Wetterprognose: Aktivierung des winterlichen Polarwirbels mit frühherbstlichen Auswirkungen über Deutschland??

Der Sommer läuft auf Hochtouren und ermöglicht weitere Hitze-Tage mit mehr als +30 Grad. Doch verlagert das Hoch seine Position und mit sinkendem Sonnenstand ergeben sich für das Wetter im Herbst neue Perspektiven.
Hochsomerlich heiß wird es in den kommenden Tagen über Deutschland. Verbreitet können Temperaturen von +27 bis +32 Grad erwartet werden und über den westlich gelegenen Ballungsgebieten können unter bestimmten Voraussetzungen bis +35 Grad möglich sein, was zu weiteren Wüstentagen führen kann. Etwas frischer bleibt es mit +22 bis +26 Grad hingegen über den östlichen Landesteilen.
Schwül-heiß mit ansteigendem Unwetterpotential
Zum Wochenende gelangen feuchtwarme und labil geschichtete Luftmassen aus südwestlichen Richtungen nach Deutschland und so stiegt von Donnerstagabend das Potential für regional unwetterartige Schauer und Gewitter an, deren Schwerpunkt am Samstag südlich einer Linie vom Saarland und Berlin liegen und sich am Sonntag mehr in Richtung Baden-Württemberg und Bayern zurückziehen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter August 2022.

Die Regenprognose
Schauer und Gewitter treten regional in Erscheinung, was eine exakte Niederschlagsprognose zu einer Herausforderung macht. Die Schwerpunkte aber, die können über den südlichen und östlichen Landesteilen liegen.

Wetterprognose: Schwül-warm und mit Gewitter in den September
Beide Vorhersage-Modelle berechnen bis zum 2. September einen ähnlichen Wettertrend. Das für den aktuell hochsommerlich heißen Wettercharakter verantwortliche Hoch zwischen Skandinavien und dem westlichen Russland zieht sich zurück und flacht in diesem Prozess ab.
Ungewöhnlich warm, dank auflaufender Tiefdrucksysteme
Das Hoch aber schwindet nicht vollständig und lässt die schwachen Tiefdruckausläufer auf dem Atlantik auflaufen. Das führt über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer südwestlichen Anströmung der Luftmassen, was die Temperaturen auf +22 bis +26 Grad und örtlich bis +30 Grad ansteigen lassen kann. Das ist für Ende August und Anfang September ungewöhnlich warm.
Zudem sorgen labile Luftschichtungen immer wieder für Schauer und Gewitter, die regional kräftiger und örtlich unwetterartig ausfallen können. Auch das ist für den Zeitraum wenig typisch.

Der Spätsommer
Der Sommer geht - wenn auch mit einem zu Schauern und Gewittern neigenden Wettercharakter - in die Verlängerung, was sich in den letzten Tagen bereits angekündigt hat. Doch schwindet die Hochdruckdominanz weiter und blickt man nach Norden, so kann hier ein weiterer Baustein in Richtung Herbst gelegt werden.
Der winterliche Polarwirbel regt sich
Der Sonnenstand flacht ab, die Nächte werden sichtbar länger und so langsam formiert sich der winterliche Polarwirbel. Bis er aber zu vollen Entfaltung kommt, dauert es noch eine Weile. Dennoch sind erste Regungen auszumachen, die unter bestimmten Voraussetzungen auch das Wetter über Deutschland beeinflussen können. Die Amerikaner liefern in ihrer Wetterprognose von heute eine solche Variante.
Die atlantische Frontalzone festigt sich im Zeitraum vom 1. bis 5. September im Bereich von Island, England und Skandinavien, was als erstes Indiz einer nachhaltigen Umstellung der Großwetterlage gilt.
Im zweiten Schritt keilen links und rechts vom Islandtief Ausläufer der Hochdrucksysteme nach Norden auf und initialisieren bis zum 5. September eine kräftige Wellenbewegung entlang der sog. Polarfront - ein meridionales Strömungsmuster. Die Besonderheit der Wetterprognose der Amerikaner aber liegt in der Struktur der Hochdrucksysteme. Das Azorenhoch keilt bis zum 7. September bis nach Grönland hoch und ein weiteres Hoch zentralisiert sich über Russland und erreicht mit seinen Ausläufern die Barents- und die Karasee.
Frühherbst?
Zwischen den beiden Hochdrucksystemen entsteht eine Lücke und da die Hochdruckgebiete so weit nach Norden aufstreben, zentralisiert sich innerhalb des Polarwirbels
der tiefe Luftdruck. Da zudem der hohe Luftdruck über Europa fehlt, ist es für die Tiefdrucksysteme ein leichtes Spiel, nach Süden auszutrogen.
Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen im Zeitraum vom 5. bis 7. September voll in den Einflussbereich des Troges, was die Temperaturen auf +15 bis +20 Grad und mit länger andauerndem Niederschlag auf bis +12 Grad zurückgehen lassen kann. Klart es in den Nächten auf, können die Temperaturen unter die +10 Grad-Marke absinken.

Auf den Punkt gebracht: Der große Wetterumschwung?
Die Überschrift hat seit 72 Stunden Bestand und man sieht die Bemühungen, das Wetter in eine andere Richtung drehen. Doch Erfahrungsgemäß wird das nicht so einfach werden.
Erhaltungsneigung
Sollte der Trogvorstoß nur einen Tick westlicher verlaufen, was bereits in den Prognose-Modellen bis zum 2. September angedeutet wird, bekommt das osteuropäische Hoch weiter Auftrieb und sollte das gelingen, so würde eine sommerliche und schwül-warme Wetterlage im September fortgesetzt werden können. Diese These gilt es einmal im Hinterkopf zu behalten.
Insofern sollte man - zum aktuellen Stand - einem brachialen Wetterwechsel in Richtung Frühherbst oder Herbst mit einem gesunden Maß an Skepsis begegnen. Die Temperaturprognose der Kontrollläufe bestätigt ein Maximum der Temperaturen zwischen dem 27. und 28. August, bei dem die Temperaturen im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +5 bis +10 Grad zu warm ausfallen können. Bis zum 1. September wird das zu hohe Temperaturniveau etwas abgesenkt, bleibt aber für die Jahreszeit über dem Norden um +1 bis +2 Grad und über dem Rest von Deutschland um +2 bis +3 Grad zu warm. Deutlich zu kühle Varianten haben zwar in den letzten 72 Stunden zugenommen, spielen aber eine weiterhin untergeordnete Rolle.
Regenprognose
Etwas Bewegung ist in die Niederschlagsprognose gekommen. Der Zeitraum bis zum 26. August wird ohne Niederschlagssignale simuliert. Nachfolgend zeigen sich über dem Süden vermehrt Niederschlagsspitzen, die nach Norden abflachen und zu einer leicht erhöhten Niederschlagswahrscheinlichkeit führt. In Kombination mit den zu hohen Temperaturen lässt das den Rückschluss auf eine Südwestwetterlage mit eingelagerten Schauern und Gewittern zu.

Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
29. August | +18 bis +34 Grad |
+23 bis +25 Grad |
2. September | +16 bis +30 Grad |
+22 bis +24 Grad |
7. September | +13 bis +31 Grad |
+21 bis +23 Grad |

Der Herbst- und Wintertrend des Langfristmodells
Es gab weitere Korrekturen. Der September, November und der Februar werden mit einer Temperaturabweichung von +1 bis +2 Grad gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 als zu warm interpretiert. Der Oktober wurde auf eine Temperaturanomalie von +2 bis +4 Grad und der Dezember und Januar auf +1 bis +2 Grad und im Trend bis +3 Grad korrigiert. Am Ende soll der Herbst und Winter jeweils um +1 bis +2 Grad zu warm ausfallen können.
Die Niederschlagsprognose ist im September, Oktober und Februar leicht positiv, sonst sind die Herbst- und Wintermonate neutral, mit einem etwas zu trockenen Trend besetzt. Insbesondere der November wird erheblich zu trocken simuliert. Soweit der Stand.