Zum Hauptinhalt springen

Wettertrend: Steht ein kräftiger Dämpfer des Hochsommers bevor?

| M. Hoffmann
Ein markanter Wetterwechsel im Hochsommer?

Die kommenden Tage zeigen sich nach Durchzug einer Unwetterfront mit gelegentlichen Schauern und Gewittern über dem Süden und Norden weitgehend sommerlich. Doch das eigentliche Wetter für Deutschland wird von einem Tief über Skandinavien dominiert, welches weit nach Süden übergreift. Die Vorhersage-Modelle sind im Hinblick auf das Gelingen eines markanten Wetterwechsels zögerlich, doch in einem sind sie sich einig - der Hochsommer erfährt zum Wechsel in die letzte Juli-Dekade einen Dämpfer - fragt sich nur, für wie lange.

Schwül-heiße Luft lässt heute die Temperaturen südlich einer Linie von Köln und Berlin auf +30 bis +36 Grad und örtlich bis +38 Grad ansteigen. Von Westen dehnt sich bereits am Vormittag eine Gewitterfront nach Deutschland aus und sorgt bis zum Abend nördlich einer Linie vom Bodensee und Berlin für regionale Hitzegewitter, die örtlich kräftiger und unwetterartig ausfallen können. In der Nacht auf Sonntag zieht die Gewitterfront nach Osten ab und intensiviert sich in diesem Prozess, was im Schwerpunkt von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, sowie Berlin und Brandenburg in Form von Platzregen, Sturzfluten, Blitz- und Hagelschlag und stürmischen Windböen zu schweren Unwettern führen kann (Gewitterradar || Warnlagenbericht || Unwetterwarnung).

Sommerwetter mit ein paar Schauern

Schauer und Gewitter spielen von Sonntag bis einschließlich Donnerstag insbesondere über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, sowie über dem südlichen Baden-Württemberg und Bayern eine Rolle. Sonst überwiegt bei wechselnder Bewölkung der Sonnenschein und mit einem trockenen Wetter ist zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich nördlich einer Linie von Hannover und Berlin auf +20 bis +25 Grad und weiter nach Süden auf +22 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad ein. Das Erreichen der hochsommerlichen +30 Grad-Marke kann mancherorts nicht ausgeschlossen werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juli.

Links die Prognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 20. Juli
Links die Wetterprognose des deutschen Wettermodells, rechts die Niederschlagsprognose bis einschließlich dem 20. Juli © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Ein Dämpfer für den Hochsommer

Die Wetterprognose der Europäer war in den vergangenen Tagen in Hinblick auf einen Wetterwechsel zaghaft und hat über Deutschland eine Luftmassengrenze berechnet. Daran hat sich heute zwar nichts geändert, das macht die Prognose aber nicht unbedingt einfacher.

Skandinavientief

Im Zeitraum vom 17. bis 19. Juli positioniert sich das heutige Gewittertief über Skandinavien und dreht sich an Ort und Stelle ein. Bis zum 20. Juli greifen die südlichen Gradienten des Tiefdrucksystems nach Süden aus und beginnen damit, das Wetter über Nordhälfte von Deutschland zu beeinflussen. Die Temperaturen gehen nördlich einer Linie von Köln und Berlin auf +18 bis +24 Grad zurück und können nach Süden bis +28 Grad ermöglichen. Hinzukommen zeitweilige Schauer, welche im Schwerpunkt über dem Norden zu erwarten sind. Weiter nach Süden bleibt das Wetter zunächst trocken.

Luftmassengrenze

Bis zum 24. Juli versucht das Skandinavientief weiter nach Süden überzugreifen, scheitert jedoch an den warmen Luftmassen. So kühlt es zum 22. Juli über dem Norden kurzzeitig auf +17 bis +21 Grad und über dem Süden auf +20 bis +25 Grad ab, doch zum 24. Juli sind über dem Norden +20 bis +25 Grad und über dem Süden, Westen und Osten +24 bis +28 Grad und örtlich von bis +30 Grad sommerliche bis hochsommerliche Werte möglich. Die Schauer- und Gewitterneigung bleibt nördlich der Mittelgebirge erhöht und auch über dem Süden - insbesondere in Alpennähe - sind Gewitter nicht auszuschließen. Ein markanter Wetterwechsel sieht anders aus.

Ein nicht ganz durchgreifender Wetterwechsel mit einer Luftmassengrenze über Deutschland
Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Ein nicht ganz durchgreifender Wetterwechsel mit einer Luftmassengrenze über Deutschland © www.meteociel.fr || wxcharts.com

Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Eingekapselte Tiefdrucksysteme verhindern den Hochsommer

Die Wetterprognose der Amerikaner schwankt in den vergangenen Tagen und macht teils größere Sprünge. Doch haben diese Varianten eines Gemeinsam - der Hochsommer hat in der letzten Juli-Dekade kein leichtes Spiel mehr. Dafür verantwortlich ist ein Tiefdrucksystem über Skandinavien.

Südwestwetterlage

Dieses Skandinavientief hält die Südwestwetterlage über Deutschland noch bis zum 22. Juli aufrecht. Die Temperaturen erreichen über dem Norden meist Werte von +20 bis +24 Grad und nach Süden von bis +28 Grad. In Schauernähe kühlt es auf bis +17 Grad ab. Apropos Schauer - diese sind bis zum 22. Juli nur spärlich und insbesondere über dem Norden und Süden von Deutschland zu erwarten.

Eingekapseltes Höhentief

Im Zeitraum vom 23. bis 25. Juli dehnt sich von der Karasee ein Hochdruckkeil in Richtung Grönland aus und kapselt das Tief über Skandinavien ein. Zur gleichen Zeit dehnt sich über dem Atlantik das Azorenhoch nach Grönland aus und setzt die atlantische Frontalzone weiterhin außer Kraft.

Ein ungewöhnlicher Vorgang. Warum? Normalerweise ist ein Tief über Skandinavien der Wegbereiter für eine Westwetterlage, bei der die atlantische Frontalzone an Fahrt aufnehmen und das Wetter über Mitteleuropa dominieren kann. Die atlantische Frontalzone existiert schon seit ein paar Wochen nicht mehr, geschweige denn der Aufbau einer funktionierenden Tiefdruckrinne. Das aber nur am Rande.

Kein Hochsommer

Das eingekapselte Tief über Skandinavien, agiert ab dem 23. Juli als sog. Höhentief und zieht seine Bahnen im Bereich von England, Deutschland, dem östlichen Europa bis über das westliche Russland. Das Höhentief verharrt nahezu an Ort und Stelle und lässt die Temperaturen über Deutschland am 25. Juli mit +22 bis +26 Grad und örtlich bis +29 Grad noch einmal in den sommerlichen Bereich ansteigen. Am 26. Juli werden +18 bis +24 Grad und am 30. Juli +16 bis +22 Grad simuliert. Hinzukommen zahlreiche Schauer, welche örtlich auch länger andauernd und nennenswert ausfallen können. Der Sommer macht nach der Wetterprognose der Amerikaner eine Pause - der markante Wetterwechsel aber erfährt erneut eine Verzögerung im zeitlichen Ablauf.

Zwischen Sommer, Hochsommer und einer markanten Abkühlung - keine stabilen Wetterverhältnisse
Die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Zwischen Sommer, Hochsommer und einer markanten Abkühlung - keine stabilen Wetterverhältnisse © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Umstellung der Großwetterlage?

Das Skandinavientief kommt - darüber herrscht Einigkeit und ist auch nicht mehr infrage zu stellen. Was fraglich bleibt ist, wie weit das Tief nach Süden übergreifen kann. Von einem Tief Mitteleuropa hin zu einem Streifschuss ist alles möglich. Die Vorhersage-Modelle tendieren mehr zu einer Zwischenlösung. Der Norden wird stärker vom Skandinavientief beeinflusst, als der Süden und vieles spricht für eine Luftmassengrenze südwestlicher Ausprägung.

Die wahrscheinliche Wetterlage

Der Wettertrend der Kontrollläufe ist seit einigen Tagen konstant. Die Temperaturanomalie wird über dem Norden von Deutschland im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 vom 17. bis 30. Juli zwischen -1,0 bis +0,0 und phasenweise bis -2,0 Grad berechnet. Dort ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ein jahreszeitlich zu kühles bis normales Wetter zu erwarten. Über dem Westen schwankt die Anomalie zwischen -0,5 und +1,0 Grad im normalen bis leicht zu warmen und über dem Süden und Osten mit +1,0 bis +2,0 Grad im zu warmen Bereich. In Temperaturen ausgedrückt schwankt das Spektrum über dem Norden um die +20 Grad-Marke und über dem Westen, Süden und Osten zwischen +20 bis +25 Grad, wobei über dem Süden und Osten auch bis +28 Grad möglich sein können.

Kommt Regen?

Die Niederschlagssignale sind heute und in der kommenden Nacht erhöht. Über dem Norden zeichnet sich vom 18. bis 22. Juli eine niederschlagsarme Zeit ab, sonst ist über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bis zum 30. Juli immer wieder mit Schauern und örtlichen Gewittern zu rechnen. Über dem Rest von Deutschland deutet sich eine vom 17. bis 22. Juli weitgehend trockene Wetterentwicklung an. Erst darüber hinaus sind leicht erhöhte Niederschlagssignale im Mittelwert der Kontrollläufe auszumachen. Ein markanter Wetterwechsel mit mehrtägigem Landregen (Tief Mitteleuropa) sieht anders aus.

Tief Skandinavien - der Hochsommer erfährt einen Dämpfer
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Tief Skandinavien - der Hochsommer erfährt einen Dämpfer © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
21. Juli +14 bis
+31 Grad
+20 bis
+25 Grad
25. Juli +14 bis
+32 Grad
+20 bis
+22 Grad
30. Juli +15 bis
+33 Grad
+21 bis
+25 Grad
Diagramm Temperaturen Juli 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juli 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Aktuelle Wettervorhersagen

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen