Skip to main content

Wetterprognose: Schneefront oder Milderung - Winter oder Westwetterlage?

| M. Hoffmann
Setzt der Winter sich fest, oder kommt die nächste Milderung? © Martin Bloch

Der Winter macht sich über Deutschland bemerkbar und könnte am Wochenende mithilfe einer Schneefront für winterliche Wetterbedingungen bis auf tiefere Lagen herab sorgen. Nistet sich der Winter über Deutschland ein oder bleibt es bei einer vorüberziehenden Erscheinung?

Die Wetterprognose Februar zeigte sich im Tagesverlauf überwiegend hochdruckdominiert und bestätigte so die Prognose von heute Nachmittag. Wer also auf den Flachlandwinter hofft, hofft wohl nach den Prognose-Modellen - für den Moment - vergebens.

Zunehmend milder mit ansteigender Schneefallgrenze

Schaut man sich das Temperaturspektrum der Kontrollläufe an, so liegen die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe vom 18. bis 22. Januar zwischen -5 und -7 Grad und über dem Süden örtlich bis -8 Grad. Damit ein Flachlandwinter überhaupt in Erwägung gezogen werden kann, sollten die Höhenwerte in der letzten Januar-Dekade zwischen -5 und -7 Grad liegen. Die Entwicklung ist also Grenzwertig, was im Zweifel eine nasskalte Witterung über tieferen Lagen wahrscheinlich und den Winter ab den mittleren Lagen optional macht. Das aber ist nichts Neues.

Im Zeitraum vom 24. Januar bis 1. Februar steigen die Höhenwerte auf -2 bis -4 Grad an, was die Schneefallgrenze - und damit auch den Winter - bis auf die höheren mittleren Lagen von 700 bis 900 Meter ansteigen lassen kann. Rein aus dieser Betrachtung heraus, steht der Winter vor massiven Herausforderungen, die er möglicherweise nicht bewältigen kann.

Nasskaltes Wetter mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen
Wetterprognose dem Mittelwert aller Kontrollläufen: Nasskaltes Wetter mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr

Reaktivierung der Frontalzone?

Schaut man sich den Mittelwert aller Kontrollläufe bis Februar an, so erkennt man eine außerordentlich aktive Frontalzone und damit einen stabilen Polarwirbel. Über Deutschland, Österreich und der Schweiz würde sich eine zonal agierende Westwetterlage etablieren. Der winterliche Ansatz der kommenden Tage wäre in diesem Fall Rückblickend nur ein Hauch von Winter. Und ja, sollte sich die Frontalzone im Februar reaktivieren können, war es das mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für den Winter.

Warum? Ganz einfach. Die eingeflossenen Kaltluftmassen kommen nicht zur Ruhe. Ein Kälteaggregat ist nicht vorhanden und eine zonale Wetterlage dauert in der Regel zwischen 7 und 14 Tagen an. Mit dem 10. Februar wäre der Winter schon weit fortgeschritten und mit ansteigendem Sonnenstand müsste dann eine ganz besondere Großwetterlage vorherrschend sein, um die kalte Luftmassen - und damit den Winter - nach Deutschland führen zu können. Zur visuellen Unterstützung haben wir einmal die zonalen Wetterlagen aus den Kontrollläufen herausgesucht.

Erfolgt bis Februar eine erneute Zonalisierung der Großwetterlage?
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Erfolgt bis Februar eine erneute Zonalisierung der Großwetterlage? © www.meteociel.fr

Störung des Polarwirbels

Auf den obenstehenden Wetterkarten ist ein weitgehend intakter Polarwirbel zu erkennen. Die Störeinflüsse sind minimal. Doch in Stratosphärenhöhe bestätigt sich heute erneut ein Phänomen, dass sich seit rund einer Woche abzeichnet und mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit eintreten wird und sozusagen für die Freunde des Winterwetters als Hoffnungsschimmer dienlich ist.

Major-Warming in Stratosphärenhöhe

Die Temperaturen in Stratosphärenhöhe erreichen im Bereich von Sibirien bis zum 23. Januar einen Höchstwert von bis +4 Grad. Auf der gegenüberliegenden Seite erreichen die Temperaturen Werte von bis -88 Grad. Das entspricht einem Temperaturunterschied von 92 Grad. Das ist eine Menge und ebendarum nennt sich das Phänomen auch Sudden stratospheric warming oder die plötzliche Stratosphärenerwärmung.

Entscheidend aber, ob aus einem Major-Warming eine Störung des Polarwirbels in den unteren Luftschichten erfolgen kann, sind die Windgeschwindigkeiten, die mit Beginn des Major-Warmings zum 22. Januar ungewöhnlich hohe +214 km/h betragen und bis zum 1. Februar auf +5 bis +20 km/h absacken. Das ist eine deutlich negative Beschleunigung, doch dreht sich die Windrichtung nicht auf Ost-West um (negative Vorzeichen der Windgeschwindigkeit). Erst wenn das der Fall ist, werden die unteren Luftmassen massiv beeinflusst und man spricht von einem vollendeten Major-Warming. Schaun mer mal, was draus wird.

Major-Warming in Stratosphärenhöhe
Major-Warming in Stratosphärenhöhe © www.meteociel.fr

Gibt es Reaktionen auf das Major-Warming?

Reaktionen gibt es. Das Warming beginnt zum 22. Januar und ab diesem Zeitpunkt ist mit einem Zeitversatz von etwa 4 bis 7 Tagen mit Reaktionen in den Vorhersage-Modellen und den Kontrollläufen zu rechnen. Die Vorhersage-Modelle favorisierten heute erneut ein Displacement des Polarwirbels, bei dem der Polarwirbel durch eine massive und weit ausgedehnte Hochdruckzone lediglich verschoben wird.

Die Amerikaner bestätigen heute Abend ein Displacement, bei dem die Hochdruckzone weit nach Norden verschoben ist und Deutschland doch noch in den Einflussbereich der südlichen Hochdruckgradienten gelangen könnte - eine Ostwetterlage mit kalter Festlandsluft ist noch nicht von Tisch - aus Sicht des Winters aber ist das weder Fisch noch Fleisch.

Ein Displacement des Polarwirbels
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Displacement des Polarwirbels © www.meteociel.fr

Polarwirbel in Unruhe

Nachfolgend noch die Auswirkungen eines Major-Warmings, bei der die unteren Luftschichten des Polarwirbels massiv in Unruhe versetzt werden und der Polarwirbel selbst ins Schlingern gerät. Das kann sowohl zu einem Polarwirbelsplit, als auch zu einem Zusammenbruch des Polarwirbels führen. Mit andern Worten wird eine wenig winterliche Wetterlage zwar berechnet, doch kann das Major-Warming die Komplette Prognose noch auf den Kopf stellen.

Ein Displacement des Polarwirbels
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Displacement des Polarwirbels © www.meteociel.fr

Nachtrag Wetterprognose der Europäer

Die Wetterprognose der Europäer ist ähnlich die der Amerikaner. Aufbau von hohem Luftdruck, der sich bis zum 27. Januar über weite Teile von Europa erstreckt und den Polarwirbel verschiebt. Die Temperaturen erreichen am 26. Januar Höchstwerte von +0 bis +4 Grad. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter kann sich Dauerfrost einstellen. Eine Schneefront zum Wochenende wird kräftiger simuliert und trägt maßgeblich zur Ausbildung einer nennenswerten Schneedecke südlich einer Linie von Münster und Berlin bei. Es bleibt spannend!

Ein Displacement des Polarwirbels
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Displacement des Polarwirbels © www.meteociel.fr | wxcharts.com

© Bild - Martin Bloch

Aktuelle Wettervorhersagen

Unterstützen
Sie uns!
Ihnen gefallen unsere Wettervorhersagen? Wir freuen uns über einen freiwilligen Geldbetrag in einer von Ihnen gewünschten Höhe.
Betrag wählen

Regenradar

Regenradar Deutschland
© Deutscher Wetterdienst, Offenbach (DWD)