Wettertrend: Zwischen markantem Wetterwechsel und ausgeprägter Erhaltungsneigung
Ein kräftiger Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprungs wirbelt auf dem Atlantik einiges durcheinander, was auf markante Art und Weise auch das Wetter über Deutschland beeinflussen kann.
Tiefer Luftdruck dehnt sich in den kommenden Tagen vom Atlantik kommend in Richtung Europa aus und führt auf seiner Vorderseite ungewöhnlich warme Luftmassen nach Deutschland. Verbreitet sind +18 bis +24 Grad zu erwarten und regional können die Werte mit bis +27 Grad in den sommerlichen Bereich ansteigen.
Unbeständig und windig
In den ersten November-Tagen erreichen die ersten Tiefdruckausläufer Deutschland und sorgen neben zunehmender Bewölkung für zeitweilige Schauer, die mancherorts kräftiger ausfallen und örtlich mit Gewittern einhergehen können. Der Wind frischt böig aus südwestlichen Richtungen kommend auf und kann über den Küstenregionen zu stürmischen Windböen führen. Die Temperaturen gehen etwas zurück, bleiben aber für die Jahreszeit zu warm. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.
Die Regenprognose
Bis einschließlich dem 1. November ist nur vereinzelt mit Schauern zu rechnen und verbreitet bleibt es trocken.
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Ein Hoch stört den Polarwirbel
Kalte Luftmassen polaren Ursprungs strömen nach der Wetterprognose der Europäer bis zum 7. November über dem östlichen Kanada auf den Atlantik und befeuern immer wieder auf das Neue die atlantische Frontalzone - doch bekommt diese einen mächtigen Gegenspieler.
Wetterwechsel?
Heute gesellt sich in der Überschrift ein Fragezeichen hinzu. Der Wetterwechsel geht zwar vonstatten und die atlantische Frontalzone wird sich im Verlauf der ersten Novemberdekade nach Deutschland ausdehnen können, doch strebt ab dem 2. November ein Hochdruckkeil über Europa nach Norden auf und beeinflusst zum 4. November weite Teile von Osteuropa und dem westlichen Russland.
Hochdruckkeil stört den Polarwirbel
Auf der gegenüberliegenden Seite strebt ab dem 4. November von den Aleuten aus ein weiterer Hochdruckkeil in den Polarwirbel hinein vor und geht zum 6. November eine Querverbindung mit dem Hoch über dem östlichen Europa ein.
Blockadesituation
Noch bevor also die atlantische Frontalzone an Fahrt aufnehmen und den Herbst mit Wind, Regen und Sturm nach Deutschland führen kann, wird diese blockiert. Entscheidend wird nun sein, wie sich die Systeme positionieren werden. Zum aktuellen Stand berechnet die Wetterprognose der Europäer zwar ein Übergreifen der atlantischen Frontensysteme auf Deutschland, doch das war es auch schon - durch die Hochdruckblockade bleibt die Südwestströmung erhalten.
Erreichen die Temperaturen am 4. November +8 bis +14 Grad, so werden für den 6. November +10 bis +15 Grad und örtlich bis +18 Grad in Aussicht gestellt.
Wettervorhersage des amerikanischen Wettermodells: Die Erhaltungsneigung der warmen Witterung
Die Wetterprognose der Amerikaner berechnet zum 4. November ebenfalls die Hochdruckblase über dem östlichen und nördlichen Europa. Doch im Gegensatz zu den Europäern verpufft der Hochdruckeinschub über den Aleuten.
Südwestwetterlage
Stattdessen bildet sich im Bereich von Kanada bis zu den Aleuten ein Hochdruckkeil aus und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen intensiviert sich der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada, was zum 5. November zwischen Grönland, Island und England mit einem Kerndruck von bis 950 hPa ein bemerkenswert kräftiges Tiefdrucksystem entstehen lässt.
Dieses Tiefdruckgebiet würde sich unter normalen Umständen nach Osten ausdehnen, wird in diesem Fall jedoch vom Hochdruckgebiet über Europa blockiert und trogt nach Süden - in Richtung der Azoren - aus. Damit werden aus südwestlichen Richtungen warme und feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa geführt.
Turbulentes und warmes Wetter
Auch wenn die atlantische Frontalzone Deutschland nicht erreicht, so gelingt es Ausläufern dennoch, das Wetter mit einer zunehmenden Niederschlagsaktivität zu beeinflussen. Die Temperaturen erreichen am 5. November +8 bis +14 Grad und steigen nach der Wettervorhersage der Amerikaner bis zum 8. November auf +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad an.
Ungewöhnlich warm
Der eine oder andere mag sich vielleicht noch erinnern, dass die gestrige Langfristprognose mit einer Abweichung der Temperaturen im November von +2 bis +4 Grad gegenüber dem Mittelwert von 61/90 nicht so recht zu dem passte, was die Vorhersage-Modelle berechneten. Heute aber wird klar, wie eine erheblich zu warme Wetterlage mit einer entsprechenden Erhaltungsneigung vonstattengehen kann.
Die Tiefdruckdynamik wird bis zum 11. November auf dem Atlantik blockiert und dreht sich im Bereich von Island, England und den Azoren ein. Vorderseitig verstärkt sich so die Zuführung warmer Luftmassen aus südwestlichen Richtungen, was die Temperaturen bis zum 12. November auf +16 bis +21 Grad und örtlich bis +23 Grad ansteigen lassen kann. Der spätsommerliche Wettercharakter setzt sich im November - zumindest nach der Wettervorhersage der Amerikaner - fort.
Auf den Punkt gebracht: Ein zunehmend herbstlicher Wettercharakter!?
Sowohl ein Ausrufezeichen, als auch ein Fragezeichen muss heute hinter die Aussage gesetzt werden. Warum das so ist, zeigt sich im Vergleich zu den Kontrollläufen.
Markanter Temperaturrückgang
Die Temperaturen erreichen nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe vom 28. bis 30. Oktober ihr Maximum. Sommertage mit +25 Grad und mehr sind an diesen Tagen möglich. Aktuell hat der Oktober ein Temperaturüberschuss von rund +3,2 Grad und wird am Ende mit einem Überschuss von +3,55 bis +3,65 Grad zu warm ausfallen können. Damit bleibt der Oktober auf Rekordkurs (Bisherige Rekordabweichung: +3,5 Grad aus dem Oktober 2001).
Anfang November sinkt das Temperaturniveau zügig ab. So kann die Abweichung bspw. am 5. November über dem Norden zwischen -0,5 bis +1 Grad und über dem Süden, Osten und Westen zwischen +0 bis +2 Grad liegen. Beide Vorhersage-Modelle sind gegenüber den Kontrollläufen erheblich zu warm und die Amerikaner schießen
mit einer Differenz von bis +10 Grad gegenüber dem Mittelwert den Vogel ab
. Möglich ja, wahrscheinlich nein. Doch wer bei uns schon eine Weile zu Gast ist, der kennt das. Immer wenn sich ein ernstzunehmender Wetterwechsel in die normale bis leicht zu kühle Richtung andeutet, kehrt sich das Muster in Zeiten der Klimaerhitzung um und die warme Variante setzt sich durch. Vor diesem Hintergrund sollte man die ungewöhnlich warmen Entwicklungen nicht als Modellspinnerei
abtun.
Zunehmende Niederschlagsaktivität
Eine zunehmende Niederschlagstätigkeit hat sich heute bestätigt. Ist ein trockener Wettercharakter noch bis zum 2. November vorherrschend, so steigen die Niederschlagssignale bis zum 10. November über dem Süden, Westen und Norden in den mäßig und über dem Osten in den leicht erhöhten Bereich an.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
3. November | +9 bis +17 Grad |
+11 bis +13 Grad |
7. November | +6 bis +19 Grad |
+10 bis +12 Grad |
12. November | +3 bis +22 Grad |
+8 bis +12 Grad |
Die Winter-Prognose des Langfristmodells
Die extreme Temperaturdifferenz von +2,5 bis +4,0 Grad gegenüber dem Mittelwert von 61 und 90 für das Wetter im November wurde heute auf +2,0 bis +3,0 Grad korrigiert (91/20: +1,2 bis +2,2 Grad). Der deutlich zu warme Temperaturtrend steht zwar noch immer konträr zu den aktuellen Berechnungen der Kontrollläufe, doch die Prognosen der Vorhersage-Modelle zeigen heute sehr eindrücklich, wie eine zu warme Wetterentwicklung zustande kommen kann. Abwarten!
Der Dezember wird mit einer Differenz von +1,0 bis +2,0 Grad über ganz Deutschland zu warm berechnet. Der kühlere Abschnitt über Norddeutschland wurde aus den Berechnungen entfernt. Was bleibt, ist die Abweichung von bis +3 Grad über den Alpen, was auf eine Inversionswetterlage hindeutet (91/20: +0,0 bis +2,0 Grad).
Der Januar 2023 wird mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und südlich einer Linie vom Schwarzwald bis nach Berlin mit einer Differenz von +2,5 Grad deutlich zu warm (91/20: -0,4 bis +1,1 Grad) berechnet.
Für den Februar 2023 berechnet das Langfristmodell die Temperaturanomalie mit +2,0 bis +4,0 Grad im erheblich zu warmen Bereich (91/20: +0,9 bis +2,9 Grad). Am Ende soll der Winter mit einer Abweichung von +1,5 bis +2,5 Grad und im Trend um bis +3,0 Grad (91/20: +0,3 bis +1,8 Grad) deutlich zu warm ausfallen.
Die Niederschlagsprognose ist im November über dem Norden normal und über dem Süden zu trocken. Der Dezember wurde korrigiert und soll über ganz Deutschland zu trocken ausfallen (Inversionswetterlage). Der Januar wird normal bis leicht zu nass und der Februar etwas zu nass simuliert.