Wetter: Vom Arctic Outbreak bis zum Frühling - Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe

Der Polarwirbel der Stratosphärenschicht bricht in den kommenden 72 Stunden vollständig in sich zusammen und wird auch den Polarwirbel in den darunter liegenden Luftschichten destabilisieren können. Welche Auswirkungen hat das auf das Wetter über Deutschland? Die Vorhersage-Modelle haben hierzu interessante Ansätze.
Das ruhige und überwiegend sonnige Wetter hält über dem Süden von Deutschland noch bis Donnerstag an. Von Norden nimmt die Bewölkung zu und am Donnerstag sind über der Nordhälfte die ersten - vereinzelten - Regentropfen zu beobachten sein.
Stürmische Winde
Bereits in der Nacht auf Freitag nimmt der Wind aus westlichen Richtungen kommend zu und sorgt über exponierten Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee für stürmische Windböen, wobei schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen werden können. Über tieferen Lagen zeigt sich der Wind von seiner ruppigen Seite und mancherorts können stürmische Windböen nicht ausgeschlossen werden. Der Wind treibt viele Wolken mit zeitweiligem Niederschlag über Deutschland hinweg, der bis einschließlich Sonntag regional kräftiger und länger andauernd ausfallen kann. Die Temperaturen erreichen heute noch +6 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad und gehen bis Sonntag auf +5 bis +10 Grad zurück. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Arctic Outbreak nicht ausgeschlossen
Die atlantische Frontalzone versucht ihr Bestes, sich bis zum 21. Februar über Skandinavien zu positionieren und das gelingt ihr - anders noch als in den letzten Tagen - heute erstaunlich gut.
Wechselhaftes und mildes Wetter
Bis zum 22. Februar dehnt sich ein kräftiges Sturmtief vom europäischen Nordmeer in Richtung Skandinavien aus. Da es sich um ein aktiv-dynamisches Tief handelt, erreichen dessen Gradienten Mitteleuropa nicht und so ist bei einem Wechselspiel aus Sonne, Wolken und mit gelegentlichem Niederschlag zu rechnen. Die Temperaturen bleiben bis zum 22. Februar mit +6 bis +12 Grad und örtlich bis +14 Grad auf einem für die Jahreszeit zu hohen Niveau.
Ausbruch arktischer Kaltluftmassen
Mithilfe eines Major-Warmings in Stratosphärenhöhe verlagert sich ein Teil des Polarwirbels zum 23. Februar über Skandinavien und zum 24. Februar zentralisiert sich der Polarwirbel im Bereich von Skandinavien und der Karasee.
Während sich der Polarwirbel neu formiert, erstreckt sich über Kanada und Grönland hoher Luftdruck und ermöglicht so die Ausdehnung eines Hochdrucksystems auf dem Atlantik nach Norden. Was folgt ist der Prozess eines stark meridionalen Strömungsmusters, der mit viel Energie kalte Luftmassen aus nördlichen Richtungen nach Süden führt und den Polarwirbel in den unteren Luftschichten letztlich massiv schwächen sollte.
Durchbruch des Winters?
Nein, vorerst nicht. Der Ansatz ist - wie gestern - vorhanden, doch noch fehlt der letzte Impuls. Folgt dieser in den kommenden Stunden nach, so kann man ab dem 24./25. Februar durchaus über den Winter spekulieren. Noch aber ist es nicht so weit.

Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Hochdruckblase westlich von Deutschland
Die Wetterprognose der Amerikaner bestätigt einen ähnlichen Trend zur Verlagerung vom Schwerpunkt des Polarwirbels. Doch verläuft dieser anders als sonst üblich.
Ein Keil in den Polarwirbel hinein
Normalerweise verläuft eine Schwerpunktverlagerung des Polarwirbels stringent von West nach Ost und ein paar Tage später über den Nordpol wieder zurück, sofern kein Hochdruckereignis diesem Vorhaben ein Strich durch die Rechnung macht.
Doch genau das ist nach der Wetterprognose der Amerikaner heute der Fall. Inmitten der Umstrukturierungsphase dehnt sich am 23. Februar dehnt sich ein Hoch über England weit nach Norden aus und positioniert sich bis zum 25. Februar zwischen Grönland, Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien. Die Hochdruckachse nach Süden verläuft zwischen England und Frankreich. Damit ist klar, dass Deutschland, die Schweiz und Österreich voll im Einflussbereich des Hochdrucksystems liegen werden.
Ostwetterlage wird nur angedeutet
Der Polarwirbel muss einen Umweg nehmen, um über die Barentssee oder Karasee zu gelangen. Und - einmal angenommen - dem Hoch gelingt die Zentralisierung über Skandinavien, so kann am südlichen Gradienten ein Kaltlufttropfen in Richtung Mitteleuropa geführt werden, was dann der Definition einer gestörten Zirkulation (Ostwetterlage) entspricht. Dieses Szenario aber wird nur angedeutet.
Pattsituation
Stattdessen halten sich ein Arctic Outbreak über Skandinavien und dem westlichen Russland und das Hoch über dem Westen in Schach. Da passiert nicht viel. Über Deutschland hat das einen ruhigen und mit Temperaturen von +5 bis +10 Grad milden Wettercharakter zur Folge. Für ein spätwinterliches Szenario müsste sich das Hoch weiter westlich positionieren.

Auf den Punkt gebracht: Winter, Sturm oder Frühling?
Das Resümee von vor 72 Stunden lassen wir noch einmal so stehen. Das Kippmuster ist klar zu erkennen und schaut man sich die Hochdruckentwicklung über Kanada an, so kann man - bei beiden Vorhersage-Modellen - einen ähnlichen Wettertrend erkennen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis der Polarwirbel erhebliche Stabilitätsprobleme bekommt. Das aber war/ist mit dem Major-Warming in Stratosphärenhöhe erwartbar. Unklar ist derweil, wie sich der Polarwirbel dazu positionieren und verhalten wird - da kann es in den kommenden Stunden noch die eine oder andere Überraschung
geben.
Bis aber letztlich klar ist, welche Auswirkungen der Zusammenbruch des Polarwirbels in Stratosphärenhöhe auf die unteren Luftschichten haben wird, ist der Wettertrend zunächst einmal konservativ besetzt. Das hohe Temperaturniveau der kommenden Tage bleibt noch bis zum 21. Februar erhalten und kühlt sich erst darüber hinaus langsam ab. Aber nicht in dem Maße, als dass man von Winter sprechen könnte, vielmehr wird im Mittelwert aller Kontrollläufe der nasskalte Witterungstrend der letzten Tage bestätigt, wobei eine Kaltluftperiode mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer im Zeitraum vom 24. bis 28. Februar nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Ursache hierfür ist eine vom Mittelwert aller Kontrollläufe mehrheitlich berechnete Hochdruckposition, die westlich von Deutschland gelagert ist und so ein von Nord nach Süd gelagertes Strömungsmuster nicht ausschließen lässt. Schaun mer mal - Langweilig wird es nicht werden.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
20. Februar | +1 bis +10 Grad |
+6 bis +8 Grad |
24. Februar | -1 bis +13 Grad |
+4 bis +6 Grad |
1. März | -4 bis +12 Grad |
+4 bis +7 Grad |

Nachtrag: Volltreffer für den Winter mit einem Arctic Outbreak
Kurzer Nachtrag von heute Nachmittag. Die Wetterprognose der Amerikaner zeigt, was passiert, wenn sich das Hoch etwas weiter nach Westen verlagert. Der Zustrom kalter Luftmassen polaren Ursprungs trifft Deutschland mit voller Wucht und bringt den Winter ins Spiel.
Erreichen die Temperaturen am 22. Februar noch +8 bis +12 Grad, so sind am 24. Februar +2 bis -2 Grad und am 26. Februar +0 bis -6 Grad zu erwarten. Dazu gibt es immer wieder Schneefall, der auch über tieferen Lagen zu winterlichen Wetterverhältnissen führen kann. Schaun mer mal.

Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Kurzupdate zum Major-Warming und die Reaktion der Vorhersage-Modelle an dieser Stelle
- 20:15 Uhr: Was vom Wetter im Frühling und Sommer zu erwarten ist - Warmer Winter, heißer Sommer?
Update der Wetterprognose von 20:09 Uhr
Interessant ist heute Abend, dass die Amerikaner die Wetterprognose von heute Nachmittag bestätigt haben. Das Hoch keilt im Zeitraum vom 22. bis 24. Februar westlich von Deutschland nach Norden auf, während der Polarwirbel sich mit seinem Kern in Richtung der Barentssee verlagert.
Arctic Outbreak
Über Deutschland hat das einen unmittelbaren Zustrom kalter Luftmassen polaren Ursprungs (Arctic Outbreak) zur Folge. Erreichen die Temperaturen am 22. Februar noch +6 bis +12 Grad, so sind am 24. Februar +0 bis +5 Grad und am 26. Februar +4 bis -3 Grad zu erwarten. Der Niederschlag geht bis auf die tiefere Lagen in Schnee über und über den östlichen und südlichen Landesteilen kann der Flachlandwinter ins Spiel gebracht werden. Weiter nach Norden und Westen ist ab den mittleren Lagen mit winterlichen Witterungsbedingungen zu rechnen.

Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs
Hatten die Europäer einen Arctic Outbreak in den letzten Tagen nur angedeutet, so sind die Berechnungen heute Abend konkreter geworden und nach einigen Tagen der Ungewissheit, scheinen die Vorhersagemodelle mit dem Major-Warming in Stratosphärenhöhe nun eine gemeinsame Richtung gefunden zu haben.
Winterwetter
Der Ablauf ist nach den Europäern nahezu identisch zu den Amerikanern, was die Temperaturen bis zum 24. Februar auf +0 bis +4 Grad absinken lassen kann. Oberhalb etwa 500 bis 700 Meter stellt sich Dauerfrost ein und winterliche Wetterbedingungen werden optional. Soweit in aller Kürze das Resümee der abendlichen Modellwelt: das Wetter rückt in der letzten Februar-Dekade - für den Moment - wieder näher in Richtung Winter.
