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Wetterprognose - Der Polarwirbel vor dem Zusammenbruch

| M. Hoffmann
Der Polarwirbel vor dem Zusammenbruch

Das Osterhoch dehnt sich weiter nach Norden aus und setzt dem Polarwirbel weiter zu, sodass dieser bis in den Mai hinein komplett in sich zusammenbrechen kann.

Sonnenschein. Zwar ziehen östlich der Linie von Hamburg und München immer wieder Wolken vorüber, doch verbreitet ist ein sonniges und trockenes Osterfest zu erwarten. Der Wind kommt böig aus östlichen Richtungen und die Temperaturen erreichen - je nach Sonnenscheindauer - zwischen +11 bis +15 Grad, bzw. über dem Westen bis +20 Grad.

Schwacher Kaltlufttropfen

Im weiteren Verlauf der Woche dehnt sich von Osten ein Kaltlufttropfen nach Deutschland aus. Bei starker bis wechselnder Bewölkung kann es insbesondere am Dienstag über Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Bayern zu leichten Regenschauern kommen, sonst bleibt es bis zum Ende der Woche weitgehend trocken. Die Temperaturen erreichen +12 bis +16 Grad und mit einer längeren Sonnenscheindauer sind bis +18 Grad möglich. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter April.

Ein Hoch über Skandinavien wird an seinem südlichen Gradienten unterwandert und führt zu einer gestörten Zirkulation
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein Hoch über Skandinavien wird an seinem südlichen Gradienten unterwandert und führt zu einer gestörten Zirkulation © www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter im Mai 2022?

Klar und deutlich erkennt man bis zum 22. April den Aufbau des Hochdrucksystems zwischen Grönland, Island, dem europäischen Nordmeer, Skandinavien bis weit über das westliche Russland reichend. Am südlichen Gradienten tummeln sich ein paar Tiefdrucksysteme und vervollständigen so die gestörte Zirkulation. Das wird für das Wetter im Mai Konsequenzen haben.

Der Zusammenbruch des Polarwirbels: Phase 1

Die Hochdruckzone ragt weit in den Polarwirbel hinein, kann diesen aber bis zum 22. April nicht zu einer Dipolausbildung zwingen. Vielmehr handelt es sich um einen klassischen Displacement (Verschiebung), bei dem der Polarwirbel mehr in Richtung Alaska, den Aleuten und Sibirien gedrückt wird.

Die erste Schlussfolgerung, die man daraus ziehen kann, ist, dass die Westwetterlage bis in den Mai hinein nicht in Erscheinung treten kann. Zu kräftig ist die Blockadewirkung des Hochdrucksystems und die paar wenigen Tiefdrucksysteme südlich des Hochdrucksystems werden die Zonalisierung nicht ankurbeln können.

Der Zusammenbruch des Polarwirbels: Phase 2

Im Zeitraum vom 22. bis 26. April dehnt sich die Hochdruckzone weiter nach Westen aus und festigt ihre Position im Bereich zwischen Grönland, Island und dem europäischen Nordmeer. Damit befindet sich das Hoch zu weit nördlich und sorgt für einen stark negativen NAO-Index, der das Verhältnis zwischen Islandtief und dem Azorenhoch beschreibt. Negativ bedeutet in diesem Fall, dass sich ein Hoch über Island und ein Tief über den Azoren befindet. Das Wetter wird sozusagen auf den Kopf gestellt.

Diese Verlagerung der Hochdruckzone aber hat weitere Konsequenzen für den Polarwirbel zur Folge. Dessen Wirkungsradius wird gewissermaßen halbiert und beschränkt sich auf den Bereich zwischen den Aleuten und der Karasee. Der Rest wird vom Hochdrucksystem dominiert. Und wie gewaltig diese Ausdehnung des Hochdrucksystems ist, zeigt sich in den Druckanomalien sehr deutlich.

Der Polarwirbel vor dem Zusammenbruch, der Hoch dring immer weiter vor
Links der Mittelwert aller Kontrollläufe, rechts die Druckanomalien - Der Polarwirbel vor dem Zusammenbruch, der Hoch dringt immer weiter vor © www.meteociel.fr || climatereanalyzer.org

Der Zusammenbruch des Polarwirbels: Phase 3

Hat sich das Hoch erst einmal über Kanada positioniert und erhält die Blockadewirkung auf die atlantische Frontalzone aufrecht, so hat das weitere Konsequenzen, die man in dieser Art und Weise nicht so häufig zu Gesicht bekommt und mehr als bemerkenswert sind.

Besonders Eindrucksvoll ist die Wetterprognose der Amerikaner. Das Hoch dehnt sich weiter aus und umspannt einen Bereich, der von den Aleuten über Kanada bis zu den Azoren hinunterreicht. Die atlantische Frontalzone existiert nicht mehr. Da ist Anfang Mai nichts zu erkennen, was man als atlantische Tiefdrucksysteme bezeichnen kann und so ist auch Anfang Mai - wie oben bereits beschrieben - nicht mit einer Westwetterlage zu rechnen.

Der Polarwirbel, bzw. das, was von ihm noch übrig ist, konzentriert sich auf den Bereich von Sibirien und hat massive Auflösungserscheinungen. An eine Regenerierung ist nach der Wetterprognose der Amerikaner nicht mehr zu denken und die nachfolgenden Wetterkarten zeigen das winterliche Finale des Polarwirbels.

Die atlantische Frontalzone existiert nicht mehr - eine allumfassende Hochdruckzone lässt den Polarwirbel bis Anfang Mai  zusammenbrechen
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Die atlantische Frontalzone existiert nicht mehr - eine allumfassende Hochdruckzone lässt den Polarwirbel bis Anfang Mai zusammenbrechen © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Zusammenbruch des Polarwirbels

Wir haben zwei Animationen nach der Wetterprognose der Amerikaner für Sie erstellt, die diesen beeindruckenden Vorgang verdeutlichen: Phase 1 || Phase 2 und 3. Doch welche Konsequenzen hat das auf das Wetter im Mai?

Gestörtes Zirkulationsmuster

Für das Wetter über Deutschland, der Schweiz und Österreich ergeben sich aus dieser Situation heraus für den Mai zwei mögliche Wetterentwicklungen.

Entweder meridionalisiert das Strömungsmuster mit dem kläglichen Rest des Polarwirbels. In diesem Fall können aus nördlichen Richtungen kühlere Luftmassen nach Süden geführt werden. Da der Polarwirbel aber keine entsprechende Dynamik mehr besitzt, wird das auf ein kühles Lüftchen hinauslaufen, was die Temperaturen auf +10 bis +14 Grad beschränken kann.

Oder Deutschland, Österreich und die Schweiz verbleiben im Einflussbereich des Hochdrucksystems und damit in der gestörten Zirkulation. Möglich ist so die Advehierung kühlerer Luftmassen aus östlichen Richtungen (+10 bis +15 Grad), oder mit einer weit nach Süden ausgreifenden Hochdruckzone einen Temperaturcharakter, der mit Werten von +17 bis +23 Grad dem Vollfrühling entspricht und im Mai in den Frühsommer übergehen kann.

Die Regenprognose

Viele von Ihnen werden hinsichtlich der Hochdruckdominanz Sorgenfalten bekommen. Bedeutet hoher Luftdruck doch auch, dass kein Niederschlag zu erwarten ist. Und tatsächlich. Die Niederschlagsprognose geht im Vergleich zu den letzten 48 Stunden merklich zurück. Bis zum 24. April ist kaum mit nennenswertem Niederschlag zu rechnen. Bis Anfang Mai aber steigt die Niederschlagsprognose der Kontrollläufe in den leicht erhöhten Bereich an. Viel an Regen ist zwar noch immer nicht zu erwarten, doch zeigen die Niederschlagssignale, dass das Hoch an seinem südlichen Gradienten anfällig für Störimpulse bleibt.

Deutlicher zeigt sich das in der Regenprognose der Europäer und der Amerikaner. Diese Niederschlagsprognose ist nicht 1:1 zu übernehmen und in der Summe sollte man rund 30 Prozent abziehen, doch zeigen sich die möglichen Niederschlagsschwerpunkte und wo es weiterhin trocken bleiben wird.

Links die Regenprognose der Europäer und rechts die der Amerikaner: Ein paar wenige Niederschlagssignale
Links die Regenprognose der Europäer und rechts die der Amerikaner bis zum 27. April: Ein paar wenige Niederschlagssignale © windy.com

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur­spektrum Temperatur­mittelwert
23. April +10 bis
+21 Grad
+15 bis
+17 Grad
27. April +10 bis
+24 Grad
+15 bis
+17 Grad
2. Mai +8 bis
+24 Grad
+14 bis
+16 Grad
Diagramm Temperaturen Mai 2022
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Mai 2022 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Wettertrend der Langfristmodelle

Der Großwetterlage stehen gravierende Veränderungen bevor, auf welche die Langfristprognosen noch nicht reagiert haben. Vor diesem Hintergrund sind die Langfristprognosen mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten.

Wettertrend Langfristmodell CFSv2: erheblich zu warmes Wetter

Das CFSv2 Modell berechnet das Wetter im Mai mit einer Abweichung von +2,0 bis +3,0 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm (91/20: +1,0 bis +2,0 Grad). Die Niederschlagsbilanz ist gegenüber dem langjährigen Sollwert unauffällig und im Trend leicht zu nass.

Wettervorhersage Langfristmodell NASA: zu warm

Nach dem Wettertrend der NASA ist im Vergleich zu 1961 und 1990 im Mai mit einer Abweichung von +1,0 bis +2,0 Grad zu rechnen (91/20: +0,0 bis +1,0 Grad). Die Niederschlagsentwicklung ist leicht negativ besetzt.

Wettprognose europäisches Langfristmodell: Leicht zu mild

Die Wetterprognose des europäischen Langfristmodells berechnet den Frühlingsmonat mit einer Abweichung zu 1961 und 1990 von +0,5 bis +1,5 Grad etwas zu warm (91/20: -0,5 bis +0,5 Grad). In der Niederschlagsprognose schneidet der Monat tendenziell etwas zu nass ab.

Frohe Ostern!

Wir möchten die Gelegenheit nutzen und Ihnen an dieser Stelle ein wunderbares Osterfest wünschen!

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