Wetterprognose - Instabiler Polarwirbel - Märzwinter statt Frühlingswetter?

Wie steht es um den Polarwirbel und sorgt ein Displacement des Polarwirbels oder ein Polarwirbelsplit über Deutschland für eine spätwinterliche Wetterentwicklung und welche Rolle spielt dabei der Frühling?
In der Höhe haben sich in den letzten Stunden kalte Luftmassen über Deutschland durchsetzen können, die heute weiter nach unten absinken und neben Nachtfrost auch am Tage über manchen Regionen für Dauerfrost sorgen werden. Hinzu kommen noch ein paar Schneeschauer (Schneegestöber), die am Montag abklingen.
Sonne, Wolken und Nebel
Die Höhekälte gelangt zunehmend unter den Einflussbereich eines Hochdrucksystems, das bis Ende der Woche das Wetter über Deutschland dominieren wird. Die Wolken lösen sich mehr und mehr auf und der Sonnenschein dominiert. In den Nächten kann sich Nebel ausbilden und am Tage in eine hochnebelartige Bewölkung übergehen, was den Sonnenschein regional eintrüben kann. Am Freitag machen sich mit aufziehenden Wolkenfeldern die ersten Ausläufer eines Wetterwechsels bemerkbar. Mit Niederschlag ist nicht zu rechnen. Die Temperaturen pendeln sich am Tage auf +4 bis +8 Grad ein und schwanken über den Nebelgebieten um den Gefrierpunkt. Bei ungehemmtem Sonnenschein können zum Ende der Woche bis +10 Grad möglich sein. In den Nächten sinken die Werte zunächst noch auf +0 bis -5 Grad und über Schnee bis -10 Grad ab. Ende der Woche ist nur noch mit leichtem Nachtfrost zu rechnen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März 2023.

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Der Zusammenbruch des Polarwirbels in der Stratosphäre
Innerhalb des Polarwirbels setzen sich im Verlauf der Woche Prozesse in Gang, die das Grundmuster nachhaltig verändern werden. Vorausgegangen ist ein Major-Warming in der Stratosphäre, das am 18. Februar in ein Final-Warming übergegangen ist.
Wie steht es um das Final-Warming?
Einem Major-Warming (Plötzliche Stratosphärenerwärmung) folgt normalerweise noch einmal eine Regenerierung des Stratosphärenwirbels nach. Doch ist der Winter schon weit fortgeschritten und so wird sich der Polarwirbel in der Stratosphäre von diesem Einschlag
wohl nicht mehr erholen können und ist bereits in das sog. Final-Warming übergegangen.
Die Windgeschwindigkeiten in der Stratosphäre betragen Anfang März normalerweise zwischen +90 und +140 km/h und drehen sich von West nach Ost. Aktuell betragen die Windgeschwindigkeiten -20 km/h und sinken bis Anfang März auf -72 km/h ab. Die Winde drehen sich von Ost nach West und damit in die entgegengesetzte Richtung, als die darunter liegenden Luftschichten. Man kann sich nun besser vorstellen, warum der Polarwirbel in den kommenden Tagen eine massive Beeinträchtigung von oben erfährt und mit spannenden Wetterentwicklungen kann gerechnet werden. Mögliche Folgen eines Major-Warmings mit nachfolgendem Final-Warming sind entweder ein Displacement (Verschiebung) des Polarwirbels oder ein Polarwirbelsplit.

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Frühling vorerst ohne Chance?
Betrachtet man die Wetterprognose der Amerikaner und die des europäischen Wettermodells, so lässt sich bis zum 8. März eine deutliche Veränderung des Polarwirbels feststellen.
Polarwirbel verlagert sich
Aktuell erstreckt sich der aktive Teil des Polarwirbels von Kanada über die Aleuten bis nach Sibirien. Von England aus beginnt sich ein Hoch nach Norden - in den Polarwirbel hinein - auszudehnen und sorgt mit seiner Rotation im Uhrzeigersinn für eine Verfrachtung der kalten Luftmassen in Richtung der Barents- und Karasee. Der Polarwirbel verlagert seine Position relativ zügig und bezieht zum 3. März über der Barentssee und Karasee Stellung.
Absolut gestörte Zirkulation
Auf der anderen Seite dehnt sich das Hoch immer weiter nach Norden aus und erstreckt sich von den Azoren bis nach Grönland. Bis zum 8. März gelingt sogar eine Querverbindung in Richtung Alaska und den Aleuten. Die atlantische Frontalzone wird nicht nur blockiert, sondern zunächst einmal vollständig außer Kraft gesetzt.
Polarwirbelsplit oder Displacement?
Das ist die Frage, auf die es ankommen wird. Bei einem Polarwirbelsplit verläuft die Hochdruckachse zu weit östlich, was Deutschland, Österreich und die Schweiz noch in den Einflussbereich des Hochdrucksystems bringen kann. Bei einem Displacement liegt das Hoch westlicher, was einem Arctic Outbreak erlaubt, den Spätwinter bis Mitte März nach Deutschland zu führen. Wie knapp das Ganze ist, zeigt sich in den nachfolgenden Wetterkarten. Doch egal, wie man es dreht oder wendet - Frühlingswetter ist bei dieser Konstellation zunächst einmal wenig wahrscheinlich.

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Auf den Punkt gebracht: Wie wahrscheinlich ist der Märzwinter?
Die Relevanz für einen Durchbruch des Winters mit Schnee, Eis und Frost bis auf tiefere Lagen herab war in den letzten Tagen zwar höher als ein rascher Wechsel in den Frühling, doch die höhere Wahrscheinlichkeit hatte eine nasskalte Witterung mit optionalem Winter ab den mittleren Lagen.
Was wahrscheinlich ist
Daran hat sich heute nichts geändert. Die Temperaturen erreichen in der Höhe von 1.400 Metern vom 4. bis 14. März einen durchschnittlichen Wert von -4 bis -7 Grad. Für einen Flachlandwinter müssten die Höhenwerte im März -8 bis -10 Grad betragen, wobei für mittlere Lagen -5 bis -8 Grad ausreichen sind. Und das bringt das Erwartbare gut auf den Punkt. Die erste März-Hälfte wird mit einer höheren Wahrscheinlichkeit gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 weitgehend normal und nach dem Mittelwert von 1991 und 2020 etwas zu kalt ausfallen können.
Doch wie bereits weiter oben näher erläutert, ist das eine knappe Entscheidung und verlagert sich das Hoch doch noch ein Stück weiter nach Westen, so kommt eine tiefwinterliche Wetterlage ins Spiel. Abwarten!

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Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
4. März | +0 bis +9 Grad |
+4 bis +7 Grad |
8. März | -3 bis +11 Grad |
+4 bis +6 Grad |
13. März | -4 bis +15 Grad |
+5 bis +8 Grad |

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