Wettertrend Winter 2021/2022: Bringt ein Polarwirbelsplit den Winter nach Deutschland?
Zu den Weihnachtsfeiertagen stehen verschiedene Optionen zur Auswahl, die von weißen Weihnachten bis hin zu einem milden und trockenen Wettercharakter reichen - aber auch extreme Wetterentwicklungen sind möglich. Abhängig ist das alles von einem Hoch und dessen Drang, in den Polarwirbel hineinzuwirken.
Kahlfrost zu Weihnachten? Das ist im Grunde das, was die Amerikaner und auch die Kontrollläufe heute berechnet hatten und als Variante zu berücksichtigen ist. Möglich ist so eine Variante, wenn das Hoch zu nah an Europa dran ist.
Polarwirbelsplit
Was mehrheitlich aber auch berechnet wurde, ist ein zu oder über Weihnachten beginnender Polarwirbelsplit, bei dem sich ein Hoch von Europa zunächst auf den Atlantik verlagert und nachfolgend über Island nach Norden aufkeilt und den Kontakt zu einem Hoch zwischen Alaska und den Aleuten sucht. Je nachdem wie heftig das vonstattengeht, kann das dem Polarwirbel weiter zusetzen und zu einem vollständigen Zusammenbruch des Polarwirbels führen. Die Plausibilität hierfür ist gegeben, doch aus der Erfahrung heraus ist es im Frühstadium des Winters eher ungewöhnlich.
Der vollständige Zusammenbruch des Polarwirbels?
Wie aber sieht so ein Zusammenbruch des Polarwirbels aus und welche Folgen hat das für das Wetter über Deutschland?
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Einem vollständig gestörten Polarwirbel geht immer ein Polarwirbelsplit voraus. Das geht zunächst in Form einer Dipolausbildung (zwei voneinander unabhängig agierende Wirbel) einher. Im weiteren Verlauf stoßen weitere Hochdrucksysteme hinzu und bilden innerhalb des Wirbels weitere Achsen aus. Am Ende kommt es zu einem völlig zerklüfteten Polarwirbel, der als solcher nicht mehr bewertet werden kann.
Ob sich der Polarwirbel nach diesem - extremen - Dämpfer noch einmal erholen kann, hängt davon ab, was der Stratosphärenwirbel macht und wie sich die Hochdruckeinschübe zueinander verhalten. Kommt es aber erst einmal zu einem Zusammenbruch des Polarwirbels, ist nicht davon auszugehen, dass das Winterwetter noch in großartig geordneten Bahnen verläuft. In diesem Fall sind bei mäandrierenden Verhältnisse chaotische Wetterentwicklungen wahrscheinlicher.
Wir haben heute Abend einmal die Varianten herausgesucht, die zu einem Polarwirbelsplit oder zu einem völligen Zusammenbruch des Polarwirbels führen können.
Was sagen die Vorhersage-Modelle zu einem Polarwirbelsplit?
Die Amerikaner berechnen ein Polarwirbelsplit, der zu Weihnachten beginnt und über die Feiertage abgeschlossen ist. Für die Freunde des Winterwetters
jedoch startet die Split von einer falschen Stelle aus.
Der schönste Polarwirbelsplit bringt nichts, wenn…
Ja, wenn das Hoch über Europa nach Norden in den Polarwirbel hinein aufkeilt und eine Querverbindung zum Hoch über den Aleuten aufbaut. In diesem Fall liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz im Zentrum des Hochdruckkeils. Während links und rechts davon es regelrecht zur Sache geht, passiert über Deutschland…. nichts.
Die Amerikaner berechnen heute Abend eine solche Variante, was am 24. Dezember Temperaturen von +2 bis +6 Grad und über dem Norden bis +8 Grad zur Folge haben kann. Trotz idealer Voraussetzungen wird das dann erst einmal nichts mit dem Winter. Und ist dem noch nicht genug, so verweilt der Hochdruckkern zwischen Weihnachten und Silvester über Skandinavien. Am südlichen Gradienten wird zwar versucht, einen Kaltlufttropfen nach Westen in Richtung Deutschland zu führen, doch gelingt das nur halbherzig. Bis zum 28. Dezember sinken die Temperaturen über dem Süden auf -4 bis +0 Grad ab, können aber über dem Norden mit +0 bis +5 Grad für den Winter zu mild ausfallen.
Mit anderen Worten: Man wird in den kommenden Tagen als Freund des Winterwetters
noch eine Menge toller Prognosen zu sehen bekommen, doch sollte man im Hinterkopf behalten, dass es um die Hochdruckposition geht und liegt das Hoch zu nah an Europa, wird das nichts mit dem Wintereinbruch zu oder über Weihnachten. Zwar ist Dauerfrost mit so einem Hoch machbar, doch fehlt dann der Niederschlag und so kommt es lediglich zu Kahlfrost.
Der Polarwirbelsplit endet, bevor er beginnt
Auch das ist möglich und wird in der Wetterprognose der Europäer heute Abend besonders gut deutlich. Das Hoch verlagert sich raus auf den Atlantik und keilt nach Norden auf. Das sind für den Winter ideale Voraussetzungen, um über Deutschland eine meridionale Nord-Süd-Strömung einzuleiten. Zudem blockt das Hoch auf dem Atlantik die atlantische Frontalzone vollständig ab.
Was für den Winter aber eine Chance ist, ist zugleich ein Risiko. Das passiert dann, wenn die atlantische Frontalzone nördlich vom Hoch über Grönland in Richtung Skandinavien und der Barentssee geführt wird.
Das Blockadehoch erhält einen Dämpfer
In diesem Fall bekommt das Blockadehoch einen Dämpfer verpasst, noch bevor er überhaupt in die Reichweite des Polarwirbels kommt. Das Hoch flacht ab und kippt zu Weihnachten nach Osten ab. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen in diesem Fall ebenfalls im Einflussbereich des Hochdrucksystems. Trockenes Wetter ist bei Temperaturen von +0 bis +5 Grad zu erwarten und weiße Weihnachten können in Ermangelung an Schnee auch über den mittleren Lagen infrage gestellt werden.
Man sieht also anhand der beiden Vorhersage-Modelle, was - trotz optimaler Voraussetzungen - für den Winter alles schieflaufen und das Gegenteilige dessen eintreten kann, was ursprünglich einmal plausibel war. Entscheidend ist und bleibt die Hochdruckposition.
Auf den Punkt gebracht: Kommt der Winter?
Erst muss das Hoch sich im Verlauf der Woche aufbauen, dann sieht man weiter. Betrachtet man die Kontrollläufe, so wurde heute Nachmittag und heute Abend ein ab den mittleren Lagen winterlicher Wettertrend bestätigt und die Temperaturen bewegen sich meist unterhalb der Null-Grad-Marke im Dauerfrostbereich.
Anders sieht es über tieferen Lagen unterhalb etwa 200 bis 500 Meter, sowie über dem Norden und Westen aus. Dort pendeln sich die Werte mit +0 bis +3 Grad in einen nasskalten Bereich ein. Das ist zwar schon deutlich winterlicher, wie man von den letzten Jahren her kennt, aber es reicht noch nicht ganz für den Flachlandwinter. Zumal die Niederschlagsprognose noch zu wünschen übrig lässt. Man wird abwarten müssen.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
19. Dezember | -4 bis +9 Grad |
+1 bis +6 Grad |
23. Dezember | -7 bis +7 Grad |
-2 bis +2 Grad |
28. Dezember | -9 bis +6 Grad |
-3 bis +0 Grad |