Sommertrend: Sorgt die Erhaltungsneigung für eine Verlängerung des Hochsommers?
Ein Höhentief wagt sich am Wochenende nach Deutschland vor und könnte mit einer entsprechenden Struktur für einen nachhaltigen Wetterwechsel sorgen, der dem Hochsommer über Deutschland ein Ende bereiten kann. Doch es geht auch anders.
Hochsommerlich warmes bis heißes Wetter ist in den kommenden Tagen über Deutschland zu erwarten. Die Temperaturen erreichen mit viel Sonnenschein +25 bis +30 Grad und örtlich hochsommerliche +34 Grad. Am Wochenende kann das Erreichen der +35 Grad-Marke nicht ausgeschlossen werden.
Schauer und Gewitter - Dank eines Höhentiefs?
Am Wochenende macht sich ein Höhentief vom östlichen Europa aus auf den Weg in Richtung Deutschland. Doch im Vergleich zu den letzten Tagen wurde das Höhentief heute in einer abgeschwächten Form berechnet und manches Vorhersage-Modell hat den Einfluss der Tiefdruckstörung auf das Wetter über Deutschland ganz aus den Berechnungen herausgenommen. Wahrscheinlich aber erreicht das Höhentief zum Sonntag den äußersten Osten und kann dort für ein paar Schauer und Gewitter verantwortlich gemacht werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter August 2022.
Die Regenprognose
Die Skepsis hinsichtlich eines Höhentiefs mit kräftigen und länger andauernden Niederschlägen ist berechtigt, denn in der Niederschlagsprognose zeigt bis zum 14. August keines der Vorhersage-Modelle nennenswerte Niederschlagssignale. Verbreitet bleibt es trocken.
Wann kommt der große Wetterumschwung?
In der gestrigen Wetterprognose haben wir die Vorhersage-Modelle nach möglichen Anzeichen einer Umstellung der Großwetterlage untersucht und feststellen müssen, dass es zwar ein gewisses Potential für einen strukturellen Umbau der Großwetterlage gibt, doch die Hochdruckdominanz einfach zu stark und der Sommer noch nicht in dem Maße fortgeschritten ist, als dass man den Sommer, respektive Hochsommer für beendet erklären kann.
Die Erhaltungsneigung
Hinzu kommt die Erhaltungsneigung, die über Deutschland mit einer meridionalen Grundströmung im März, Mai, Juni, Juli und im bisherigen August-Verlauf für eine extreme Dürre sorgte (Klimaerhitzung: Mehr Hitze und Trockenheit aufgrund eines schwachen Golfstromes und meridionalen Großwetterlagen?). Zeit, sich die Erhaltungsneigung einmal genauer anzuschauen.
Die Verpuffung eines Höhentiefs
Zunächst waren es markante Trogwetterlagen, die über Deutschland für eine tiefgreifende Abkühlung hätten sorgen sollen. Was kam, war eine moderate Abkühlung auf ein Niveau, das für Deutschland im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert noch immer deutlich zu warm war. Seit einigen Tagen simulieren die Vorhersagemodelle die Möglichkeit eines Höhentiefs, dass sich entweder über Deutschland positioniert, oder ein Hoch über Skandinavien unterwandert, Kontakt zur atlantische Frontalzone aufnimmt und so das Strömungsmuster von meridional Süd-Nord auf Nord-Süd drehen soll. Wirft man noch einen schnellen Blick auf die obenstehenden Wetterkarten, so scheint - auf den ersten Blick - exakt das Gegenteil zu passieren. Der Hochdruckkeil bleibt und die Tiefdrucksysteme links und rechts vom Hoch agieren stabilisierend.
Verlängerung der hochsommerlichen Wetterlage
Und exakt dieses Verhaltensmuster einer Erhaltungsneigung gilt es in den kommenden Tagen genauer im Blick zu behalten. Erst wird ein brachialer Wetterwechsel simuliert, dann abgeschwächt und am Ende komplett in die andere Richtung gedreht. Schaut man sich das Muster an, so kann sich die Hochdruckzone weiter stabilisieren und mit einem trockenen, warmen und phasenweise heißem Wetter die letzte August-Dekade dominieren und mit der Entwicklung einer möglichen Omegawetterlage das Wetter bis weit in den September hinein beeinflussen. Regen ist in diesem Fall nur sehr wenig zu erwarten.
Kippmuster - markanter Wetterwechsel
Doch noch ist es nicht so weit und die Vorhersage-Modelle berechnen das Höhentief lediglich in abgeschwächter Form, dass Deutschland etwas später - zum 17. August - erreichen soll. Die Europäer berechnen einen raschen Übergang des Höhentiefs in die atlantische Frontalzone, was die Hochdruckzone in zwei Cluster aufteilt und bis zum 19. August eine kuriose Wetterlage zeigt.
Kuriose Wetterlage
Das Hoch ist weiterhin dominierend und dehnt sich von den Azoren in Richtung Island aus und erstreckt sich mit einem Keil über Grönland, dem Polarkreis bis über die Karasee. Eine Zonalisierung (Westwetterlage) ist somit gänzlich ausgeschlossen. Bedingt durch die imposante Struktur der Hochdruckzone wird die gesamte atlantische Frontalzone vom Hoch eingeschlossen und wabert zwischen West- und Mitteleuropa umher.
Das ist kein brachialer und nachhaltiger Wetterwechsel, sondern vielmehr eine eingekapselte Störung, die sich nicht von der Stelle bewegt und über Deutschland, der Schweiz und Österreich für reichlich Niederschlag und gemäßigte Temperaturen sorgen kann. Immerhin - doch zu abenteuerlich erscheint diese Wetterentwicklung und man darf gespannt sein, ob diese in den kommenden Stunden noch so simuliert wird.
Erst ein Trog, dann die Südwestwetterlage
Die Wetterprognose der Amerikaner präsentiert die dritte Variante und hier zeigt sich deutlich, was passiert, wenn die Hochdruckzone von den Azoren aus nicht nach Norden aufkeilt, wie es die Europäer berechnen. Zunächst einmal ist der Ablauf ähnlich. Das Höhentief verbindet sich mit der atlantische Frontalzone direkt über Europa und das bis dahin dominante Hoch teils sich in zwei Cluster auf. Der eine liegt über den Azoren und der Zweite im Bereich der Barents- und Karasee. Die Lücke dazwischen wird von Tiefdrucksystemen ausgefüllt, was letztlich zu einer Trogwetterlage führt.
Regen und zurückgehende Temperaturen
Der Trog wird am 15. August initialisiert und erreicht zum 17. August seinen Höhepunkt. Die Temperaturen erreichen zur Monatsmitte noch +28 bis +34 Grad und örtlich bis +37 Grad und sinken zum 17. August auf +20 bis +25 Grad und in Schauernähe auf bis +17 Grad ab. Über den Regionen mit länger andauerndem Niederschlag können die Werte unter die +15 Grad-Marke absinken.
Erneut hochsommerlich heiß
Doch der Trog ist zu schwach, um sich zu behaupten und zudem fehlt das auf dem Atlantik aufstrebende Hoch, was eine von Nord nach Süd verlaufende meridionale Wetterlage stützen würde.
Stattdessen drückt die atlantische Frontalzone im Bereich von Neufundland, Island und England einen Keil des Azorenhochs nach Osten, der sich wiederum mit dem zweiten Hochdruckcluster über der Barents- und Karasee verbindet und in Kombination mit der atlantische Frontalzone zu einer Südwestwetterlage führt.
Warme bis heiße Luftmassen erreichen Deutschland zum 19. August und lassen die Temperaturen rasch auf +27 bis +33 Grad ansteigen. Der vorläufige Höhepunkt der neuerlichen Hitzephase wird mit Werten von +30 bis +35 Grad und örtlich bis +38 Grad im Zeitraum vom 20. bis 24. August simuliert. Mit weiteren Hitze- und Wüstentagen kann nach der Wetterprognose der Amerikaner gerechnet werden und der Trog ist nur eine vorübergehende Erscheinung.
Auf den Punkt gebracht: Gelingt ein Wetterwechsel?
Die Europäer zeigen, wie es mit einem Wetterwechsel - wenn auch kurios - klappen kann. Die Amerikaner hingegen berechnen auf eindrucksvolle Art und Weise, wie sich die Erhaltungsneigung mit einem hochsommerlichen Wettercharakter behaupten kann.
Trogeinschlag
Die Kontrollläufe stützen in den vergangenen Tagen nur bedingt eine trogähnliche Struktur, die heute jedoch besser herausgearbeitet wurde. Mit anderen Worten ist im Zeitraum vom 17. bis 19. August mit einem markanten Temperaturrückgang zu rechnen. Beträgt der Überschuss der Temperaturen im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert am 15. August noch +5 bis +8 Grad, so sinkt das Niveau zum 18. August auf ein Überschuss von +0 bis +2 Grad ab.
Temperaturanstieg
Im Zeitraum vom 20. bis 25. August stützen die Kontrollläufe mehrheitlich ein ansteigendes Temperaturniveau, was zu einem Überschuss von +2 bis +4 Grad sorgen kann. Ja, der Trog wird mit einer höheren Wahrscheinlichkeit kommen und ja, er wird eine vorüberziehende Erscheinung sein. Denn es gibt nur wenige Berechnungen, die einen nachhaltigen Wetterwechsel stützen.
Die Regenprognose
Dass ein Trog nur vorübergehender Natur ist, zeigt sich auch in der Niederschlagsprognose der Kontrollläufe, bei der vom 16. bis 18. August nennenswerte Niederschlagssignale zu erkennen sind, die nachfolgend in den schwach erhöhten Bereich zurückgehen. Schauer und Gewitter sind nach dem 18. August möglich und sind als Indikator einer schwül-warmen Südwestwetterlage zu bewerten.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
15. August | +24 bis +38 Grad |
+28 bis +32 Grad |
19. August | +14 bis +31 Grad |
+21 bis +23 Grad |
24. August | +13 bis +35 Grad |
+23 bis +25 Grad |
Wetterprognose August des Langfristmodells
Das Wetter im August soll mit einer Abweichung gegenüber 1961 und 1990 um +2,0 bis +3,5 Grad erheblich zu warm ausfallen (91/20: +0,6 bis +2,1 Grad). Die Niederschlagsprognose wird von England bis über das östliche Europa erheblich zu trocken berechnet. Über Italien und dem südlichen Frankreich etwas zu nass, über Schweden und dem südlichen Finnland deutlich zu trocken, über Norwegen deutlich zu nass (am Gebirgskamm entlang) und über dem nördlichen Finnland weitgehend normal simuliert. Über Deutschland wird das Ende, das Spektrum der maximal möglichen Trockenheit simuliert.