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Wetter: Unwetterartiger Schneefall mit nachfolgend markanter Milderung?

| M. Hoffmann
Nasskaltes Wetter mit Milderung bis auf höher Lagen? © Martin Bloch

Kalte Luftmassen polaren Ursprungs haben die Alpen erreicht und werden in den kommenden Tagen für strengen Nachtfrost sorgen können. Zur Wochenmitte zieht von Südwesten eine Schneefront auf, die schon frühzeitig die Weichen in Richtung grüne oder weiße Weihnachten kippen lassen kann.

Leichter Schneefall hat über dem Süden von Baden-Württemberg und Bayern für eine dünne Schneedecke sorgen können (Schneehöhen Deutschland) und bis einschließlich Montag kommt über dem Süden und Osten noch etwas Neuschnee hinzu. Nicht viel, aber etwas. Die Temperaturen pendeln sich am Tage auf -0 bis -5 Grad ein und können mancherorts bis -8 Grad erreichen. In den Nächten sinken die Werte auf -4 bis -8 Grad ab und über Schnee und bei Aufklaren können die Tiefstwerte auf bis -15 Grad absinken.

Schneefront nähert sich Deutschland: ansteigendes Potential unwetterartiger Wetterereignisse

In den letzten Tagen zeigte sich am südlichen Gradienten der kalten Luftmassen immer wieder einmal die Ausbildung einer kleinräumiges Störung, die über Deutschland entweder zu einer Milderung, oder zu einer Luftmassengrenze führen kann. Die Vorhersage-Modelle sind sich in ihren Prognosen weitgehend einig darüber, dass sich von Dienstag bis Mittwoch über Deutschland eine unwetterartige Luftmassengrenze ausbilden kann. Eine detaillierte Beschreibung der Zugbahn der Schneefront folgt weiter unten. Die Temperaturen können über dem Süden kurzzeitig auf bis +10 Grad ansteigen und 24 Stunden später erneut im Dauerfrostbereich liegen. Eine außergewöhnliche Wetterlage. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Dezember 2022.

Eine feucht-milde Luftmassen gleitet auf arktische Kaltluftmassen auf - unwetterartiger Schneefall ist möglich
Die Wetterprognose des europäischen (li.) und des deutschen (re.): Eine feucht-milde Luftmasse gleitet auf arktische Kaltluftmassen auf - unwetterartiger Schneefall ist möglich © www.meteociel.fr

Die Regen- und Schneeprognose

Der leichte Schneefall der kommenden Stunden kann östlich der Linie vom Schwarzwald und Berlin für 1 bis 4 cm und örtlich bis 6 cm Neuschnee sorgen. Etwas mehr kann im Stau der Alpen, des Bayerischen Waldes und der östlichen Mittelgebirge erwartet werden.

Am Dienstag gleiten feuchte und milde Luftmassen auf die frostige Luft auf und lassen es zunächst über dem Süden kräftig schneien. Der Schneefall dehnt sich rasch nach Norden aus und kann verbreitet für Neuschneemengen von 7 bis 12 cm und örtlich bis 25 cm sorgen. Während es nördlich einer Linie vom Saarland und Sachsen (mit Ausnahme vom nördlichen Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) tiefwinterlich werden kann, setzt sich über dem Süden milde Luft bis auf tiefere Lagen durch, was den Schnee bis auf höhere Lagen rasch in Regen übergehen lassen kann. Ob es so kommt, bleibt noch abzuwarten und hängt stark von der Zugbahn der Schneefront ab. Ohnehin ist zum aktuellen Stand von Dienstagnachmittag bis Donnerstag mit einem erhöhten Unwetterpotential zu rechnen.

Wo und wie viel Schnee zu erwarten ist, hängt davon ab, wie weit die Schneefront nach Norden voran kommt
Die Regen- und die Schneeprognose: Wo und wie viel Schnee zu erwarten ist, hängt davon ab, wie weit die Schneefront nach Norden vorankommt © windy.com

Markante Milderung

Nachdem die Schneefront zur Wochenmitte durchgezogen ist, wird es von Norden wieder kühler und die Temperaturen sinken in den Dauerfrostbereich ab. Was folgt, ist ein tief winterlicher Wetterabschnitt, der sich noch bis zum 16. Dezember behaupten kann.

Aus Winter wird nasskalt

Wer schon längere Zeit bei uns zu Gast ist, der wird bemerkt haben, dass die Prognosen der letzten Tage im Zeitraum vom 16. bis 20. Dezember zunehmend milder geworden sind und dem Winter eine nur noch geringe Chance eingeräumt haben. Mit eine Ursache ist die Auflösung der absolut gestörten Zirkulation über Grönland und dem nachfolgenden Kaltluftabgang über dem östlichen Kanada, was letztlich die atlantische Frontalzone reaktiviert.

Winter auf dem Rückzug

Was folgt ist eine über Deutschland, der Schweiz und Österreich zunehmend südwestliche Anströmung der Luftmassen, was die Temperaturen vom 16. Dezember mit -2 bis -6 Grad bis zum 19. Dezember auf +4 bis +8 Grad und über dem Westen auf bis +12 Grad ansteigen lassen kann.

Frühlingshaft?

Die Wetterprognose der Amerikaner legt heute Nachmittag sogar noch ein paar Grad obendrauf und lässt die Temperaturen bis zum 20. Dezember über dem Westen auf bis +15 Grad ansteigen, was dann schon frühlingshaft mild ist.

Warme Luft aus südwestlichen Richtungen
Wetterprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: Warme Luft aus südwestlichen Richtungen © www.meteociel.fr | wxcharts.com

Winter bis Weihnachten vorbei?

Der Trend einer nasskalten Witterung hat sich heute noch einmal verstärkt und die Prognosen haben sich dem Wettertrend der Kontrollläufe angepasst, welche die Milderung bereits seit einigen Tagen berechnen.

Gestörtes Zirkulationsmuster

Doch trotz der Milderung kann sich die atlantische Frontalzone nicht im gewohnten Maße durchsetzen und das Strömungsmuster bleibt bis zum 20. Dezember gestört. Die Optionen für winterliche Wetterverhältnisse bleiben vorerst noch erhalten, wie die Wetterprognose der Amerikaner von heute Morgen und heute Nachmittag zeigt.

Es lohnt sich im Moment aber nicht, diese Entwicklungen im Detail näher zu erläutern, da viel von der kalten Luftmasse und dem möglichen Schneeereignis der kommenden Woche abhängen wird. Erst muss das Ereignis eintreten, dann sieht man weiter.

Zu Weihnachten nasskaltes Wetter mit winterlichen Optionen
Wetterprognose der Amerikaner: Zu Weihnachten nasskaltes Wetter mit winterlichen Optionen © www.meteociel.fr | wxcharts.com

Auf den Punkt gebracht: Erst Winter, dann nasskalt

Die Amerikaner schießen mit ihren frühlingshaft milden Aussichten - im wahrsten Sinne - den Vogel ab und bilden im Vergleich zu den Kontrollläufen die mit Abstand wärmste der möglichen Varianten ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Milderung so extrem eintreten wird, ist gering, dass die Milderung sich aber zwischen dem 18. und 21. Dezember wird durchsetzen können, daran gibt es kaum mehr Zweifel.

Milderung

Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe liegen aktuell bei -9 Grad und steigen bis zum 20. Dezember auf +2 bis +5 Grad an. Zum Vergleich: für Winter bis auf tiefere Lagen herab sind Höhenwerte von -5 bis -6 Grad und ab den mittleren Lagen von -4 bis -5 Grad notwendig. Doch Erfahrungsgemäß sind kalte Luftmassen zäh und zum aktuellen Stand kann die rasche und so durchgreifende Milderung noch infrage gestellt werden. Die kommenden Stunden werden für Klarheit sorgen können.

Die Niederschlagsprognose

Im Zeitraum vom 10. bis 18. Dezember ist über dem Norden von Deutschland mit einer nur geringen Niederschlagsentwicklung zu rechnen. Über dem Osten und Westen steigen die Niederschlagsignale in den mäßig und über dem Süden in den erhöht mäßigen Bereich an. Vom 18. bis 24. Dezember ist über ganz Deutschland mit einer erhöhten Niederschlagsaktivität zu rechnen.

Erst der Winter, bevor zu Weihnachten ein Wetterumschwung erfolgt
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Erst der Winter, bevor zu Weihnachten ein Wetterumschwung erfolgt © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
16. Dezember -7 bis
+6 Grad
-1 bis
+1 Grad
20. Dezember -2 bis
+15 Grad
+4 bis
+6 Grad
25. Dezember -7 bis
+9 Grad
+1 bis
+3 Grad
Diagramm Temperaturen Dezember2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Dezember 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

© Bild - Martin Bloch

Update der Wetterprognose von 20:11 Uhr

Die Amerikaner hatten heute Morgen eine moderate Milderung berechnet, die heute Nachmittag um frühlingshaft milde Werte ergänzt wurden. Fraglich war, ob diese ungewöhnliche Milderung sich nach den winterlichen Wetterverhältnissen der kommenden Tage tatsächlich so durchsetzen kann - zu ungewöhnlich verläuft die Milderung - aber ja, es geht sogar noch extremer, wie es die Wetterprognose von heute Abend zeigt.

Für Dezember ungewöhnlich warm

Erreichen die Temperaturen am 17. Dezember noch Höchstwerte von -6 bis +2 Grad, so erreichen die Temperaturen bis zum 19. Dezember +4 bis -4 Grad und am 21. Dezember +4 bis +8 Grad und über dem Westen bis +12 Grad und am 22. Dezember können mancherorts frühlingshafte +15 Grad nicht ausgeschlossen. Diese Milderung wird zu einem ernstzunehmenden Problem für den Winter.

Möglich macht die Milderung ein sich über Kanada reaktiver Polarwirbel, der über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen auf den Atlantik führt. Dort angekommen, entstehen kräftige Tiefdrucksysteme, die milde Luftmassen aus südwestlichen Richtungen nach Mitteleuropa führen. Wer also auf den Winter setzt, der muss schauen, was der Polarwirbel über Kanada so anstellt.

Der Polarwirbel regeneriert sich über Kanada und beendet die winterliche Witterung über Deutschland zügig
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Polarwirbel regeneriert sich über Kanada und beendet die winterliche Witterung über Deutschland zügig © www.meteociel.fr

Wie wahrscheinlich ist die Milderung?

Die Wetterprognose der Amerikaner mag zwar extrem erscheinen - ist sie auch - doch sind diese einfach das logische Resultat einer Aktion, die zwangsweise zu einer Reaktion führen. Die Wettervorhersage des deutschen Vorhersage-Modells geht in eine fast identische Richtung, jedoch spielt das Hoch über Grönland noch eine entscheidende Rolle.

Was man gut erkennen kann, dass innerhalb des Polarwirbels sich ein Hoch von Kanada über Alaska in Richtung der Karasee - quer durch den Polarwirbel - hinein ausdehnt. Das ist im Normalfall ein Vorgang, der den Winter über Mitteleuropa auf lange Sicht auf Eis legt. Warum? Durch die Drehbewegung des Hochdrucksystems im Uhrzeigersinn werden unentwegt kalte Luftmassen nach Kanada geführt, was die atlantische Frontalzone nicht zur Ruhe kommen lässt. Die Wetterlage erneuert sich stets von Neuem und bei einer ausgeprägten Erhaltungsneigung wäre der Winter vorerst nicht mehr als solcher zu bewerten.

Doch die Deutschen bieten eine Möglichkeit, wie sich der Winter trotzdem erhalten kann und diese Möglichkeit definiert sich in einem meridional verlaufenden Strömungsmuster.

Die Umstrukturierungsphase innerhalb des Polarwirbels
Die Wetterprognose des deutschen Vorhersage-Modells: Die Umstrukturierungsphase innerhalb des Polarwirbels © www.meteociel.fr

Winterliche Wetteraussichten

Auf den obenstehenden Wetterkarten erkennt man den Kaltluftausbruch über Kanada. Man erkennt aber auch die Dominanz des Hochdruckclusters über Grönland und das ist/kann der Schlüssel für weiße Weihnachten über Deutschland sein. Wie das geht?

Meridional Nord-Süd: Der Winter kommt von Norden

In dieser These gelingt es dem Hoch über Grönland eine Hochdruckachse in Richtung der Azoren aufzubauen. Diese Hochdruckzone blockiert die atlantische Frontalzone, bevor diese Mitteleuropa erreichen kann. Zudem bedeutet die Hochdruckachse eine massive Störung des Zirkulationsmusters und eine Zonalisierung wird so nicht möglich sein. Stattdessen meridionalisiert das Strömungsmuster und da das Blockadehoch auf dem Atlantik liegt, werden am östlichen Hochdruckgradienten kalte Luftmassen nach Süden geführt. In diesem Fall liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz im Zustrom kalter Luftmassen, was an Weihnachten zu winterlichen Wetterverhältnissen führen kann.

Meridional verlaufende Großwetterlage mit winterlichen Wetterverhältnissen über Deutschland zu Weihnachten
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen © www.meteociel.fr

Fazit: Der Winter am Scheideweg

Mehr lässt sich am heutigen Tag nicht feststellen. Man muss abwarten, wie viel Neuschnee ein Schneetief am Mittwoch und Donnerstag über Deutschland bringt und wie weit die Temperaturen in den Frostbereich absacken können. All das kann den Arctic Outbreak beeinflussen und gegebenenfalls verlängern. Abwarten ist angesagt und vieles ist momentan theoretischer Natur. Aber ja, die Milderung ist eine nicht zu unterschätzende Wetterentwicklung, wird diese von einer Mehrheit der Kontrollläufe gestützt.

Die Winterprognose des Langfristmodells

Abweichungen der Temperaturen Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 und in Klammern der wärmere Mittelwert (1991-2020)
Monat Tem­peratur Nieder­schlag Auffälligkeit
Dezember 2022 -1,0 bis +0,5 Grad
(-2,0 bis -0,5 Grad)
Trend: zu trocken England, Frankreich, Deutschland, Skandinavien, Osteuropa und Russland zu kalt und zu trocken
Januar 2023 +1,5 bis +2,5 Grad
(+0,1 bis +1,1 Grad)
Trend: normal bis etwas zu trocken Schweden, Finnland und Russland teils erheblich zu warm und zu nass. Zu nass auch Frankreich und England. Die östliche Mittelmeerregion zu trocken.
Februar 2023 +1,0 bis +2,0 Grad
(-0,1 bis +1,1 Grad)
Trend: zu trocken England und Skandinavien etwas zu nass, Mittelmeerregion zu trocken. Russland, Schweden und Finnland extrem zu warm
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst und Winter 2022/2023
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst und Winter 2022/2023

Nachtrag: Wettertrend der Europäer

Die Milderung setzt sich nach der Wetterprognose der Europäer durch, doch bleibt das Strömungsmuster alles andere als gewöhnlich und bietet noch ein breites Spektrum an Entwicklungsmöglichkeiten. Der Polarwirbel selbst gibt zum 20. Dezember alles andere als ein stabiles Bild ab.

Nasskalte Wetterentwicklung mit winterlichen Ansätzen
Nasskalte Wetterentwicklung mit winterlichen Ansätzen © www.meteociel.fr

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