupelschauer bis auf tiefere Lagen herab, sind bis zum 4. Mai Tageswerte jenseits der +10 Grad-Marke zu erwarten und das mit den Graupelschauern hat sich im weitesten Sinne erledigt. Aber nicht nur das, auch der nachgelagerte Kaltluftvorstoß wird in der aktuellen Wetterprognose der Europäer und der Amerikaner verhindert.
Der Grund ist das Hoch westlich von Europa, das weiterhin an Europa festhält und den Sprung auf den Atlantik mit nachfolgendem Übergang in das Polarhoch nicht wagt. Und so wird es bis zum 8. Mai über Deutschland auf eine Pattsituation
hinauslaufen, die in diesem Fall hochdruckdominiert ausfallen kann.
Nur wenig Regen
Das ist natürlich ein Schlag in das Gesicht
, für alle, die so dringend auf Regen warten - in erster Linie für die Natur.
Zwar konnte das Niederschlagsdefizit im April über weite Teile des Südens deutlich abgeschwächt werden, doch über dem Osten, südlich der Donau, sowie über dem Westen ist der April teils erheblich zu trocken und das nach einem extrem trockenen März.
Schaut man sich die Regenprognose bis zum Ende der ersten Mai-Dekade an, so ist mit einer trockenen Nordhälfte zu rechnen, was über manchen Regionen allmählich in eine Dürresituation überführt. Immerhin werden über dem Süden ein paar Niederschlagssignale berechnet.
Das Wetter zu den Eisheiligen
Dass es im Mai dann doch noch einmal kälter werden kann, zeigt sich in der Wettersingularität der Eisheiligen, auch wenn diese in Zeiten der Klimaerhitzung mehr eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch kann es in diesem Zeitraum kühler werden.
Der Polarwirbel
Entscheidend, ob ein Kaltluftvorstoß zu den Eisheiligen möglich ist, hängt unmittelbar mit dem Zustand des Polarwirbels zusammen und wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der weiß, dass der Polarwirbel gerade keine gute Figur macht und sich in seinem winterlichen Finale befindet.
Polarwirbelsplit
Eine Variante zeigt heute die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells, bei dem der Polarwirbel kein Blumentopf
mehr gewinnen und vor der vollständigen Auflösung stehen kann. Damit es aber über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu den Eisheiligen kalt werden kann, muss ein aufstrebendes Hoch westlich von Europa liegen. Und davon ist weit und breit nichts zu erkennen.
Betonhoch über Europa
Was die einen freut, ist des anderen Leid. Nach dem Wettertrend der Amerikaner baut sich das Hoch zum 10. Mai über Europa auf und dehnt sich bis zum 14. Mai - über Skandinavien - zum Polarhoch aus. In diesem Prozess wird der Polarwirbel in zwei Aktionszentren aufgeteilt (Polarwirbelsplit). Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen aber voll im Einflussbereich des Hochdrucksystems, sodass bis Mitte Mai nicht mit großartigen Niederschlagsereignissen zu rechnen ist. Stattdessen kann sich - in diesem speziellen Fall - die Dürre über manchen Regionen noch verschärfen.
Sommer statt Eisheilige
Dieses Thema hatten wir gestern einmal aufgegriffen. Interessant ist, dass dies von den Amerikanern nun so simuliert wird. Beispielsweise wären nach dieser Berechnung am 13. Mai Temperaturen von +19 bis +24 Grad und örtlich bis +28 Grad und mehr möglich. Der sog. Operrun berechnet bis +30 Grad und zeigt das Potential der kommenden Wetterentwicklung. Abwarten!
Auf den Punkt gebracht: Der Frühling setzt sich durch
Die Wetterprognose der Amerikaner ist polarisierend und provozierend. Zeigt sie doch ein Szenario, bei der sich über bestimmten Regionen eine Dürre einstellen kann und das gerade zu dem Zeitpunkt, in dem der Niederschlag dringend benötigt wird - erst recht nach dem extrem trockenen März.
Passend dazu haben die Kontrollläufe in den vergangenen 24 Stunden eine neuerliche Korrektur vorgenommen. Die kühlen Wetteraussichten gelten für den Norden nur noch für den Zeitraum vom 30. April bis 5. Mai. Über dem restlichen Deutschland verhält sich das Temperaturspektrum zunächst in einem für den Mai typischen Bereich, steigt dann aber auf ein Niveau an, das im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1 bis +2 Grad und zur Monatsmitte bis +3 Grad zu warm ausfallen kann.
Die Regenprognose
Die Niederschlagsprognose bleibt über dem Süden in der gesamten ersten Mai-Hälfte auf einem gemäßigt hohen Niveau. Dort darf und kann man sich auf eine erhöhte Schauer- und Gewitteraktivität freuen. Nördlich von Baden-Württemberg und Bayern wurden die Niederschlagssignale in den letzten 24 Stunden zurückgenommen. Über dem Westen werden bis zum 14. Mai nur sehr wenige Niederschlagssignale simuliert. Gleiches gilt bis zum 10. Mai für den Osten und Norden. Erst darüber hinaus steigt dort die Niederschlagsprognose in den leicht erhöhten Bereich an.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
5. Mai | +10 bis +20 Grad |
+14 bis +16 Grad |
9. Mai | +9 bis +23 Grad |
+16 bis +18 Grad |
14. Mai | +9 bis +30 Grad |
+15 bis +18 Grad |