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Weiße Weihnachten 2020 Wettervorhersage vom 4.12.2020 - Die Chancen standen für Schnee zum Weihnachtsfest schon schlechter

| M. Hoffmann
Klappt das mit der weißen Weihnacht 2020?

Über den Alpen sind weiße Weihnachten schon jetzt gesichert, denn das, was da in den kommenden 72 Stunden an Schneefall herunterkommen wird, taut nicht so schnell ab. Wie sieht es aber weiter nördlich der Alpen aus? Gibt es weiße Weihnachten 2020?

Nordwestwetterlage, so beschreibt sich die aktuelle Großwetterlage und wird sich nach den aktuellen Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle noch bis mindestens den 11. Dezember über Deutschland behaupten können.

Der Dezember 2020 verläuft normal

Das ist die eigentliche Überraschung. Anders als in den letzten neun Jahren setzt sich keine Westwetterlage mit einem unbeständigen, milden und windigen Wettercharakter durch. Das Strömungsmuster war im Dezember 2020 bislang meridional ausgeprägt mit Tendenz zu einer gestörten Zirkulation. Immerhin möchte man meinen und über manchen Regionen der mittleren Lagen hält sich die Schneedecke vom 1. Dezember nun seit vier Tagen. Entsprechend normal fällt die Temperaturabweichung aus. Also, alles gut und der Fahrplan für weiße Weihnachten 2020 steht? Wenn es denn nur so einfach wäre!

Die Zonalisierung - wie wahrscheinlich ist die Umstellung auf eine Westwetterlage?

Wer sich Schnee zu Weihnachten wünscht, der wird die Wetterkarten der letzten 48 Stunden mit einer gewissen Besorgnis zur Kenntnis genommen haben. Dem Trog und dem Kontinentalhoch gelingt es nicht, Fakten zu schaffen. Stattdessen ist bis zum 12. Dezember eine weder noch und damit nasskalte Nordwestwetterlage zu erwarten.

Kaltluftvorstoß über dem östlichen Kanada

Zudem wird über dem östlichen Kanada kalte Luft nach Süden in Richtung Neufundland geführt, was die Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik anheizt und es einer winterlichen Wetterlage schwer machen wird, sich durchzusetzen.

Schaut man sich die Druckanomalien bis zum 14. Dezember an, so ist die kommende Wetterlage in Sachen Winter und Schnee in der Vorweihnachtszeit gar nicht so schlecht, wie es manche Prognose-Modelle berechnen. Es gibt zwei Rahmenbedingungen, auf die es in den kommenden Tagen ankommen wird. Zum einen darf die Hochdruckzone zwischen Kanada und Sibirien nicht zustande kommen. Geschieht dies doch, so werden innerhalb des Polarwirbels kalte Luftmassen in Richtung Kanada transferiert, was über kurz oder lang über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer West- oder Südwestwetterlage führen kann.

Die zweite Bedingung auf die man achten sollte, dass das Strömungsmuster über Mitteleuropa entweder meridional verläuft oder annähernd gestört ist. Denn nur so lässt sich die Zonalisierung wirksam und nachhaltig verhindern und eine Nordwest-, Trog- oder Ostwetterlage ermöglicht. Das alleine führt zwar noch nicht zu winterlichen Weihnachtsfeiertagen, es verbessert die Wahrscheinlichkeiten hierfür erheblich.

Zum aktuellen Stand sind die Druckanomalien unentschlossen. Weder die Hochdruckzone, noch die atlantische Frontalzone kommt so richtig in Gang. Ein für den Moment - kleiner Hoffnungsschimmer - für alle, die sich Schnee an Weihnachten wünschen.

Noch ist nicht klar, wohin die Reise für das Wetter an Weihnachten gehen wird - alles ist möglich
Noch ist nicht klar, wohin die Reise für das Wetter an Weihnachten gehen wird - alles ist möglich
© www.climatereanalyzer.org

Die Randfaktoren

Etwas was man in den kommenden Tagen im Auge behalten sollte, ist die Entwicklung in Stratosphärenhöhe entlang des 65. Breitengrades. Zum wiederholten Male wird ein mäßiges Minor-Warming simuliert, was in dieser Form zwar nicht wetterwirksam wird, es zeigt aber, dass in den oberen Luftschichten die Störimpulse frühzeitig beginnen. Und ja, in der Wintersaison 2020/2021 kann wieder mit einem QBO-Ost respektive Major-Warming gerechnet werden. Anders formuliert gilt das im Moment als Soft-Fakt. Mehr nicht.

Das erste Minor-Warming in Stratosphärenhöhe im Winter 2020/21 zum 18. Dezember
Das erste Minor-Warming in Stratosphärenhöhe im Winter 2020/21 zum 18. Dezember waren gesichert
© www.meteociel.fr

NAO- und AO-Index - Kein Westwetter

Der NAO-Index bildet das Verhältnis von Islandtief und Azorenhoch zueinander ab. Ist der NAO-Index positiv, gibt’s die Westwetterlage. Ist er neutral, ist die Südwest- oder Nordwestwetterlage am Zug. Wird er hingegen negativ berechnet, so spielt die meridionale Grundströmung (Trog) oder die gestörte Zirkulation eine Rolle. Zum aktuellen Stand wird der NAO-Index bis zum 20. Dezember im leicht negativen Bereich simuliert. Ganz so schlecht stehen die Chancen für den Winter in der Vorweihnachtszeit nicht und sei es nur mit einer nasskalten Nordwestwetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen.

Der AO-Index bildet - vereinfacht ausgedrückt - den Zustand des Polarwirbels ab. Ist der AO-Index positiv bewertet, geht es zur Sache und der Polarwirbel ist intakt. Ist der AO-Index aber negativ, so gibt es innerhalb des Polarwirbels Störimpulse, die mehr oder minder heftig ausfallen und im extremen Fall zu einem Polarwirbelsplit führen können? Insgesamt aber ist ein negativer AO-Index für den Winter vor und über Weihnachten besser als ein positiver Wert. Zum aktuellen Stand wird der AO-Index bis zum 20. Dezember im negativen Bereich berechnet.

Was für Folgen kann das für das Weihnachtswetter haben?

Der Mittelwert aller Kontrollläufen bringt das ganz gut auf den Punkt. Die atlantische Frontalzone wird zwar in Gang gesetzt, doch bleibt die Lücke über Mitteleuropa bestehen. Ein nasskalter Wettercharakter mit winterlichen Optionen hat bis zum 20. Dezember die besten Aussichten. In der Interpretation lässt sich eine Nordwest- oder Trogwetterlage ableiten.

Interessant ist, dass es - exakt - die gleiche Wetterprognose Ende November für die erste Dezember-Dekade gegeben hat und aktuell liegt ab den mittleren Lagen eine vor sich hin siechende Schneedecke.

Die nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen bleibt für Weihnachten eine Option
Wetterprognose nach den Kontrollläufen: Die nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen bleibt für Weihnachten eine Option
© www.meteociel.fr

Was wahrscheinlich ist

Zwei wesentliche Faktoren sprechen gegen weiße Weihnachten: der Klimawandel und das Weihnachtstauwetter. Dafür spricht das auffällige Verhalten gegen eine Zonalisierung und das trotz - oder gerade wegen - des Klimawandels Schnee an Weihnachten möglich ist, zeigte sich 2010.

Das amerikanische Wettermodell verfolgt heute Abend eine Variante, die in etwa dem Mittelwert der Kontrollläufe entspricht und mit einer nasskalten Witterung ab den mittleren Lagen für eine winterliche Landschaft in der Vorweihnachtszeit sorgen kann. Noch sind die Würfel nicht gefallen!

Nasskalt Nordwest mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen - Weiße Weihnachten sind nicht ausgeschlossen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Nasskalt Nordwest mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen - Weiße Weihnachten sind nicht ausgeschlossen
© www.meteociel.fr

Der ganz weite Blick in die Zukunft - der Wettertrend Weihnachten 2020 nach den Kontrollläufen

Die Kontrollläufe muss man nehmen, wie sie sind und häufig bildet der Mittelwert das ab, was in der fernen Zukunft möglich und wahrscheinlich ist. Passt der Mittelwert aber so gar nicht zu den Berechnungen der Hauptläufe ist ein gewisses Maß an Skepsis angebracht.

Schaut man sich das - mögliche - Temperaturspektrum nach dem Mittelwert der Kontrollläufe für Weihnachten an, so liegen die Werte über dem Westen und Norden zwischen +4 bis +5 Grad und über dem Osten und Süden zwischen +1 bis +3 Grad. In den letzten 48 Stunden sind die Kontrollläufe etwas milder geworden. Deutlich zu warme Varianten lassen sich aber nach wie vor nicht ableiten!

Die Weihnachtsprognose der Wettermodelle
Tag Temperatur Wetter
24. Dezember / Heiligabend +2 bis
+4 Grad
Leichter Niederschlag
Erster Weihnachts­feiertag +2 bis
+5 Grad
Leichter Niederschlag
Zweiter Weihnachts­feiertag +2 bis
+4 Grad
Leichter Niederschlag

Auf den Punkt gebracht

Die Nordwestwetterlage könnte sich nach den aktuellen Wetterprognosen in der zweiten Dezember-Dekade behaupten und in der Vorweihnachtszeit für eine nasskalte Wetterlage mit optionalem Winterwetter ab den mittleren Lagen sorgen. Die Chancen für weiße Weihnachten lagen schon einmal schlechter.

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