Sommerprognose: Sieben Wochen Unwetter? Welche Großwetterlage sich im Siebenschläferzeitraum einstellen kann
Der Siebenschläferzeitraum steht bevor - wie stellt sich die Großwetterlage ein und wie sieht die Wetterprognose der Langfristmodelle für den Sommer 2022 aus?
Der Sommer 2022 war bisweilen um +2,5 Grad erheblich zu warm (91/20: +1,2 Grad) und in Betrachtung der Niederschlagssummen im Flächenmittel mit einer Sollerfüllung von 16 Prozent extrem zu trocken - auch wenn es mit dem Süden und über Teile des Westens regional erhebliche Unterschiede gab. So konnten bspw. über Deuerling-Heimberg (Bayern) 59 Prozent des Niederschlagssolls des gesamten Sommers bereits erfüllt werden, während über Knau (Thüringen) bislang kein nennenswerter Niederschlag registriert werden konnte. Thüringen und Sachsen gehören mit einer Sollerfüllung von gerade einmal 8 Prozent zu den extrem trockenen Regionen. Doch so kurios sich das anhören mag - die Wetterlage ist über Deutschland bislang nicht als stabil zu bewerten. Immer wieder gelangen Störungen nach Deutschland und sorgen regional für Abwechslung, die in der kommenden Woche zu regional extremen Unwetter führen können. Es handelt sich um eine meridional dominierte Großwetterlage, bei der schwül-warme Luftmassen das Wetter dominieren und die Wetterlage immer wieder destabilisieren können. Weitere Informationen hierzu: Wetterprognose Sommer 2022 || Wetter Juli.
Der Siebenschläferzeitraum
Der Mythos besagt, dass das Wetter am Siebenschläfer-Tag - dem 27. Juni - das Wetter auch in den darauffolgenden sieben Wochen beeinflussen kann. Das ist Quatsch. Der Siebenschläfer ist nicht mit einem Tag zu definieren. Vielmehr handelt es sich um einen Zeitraum, der sich vom 27. Juni bis zum 10. Juli erstreckt und die Großwetterlage, die sich bis zum 10. Juli eingestellt hat, eine hohe Wahrscheinlichkeit aufweist, das Wetter bis Ende August zu dominieren - über dem Süden etwas mehr, als über dem maritim beeinflussten Norden. Hier gibt es weitere Informationen zum Mythos Siebenschläfer.
Stabiles Sommerwetter
Momentan dominiert ein Hochdrucksystem das Wetter über Deutschland, doch westlich von Europa drückt ein Tiefdrucksystem mit aller Macht gegen das Hoch und versucht sich in Richtung Skandinavien durchzusetzen. Dieser Vorgang kann als Schlüsselszene für den Siebenschläferzeitraum gewertet werden.
Betrachtet man die obenstehenden Wetterkarten bis zum 2. Juli, so erkennt man die unterschiedlichen Interpretationen der Vorhersage-Modelle. Sollte sich jedoch das Hoch behaupten können, hat das zwangsläufig zur Folge, dass das Tief den Kürzeren zieht. Da auf dem Atlantik jedoch der Nachschub an Tiefdrucksystemen fehlt, fehlt es auch an Dynamik und so kann ein Prozess in Gang gesetzt werden, der neben einer dominanten Hochdruckwetterlage auch zu einer extremen Trockenheit und Hitze führen kann. Sollte sich zudem noch ein Tief westlich und östlich des Hochdrucksystems positionieren können, so ergibt sich daraus eine der stabilsten Wetterlagen, die es im Sommer geben kann - die Omegawetterlage. Diese wurde in den letzten Tagen immer wieder einmal in den Wetterprognosen der Vorhersage-Modelle simuliert, am Ende aber doch wieder verworfen. Insofern ist eine Omegawetterlage nur als eine Variante unter vielen zu bewerten.
Der durchwachsene und zu warme Sommer
Gelingt es dem Tief, sich in den kommenden Tagen nach Skandinavien oder Mitteleuropa zu verlagern, dreht sich das meridionale Muster von Süd-Nord auf Nord-Süd. Der Schwüle und Hitze folgt eine markante Abkühlung und sollte sich zudem das Tief über Mitteleuropa eindrehen können, wird das Tief an seinen Flanken von Hochdrucksystemen gestützt. Man spricht von einer Trogwetterlage und ist exakt das Gegenstück zu einer Omegawetterlage.
Sollte sich die Trogwetterlage durchsetzen können, so werden die atlantischen Tiefdrucksysteme um ein Hoch auf dem Atlantik nach Norden - über das europäische Nordmeer - umgeleitet und trogen von Skandinavien nach Süden aus. Dieser Vorgang wiederholt sich in schöner Regelmäßigkeit und führt so zu einer Erhaltungsneigung, die das Wetter im Sommer nachhaltig prägen kann.
Das wäre zugleich eine Variante, bei der das Niederschlagssoll gute Chancen hat, am Ende eine ausgeglichene Bilanz vorweisen zu können. Das aber bleibt generell abzuwarten.
Was für ein Wetter sich im Siebenschläferzeitraum durchsetzen kann
Die oben dargestellten Varianten sind die Extreme einer meridionalen Wetterlage. Meist aber setzt sich eine Zwischenlösung durch - ähnlich, wie das im Moment der Fall ist. Betrachtet man jedoch den Wettertrend der letzten Tage, so lässt sich der Rückschluss einer allmählichen Umstellung der Großwetterlage herstellen. Dem Hoch gelingt es - auch in den Kontrollläufen - nicht, sich in einer derart dominanten Position durchzusetzen, um den Rest des Sommers zu beeinflussen.
Stattdessen kann sich eine Mischwetterlage ergeben, bei der Deutschland, Österreich und die Schweiz weiterhin zwischen den Fronten verweilt. Im Moment ist es die Südwestanströmung, die sich im Juli auch in eine Nordwestströmung wandeln kann. Ansätze hierfür zeigen sich im Mittelwert aller Kontrollläufe. Auf andere Art formuliert wäre im Juli und August ein durchwachsener und nur leicht zu warmer Wettercharakter zu erwarten. Da der Juni aber schon ordentlich vorgelegt hat, wird der Sommer am Ende zu warm und zu trocken ausfallen können.
Der Sommertrend nach den Langfristmodellen
Langfristprognosen sind mit einem hohen Maß an Skepsis zu bewerten, doch zeigen diese das Potential des Wettertrends auf. Wird bspw. ein Monat in Zeiten des Klimawandels zu kalt simuliert, so lohnt es sich das einmal genauer anzuschauen, warum die Berechnungen auf ein solches Ergebnis kommen.
Das Wetter im Juni
Der Juni ist weitgehend abgehakt. Kumuliert man die Prognosen bis Ende Juni, so wird ein Überschuss gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 von +2,6 bis +2,9 Grad festzustellen sein (91/20: +1,6 bis +1,9 Grad). Anders sieht es in Sachen Niederschlag aus. Je nachdem, wie extrem die Niederschlagsereignisse in der kommenden Woche ausfallen werden, kann das die extrem trockene Witterung aus den vergangenen Juni-Tagen verfälschen. Das wird im Resümee dann aufzuarbeiten sein. Zum aktuellen Stand hat der Juni sein Niederschlagssoll erst zu 47 Prozent erfüllen können.
Das Wetter im Juli
Im Trend wird der Juli 2022 von allen Langfristmodellen zu warm berechnet. Das europäische Wettermodell ist mit einer Abweichung von +0,5 bis +1,5 Grad konservativer, als das CFSv2 Modell und die NASA, die den Juli mit einer Differenz zum vieljährigen Mittelwert mit +1,0 bis +2,0 Grad zu warm simulieren.
Als durchwachsen ist die Niederschlagsprognose zu bewerten. Keines der Vorhersage-Modelle berechnet einen extrem trockenen Juli-Monat, und der Rückschluss auf eine Dürre kann nicht gemacht werden. Tendenziell soll über dem maritim beeinflussten Norden mehr Regen, als über dem Süden und Osten niedergehen.
Zusammenfassung Juli:
Im Trend soll auch der Juli 2022 zu warm ausfallen können. In Sachen Niederschlagsprognosen gibt es eine breite Streuung.
Das Wetter im August
Alle Langfristmodelle stimmen darin überein, dass das Wetter im August im Vergleich zum vieljährigen Durchschnittswert um +1 bis +2 Grad zu warm wird ausfallen können. In der Niederschlagsprognose bestätigt sich ein durchwachsener Wettercharakter, bei dem der Süden und Osten etwas zu trocken ausfallen können.
Zusammenfassung August:
Der Wettertrend für den August wird von den Langfristmodellen in der Temperaturfrage einheitlich zu warm simuliert. Die Niederschlagsprognose bestätigt einen durchwachsenen Sommer, bei dem es auch längere, aber keine dominant trockene Phasen geben kann.
Monat | Temperatur | Niederschlag |
---|---|---|
Juni 2022 | +2,5 bis +3,0 Grad | Trend: zu trocken |
Juli 2022 | +1,0 bis +2,0 Grad | Trend: normal bis leicht zu trocken |
August 2022 | +1,0 bis +2,0 Grad | Trend: normal bis leicht zu trocken |
Auf den Punkt gebracht: Zu warm und durchwachsen
Der Wettertrend für den Sommer hat sich gegenüber den letzten Wochen nur unwesentlich verändert und passt sich dem Trend an, der nach der Statistik zu erwarten ist. Bis zum Ende des Sommers ist ein eher durchwachsener, aber durchweg zu warmer Wettercharakter zu erwarten, bei dem es auch kühle und regnerische Phasen geben kann.