Wir klären auf: Was ist dran am Mythos der Schafskälte?
Die Schafskälte - nicht mehr so gefürchtet wie die Eisheiligen - doch kann es im Zeitraum bis zum Ende der zweiten Junidekade empfindlich kühl werden. Was aber ist tatsächlich dran am Mythos der Schafskälte - gibt es diese überhaupt und wie hat sich das in Zeiten des Klimawandels verändert?
Kühle Luft aus nördlichen Richtungen. Die Schafskälte ist definiert als ein kühler Abschnitt, der im Zeitraum vom 4. bis 20. Juni in Erscheinung treten kann. Verantwortlich hierfür sind die letzten Zuckungen
des winterlichen Polarwirbels, der entlang der Polarfront nochmals für Verwerfungen sorgen kann. Meist kommt es bei der Schafskälte zu einer nördlichen Grundströmung, die zwischen ein bis vier Tagen anhalten kann.
Die Schafskälte
Benannt ist die Schafskälte direkt nach den Schafen, die in der ersten Junidekade mehrheitlich das winterliche Fell und damit die erste Schur hinter sich haben. Fast nackt
laufen diese nun umher und da ist ein Kaltlufteinbruch aus nördlichen Richtungen - zumindest aus Sicht der Schafe - wenig erfreulich.
Der Mythos der Schafskälte
Vor allem in den Medien spielt die Schafskälte eine wichtige Rolle - sind diese doch ein Schlagwort, was den Sommer infrage stellen lässt - zumindest dessen Stabilität. Ein weiterer Grund der Schafskälte ist die rasche Erhitzung der Landmassen im Juni, während die Wassermassen auf dem Atlantik, dem europäischen Nordmeer, sowie der Nord- und Ostsee relativ frisch sein können. Bedingt durch die Temperaturunterschiede kann es zu einem markanten Wetterumschwung kommen, der nicht selten mit den ersten - heftigen - Schauern und Gewittern einhergeht und das regionale Unwetterpotential ansteigen lässt (Mehr Daten und Fakten zum Wetter Juni).
Die Rahmenbedingungen
Was aber ist tatsächlich dran an der Schafskälte - nur ein Mythos oder eine ernsthafte Wettersingularität? Untersucht haben wir den Zeitraum von 1921 bis 2020. Wenn die Tageswerte sich im Zeitraum vom 4. bis 20. Juni die +14 Grad-Marke an drei aufeinanderfolgenden Tagen unterschritten haben, wurde der Zeitraum der Schafskälte zugeordnet.
Zeitraum | Schafskälte zutreffend | Schafskälte nicht zutreffend |
---|---|---|
1921 - 2020 | 61 | 39 |
Ein klares Signal für die Schafskälte
Anders als die Eisheiligen spielt die Wettersingularität der Schafskälte in den vergangenen 100 Jahren eine relevante Rolle. In 61 Prozent der Fälle sackten die Tageswerte im Zeitraum vom 4. bis 20. Juni unter die +14 Grad ab und orientierten sich häufiger an der +10 Grad-Marke, die aber nur selten unterschritten wurde. Deutlicher wird das in der folgenden Grafik.
Klimawandel - Schafskälte seltener?
Doch wir leben in Zeiten der Klimaerhitzung und da stellt sich die Frage, wie sich das Verhältnis zueinander verschoben hat. Trat die Schafskälte vor 1991 häufiger in Erscheinung und wie sah das Verhältnis in den vergangenen 30 Jahren aus - lässt sich da ein klares Signal erkennen?
Das Ergebnis ist klar und eindeutig. Die Klimaerhitzung hat einen Effekt auf das Zutreffen der Schafskälte. Die Wahrscheinlichkeit lag in den Jahren von 1921 bis 1990 bei 73 Prozent und ist in den vergangenen 30 Jahren um -40 Prozent auf 33 Prozent zurückgegangen. Die Schafskälte spielt(e) als Wettersingularität eine Rolle, wird aber mit dem Klimawandel seltener und verliert den Status einer Wettersingularität, was sich auch gut im obenstehenden Diagramm erkennen lässt.
Zeitraum | Schafskälte zutreffend | Schafskälte nicht zutreffend |
---|---|---|
1921 - 1990 | 51 | 19 |
1991 - 2020 | 10 | 20 |
Die Schafskälte verliert den Status einer Wettersingularität
Die Schafskälte spielte im statistischen Rückblick der letzten 100 Jahre eine gewichtige Rolle und die Eintreffwahrscheinlichkeit lag bei 61 Prozent. Das ist signifikant und auffällig. Doch im Zeitraum der letzten 30 Jahre sank die Eintreffwahrscheinlichkeit auf 33 Prozent. Die Schafskälte ist zufällig geworden und hat ihren Status einer Singularität verloren. Hier zeigt sich ein größerer Einfluss des Klimawandels, als es bspw. bei den Eisheiligen der Fall ist.