Wetterprognose: Ein Kaltlufteinbruch ist noch nicht vom Tisch
Ein Hauch von Sommer weht zum Start in die neue Woche über Deutschland hinweg, bevor zum kommenden Wochenende ein markanter Temperaturrückgang für Abwechslung sorgt. Ob der Sommer sich nach den Eisheiligen über Deutschland wird durchsetzen können, hängt von der Positionierung eines Hochdrucksystems ab.
Sommerwetter mit Einschränkungen. In den kommenden Tagen lassen die Schauer nach und mit einer kräftigen Südwestströmung werden warme Luftmassen nach Deutschland geführt. Die Temperaturen erreichen bis zum Mittwoch +22 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad.
Kräftige Schauer und Gewitter mit ansteigendem Unwetterpotential
Doch der sommerliche Temperaturcharakter ist nur am Montag die meiste Zeit ungetrübt. Am Dienstag ziehen von Norden Wolken auf, die vereinzelt für ein paar Schauer sorgen können. Zum Ende der Woche werden die Schauer über der Südhälfte nicht nur zahlreicher vertreten sein, sondern auch kräftiger ausfallen können. Das Potential von unwetterartigen Wetterereignissen steigt an und die Temperaturen gehen auf ein Niveau zurück, dass mit +14 bis +18 Grad für Mitte Mai angemessen ist. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Mai 2022.
Reaktivierung der Westwetterlage?
Diese Erkenntnis könnte man aus den obenstehenden Wetterkarten durchaus erlangen. Die atlantische Frontalzone wird zum Beginn der Eisheiligen reaktiviert und erstreckt sich von Neufundland bis nach Skandinavien und dehnt sich bis zum 13. Mai über das westliche Russland aus.
Geclusterte Systeme, normale
Eisheilige
Doch der erste Blick täuscht. Die Tiefdrucksysteme sind nicht zusammenhängend und bilden keine Tiefdruckrinne ab. Eine nachhaltige Westwetterlage ist vorerst nicht zu erwarten, dazu aber später mehr. Die Konsequenzen dieser Entwicklung hat sich in den letzten Tagen immer wieder gezeigt und wird heute bestätigt. Die Eisheiligen beginnen sommerlich, bevor im weiteren Verlauf die Temperaturen spürbar zurückgehen. Doch die klassischen Eisheiligen, mit einem Temperaturniveau von +7 bis +12 Grad - sind nicht zu erwarten. Simuliert werden +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad. Im Grunde handelt es sich um Werte, die für Mitte Mai absolut normal
sind. Nur der Wechsel von ungewöhnlich warm auf normal, der passiert im Zeitraum der Eisheiligen.
Darin stimmen beide Vorhersage-Modelle überein. Aber nicht nur das, auch in der Regenprognose gibt es eine Übereinstimmung. Im Zeitraum vom 12. bis 15. Mai kann mit nennenswertem Niederschlag gerechnet werden, wo dieser aber niedergehen wird, hängt noch von der Zugbahn des Tiefdrucksystems ab. Der voraussichtliche Schwerpunkt liegt wohl südlich einer Linie von Köln und Dresden.
Aufkeilendes Hoch: Frühsommer
Auch dieser Wettertrend bestätigt sich heute erneut. Aufgrund der fehlenden - und vor allem zusammenhängenden - Tiefdruckrinne gelingt es einem Hoch nach den Eisheiligen über Spanien, Frankreich und England nach Norden aufzukeilen. Infolge daraus werden sämtliche Bemühungen der atlantische Frontalzone zunichtegemacht. Eine Zonalisierung ist so nicht möglich.
Entscheidend aber, ob das Hoch für einen sommerlichen Wettercharakter wird sorgen können, hängt von der Position des Hochdrucksystems ab. Zum aktuellen Stand dehnt sich der Hochdruckkern bis zum 18. Mai zwischen England, Skandinavien und Deutschland aus. Deutschland jedoch liegt am östlichen Hochdruckgradienten und damit im Zustrom gemäßigt warmer Luftmassen aus nördlichen Richtungen. Dennoch können die Temperaturen bis zum 18. Mai auf +16 bis +22 Grad und örtlich bis +24 Grad ansteigen. Mit Niederschlag ist nicht mehr zu rechnen - und der fehlende Niederschlag wird zunehmend zu einem Problem.
Kaltlufteinbruch?
Schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten noch einmal genauer an, so erkennt man die Feinheiten, worauf es in den kommenden Tagen ankommen wird und die Großwetterlage zum Ende der zweiten Mai-Dekade doch noch auf den Kopf
stellen kann. Die Europäer berechnen das Hoch - aus Sicht den Sommers - an fast optimaler Position. Die Amerikaner berechnen den Einschluss eines nach Süden austrogenden Systems über dem östlichen Europa und da sich Hochdrucksysteme im und Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn drehen, besteht nach den Amerikanern die Option einer gemäßigt milden Ostwetterlage.
Sollte sich zudem das Hoch weiter nach Skandinavien ausdehnen und autarke Züge annehmen, so würde es sich um eine vollständig gestörte Zirkulation handeln. Eine Westwetterlage wäre in diesem Fall bis Ende Mai nahezu auszuschließen. Dafür aber Tiefdruckeinflüsse aus östlichen Richtungen, was die Amerikaner bis zum 21. Mai berechnen. Der Tiefpunkt der Temperaturen wäre mit +7 bis +13 Grad am 19. Mai erreicht. Sozusagen die verspäteten Eisheiligen
.
Auf den Punkt gebracht: Vorübergehender Temperaturrückgang
Wer bei und schon eine Weile zu Gast ist, der kennt das bereits. Immer wenn eines der Vorhersage-Modelle zu Extremen neigt, ist es ratsam, ein gesundes Maß an Skepsis walten zu lassen. Möglich ist so eine Wetterentwicklung, wie sie die Amerikaner heute berechnen, doch bewertet man die Wahrscheinlichkeiten, so kommt man schnell zur Erkenntnis, dass es sich - erneut - um einen kalten Ausreißer handelt.
Deutlich wird das für den 19. Mai hervorgehoben. Das Temperaturspektrum der Kontrollläufe schwankt an diesem Tag zwischen +7 bis +27 Grad. Die Temperaturprognose der Amerikaner liegt zwischen +7 bis +13 Grad. Der Mittelwert aller Kontrollläufe liegt zwischen +17 bis +20 Grad. Da der Kaltluftzustrom in diesem Fall nur aus östlichen Richtungen möglich ist, lässt sich auch die berechnete Großwetterlage der Amerikaner als solche infrage stellen.
Wahrscheinlicher ist ein aufkeilendes Hochdrucksystem, an dessen östlichen Gradienten Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen können. Der Wind kommt überwiegend aus nördlichen Richtungen und sorgt bei den Temperaturen für einen Dämpfer
. Jedoch bewegt sich alles in einem Spektrum, der zum Beginn der letzten Mai-Dekade als normal
bis etwas zu warm zu bewerten ist. Im Umkehrschluss lässt sich daraus weder eine Zonalisierung, noch eine stabile Wetterlage resümieren. Der Mai bleibt leicht unbeständig, auch wenn die Niederschlagssummen bislang ungerecht verteilt sind.
Der Frühling bislang zu warm und erheblich zu trocken
Apropos Niederschlagsummen: Der Mai hat bis einschließlich gestern sein Soll erst zu 8 Prozent erfüllen können und so setzt sich über weite Teile von Deutschland der trockene Wettercharakter seit März fort. Der Frühling konnte sein Niederschlagssoll erst zu 41 Prozent erfüllen und ist damit erheblich zu trocken. Die Temperaturen sind im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +0,9 Grad zu warm (91/20: -0,3 Grad).
Dass sich daran in irgendeiner Art und Weise in den letzten Mai-Tagen noch etwas ändern kann, ist wenig wahrscheinlich. Zwar werden im Zeitraum vom 12. bis 15. Mai immer wieder Niederschlagssignale berechnet, doch sind diese jetzt nicht als herausragend zu interpretieren. Nachfolgend bestätigen die Kontrollläufe eine nur schwach erhöhte Niederschlagswahrscheinlichkeit, sodass der Mai am Ende seiner Tage deutlich bis leicht zu trocken ausfallen kann.
Erheblich zu trocken
Der Wettertrend des Langfristmodells berechnet das Wetter im Mai erheblich zu trocken. Südlich der Mittelgebirge wird sogar das Ende der Skala erreicht. Aus diesem Resümee heraus, sollte man sich über jeden Regentropfen freuen, der da vom Himmel fällt.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
14. Mai | +10 bis +24 Grad |
+15 bis +17 Grad |
18. Mai | +10 bis +28 Grad |
+18 bis +20 Grad |
23. Mai | +11 bis +32 Grad |
+20 bis +22 Grad |