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Wetter Winter 2020 aktuelle Wetterprognose vom 23.01.2020 - Nach der turbulenten Wetterlage - Welche Chancen hat der Winter noch?

| M. Hoffmann

Das Wetter stellt sich Ende Januar und Anfang Februar um. Ergeben sich hieraus auch Chancen für den Winter und wie sieht die Entwicklung des Polarwirbel aus - lassen sich Rückschlüsse auf einen baldigen Wintereinbruch ziehen?

Winterliche Optionen ab den mittleren Lagen?
Winterliche Optionen ab den mittleren Lagen?

Ruhiges Wetter ist noch bis einschließlich dem Wochenende zu erwarten, bevor die Wetteraktivität im Verlauf der neuen Woche zunehmen und das Potential von Starkwindereignissen ansteigen lassen kann. Auch sind über den Küstenregionen und den exponierten Lagen orkanartige Windböen nicht auszuschließen. Kurzum folgt mit dem Ende des Januars und zum Beginn des Februars ein markanter Wetterwechsel . Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar 2020.

Verantwortlich für die ansteigende Wind- und Niederschlagstätigkeit ist eine auf dem Atlantik gut strukturierte Tiefdruckrinne, die sich von Neufundland bis nach Skandinavien erstreckt. Das Grundmuster kommt somit aus westlichen bis südwestlichen Richtungen, was auch das Wetter in den Februar nasskalt bis mild starten lassen wird. Erst wenn diese Struktur ihr Ende findet, kann es auch andere Temperaturentwicklungen geben.

Eine hohe Wetteraktivität auf dem Atlantik lässt dem Winter vorerst keine Chancen
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Eine hohe Wetteraktivität auf dem Atlantik lässt dem Winter vorerst keine Chancen
© www.meteociel.fr

Störimpulse gesucht

Wie bereits in den letzten Tagen häufiger erwähnt, bedarf es eines Impulses, der die Grundströmung entweder entlang der Polarfront, oder innerhalb des Polarwirbels nachhaltig verändert. Der Blick aber gilt zunächst einmal den Temperaturanomalien bis zum 1. Februar. Selbst wenn alle Parameter passen und es doch noch zu einer für den Winter günstigen Konstellation kommen kann, so kann man sich anhand der nachfolgenden Karte aber fragen, woher denn die kalte Luft kommen soll?

Östlich von Europa liegt die Abweichung der Temperaturen zwischen +8 bis +10 Grad und über Europa sieht das nicht wirklich besser aus. Das bedeutet, dass es schon eines enormen Kaltluftschub bedarf um noch so etwas wie den Winter nach Deutschland zu bringen.

Temperaturanomalie bis Februar - für den Winter viel zu warm
Temperaturanomalie bis Februar - für den Winter viel zu warm © climatereanalyzer.org

Was passieren muss, damit der Winter seine Chance hat?

Es muss also etwas passieren, was die Vorhersage-Modelle derzeit - sehr zum Verdruss der Freunde des Winterwetters - nicht berechnen und auch nicht einmal Ansatzweise in Aussicht stellen. Das Strömungsverhalten innerhalb des Polarwirbels muss sich zwingend verändern, damit überhaupt noch so etwas wie Winter zustande kommen und die bislang verheerende Winter-Bilanz noch irgendwie verschönern kann.

Major-Warming - oder die plötzliche Stratosphärenerwärmung

Es gibt hierbei drei Stufen zu unterscheiden. Die erste Stufe beginnt mit einem Minor-Warming in Stratosphärenhöhe, die entlang des 65. Breitengrades ermittelt wird. So etwas kommt im Winter sehr häufig vor und hat auf die unteren Luftschichten keinerlei Einfluss.

Die zweite Stufe wird mit einem Major-Warming definiert, was in etwa alle 1 bis 3 Jahre vorkommt. Also deutlich seltener vorkommt, als ein Minor-Warming. Dabei beginnen sich die Höhenwinde entlang des 65. Breitengrades von West-Ost auf Ost-West zu drehen. Ab diesem Zeitpunkt, wenn sich die Windgeschwindigkeiten von positiven (West-Ost) in die negative Richtung (Ost-West) verändern, beginnen die oberen Luftschichten die unteren zu beeinflussen.

Ein Major-Warming war für den Kaltlufteinbruch im Februar 2018 verantwortlich, während im Dezember 2018 (ungewöhnlich früh) der Polarwirbel lediglich ein sog. Displacement erfahren hatte. Ein Major-Warming begünstigt de Voraussetzungen für winterliche Wetterlagen über Mitteleuropa, es führt diese aber nicht zwingend herbei. Eine Auflistung, wann welches Major-Warming für Folgen über Deutschland hatte, finden sie in der Beschreibung zum Major-Warming.

Die dritte Stufe ist dann das sog. Final-Warming. Strömen die Winde zu lange von Ost nach West in die verkehrte Richtung, so schwächt das die Zirkulation nachhaltig und kann sich nicht mehr regenerieren. Der völlige Zusammenbruch des Polarwirbels ist die Folge, die mit steigendem Sonnenstand im Zeitraum von März bis Ende April zwangsläufig erfolgt. Geschieht das aber früher, so kann das gewaltige Auswirkungen auf den Winter haben. Nachfolgend ein Beispiel des Final-Warmings vom Februar 2018 in Stratosphärenhöhe.

Major-Warming mit Höhepunkt zum 17. Februar 2018
Major-Warming mit Höhepunkt zum 17. Februar 2018 © www.meteociel.fr

Wie steht es aktuell um ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe?

Am 17. Januar betrugen die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe entlang des 65. Breitengrades +288 km/h. Das Pluszeichen bedeutet eine West-Ost Strömung, welches die darunterliegenden Luftschichten in ihrer Drehrichtung noch verstärkt. Ein Überaus intakter Polarwirbel ist die Folge.

Minor-Warming

Ab dem 28. Januar aber beginnen sich die Luftschichten in Stratosphärenhöhe langsam zu erwärmen und steigen bis zum 3. Februar auf -20 Grad an. Damit beträgt der Temperaturanstieg um die 60 Grad. Das ist viel, doch gehört das in die Kategorie eines Minor-Warmings und kam in diesem Winter bereits schon drei Mal vor!

Aber auch ein sehr kräftiges Minor-Warming kann unter bestimmten Voraussetzungen die unteren Luftschichten beeinflussen. Entscheidend aber sind die Windgeschwindigkeiten. Diese gehen zwar bis zum Februar auf rund +76 km/h zurück. Bleiben aber auf einem positiven Niveau. Das bedeutet, dass keine Umkehr der Windrichtung in Stratosphärenhöhe stattfindet und die unteren Luftschichten des Polarwirbels nicht davon beeinflusst werden können. Anders formuliert: Ein Minor-Warming ja, ein Major-Warming nein. Das zeigt sich auch in dem Bezug, als dass sich die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe im Februar lediglich normalisieren.

Minor-Warming in Stratosphärenhöhe - Kein Einfluss auf die unteren Luftschichten
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Minor-Warming in Stratosphärenhöhe - Kein Einfluss auf die unteren Luftschichten
© www.meteociel.fr

Polarwirbelsplit

Von oben herab ist also - vorerst - nicht mit gravierenden Veränderungen zu rechnen. Doch muss einem Polarwirbelsplit nicht immer ein Major-Warming vorausgehen. Das geht auch so. Und mit fortschreitender Jahreszeit wird der Polarwirbel eben instabiler - das liegt in der Sache der Natur. Und ein instabiler Polarwirbel neigt zu einer höheren Wellenbewegung entlang der Polarfront und geschieht das in einer besonders heftigen Ausprägung, so kommt es über kurz oder lang zu einem Polarwirbelsplit. Aber auch dieser verbessert lediglich die winterlichen Absichten, zwingend sind diese nicht.

Schaut man sich den AO-Index an (vereinfacht: Zustand des Polarwirbels), so ist dieser bis auf weiteres positiv bewertet (intakter Polarwirbel) und schwächt sich frühestens ab dem 4. Februar ab. Rein formal her ist da jetzt auch kein Wunderwerk innerhalb des Polarwirbels zu erkennen, was den Winter rasch nach Mitteleuropa führen kann. Deutlicher wird das, wenn man sich den Mittelwert aller Kontrollläufen anschaut. Das Tiefdruckbollwerk will nicht weichen und festigt die Strömung innerhalb des Polarwirbels.

Keine Störung des Polarwirbels zu erkennen
Wetterprognose nach Mittelwert der Kontrollläufe: Keine Störung des Polarwirbels zu erkennen
© www.meteociel.fr

Nasskaltes Wetter mit winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen?

Gut, ein nachhaltiger Wintereinbruch bis in das Flachland herab ist vorerst nicht zu erwarten, wie aber sieht es mit den winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen aus? Tatsächlich ist da was dran und zwar in der Form, wenn sich auf der oben gezeigten Karte der Kontrollläufen das hoch aus der Patt-Situation herauslöst und nur etwas weiter nach Westen Position bezieht. Das - kann - das Strömungsmuster auf nordwestliche Richtungen drehen und schon Ende Januar oder Anfang Februar die winterlichen Optionen ab den mittleren Lagen ansteigen lassen. Diese Entwicklung wird zwar angedeutet, ist für den Moment aber zu vage.

Wetterprognose Winter 2019/2020 nach den Langfristmodellen

Die Einschätzung eines deutlich zu warmen Winters 2019/2020 war von den Langfristmodellen bereits im Sommer letzten Jahres gut erfasst worden und rückblickend kann man sagen, dass - zum aktuellen Stand - die Prognosen der Langfristmodelle auch so eintraten - das tun sie nicht immer, diesmal aber schon.

Wettertrend Februar nach dem CFSv2 Modell

Der letzte Wintermonat Februar wird nach dem CFSv2 Langfristmodell mit einer Abweichung der Temperaturen von +2 bis +3 Grad deutlich zu warm berechnet. Die Niederschlagsleistung fällt gegenüber dem vieljährigen Sollwert über dem Norden normal und über dem Süden etwas zu trocken aus.

Das Wetter im Februar nach dem europäischen Langfristmodell

Der Winter hat mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad auch nach der Wetterprognose des europäischen Vorhersage-Modells im Februar kaum eine Chance. Die Niederschlagsbewertung ist über dem Norden etwas zu nass, über der Mitte neutral und über dem Süden leicht zu trocken zu bewerten.

Der Februar-Trend der NASA

Kaum Hoffnungen für Freunde des Winterwetters macht der Wettertrend der NASA. Die Temperaturen im Februar werden im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert um +1 bis +2 Grad deutlich zu warm simuliert. Die Niederschlagsprognose fällt ebenfalls neutral (normal) aus.

Abweichungen der Temperaturen im Herbst und Winter gegenüber dem langjährigen Mittelwert (CFSv2)
Monat Tem­peratur Nieder­schlag
Dezember 2019 +2,9 Grad Trend: etwas zu trocken
Januar 2020 +3 bis +3,6 Grad Trend: zu trocken
Februar 2020 +2 bis +3 Grad Trend: etwas zu trocken
Diagramm der Temperaturentwicklung Winter 2019/2020  vom 23.01.2020
Diagramm der Temperaturentwicklung Winter 2019/2020

Die Erkenntnis: Der Wetterwechsel kommt, aber nicht in Richtung Winter

Vorerst möchte man noch ergänzen. Bis zum 2./4. Februar ist eine windige und niederschlagsträchtige Großwetterlage mit phasenweise nasskalten und milden Temperaturen wahrscheinlicher als andere Wetterlagen. Das bestätigen auch die aktuellen Wetterprognose der Vorhersage-Modelle von heute Nachmittag und heute Abend. Erst im weiteren Verlauf erhöht sich der Spielraum für andere Wetterentwicklungen, wobei nasskalt bis mild die wahrscheinlicheren Optionen sind. Entscheidend wird sein, ob der Polarwirbel nun zügig an Stabilität verlieren kann.

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