Wetteraussichten: Der Polarwirbel vor der Auflösung
Die Großwetterlage ändert sich bis in den Mai auf gravierende Art und Weise und besiegelt das Ende des winterlichen Polarwirbels. Über Deutschland kann das zu unterschiedlichen Wetterlagen führen.
Getrübtes Hochdruckwetter. Im Verlauf der Woche nimmt die Bewölkung über Deutschland zu und der eine oder andere Regentropfen lässt sich nicht ausschließen. Bis einschließlich Samstag bleibt es jedoch verbreitet trocken. Erst zum Sonntag nimmt die Niederschlagswahrscheinlichkeit von Süden her zu.
Ein Hoch wird unterwandert
Was sich seit rund 10 Tagen in der Wetterprognose abzeichnete, wird nun umgesetzt. Das dominante Osterhoch zieht sich nach Norden zurück und dehnt sich bis zum 24. April zwischen Grönland, Island, dem europäischen Nordmeer und Skandinavien bis über das westliche Russland in einer von Ost nach West verlaufenden Achse aus. Am südlichen Gradienten wird das Hoch von schwachen Tiefdrucksystemen unterwandert, was das Wetter im Verlauf der Woche über Deutschland unbeständiger macht. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter April 2022.
Wie wird das Wetter im Mai 2022?
Die Vorhersage-Modelle interpretieren die Unterwanderung des Hochdrucksystems noch in unterschiedlicher Art und Weise und stellt die detaillierte Wetterprognose der kommenden Tage über den südlichen Landesteilen vor eine Herausforderung. Warum? Die Position ist entscheidend. Während der Norden von Deutschland noch weitgehend vom Hochdrucksystem beeinflusst wird, ist es über Süddeutschland das Tief, welches jedoch noch den Alpenraum als Hindernis hat. Zudem ist die Position des Tiefdruckzentrums für die weitere Wetterentwicklung bis in den Mai hinein von entscheidender Bedeutung.
Mit wie viel Regen kann gerechnet werden?
Eine detaillierte Niederschlagsprognose ist - für den Moment - kaum möglich. Es lassen sich jedoch Niederschlagswahrscheinlichkeiten und Schwerpunkte ausmachen.
Und in diesem Punkt sind sich die Vorhersage-Modelle einig. Bis zum Start in den Mai sind die Niederschlagsschwerpunkte südlich einer Linie von Köln und Dresden zu erwarten. Diese Prognose sollte jedoch nicht 1:1 übernommen werden und es gilt 30 Prozent abzuziehen, was dann zu Regensummen von 5 bis 10 und örtlich bis 15 l/m² führen kann. Weiter nach Norden bleibt es - mit Ausnahme der Küstenregionen - mit einer hohen Wahrscheinlichkeit bis in den Mai hinein trocken.
Die Großwetterlage bis Mai
Beide Vorhersage-Modelle gehen strukturiert vor. In der aktuellen Wetterprognose zieht sich das Hoch im Zeitraum vom 24. bis 28. April weiter nach Westen zurück und die Tiefdruckdynamik verlagert sich weiter in Richtung Europa, was letztlich über dem süddeutschen Raum etwas Regen bringen kann.
Bedingt durch die Neuordnung gelangen Deutschland, Österreich und die Schweiz kurzzeitig in eine nördliche Strömungskomponente, was zum 26. April für eine Abkühlung auf +10 bis +14 Grad über dem Norden und +14 bis +18 Grad über dem Süden führen kann. Bis Mai jedoch gehen die Prognose über die Großwetterlage weit auseinander. Es gibt jedoch eine - entscheidende - Gemeinsamkeit.
Der unbeständige Frühling
Ein fast unscheinbares Tief nistet sich über dem westlichen Europa ein und verhindert so, dass sich ein Hoch über der Mittelmeerregion nach Westen ausdehnen kann. Da sich Tiefdrucksysteme gegen und Hochdrucksystem im Uhrzeigersinn drehen, werden aus südlichen Richtungen feuchte und warme Luftmassen nach Norden - und damit in Richtung Deutschland, Österreich und der Schweiz - geführt. Die Schauerneigung bleibt erhalten und örtlich können sich Gewitter hinzugesellen, doch die Temperaturen, die steigen bis in den Mai auf +16 bis +21 Grad und örtlich bis +23 Grad an. Über dem Norden bleibt es mit +14 bis +18 Grad tendenziell kühler.
Der Zusammenbruch des Polarwirbels
Bereits in der letzten Wetterprognose für den Mai haben wir ausführlicher darüber berichtet, wie der Polarwirbel in drei Phasen völlig in sich zusammenbrechen kann.
Eindrucksvoll zeigt heute nun die Wetterprognose der Amerikaner, wie das vonstattengehen kann.
Der hohe Luftdruck dehnt sich über dem östlichen Europa rasch nach Norden aus und positioniert sich Anfang Mai erneut über Skandinavien. Die Stütze auf dem Atlantik fehlt, was ein Tiefdruckkomplex bei Island dazu bewegt, nach Süden auszutrogen.
Kontakt zum Polarhoch - Viererfeld des Polarwirbels
Das Hoch aber strebt bis zum 2. Mai weiter in den Polarwirbel hinein vor und nimmt Kontakt zum Polarhoch auf. Bis zum 4. Mai dehnt sich das Hoch in Richtung der Aleuten, Sibirien, Grönland und Skandinavien aus. Auf diese Art und Weise wird das seit Tagen besprochene Displacement des Polarwirbels verhindert und es kommt zu einem Polarwirbelsplit, das nicht nur eine Dipolausbildung, sondern gleich ein Viererfeld zur Folge hat. Mit anderen Worten: der völlige Zusammenbruch des Polarwirbels.
Auf den Punkt gebracht: Zusammenbruch des Polarwirbels
Mit jedem Tag wird die ursprüngliche These eines Zusammenbruchs des Polarwirbels untermauert. Das hat für das Wetter im Mai unmittelbare Konsequenzen.
Keine Westwetterlage
Die erste Konsequenz daraus ist, dass die Zonalisierung bis auf weiteres auf Eis gelegt ist. Da gibt es einen nur sehr geringen Handlungsspielraum. Eine Westwetterlage ist bis in den Mai hinein sehr unwahrscheinlich.
Meridionale oder gestörte Wetterlage
Was bleibt, ist ein meridionaler Verlauf der Wetterlage, der über Deutschland, Österreich und der Schweiz entweder von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord verlaufen kann. Entsprechend schwankt das Temperaturspektrum zwischen einer gewissen Maifrische und einem frühsommerlich warmen Trend und auch das Erreichen der sommerlichen +25 Grad-Marke lässt sich nicht ausschließen.
In der zweiten Variante erhält sich die gestörte Zirkulation mit einer von Ost nach West verlaufenden Grundströmung. In diesem Fall wäre im Mai mit einem ähnlichen Wettercharakter wie in der kommenden Woche zu rechnen. Leicht unbeständig und frühlingshaft mild.
Die Würfel sind noch nicht gefallen
Egal, wie man es dreht oder wendet. Die Niederschlagsprognose fällt über dem Norden vom 22. April bis 4. Mai schwach aus. Nach Süden steigen die Niederschlagssignale in den leicht bis mäßig erhöhten Bereich an, was im Mai einen leicht wechselhaften und zu Schauern neigenden Wettercharakter wahrscheinlich macht.
Schaut man sich die Temperaturentwicklung der Kontrollläufe an, so liegt das Temperaturspektrum im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 im Zeitraum vom 20. bis 30. April mit einer Differenz von +1,0 bis +3,0 Grad im zu warmen Bereich (91/20: +0,0 bis +2,0 Grad). Anfang Mai gehen die Temperaturen auf eine Abweichung von -0,5 bis +1,5 Grad zurück, was den Rückschluss auf eine höhere Wahrscheinlichkeit einer zu Schauern neigenden und meridional verlaufenden Nord-Süd-Strömung zulässt. Abwarten!
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
25. April | +10 bis +21 Grad |
+14 bis +16 Grad |
29. April | +10 bis +24 Grad |
+15 bis +18 Grad |
4. Mai | +7 bis +25 Grad |
+14 bis +16 Grad |
Wettertrend des Langfristmodelle
Das CFSv2 Modell berechnet das Wetter im Mai mit einer Abweichung von +1,5 bis +3,0 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm (91/20: +0,5 bis +2,0 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist gegenüber dem langjährigen Sollwert unauffällig und im Trend leicht zu trocken.
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- 17:00 Uhr: Was vom Wetter an Pfingsten 2022 zu erwarten ist