Skip to main content

Wettertrend Juni 2022: Sommerhoch oder Trogwetterlage?

| M. Hoffmann
Wie wird das Wetter im Juni 2022?

Eine hochsommerliche Wetterlage erfährt zum kommenden Wochenende eine gravierende und markante Veränderung, deren Auswirkungen bis in den Juni hinein wirken können.

Hochsommer. Eine Hochdruckblase baut sich über Deutschland auf und dominiert überwiegend das Wetter der kommenden Woche. Aus südlichen Richtungen gelangen ungewöhnlich warme bis heiße Luftmassen nach Deutschland und lassen es gleich zum Beginn der neuen Woche krachen.

Sommer, Hochsommer und Unwetter

Am Montag ziehen von Westen Wolken auf und bilden sich zum Nachmittag Quellwolken und Gewitterzellen aus, die langsam nach Osten ziehen und einen Schwerpunkt entlang einer Linie von Münster und Dresden bilden können. Kräftige Schauer und Gewitter sind zu erwarten, die mancherorts unwetterartig ausfallen können (Niederschlagsprognose || Gewitterradar). Nachfolgend setzt sich das Hoch durch, bevor zum Ende der Woche die nächste Störung Deutschland erreicht und das Potential unwetterartiger Wetterereignisse ansteigen lässt. Die Temperaturen schwanken zwischen +22 bis +26 Grad und können sich mit einem Schauer an der +20 Grad-Marke orientieren. Scheint die Sonne für längere Zeit, so können die Temperaturen die hochsommerliche +30 Grad-Marke überspringen und für Hitze sorgen, die mit zunehmend feuchten Luftmassen unangenehm wird. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai 2022.

Ein Sommerhoch dominiert das Wetter über Deutschland und beginnt zum nächsten Wochenende zu schwächeln
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein Sommerhoch dominiert das Wetter über Deutschland und beginnt zum nächsten Wochenende zu schwächeln © www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter im Juni 2022?

Seit einigen Tagen zeichnet sich in der Wetterprognose ein markanter Wetterwechsel für die letzte Mai-Dekade ab, die wegweisend für das Wetter im Juni sein kann. Denn eines ist auch klar. Das aktuelle Wetter passt eher in den Juli, als in den Mai und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich beim Wetter spürbar etwas verändert.

Temperatursturz und Unwetter

Das Sommerhoch zieht sich zum 20. Mai nach Süden zurück und eröffnet den atlantischen Tiefdrucksystemen neue Möglichkeiten, das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu beeinflussen. Zum aktuellen Stand gelingt das mit einem Störimpuls, der sich über Island bildet und bis zum 22. Mai über Skandinavien Stellung bezieht. Dabei handelt es sich nicht um eine zonal geprägte Westwetterlage, sondern vielmehr um ein meridionales Strömungsmuster, bei dem Deutschland in den Einflussbereich der kühlen Nord-Süd-Strömung gelangt.

Hohes Unwetterpotential

Die Umstellungsphase fällt auf den Zeitraum vom 20. bis 23. Mai. Die Temperaturen sacken in diesem Zeitraum von +25 bis +32 Grad auf +17 bis +23 Grad und örtlich auf bis +14 Grad ab. Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass in diesem Zeitraum das Potential unwetterartiger Wettereignisse in Form von Starkregen, Blitz- und Hagelschlag, sowie stürmisches Windböen ansteigen wird.

Zum Beginn der letzten Mai-Dekade werden mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit Grundsteine gelegt, die das Wetter bis in den Juni hinein beeinflussen können.

Eine markante Umstellung der Großwetterlage
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Eine markante Umstellung der Großwetterlage © www.meteociel.fr

Hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront

Das ist die erste Schlussfolgerung, die sich aus den obenstehenden Wetterkarten ziehen lässt. Ein Hoch keilt in einer Art und Weise nach Norden auf, was die atlantische Frontalzone nachhaltig blockiert und was bleibt ist ein meridionales Strömungsmuster. Eine meridional verlaufende Grundströmung aber hat zwei Seiten.

Kühles Juniwetter

Die meridional verlaufende Nord-Süd-Strömung - welche beide Vorhersage-Modelle bis zum 25. Mai favorisieren - sorgt über Mitteleuropa für ein trogähnliches Konstrukt, das aus nördlichen Richtungen immer wieder Tiefdrucksysteme zuführt und gegen die Alpen prallen lässt. Die Großwetterlage erneuert sich immer wieder von Neuem und man spricht von einer Erhaltungsneigung, bei der Deutschland, Österreich und die Schweiz im sog. Wellental der Polarfront liegt.

Zeitweilige Niederschläge wären bei dieser Entwicklung zu erwarten und die Temperaturen können sich weiter abkühlen. Simuliert werden bspw. für den 26. Mai +15 bis +20 Grad und für den 1. Juni zwischen +12 bis +16 Grad und mit längeren sonnigen Abschnitten bis +20 Grad. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 sind diese Werte leicht zu kühl.

Es gibt aber noch extremere Varianten. Bedingung hierfür ist, dass sich das Hoch auf dem Atlantik nach Norden aufstellt und so eine vollständige Blockade der atlantische Frontalzone herbeiführt. In diesem Fall trogen die Tiefdrucksysteme vom europäischen Nordmeer und der Barentssee nach Süden aus, was den Zufluss kühler bis kalter Luftmassen verstärkt und tatsächlich zu einem Kaltstart in den Juni führen kann. Wir haben die kühlen bis kalten Varianten einmal gegenübergestellt.

Ein Kaltstart in den Juni ist möglich
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Ein Kaltstart in den Juni ist möglich © www.meteociel.fr

Sommerwetter

Kommen wir zu dem, was wir gerne als amplitudengesteuertes Wetter nennen. Wie man unschwer auf den obenstehenden Wetterkarten erkennen kann, handelt es sich bei der Wetterlage bis in den Juni um eine hohe Wellenbewegung entlang der Polarfront. Was aber ist, wenn sich die Amplituden in ihrer Ausrichtung nur etwas nach Osten verschieben?

In diesem Fall wird der Trog durch ein Hoch ersetzt und anstatt kühle oder kalte Luftmassen aus nördlichen Richtungen nach Süden geführt werden, gelangen warme Luftmassen aus südlichen Richtungen nach Deutschland und der Wettercharakter wendet sich im Juni mehr dem Sommer zu. Wie so etwas aussehen kann, zeigt sich in den nachfolgend ausgesuchten Kontrollläufen.

Sommerwetter im Juni
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Sommerwetter im Juni © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Sommerwetter oder Schafskälte?

Gleich vorweg - bei der Schafskälte handelt es sich um eine Wettersingularität, die es so nicht mehr gibt. Gab es in den letzten 100 Jahren noch eine Trefferquote von rund 60 Prozent, so ist die Schafskälte in Zeiten der Klimaerhitzung mit 33 Prozent zufällig geworden und hat den Status einer Wettersingularität verloren. Das aber nur am Rande und es schließt einen Kaltlufteinbruch in der ersten Juni-Dekade auch nicht aus.

Was wahrscheinlich ist

Das amplitudengesteuerte Wetter zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie schnell sich die Großwetterlage von kühl und regnerisch auf warm und trocken umstellen kann. Daraus resultiert auch ein hohes Maß an Unsicherheiten, was wir gerne als Hop oder Top bewerten.

Der Wettertrend der Kontrollläufe bestätigt heute im Zeitraum vom 20. bis 23. Mai einen erneut markanten Temperaturrückgang. Um bis zu 10 Grad beträgt der Temperatursturz und kann auch als solcher bewertet werden, doch relativiert sich das schnell, wenn man sich das Niveau anschaut, woher die Temperaturen kommen. Liegt der Temperaturüberschuss am 19. Mai noch zwischen +8 bis +12 Grad über dem vieljährigen Mittelwert, so pendelt sich der Durchschnittswert der Kontrollläufe vom 22. Mai bis 1. Juni in einem Bereich ein, der für die Jahreszeit als normal bewertet werden kann.

Unbeständiges Wetter

Auch das bestätigt sich in den letzten Tagen. Zwar halten sich die Niederschlagssummen in Grenzen, doch sind die Niederschlagssignale bis in den Juni hinein gleichmäßig verteilt, was nicht den Rückschluss auf eine stabile Wetterlage zulässt. Wie viel Regen tatsächlich niedergehen kann, wird davon abhängig sein, wie sich die Tiefdrucksysteme positionieren werden. Niederschlagsspitzen sind für den morgigen Montag, sowie im Zeitraum der Umstellung der Großwetterlage vom 19. bis 23. Mai auszumachen. Der ungewöhnlich frühe Sommer wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf ein normales Niveau zurechtgestutzt.

Die Trogvarianten schwinden und damit auch die Niederschlagsausbeute
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die Trogvarianten schwinden und damit auch die Niederschlagsausbeute © www.meteociel.fr

Wettertrend der Langfristmodelle

Der Großwetterlage stehen gravierende Veränderungen bevor und die Langfristmodelle reagieren auf unterschiedliche Art und Weise auf diese Umstellung. Im Grunde aber bestätigt sich die oben beschriebene Hop oder Top Entwicklung.

Wettertrend Langfristmodell CFSv2: trockenes Wetter

Das CFSv2 Modell berechnet das Wetter im Juni mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist gegenüber dem langjährigen Sollwert erheblich zu trocken, was auf eine nachhaltige und sommerliche Wetterlage schließen lässt.

Wettervorhersage Langfristmodell NASA: zu nasses Wetter

Nach dem Wettertrend der NASA ist im Vergleich zu 1961 und 1990 im Juni mit einer Abweichung der Temperaturen von -0,5 bis +1,0 Grad zu rechnen (91/20: -1,5 bis +0,0 Grad). Die Niederschlagsentwicklung wird positiv und damit zu nass bewertet, was den Rückschluss auf eine länger andauernde Trogwetterlage zulässt.

Wettprognose europäisches Langfristmodell: Zu warm und trocken

Die Wetterprognose des europäischen Langfristmodells berechnet den ersten Sommermonat mit einer Abweichung zu 1961 und 1990 von +1,0 bis +2,5 Grad zu warm (91/20: +0,0 bis +1,5 Grad). In der Niederschlagsprognose schneidet der Monat tendenziell zu trocken ab.

Aktuelle Wettervorhersagen

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen

Regenradar

Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)