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Wetterprognose: Erhaltungsneigung, Blockadehoch, Polarwirbelsplit oder ein Displacement mit vollständig gestörter Zirkulation

| M. Hoffmann
Sonne, Wolken und Nebel in einer Art Dauerschleife?

Dem Polarwirbel stehen teils erhebliche Verwerfungen bevor, die neben einem Polarwirbelsplit auch zu einem Displacement führen könnten. Doch wie auch immer das ausgehen mag - die Entscheidung über das Deutschlandwetter wird zwischen der atlantische Frontalzone und einem Hoch über Europa ausgefochten.

Ein Regengebiet zieht heute über die Südhälfte hinweg und erreicht zu den späten Nachmittagsstunden die Alpen. Über dem Norden von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind es gelegentliche Schauer, die für etwas Abwechslung sorgen können, sonst bleibt es trocken.

Hochdruckaufbau ohne Kaltlufttropfen?

Der Regen zieht am Donnerstag nach Südosten ab. Von Westen setzt sich ein Hochdrucksystem über Deutschland durch, das seinen Höhepunkt zum Wochenende erreichen und die Tiefdruckaktivitäten auf dem Atlantik blockieren wird. Bei einem schwachgradientigen Wettercharakter kommen die Windbewegungen zum Erliegen und die Nächte können auf +4 bis +8 Grad und örtlich bis -2 Grad auskühlen. Vielerorts bildet sich zäher Nebel, der sich am Tage nur langsam auflöst und örtlich für Dauernebel sorgen kann. Verbreitet aber kommt die Sonne zum Vorschein und die Temperaturen erreichen +12 bis +14 Grad und mit einer entsprechenden Sonnenscheindauer können bis +16 Grad möglich sein. Über den Regionen mit Dauernebel bleibt es mit +6 bis +10 Grad frischer. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter November.

Ein Hochdruckgebiet dehnt sich am Wochenende über Deutschland aus und blockiert die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik
Die Wetterprognose des deutschen (li.) und europäischen (re.) Wettermodells: Ein Hochdruckgebiet dehnt sich am Wochenende über Deutschland aus und blockiert die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik © www.meteociel.fr

Die Regenprognose

In den vergangenen Tagen wurde von den Vorhersage-Modellen immer wieder ein sog. Kaltlufttropfen ins Spiel gebracht. Doch ob dieser in das Wettergeschehen spürbar eingreifen wird, ist heute infrage zu stellen. Zu schwach und zu weiträumig ist dessen Struktur. Doch bleibt dieser Kaltlufttropfen für das Wochenende nach wie vor ein Unsicherheitsfaktor.

Der Regen der kommenden Tage reduziert sich auf den heutigen Mittwoch und die Nacht auf Donnerstag. Südlich einer Linie vom Saarland und Sachsen können Regensummen von 4 bis 8 l/m² und örtlich bis 15 l/m² möglich sein. Im Stau des Schwarzwaldes können Summen von bis 25 l/m² zusammenkommen. Weiter nach Norden lässt der Regen nach und es bleibt - mit Ausnahme der Küsten - trocken. Dort können 2 bis 6 l/m² an Niederschlag erwartet werden.

Links die Regenprognose der Europäer, in der Mitte die der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Der Regen der kommenden Tage konzentriert sich auf den heutigen Mittwoch
Links die Regenprognose der Amerikaner und rechts daneben die Deutsche: Der Regen der kommenden Tage konzentriert sich auf den heutigen Mittwoch © windy.com

Die Wettervorhersage der Europäer: Ein Hoch stemmt sich gegen die atlantische Frontalzone

Es bleibt dabei. Über dem östlichen Kanada strömen nach der jüngsten Wetterprognose der Europäer kalte Luftmassen polaren Ursprungs nach Süden - in Richtung Neufundland - aus.

Erhöhte Tiefdruckdynamik

Bei Neufundland gelangen die kalten Luftmassen auf den ungewöhnlich warmen Atlantik und entfachen durch die Temperaturgegensätze ein wahres Feuerwerk an Tiefdruckgebieten. Bis zum 17. November kann sich im Bereich von Grönland und Island ein Tiefdruckkomplex zentralisieren und sich in Richtung England ausdehnen.

Atlantische Frontalzone rammt das Hoch über Europa

Die atlantische Frontalzone versucht die Hochdruckdominanz über Europa abzubauen, das sich seinerseits bis zum 18. November in einem Bereich vom östlichen Mittelmeer bis über die Barentssee positionieren kann. Die Frontalzone hat einen schweren Stand, doch setzt diese alles dran, um die Vormachtstellung des Hochdrucksystems zu beenden.

Das Problem für die Frontalzone aber ist der unentwegte Zustrom kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada, der auch bis zum 20. November nicht abreißen mag. Infolge daraus werden die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik immer wieder von Neuem befeuert und eine Teilabspaltung der Frontalzone in Richtung Skandinavien gestaltet sich als schwieriges Unterfangen. Dennoch, das Hoch über Europa zieht sich bis zum 19. November nach Osten zurück und die ersten Tiefdruckausläufer können Deutschland erreichen.

Verbreitet trockenes, sonniges oder neblig-trübes Wetter

Das Wetter über Deutschland wird überwiegend von einer warmen Südwestanströmung der Luftmassen dominiert, was die Temperaturen auf +12 bis +14 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer auf bis +16 Grad ansteigen lassen kann. Apropos Sonnenscheindauer, die kann durch zähe Nebelfelder mancherorts stark eingeschränkt werden. Ist das der Fall, verharren die Temperaturen an der +10 Grad-Marke. Regen ist in Form von vereinzelten Schauern möglich, verbreitet aber bleibt es trocken. Erst zum Wechsel in die letzte November-Dekade nimmt die Niederschlagsleistung zu.

Die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik formieren sich und drücken das Hoch über Europa nach Osten ab, was in der letzten Novemberdekade zu einem Wetterumschwung führen kann
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Die Tiefdrucksysteme auf dem Atlantik formieren sich und drücken das Hoch über Europa nach Osten ab, was in der letzten Novemberdekade zu einem Wetterumschwung führen kann © www.meteociel.fr

Die Wetterprognose der Amerikaner: Die Erhaltungsneigung

Ein Polarwirbelsplit, der gestern noch von den Amerikanern favorisiert wurde, ist zwar in der Wetterprognose von heute im Ansatz erneut zu erkennen, doch in deutlich abgeschwächter Form.

Displacement des Polarwirbels

Eine Abwandlung eines Polarwirbelsplits ist ein sog. Displacement, also die Verschiebung. Und diese kommt meist dann zustande, wenn es den Hochdrucksystemen nicht gelingt, innerhalb des Polarwirbels zusammenzufinden. Nach den aktuellen Berechnungen kristallisiert sich zwischen dem 17. und 19. November eine Schlüsselszene heraus. Ein Hoch zwischen den Aleuten und Alaska strebt weit in den Polarwirbel hinein vor, während das Hoch über Europa ebenfalls nach Norden strebt.

Bedingt aber durch die enorme Tiefdruckdynamik auf dem Atlantik, positioniert sich das Hoch über Europa deutlich östlicher und liegt mit seinem Kern am 18. November über der Ukraine und dehnt sich weit über Russland und Sibirien nach Norden aus. Der Bereich von der westlichen Mittelmeerregion bis über die Karasee reichend wird von diesem Hoch dominiert und lässt sämtliche Tiefdruckaktivitäten auflaufen.

Der Polarwirbel konzentriert sich seinerseits über den Bereich von Kanada, Grönland und dem europäischen Nordmeer. Die Hochdrucksysteme über den Aleuten und dem östlichen Europa finden zwar nicht zusammen, doch verschieben beide Systeme die Aktivitäten des Polarwirbels in Richtung Kanada.

Betonhoch Deutschland, oder die gestörte Zirkulation mit kühler Ostwetterlage?

Und sollte sich diese Wetterlage tatsächlich so einstellen, konzentriert sich die Tiefdruckdynamik auf den Atlantik, während sich das Hoch über Osteuropa wieder weiter nach Westen ausdehnen und sich bis zum 22. November über Skandinavien positionieren kann. Zentralisiert sich das Hoch über Skandinavien, so liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz am südlichen Gradienten und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, können aus östlichen Richtungen kühle Luftmassen nach Deutschland gelangen.

Bildet das Hoch jedoch eine Achse nach Süden aus, so ist mit einer ungewöhnlich lang andauernden Erhaltungsneigung zu rechnen, die mit einem trockenen, ruhigen und teils neblig-trüben Wettercharakter auch die letzte Novemberdekade beeinflussen kann.

Für die Jahreszeit zu warm und zu trocken - Dauerfrost mit Ostwetterlage möglich

Über Deutschland hat das einen zu Nebel neigenden Wettercharakter zur Folge, der nach Auflösung von ausgiebigem Sonnenschein ergänzt werden kann. Mit Niederschlag ist nur selten zu rechnen. Die Temperaturen erreichen am 18. November Werte von +14 bis +18 Grad und örtlich kann das Erreichen der spätsommerlichen +20 Grad-Marke nicht ausgeschlossen werden. Bis zum 23. November sind das Temperaturniveau auf +4 bis +8 Grad ab und sollte sich eine Ostwetterlage einstellen können, kann über Nebelgebieten mit Dauerfrost gerechnet werden.

Die Hochdruckdominanz mit einer ungewöhnlichen Erhaltungsneigung - zu erkennen ist am 24. November der Ansatz einer kühlen Ostwetterlage
Wetterprognose der Amerikaner: Die Hochdruckdominanz mit einer ungewöhnlichen Erhaltungsneigung - zu erkennen ist am 24. November der Ansatz einer kühlen Ostwetterlage © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Hochdruckblock mit interessanten Ansätzen

Die Überschrift stammt von gestern und die interessanten Ansätze waren der in Aussicht gestellte Polarwirbelsplit. Heute ist es vielmehr das Displacement, das mit einer vollständig gestörten Zirkulation am Ende zu einer Ostwetterlage führen kann. Doch was bleibt, ist der Hochdruckblock über Europa - da hat sich im Vergleich zu gestern wenig verändert.

Zu warmes Wetter

Die Kontrollläufe berechnen ein vom 10. bis 19. November für die Jahreszeit etwa um +4 bis +8 Grad zu hohes Temperaturniveau. Örtlich kann die Abweichung um bis zu +10 Grad im extrem zu warmen Bereich liegen. Mit Beginn der letzten Novemberdekade geht der Temperaturüberschuss etwas zurück, bleibt im Kern aber um +1 bis +2 Grad und örtlich um bis +3 Grad gegenüber dem Klimamittelwert zu warm. Kumuliert man die Prognosen, so können die Temperaturen bis zum 24. November einen Überschuss zwischen +3,5 und +4,5 Grad vorweisen. Der bisherige Rekord stammte mit einer Abweichung von +3,51 Grad aus dem Jahre 2015. Damit ist nach dem Oktober auch der November 2022 auf Rekordkurs.

Die Niederschlagsprognose

Bis zum 17. November ist mit einem überwiegend trockenen Wettercharakter zu rechnen. Ferner nehmen die Niederschlagssignale zwar zu, bleiben jedoch in einem schwach erhöhten Bereich. Ein radikaler Umbau der Großwetterlage sieht anders aus. Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten vom Mittelwert aller Kontrollläufe genauer an, so erkennt man ein nicht von der Stelle weichendes Tiefdruckzentrum über dem Atlantik, was auf seiner Vorderseite unentwegt milde bis warme Luftmassen nach Deutschland führt. Gespeist wird das Tief vom Zustrom kalter Luftmassen über dem östlichen Kanada.

Der tiefe Luftdruck über dem Atlantik führt über Europa milde bis warme Luftmassen nach Norden
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe: Der tiefe Luftdruck über dem Atlantik führt über Europa milde bis warme Luftmassen nach Norden © www.meteociel.fr

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
15. November +11 bis
+18 Grad
+12 bis
+14 Grad
19. November +5 bis
+16 Grad
+8 bis
+11 Grad
24. November +4 bis
+14 Grad
+7 bis
+9 Grad
Diagramm Temperaturen November 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe November 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Die Winter-Prognose des Langfristmodells

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 und in Klammern der wärmere Mittelwert (1991-2020)
Monat Tem­peratur Nieder­schlag Auffälligkeit
September 2022 +0,1 Grad
(-0,4 Grad)
zu nass -
Oktober 2022 +3,53 Grad
(+3,13 Grad)
deutlich zu trocken Rekordwarm
November 2022 +2,0 bis +3,0 Grad
(+1,1 bis +2,1 Grad)
Trend: extrem trocken Extrem positive Temperaturanomalie über Skandinavien
Dezember 2022 +1,5 bis +2,5 Grad
(+0,5 bis +1,5 Grad)
Trend: normal bis leicht zu nass Norwegen deutlich zu nass, Westeuropa extrem trocken
Januar 2023 +1,5 bis +2,5 Grad
(+0,1 bis +1,1 Grad)
Trend: normal bis etwas zu trocken Weite Teile von Europa zu warm
Februar 2023 +1,0 bis +2,5 Grad
(+0,1 bis +1,4 Grad)
Trend: normal bis etwas zu trocken Weite Teile von Europa erheblich zu warm
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst und Winter 2022/2023
Diagramm der Temperaturentwicklung Herbst und Winter 2022/2023

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