Spätwinterliche Wetteraussichten: Vorerst kein Durchbruch des Frühlings
Innerhalb des Polarwirbels kommt es zu erheblichen Verwerfungen, welche im extremen Fall sowohl den Winter mit Schnee, Eis und Frost, als auch den Frühling mit fast schon frühsommerlichen Temperaturen nach Deutschland führen können. Doch welche Wetterentwicklung ist realistisch?
Die fast schon frühlingshafte Witterung der letzten Tage macht am Wochenende eine Pause und ermöglicht einem Schwall arktischer Kaltluftmassen weit nach Süden vorzudringen.
Markanter Temperaturrückgang mit Graupelgewitter
Die kalte Luft wirkt am Freitag zunächst in der Höhe und lässt die Temperaturen in rund 1.400 Meter Höhe auf bis -12 Grad zurückgehen. In den darunterliegenden Luftschichten durchmischt sich die kalte mit der warmen Luft und mildert sich ab, was am Wochenende zu Temperaturen von +0 bis +5 Grad führt. Milder kann es mit bis +7 Grad in Richtung der Küsten von Nord- und Ostsee bleiben, während oberhalb etwa 500 bis 700 Meter mit Dauerfrost zu rechnen ist. Markant ist eine Schauerlinie am Freitag, welche den Austausch der Luftmasse vollzieht. Kräftige Schauer und Gewitter können erwartet werden, wobei die Schauer zunehmend auch über tieferen Lagen als Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer niedergehen können. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März.
Die Regen- und Schneeprognose
Insbesondere die Schauerlinie am Freitag und die Nachzügler am Samstag werden für nennenswerten Niederschlag sorgen können. Nachfolgend setzt sich hoher Luftdruck durch und lässt die Niederschlagstätigkeit abklingen. Dennoch kann es über einigen Regionen zur Ausbildung einer Schneedecke kommen. Wo genau das sein wird, darüber gibt es noch Unstimmigkeiten. Die Schwerpunkte aber sind klar erkennbar.
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Der Spätwinter wird erneut Infrage gestellt
Zunächst wollte die Wetterprognose der Europäer vom Spätwinter nichts wissen. In den letzten Tagen aber dehnte sich in den Berechnungen das Hoch immer weiter nach Westen auf und ermöglichte es den kalten Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden auszutrogen. Dieser Prozess fand über Deutschland statt, sodass der Spätwinter eine Relevanz hatte. Heute nun eine Kompromisslösung, welche weder die Freunde des Frühlings, noch des Winters
zufriedenstellen sollte.
Hoch kippt nach Osten ab
Das Hoch entwickelt sich zwar bis zum 4. März in den Bereich von Grönland und Island und blockiert die atlantische Frontalzone nahezu vollständig, doch liegt das Hoch noch immer zu nah an Mitteleuropa. Die kalten Luftmassen werden über die Ostsee und dem westlichen Russland nach Süden abgeleitet und der Teil des Polarwirbels zentralisiert sich nicht mehr - wie in den letzten Tagen simuliert - über der Barentssee, sondern über dem westlichen Russland.
So bleibt dem Hoch der Spielraum, etwas nach Osten auszuweichen und sich bis zum 5. März im Bereich von England, Skandinavien und Deutschland zu verlagern. Das Hoch und dessen Achsverlauf blockiert den Arctic Outbreak und die kalten Luftmassen gelangen über Umwege aus östlichen Richtungen nach Deutschland.
Frost? Möglich!
Die Niederschlagtätigkeit ist als schwach zu bewerten und die Temperaturen pendeln sich am Tage auf +2 bis +6 Grad ein und mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer sind bis +10 Grad zu erwarten. Dauerfrost ist oberhalb etwa 700 bis 900 Meter möglich und in den Nächten können die Werte auf +2 bis -5 Grad absinken. Da fehlt im gleichen Maße ein ganzes Stück zum Frühling, als auch zum Spätwinter.
Wettervorhersage nach dem amerikanischen Wettermodell: Vom Frühsommer in den Spätwinter
Gestern noch überraschten die Amerikaner mit einem Hin und Her zwischen einem spätwinterlichen und einem fast schon sommerlichen Wettercharakter. Beide Entwicklungen waren - jeweils für sich betrachtet - ein Extrem. Eine Abkehr vom Extrem ist heute aber nicht zu erkennen.
Kein Frühling und kein Frühsommer
Allein die Tatsache, dass sich ein Teil des Polarwirbels Anfang März in Richtung der Kara- und Barentssee wird verlagern können, macht eine frühlingshaft warme Witterung wenig wahrscheinlich und so verwunderte es nicht, dass die gestrigen frühsommerlichen Berechnungen des amerikanischen Wettermodells im Vergleich zu den Kontrollläufen ein dann doch deutlich zu warmer Ausreißer war. Heute nun die spätwinterliche Variante.
Spätwinter mit Schnee bis auf das Flachland herab
Das Hoch westlich von Deutschland dehnt sich im Zeitraum vom 3. bis 5. März immer weiter in Richtung Grönland aus und bildet zum 6. März einen zentralen Hochdruckkern aus. Damit ist der Prozess hin zu einer absolut gestörten Zirkulation vollzogen und den kalten Luftmassen arktischen Ursprungs stellt sich nichts mehr in den Weg.
Dauerfrost? Möglich!
Die kalten Luftmassen erreichen Deutschland zum 4. März und können sich bis zum 11. März über Nord- und Mitteleuropa behaupten. Im extremen Fall kann der arktische Kaltluftausbruch auch die Mittelmeerregion fluten. Die Temperaturen erreichen am 4. März +0 bis +5 Grad, am 7. März +2 bis -2 Grad und am 9. März sind +2 bis -4 Grad zu erwarten. Milder bleibt es tendenziell über Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, da dort die warme
Nord- und Ostsee die Luftmassen erwärmen können.
Schneefall? Möglich!
Da es sich um ein Teil des Polarwirbels handelt, der da über Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Süden austrogt, ist mit einer labilen Luftschichtung zu rechnen. Insbesondere im nördlichen Stau der Mittelgebirge, des Bayerischen Waldes, dem Schwarzwald und der Alpen können nennenswerte und länger andauernde Niederschläge erwartet werden. Aber auch sonst sind zahlreiche Schneeschauer zu erwarten, die über tieferen Lagen zur Ausbildung einer temporären und oberhalb etwa 400 bis 600 Meter für eine dauerhafte und für Anfang März dann doch zu einer bemerkenswerten Schneedecke führen können.
Auf den Punkt gebracht: Spätwinter statt Frühling?
Der Spätwinter hat mit der Verlagerung des Polarwirbels in Richtung der Barents- und Karasee ein absolutes Potential, das Wetter über Deutschland im März zu prägen. Hinzu kommt ein frühzeitiger Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre. Unter dem Strich wird der Polarwirbel in den kommenden Tagen zunehmend instabiler und dieser Zustand führt auch zu den Unsicherheiten in den Prognose-Modellen.
Was wahrscheinlich ist
Verfolgt man aber das Grundrauschen der letzten Tage, so bestätigt sich eine Witterung, die über tieferen Lagen zu einer nasskalten Witterung führen, bei der sich der Winter ab den mittleren Lagen durchsetzen kann.
Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe werden im Mittelwert aller Kontrollläufe im Zeitraum vom 25. bis 28. Februar im Bereich von -7 bis -12 Grad simuliert, steigen zum 2. März kurz auf bis +2 Grad an und sinken bis zum 8. März auf -4 bis -8 Grad ab. Damit es über dem Flachland noch einmal winterlich werden kann, sind in der ersten März-Dekade Höhenwerte von -8 bis -10 Grad notwendig. Für winterliche Wetterbedingungen ab den mittleren Lagen reichen -5 bis -8 Grad aus.
Auf andere Art formuliert bestätigt sich heute der Wettertrend der letzten Tage, bei dem ein Arctic Outbreak wahrscheinlicher als ein Durchbruch des Frühlings ist. Deutlicher zeigt sich das im nachfolgenden Mittelwert aller Kontrollläufe.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
1. März | -1 bis +10 Grad |
+3 bis +7 Grad |
5. März | -4 bis +13 Grad |
+4 bis +7 Grad |
10. März | -4 bis +13 Grad |
+4 bis +6 Grad |
Nächste Aktualisierung
- 20:15 Uhr: Aktualisierung der Frühlings- und Sommerprognose an dieser Stelle
Update der Wetterprognose von 20:17 Uhr
Die Hinweise auf eine Hochdruckblase im Bereich über Grönland verdichten sich bis zum 3. März. Das ist ein wesentlicher Baustein für die weitere Wetterentwicklung und könnte zu einem Wettercharakter führen, der das Wetter bis Mitte März zu kalt ausfallen lassen kann.
Warum das so ist, lässt sich mit dem Hoch über Grönland erläutern, welches nicht nur die atlantische Frontalzone blockiert, sondern zugleich auch noch deren Entstehung verhindert. Deswegen nennt man die daraus resultierende Großwetterlage eine absolut gestörte Zirkulation.
Kein Frühling bis Mitte März?
Man sieht es schon auf den obenstehenden Wetterkarten. Der Frühling ist zwar potentiell immer möglich, doch dass sich der Hauptteil des Polarwirbels in Richtung der Kara- und Barentssee verlagert, ist vorerst nicht so schnell mit einem frühlingshaft warmen März-Wetter zu rechnen.
Spätwinter
Und geht es nach den Wahrscheinlichkeiten, so ist ein meridionales Strömungsmuster wahrscheinlicher als bspw. das einer Westwetterlage. Zwar gilt es bei einem meridionalem Strömungsmuster sowohl Nord-Süd (kalt), als auch Süd-Nord-Strömungen (warm) zu unterscheiden, doch mit dem Teilwirbel über der Barentssee und dem Hoch westlich von Europa ist ein von Nord nach Süd verlaufenden Strömungsmuster wahrscheinlicher als alles andere.
Die Randfaktoren
Ein Hoch über Island und Grönland definiert einen negativen NAO-Index (Verhältnis von Azorenhoch zu Islandtief) und schaut man sich den aktuellen Trend an, so ist der NAO-Index ab dem 26. Februar deutlich negativ besetzt und bleibt das auch bis zum 12. März. Strebt das Hoch noch etwas weiter in den Polarwirbel hinein vor, wird auch der AO-Index negativ bewertet, was den Rückschluss auf einen instabilen Polarwirbel zulässt. Aktuell ist der AO-Index noch deutlich positiv besetzt und sinkt ab März in den negativen Bereich ab.
All das sind Hinweise, die eine nasskalte bis spätwinterliche Wetterentwicklung über Deutschland, der Schweiz und Österreich wahrscheinlicher machen, als einen raschen Durchbruch des Frühlings. Deutlicher zeigt sich das Erwartbare im Mittelwert aller Kontrollläufe und den Druckanomalien zum 5. März.
Die Europäer ziehen nicht mit: Vorerst kein Spätwinter
Erneut grätscht
nach der Wetterprognose der Europäer ein Hoch dazwischen und vereitelt den Vorstoß kalter Luftmassen polaren Ursprung. Das ist und bleibt der erhobene Zeigefinger
für alle, die sich den Winter herbeiwünschen.
Anstatt sich das Hoch nach Grönland und nachfolgend weiter in Richtung Kanada entwickelt, kippt die Hochdruckachse zwischen dem 3. und 5. März nach Osten ab und blockiert so den Arctic Outbreak. Untypisch, vor allem, wenn man sich die Hochdruckkonstellation auf dem Atlantik genauer anschaut. Es ist fraglich, ob diese Variante in den kommenden Stunden noch eine weitere Relevanz hat. Schaun mer mal. Aber ja, das wäre eine Variante, bei der sich der Frühling so langsam über Deutschland einschleichen könnte.
Langfristprognose Frühling und Sommer
Langfristprognosen der Vorhersage-Modelle sind mit einem hohen Maß Skepsis zu genießen und geben lediglich einen groben Anhaltspunkt auf die - errechnete - Wahrscheinlichkeit von zu warm oder zu kühl oder zu nass und zu trocken. Ändert sich das Schema, ändert sich auch die Berechnungen der Langfristmodelle - da ist für den Moment nichts in Stein gemeißelt und sollte im Gesamtkontext betrachtet werden.
Der Frühling soll nach diesen Berechnungen im Vergleich zu 1961 und 1990 um +0,5 bis +1,5 Grad zu warm ausfallen können. Im Vergleich zur wärmeren Periode von 1991 bis 2020 soll die Abweichung -0,7 bis +0,3 Grad betragen. Die Niederschlagsentwicklung ist als durchwachsen und gegenüber dem Sollwert als unauffällig zu bewerten, wobei der März deutlich und der April leicht zu trocken berechnet werden.
Der Sommer wird mit einer Abweichung von +2,0 bis +3,0 im Vergleich zu 61 und 90 zu warm simuliert. Im Vergleich zu 1991 und 2020 können die Werte mit einer Differenz von +0,7 bis +2,3 Grad zu warm ausfallen. In der Niederschlagsbetrachtung wird der Juni noch leicht zu nass, der Juli und August jedoch erheblich zu trocken simuliert.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
März 2023 | +0,5 bis +1,5 Grad | Trend: zu trocken |
April 2023 | +0,5 bis +1,5 Grad | Trend: etwas zu trocken |
Mai 2023 | +1,0 bis +2,0 Grad | Trend: normal bis etwas zu nass |
Juni 2023 | +1,5 bis +2,5 Grad | Trend: leicht zu nass |
Juli 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad | Trend: zu trocken |
August 2023 | +2,0 bis +3,0 Grad | Trend: zu trocken |