Wettertrend Winter 2021/2022: Die Wetterlage kippt - Weihnachtssturm mit Neujahrsorkan?
Die Großwetterlage ändert sich in der Vorweihnachtszeit mit einem Polarwirbelsplit grundlegend und eröffnet dem Winter seine Chancen. Doch bevor dieser sich in Gang setzt, ist eine andere Wetterdynamik schneller und kann ab Weihnachten das Potential von Starkwindereignissen ansteigen lassen.
Spätherbstwetter. Das aktuelle Wetter passt derzeit so gar nicht in den Dezember und es fühlt sich mehr so an, wie Oktober oder November. Und so mag eine winterliche Stimmung bei Temperaturen von knapp +10 Grad und Sonnenschein nicht so recht aufkommen.
Es wird kälter
Mit den für die Jahreszeit zu hohen Temperaturen ist nach dem 4. Advent vorerst Schluss. Das aktuelle Hochdrucksystem verlagert sich auf den Atlantik, keilt nach Norden in Richtung Grönland auf und führt mithilfe eines Tiefdruckkomplexes über der Barentssee kühle Luftmassen nach Süden. Die Temperaturen sinken über Deutschland, der Schweiz und Österreich bis zum 23. Dezember auf -2 bis +2 Grad ab und der leichte Niederschlag kann in Schnee oder Schneeregen übergehen. Lediglich über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, dem Westen und dem Südwesten bleibt es mit bis +4 Grad etwas milder. Oberhalb etwa 400 bis 600 Meter stellt sich Dauerfrost ein. Das riecht doch nach weiße Weihnachten - oder?
Ein Wintersturm zu Weihnachten
Das, was die Amerikaner heute Abend simulieren, kommt einem Wintersturm sehr nahe, doch fehlt zum Winter noch ein ganzes Stück. Aber der Reihe nach.
Die Großwetterlage kippt
Freunde des Winterwetters
erleben momentan ein Auf und Ab. Und tatsächlich berechnen die Vorhersage-Modelle mal tiefwinterliche und dann wieder sehr milde und stürmische Varianten. Gut zu beobachten ist das anhand der Wetterprognose der Amerikaner, die heute Morgen eine milde, heute Nachmittag eine im Ansatz winterliche und heute Abend wieder die milde Option über Weihnachten im Programm haben.
Entscheidend, ob weiße oder grüne Weihnachten ist nur ein einziger Vorgang. Der ist dafür aber umso wichtiger.
Polarwirbelsplit
Der Unsicherheitsfaktor ist ein Polarwirbelsplit, der sich zwischen Grönland und der Karasee in Richtung Sibirien vollzieht. Das Tief über der Barentssee, das in der Vorweihnachtszeit noch kalte Luftmassen nach Deutschland führt, kippt nach Westen ab und baut eine Tiefdruckachse nach England und Frankreich auf.
Bis zum 1. Weihnachtsfeiertag unterwandert die atlantische Frontalzone von Neufundland aus das Hochdruckgebiet über Grönland und schließt sich mit dem Tief über der Barentssee zusammen. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen am südlichen Gradienten der Tiefdruckrinne und anstatt der Winter Einzug hält, meldet sich die Westwetterlage zu Wort - ja, richtig gelesen - die Zonalisierung versucht sich mal wieder. Dieses Mal aber auf eine sehr untypische Art und Weise. Das gelingt aber nur dann, wenn die Hochdruckachse auf dem Atlantik nicht mehr vorhanden ist - und darauf wird des in den kommenden Tagen weiterhin ankommen.
Ungewöhnlich mildes und stürmisches Weihnachtsfest
Ist die atlantische Frontalzone erst einmal entfesselt, wird sie richtig loslegen und mit allem auffahren, was sie so zu bieten hat. Über Weihnachten erhöht sich somit das Potential von unwetterartigen Wetterereignissen in Form von Schnellläufern, Randtiefentwicklungen und den daraus folgenden Starkwindereignissen. Zudem wird einiges an Niederschlag zu erwarten sein, der bei Temperaturen von +5 bis +10 Grad bis auf die höheren Lagen in Regen übergehen und so das Tauwetter einleiten kann.
Die Wetterprognose der Europäer: ein eigenartiges Konstrukt
Nein, so eine Wetterlage wie sie die Europäer berechnen, haben wir in dieser Form noch nicht gesehen.
Polarwirbelsplit
Das Hoch über Grönland dehnt sich zwischen dem 23. und 26. Dezember zwischen Kanada und Grönland aus. Die Querverbindung zur Karasee rüber gelingt nicht. Stattdessen versucht sich das Hoch bis zum 26. Dezember an einer Hochdruckzone mit dem Hoch über den Aleuten.
Die atlantische Frontalzone mit voller Wucht
Auch wenn die Voraussetzungen etwas andere als nach den Amerikanern ist, so sind die Auswirkungen in etwa gleich. Die atlantische Frontalzone formiert sich zu Heiligabend und setzt sich mit voller Wucht bis zum 2. Weihnachtsfeiertage über Deutschland, Österreich und der Schweiz durch.
Die Bewölkung nimmt ebenso zu, wie die Niederschlags- und Windaktivität. Starkwindereignisse sind über Weihnachten auch nach der Wetterprognose der Europäer nicht ausgeschlossen. Der Wind kommt über Deutschland aus südwestlichen Richtungen und lässt die Temperaturen auf +5 bis +10 Grad ansteigen.
Wie geht es weiter mit dem Winter?
Freunde des Winterwetters
sollte an dieser Stelle mit dem Lesen aufhören, denn das, was die Amerikaner nach Weihnachten berechnen, hat mit dem Winter so gar nichts mehr gemeinsam.
Reaktivierung der atlantische Frontalzone
Es handelt sich bei der Reaktivierung des zonalen Strömungsmuster nicht nur um einen Versuch, die Westwetterlage nach 20-monatiger Abstinenz wieder in die Spur zu setzten, nein, sie kommt mit brachialer Gewalt und wird - nach der Wetterprognose der Amerikaner - sämtliche Ansätze des Winters zunichtemachen.
Heftige Stürme
Zwischen Weihnachten und Silvester ist kein ruhiger Wettercharakter zu erwarten. Dafür werden zahlreiche Randtiefentwicklungen sorgen können. Dazu gibt es reichlich Regen und nur kurze sonnige Phasen. Da der Wind aus westlichen bis südwestlichen Richtungen kommt, werden warme Luftmassen nach Deutschland geführt, was die Temperaturen zum Jahresausklang auf +10 bis +15 Grad ansteigen lassen kann und ja, damit sind die Werte dem Frühling deutlich näher als dem Winter.
Schlimmer?
Geht immer!
Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen, um den Leidensdruck der Freunde des Winterwetters
einmal besser verstehen zu können. Da baut sich eine Wetterlage auf, die nicht allzu häufig vorkommt und eigentlich alles mitbringt, was für Winterwetter notwendig wäre und dann, ja dann kippt das alles binnen 24 Stunden in das komplette Gegenteil. Die Tischkante
lässt grüßen!
Aber es geht noch besser
. Die atlantische Frontalzone verliert zum Jahreswechsel an Wucht und das gibt dem Hoch die Gelegenheit, um nach Norden aufzukeilen. Das Hoch macht das aber nicht auf dem Atlantik, nein, das passiert über Europa. Hochdruckdominanz, gepaart mit Sonnenschein und Temperaturen von bis zu +17 Grad wäre zu diskutieren. Unglaublich - oder?
Die Randfaktoren
Positiv für die Freunde des Winterwetters
ist zu bemerken, dass der NAO-Index vorerst negativ bleibt. Der brachiale und nachhaltige Durchbruch der Zonalisierung ist zu dieser Stund noch infrage zu stellen. Deutlich positive Varianten sind so gut wie nicht vorhanden. Das bleibt erst einmal festzuhalten.
Der AO-Index - also der Wert, der vereinfacht ausgedrückt den Zustand des Polarwirbels widerspiegelt - bleibt nahezu komplett negativ. Das spricht für einen Polarwirbelsplit mit einer nachhaltigen Wirkung.
Der Stratosphärenwirbel: im Ansatz ein Major-Warming?
Wie wir seit ein paar Tagen berichten, ist der Stratosphärenwirbel in einem optimalen Zustand und bringt so Windgeschwindigkeiten von bis zu +200 km/h zustande. Normal wären zu dieser Jahreszeit um die +140 km/h. Eine Schwächung beginnt zu Weihnachten in Form eines Minor-Warmings, das aber noch keine Auswirkungen auf die unteren Luftschichten und damit auf das Wetter hat. Zum Jahreswechsel kann sich das Minor-Warming intensivieren und zeigt Ansätze eines Major-Warmings. Das alles ist für den Moment noch graue Theorie und lediglich ein hypothetischer Ansatz, doch sollte sich in Stratosphärenhöhe im Januar ein Major-Warming ergeben, so werden die Karten in Sachen Winterwetter grundsätzlich neu gemischt werden müssen.
Auf den Punkt gebracht: Winter oder nicht Winter - das ist hier die Frage
Es ist manches Mal - auch für uns - immer wieder überraschend, wie aus einem theoretischen Ansatz Realität werden kann, wobei es bis zur Realität noch ein weites Stück ist. Der Fisch
ist sozusagen noch nicht geputzt
. Warum? Ganz einfach - die extrem warme Simulation des amerikanischen Wettermodells gehört im Vergleich zu den Kontrollläufen zu den mit Abstand wärmsten Varianten. Möglich und plausibel sind diese Berechnungen, wahrscheinlich aber ist eine andere Entwicklung.
Das Temperaturspektrum schwankt von Weihnachten bis Silvester in der Höhe von 1.400 Meter zwischen -5 Grad über dem Norden und +0 Grad über dem Süden. Damit Winterwetter bis auf tiefere Lagen möglich wird, sollten die Werte in der Höhe zwischen -5 bis -7 Grad liegen. Somit kann man den Flachlandwinter vorsichtig beiseiteschieben.
Was bleibt, sind die winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen, die in der Zeit um und auch nach Weihnachten noch erhalten bleiben. Es ist sogar so, dass die Kontrollläufe für die Zeit nach Weihnachten in den letzten 12 Stunden etwas kühler geworden sind und die Höhenwerte über dem Süden auf -3 Grad absinken lassen. Damit bestätigt sich der Wettertrend der letzten Tage einer nasskalten Temperaturentwicklung, bei der sich die Werte über den tieferen Lagen im Bereich zwischen +0 bis +5 Grad einpendeln können. Nochmal zum Vergleich: die Wetterprognose der Amerikaner berechnet am 30. Dezember bis +15 Grad.
Ansteigende Niederschlagstätigkeit
Die Kontrollläufe berechnen aber noch was anders. Das trockene Wetter endet zum 24. Dezember. Die Niederschlagstätigkeit schnellt regelrecht nach oben und bleibt bis in den Januar auf einem gemäßigt hohen Niveau - das spricht im Wesentlichen für die atlantische Frontalzone, was im Mittelwert aller Kontrollläufe noch einmal deutlicher hervorgehoben wird. Abwarten - morgen wird es Gewissheit geben!
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
23. Dezember | -3 bis +6 Grad |
+0 bis +3 Grad |
27. Dezember | -5 bis +10 Grad |
+2 bis +4 Grad |
1. Januar | -8 bis +15 Grad |
+1 bis +3 Grad |