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Wettertrend: Der Winter klopft an, doch tritt er auch ein?

| M. Hoffmann
Der Winter wird ab den mittleren Lagen optional

Der Einfluss der atlantische Frontalzone wird im Verlauf der Woche über Deutschland stärker und ermöglicht neben einem kräftigen Wind auch ein erhöhtes Potential unwetterartiger Starkwindereignisse. Bleibt da überhaupt noch ein Spielraum für den Winter?

Unbeständiges Wetter ist im Verlauf der Woche zu erwarten. Verantwortlich hierfür ist die atlantische Frontalzone, die mit ihren Ausläufern Deutschland streift und insbesondere dem Norden zu einem windigen bis stürmischen Wettercharakter verhilft.

Teils turbulentes Wetter

Am Mittwoch erreicht die erste Sturmfront Deutschland, bevor zum Freitag eine zweite Front Deutschland erreicht und vornehmlich über den exponierten Lagen und den Küsten von Nord- und Ostsee für schwere Sturmböen sorgen kann. Weiter nach Süden schwächt sich der Wind ab, bleibt in seiner Struktur jedoch ruppig. Zwischendurch sind immer wieder Schauer möglich, die regional auch von kurzen Gewittern begleitet werden können. Die Temperaturen bleiben mit +6 bis +12 Grad für die Jahreszeit zu warm und können heute noch mancherorts bis +18 Grad ermöglichen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Januar.

Eine stürmische und turbulente Wetterwoche steht bevor
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und europäischen (re.) Wettermodell: Eine stürmische und turbulente Wetterwoche steht bevor © www.meteociel.fr

Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Stürmisches und nasskaltes Wetter

Auf den obenstehenden Karen haben wir einmal ein Hochdrucksystem eingezeichnet, dass auf die atlantische Frontalzone zunächst einmal eine bremsende Wirkung hat. Sollte sich das Hoch zu einem autarken Hoch über Skandinavien festsetzen können, wird es aus Sicht des Winters wieder interessant - doch im Moment überwiegt die Macht und die Wucht der atlantische Frontalzone.

Hoch weicht nach Osten aus

Die Wetterprognose der Europäer intensiviert die atlantische Frontalzone in ihren Bestrebungen nach Osten voranzukommen und lässt das Hoch über Skandinavien nach Osten - über Osteuropa und das westliche Russland - ausweichen. Im Zeitraum vom 9. bis 12. Januar wird die Frontalzone vom Hoch blockiert und drückt sich regelrecht die Nase platt.

Temperaturrückgang mit schwerem Sturm

Deutschland, die Schweiz und Österreich liegen inmitten des Einflussbereichs des Tiefdruckkomplexes, was vom 10. bis 12. Januar schwere Sturmböen und über exponierten Lagen auch orkanartige Winde nicht ausschließen lässt. Mit anderen Worten formuliert, steigt das Potential unwetterartiger Wetterereignisse an. Die Temperaturen können mithilfe des Hochdrucksystems zum 8. Januar über dem Nordosten kurzzeitig auf +0 bis -4 Grad zurückgehen, bleiben aber über dem Rest von Deutschland mit +4 bis +8 Grad für die Jahreszeit zu warm. Am 12. Januar sind über ganz Deutschland +2 bis +6 Grad zu erwarten. Die Schneefallgrenze sinkt in diesem Prozess bis auf die mittleren Lagen ab.

Nordweststurm
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Nordweststurm © www.meteociel.fr

Wettertrend nach dem amerikanischen Wettermodell: Der Aufbau einer gestörten Zirkulation

Die atlantische Frontalzone tobt nach der Wetterprognose der Amerikaner bis einschließlich dem 12. Januar und lässt dem Winter nicht den Hauch einer Chance. Erst darüber hinaus beginnt sich die Großwetterlage - nachhaltig - in eine andere Richtung zu entwickeln.

Skandinavienhoch

Während die atlantische Frontalzone weiterhin tobt, wird die Zugbahn, in konzentrischen Kreisen zunehmend eingeschränkt und verläuft bis zum 14. Januar zwischen dem östlichen Kanada, Grönland und Island. An der Ostflanke der Frontalzone keilt ein Hoch nach Norden aus und positioniert sich bis zum 15. Januar über Skandinavien und wird in diesem Prozess vom Kontinentalhoch über Russland gestützt.

Vollständige Blockade

Durch diesen Prozess wird die atlantische Frontalzone auf dem Atlantik nachhaltig blockiert und kann Mitteleuropa nicht mehr erreichen. Das Hoch über Skandinavien weitet in der Zwischenzeit seinen Wirkungskreis weiter aus und führt an seinem südlichen Gradienten kühle Festlandsluft nach Deutschland. Können am 13. Januar noch +6 bis +12 Grad möglich sein, so sinken die Temperaturen bis zum 17. Januar auf +2 bis +6 Grad ab. Dazu gibt es nach Auflösung nächtlicher Nebelfelder reichlich Sonnenschein und in den Nächten ist mit leichtem Frost zu rechnen. Winter sieht anders aus.

Die Nordwestwetterlage mit winterlichen Wetterbedingungen ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Die Nordwestwetterlage mit winterlichen Wetterbedingungen ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Der Winter wird angedeutet

Das Fazit bleibt seit rund 120 Stunden stets das Gleiche - der Winter bemüht sich redlich, doch mehr wie eine nasskalte Witterung, bei dem der Winter ab den mittleren Lagen optional wird, ist nicht drin. Beide Vorhersage-Modelle verweigern dem Winter zunächst den Durchbruch und ein Kippmuster in Richtung Winter sieht definitiv anders aus.

Es wird kühler

Doch trotz der Beharrlichkeit einer nasskalten Witterung, zeigt der Wettertrend der Kontrollläufe seit einigen Tagen eine rückläufige Temperaturentwicklung. Die Temperaturen in 1.400 Meter Höhe betragen aktuell +5 Grad und sinken bis zum 10. Januar auf -3 und bis zum 17. Januar auf -4 Grad ab. Damit der Flachlandwinter in Betracht gezogen werden kann, sollten die Höhenwerte sich im Bereich von -4 bis -6 Grad bewegen. Das unterstreicht noch einmal sehr deutlich, wie knapp das mit dem Winter zur Monatsmitte werden wird. Die Wetterprognose der Amerikaner gehört heute im direkten Vergleich zu den Kontrollläufen zu den - in der Höhe - wärmsten Varianten, was ein Hoch über Europa wenig wahrscheinlich macht.

Die Kontrollläufe selbst favorisieren die nasskalte Witterung, bei der winterliche Verhältnisse ab den mittleren Lagen optional werden.

Die nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Die nasskalte Nordwestwetterlage mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
8. Januar +1 bis
+11 Grad
+6 bis
+8 Grad
12. Januar -2 bis
+12 Grad
+4 bis
+6 Grad
17. Januar -7 bis
+8 Grad
+0 bis
+2 Grad
Diagramm Temperaturen Januar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Januar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:10 Uhr

Gleich vorweg - weder die Amerikaner noch die Deutschen berechnen bis zum 10. Januar eine winterliche Wetterlage oder winterliche Wetterereignisse.

Schwerer Sturm mit orkanartigen Winden möglich

Eher das Gegenteil ist der Fall. Die atlantische Frontalzone tobt sich aus und entsendet in den kommenden Tagen ein Sturmtief nach dem anderen in Richtung Deutschland, was über tieferen Lagen am 4., 5., 6., 9. und 10. Januar gelegentlich zu stürmischen und über den Küstenregionen und den exponierten Lagen zu schweren Sturmböen führen kann. Über den höheren Lagen sind orkanartige Winde nicht auszuschließen.

Starkwindereignisse zum Ende der ersten Januar-Dekade
Wetterprognose nach dem amerikanischen (li.) und deutschen (re.) Wettermodell: Starkwindereignisse zum Ende der ersten Januar-Dekade © www.meteociel.fr

Winterwetter? Nur vage Andeutungen

Mit einer so aktiven Frontalzone wird der Winter es weiterhin schwer haben, Fuß zu fassen. Und zudem muss im Falle eines Kaltlufteinbruchs erst einmal viel Energie darauf verwendet werden, um die warmen Luftmassen auszuräumen.

Betrachtet man die Wetterprognose der Amerikaner von heute Abend, so bleibt der Winter bis zu 14. Januar ohne Chance. Erst darüber hinaus bestätigt sich die Prognose mit einem Hoch über Skandinavien, was neben einer vollständig gestörten Zirkulation eben auch kühlere oder kalte Luftmassen aus östlichen Richtungen nach Deutschland führen kann. Das ist im Moment aber nichts weiter als ein Ansatz, wie der Sprung in Richtung Winter noch klappen könnte.

Ein Hoch über Skandinavien blockiert die atlantische Frontalzone und führt am südlichen Gradienten kühlere Luftmassen nach Deutschland
Wetterprognose nach dem amerikanischen Wettermodell: Ein Hoch über Skandinavien, blockiert die atlantische Frontalzone und führt am südlichen Gradienten kühlere Luftmassen nach Deutschland © www.meteociel.fr

Lassen die Randfaktoren einen Rückschluss auf den Winter zu?

Im Vergleich zu den letzten 24 Stunden konnte ein negativer werdender NAO-Index nicht bestätigt werden. Gegenwärtig wird dieser deutlich positiv und ab der Monatsmitte neutral berechnet. Ein negativer NAO-Index hätte mit einem Blockadehoch auf dem Atlantik klare winterliche Signale gehabt.

Leichte Schwächung des Polarwirbels

Der AO-Index, welcher - vereinfacht ausgedrückt - den Zustand des Polarwirbels beschreibt, bleibt vorerst negativ und beinhaltet in der zweiten Januar-Dekade ein paar positive Signale.

Um es auf den Punkt zu bringen, lassen die Randfaktoren bis zum 15. Januar nicht den Rückschluss auf eine winterliche Wetterentwicklung zu. Vielmehr bestätigt sich der nasskalte Temperaturtrend mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen.

Erst stürmisch, dann nasskalt
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Erst stürmisch, dann nasskalt © www.meteociel.fr

Plötzliche Stratosphärenerwärmung

Seit rund 10 Tagen berichten wir detaillierter über den Stratosphärenwirbel, der mit einem kräftigen Minor-Warming zur zweiten Januar-Dekade auf sich aufmerksam macht. Ein Minor-Warming tritt im Winter häufiger auf und ist nicht weiter wetterwirksam. Erst wenn es zu einem Major-Warming mit nachfolgender Windumkehr kommt, wird es aus Sicht der Freunde des Winterwetters interessant - vorher nicht!

In den letzten 24 Stunden wurde die Intensität des Minor-Warmings etwas zurückgerechnet, es zeigt sich aber noch immer der Ansatz eines Major-Warmings. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen aktuell +216 km/h und sinken bis zum 15. Januar auf +117 km/h ab. Da fehlt also noch ein ordentliches Stück zu einem Major-Warming!

Ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe - doch nur im Ansatz ein Major-Warming
Ein kräftiges Minor-Warming in Stratosphärenhöhe - doch nur im Ansatz ein Major-Warming © www.meteociel.fr

Nachtrag: Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell

Die Europäer bestätigen eine bis zum 12. Januar wenig winterliche und allenfalls nasskalte Wetterentwicklung.

Die Großwetterlage bleibt zunächst unwinterlich
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Großwetterlage bleibt zunächst unwinterlich © www.meteociel.fr

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