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Das Wetter im Siebenschläferzeitraum: Sommerhoch oder Störimpuls?

| M. Hoffmann
Welche Richtung schlägt der Sommer ein?

Aktuell dominiert ein Hochdrucksystem das Wetter über Deutschland, doch im Verlauf der Woche kündigt sich ein Wetterwechsel an, der im Siebenschläferzeitraum das Wetter auf den Kopf stellen könnte.

Bereits in der letzten Wetterprognose für den Siebenschläferzeitraum ging es um die Frage, ob sich ein Tiefdrucksystem westlich von Europa in Richtung Skandinavien durchsetzen kann. Diese Prognose hat sich zwischenzeitlich durchsetzen können.

Skandinavientief

Ein Hoch dominiert am Wochenende das Wetter über Deutschland und sorgt noch bis zur Wochenmitte für sommerliche Temperaturen und einen weitgehend trockenen Wettercharakter. Zur Wochenmitte verlagert sich ein Tief von England in Richtung Skandinavien und wird fortan als Impulsgeber agieren können. Das Hoch über Europa schwächt sich ab und wird von einem Hochdruckkeil über dem Atlantik ersetzt. Deutschland liegt am östlichen Hochdruckgradienten und im Zusammenspiel mit dem Tief über Skandinavien gelangen aus nördlichen Richtungen instabile und spürbar kühlere Luftmassen nach Deutschland. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juli.

Ein Störimpuls über Skandinavien
Die Wetterprognose der Europäer und der Amerikaner - Ein Störimpuls über Skandinavien © www.meteociel.fr

Das Wetter im Siebenschläferzeitraum

Entscheidend für die Wettersingularität des Siebenschläfers ist der Zeitraum vom 27. Juni bis zum 10. Juli. Die Großwetterlage, die sich in diesem Zeitraum einstellt, kann mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für das Sommerwetter prägend sein. Wir schauen uns heute einmal die Möglichkeiten an, die sich aus einem Skandinavientief heraus entwickeln können.

Abwechslungsreich, mäßig warm und windig - die Westwetterlage

Vor Zeiten der Klimaerhitzung war ein Tief über Skandinavien ein Indiz für eine beginnende Westwetterlage. Wenn sich dann noch ein Zentraltief über Island positioniert und über dem östlichen Kanada kalte Luftmassen nach Süden in Richtung Neufundland abfließen konnten, war die Westwetterlage mit einer nachhaltig agierenden Tiefdruckrinne perfekt.

In Zeiten der Klimaerhitzung aber nehmen die Westwetterlagen auf markante Art und Weise ab und kommen nur noch vereinzelt und abgeschwächt zum Vorschein. Ursprünglich war die Westwetterlage einmal die dominierende und damit normale Wetterlage für Europa, doch das hat sich seit 2010 langsam und seit 2018 dramatisch verändert.

Schaut man sich die aktuellen Wetterprognose der Vorhersage-Modelle an, so kann man bis zum 10. Juli eine Westwetterlage ausschließen. Zu dominant ist ein Hoch auf dem Atlantik und die Tiefdrucksysteme sind zu weit entfernt. Nein, so kann kein Westdrift in Gang gesetzt werden. Und auch die Kontrollläufe zeigen allenfalls Ansätze einer Westwetterlage.

Die Ansätze einer Westwetterlage nach den Kontrollläufen
Die Ansätze einer Westwetterlage nach den Kontrollläufen © www.meteociel.fr

Meridional verlaufende Grundströmung im Siebenschläferzeitraum

Und wenn es keine Westwetterlage gibt, dann wird sich eine meridionale Grundströmung behaupten können, die im Wesentlichen das Wettergeschehen über Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 2018 dominiert. Dazu gehören auch gestörte Zirkulationsmuster, bei der bspw. ein Hoch über Skandinavien sämtliche Wetteraktivitäten blockieren kann. Doch ist mit einer meridionalen Wetterlage nicht zwingend Sommerwetter zu erwarten - es gibt zwei Seiten der Medaille.

Kühles und wechselhaftes Sommerwetter

Meridional bedeutet, dass die Grundströmung entweder von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord verläuft. Sollte sich das Tief über Skandinavien durchsetzen können, so muss man zwangsläufig einen Trog In Betracht ziehen, der im Zusammenspiel mit einem Hoch auf dem Atlantik die Grundströmung über Mitteleuropa von Nord nach Süd drehen und damit kühlere Luftmassen nach Deutschland führen kann.

Volltreffer oder Streifschuss?

Trogwetterlagen, die direkt über Deutschland niedergehen, werden zwar von den Vorhersage-Modellen gerne berechnet, sind rückblickend aber selten. In den meisten Fällen wird der Trog durch einen nacheilenden Hochdruckkeil nach Osten abgedrängt und Deutschland, Österreich und die Schweiz gelangen in eine nordwestliche Grundströmung. Betrachtet man die Vorhersage-Modelle bis zum 10. Juli, so bestätigt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit eines nach Osten abgelenkten Troges.

Der Trog wird über dem östlichen Europa abgeleitet
Die Wetterprognose der Europäer und der Amerikaner - Der Trog wird über dem östlichen Europa abgeleitet © www.meteociel.fr

Die Folgen?

Ein nach Osten abgelenkter Trog hat eine wesentliche Eigenschaft. Es blockiert das Hoch über dem Atlantik. Dreht sich zudem das Tief über dem östlichen Europa ein, bleibt dem Hoch gar nichts anderes mehr übrig, als sich in Richtung Skandinavien zu verlagern und so aus einer meridionalen Nordwestströmung eine vollständig gestörte Zirkulation herbeizuführen, bei der die Luftmassen aus nordöstlichen Richtungen nach Deutschland geführt werden könnten. Wie man es aber dreht und wendet - eine stabile Wetterlage wäre demnach nicht zu erwarten.

Deutschland liegt zwischen den Fronten
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Deutschland liegt zwischen den Fronten © www.meteociel.fr

Die Hitzeoption

Kommen wir zur letzten Variante, die sich innerhalb des Siebenschläferzeitraumes einstellen kann - die meridional verlaufende Süd-Nord-Strömung, die auch zu einer gestörten Zirkulation in Form eines Omegahochs führen kann. Diese Wetterlage wäre für den Hochsommer typisch und hat zumeist eine Hitzewelle und nur sehr wenig Niederschlag zur Folge.

Hoch Mittel- oder Osteuropa

Damit die Hitze überhaupt nach Deutschland gelangen kann, muss sich das Hoch auf dem Atlantik nach Mitteleuropa durchsetzen. Positioniert sich das Hoch direkt über Deutschland, wird dieses zumeist von Tiefdrucksystemen flankiert, was zu einer Omegastruktur (Ω) führen kann. Häufiger aber wird das Hoch nach Osten abgedrängt, um sich nachfolgend über dem östlichen Europa zu stabilisieren.

Da in diesem Fall das Hoch auf dem Atlantik fehlt, können sich dort Tiefdrucksysteme etablieren und im Verbund mit dem osteuropäischen Hoch warme bis heiße Luftmassen aus südlichen Richtungen nach Norden führen. Diese Wetterlage gab es bereits in dominanter Art und Weise im Juni.

Die heißen Varianten
Wetterprognose nach ausgesuchten Kontrollläufen: Die heißen Varianten © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Was im Siebenschläferzeitraum zu erwarten ist

Das Tief wird sich im Verlauf der kommenden Woche über Skandinavien etablieren und nachfolgend versuchen, nach Süden auszutrogen. Gleichzeitig rückt ein Keil des Azorenhochs nach und Deutschland wird so zwangsläufig in den Zustrom kühlerer Luftmassen gelangen können.

Ein Dämpfer für den Sommer

Und so bestätigt sich die ursprüngliche Wetterprognose. Der Sommer erhält inmitten des Siebenschläferzeitraumes einen Dämpfer, der vom Mittelwert aller Kontrollläufe gestützt und die Temperaturen bis zum 8. Juli auf +19 bis +21 Grad zurechtstutzen kann. Damit ist zugleich der Tiefpunkt des Troges erreicht und nachfolgend geht es in die andere Richtung.

Instabiler Wettercharakter mit ansteigendem Temperaturniveau

Die Temperaturen steigen bis zum 15. Juli über dem Norden auf +22 Grad, über dem Westen auf +23 Grad und über dem Osten und Süden auf bis +25 Grad an. In der Niederschlagsprognose wird zudem ein anhaltend wechselhafter Wettercharakter simuliert. Ein stabiles Sommerhoch ist zwar potentiell möglich, doch wenig wahrscheinlich. Mit anderen Worten bleibt der instabile, leicht wechselhafte und für die Jahreszeit zu warme Wettercharakter erhalten und kann für weite Teile des Sommers prägend sein.

Ein zu warmer, aber kein stabiler Wettercharakter
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Ein zu warmer, aber kein stabiler Wettercharakter © www.meteociel.fr

Kommt ausreichend Regen?

Zwar sind in den Kontrollläufen Niederschlagssignale vorhanden und im Zuge der Umstellung zum 6. Juli wird es auch nennenswerten Regen geben können, doch Erfahrungsgemäß sind meridionale Wetterlagen - wenn es sich nicht gerade um ein Tief Mitteleuropa handelt - nicht für großartige Regenmengen bekannt.

Die Wetterprognose des Langfristmodells

Da hat sich in den letzten Wochen und Tagen nur unwesentlich etwas verändert. Am Ende springt ein im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 um +1 bis +2 Grad zu warmer Sommer heraus (91/20: -0,3 bis +0,7 Grad). Die Niederschlagsprognose wurde für den Juli und August mittlerweile von normal bis leicht zu trocken auf deutlich zu trocken korrigiert, was für ein Fortbestand der meridionalen Großwetterlage spricht. Schaun mer mal.

Abweichungen der Temperaturen im Sommer gegenüber dem langjährigen Mittelwert 1961 und 1990
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
Juni 2022 +3,0 Grad Erheblich zu trocken
Juli 2022 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: zu trocken
August 2022 +1,0 bis +2,0 Grad Trend: zu trocken
Diagramm der Temperaturentwicklung Sommer 2022
Diagramm der Temperaturentwicklung Sommer 2022

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