Wetterprognose: Erst ein Dämpfer, dann der Hochsommer mit Hitze und Trockenheit?
Ein Hoch über dem westlichen Europa und ein Trog über Osteuropa werden den Sommer nachhaltig prägen können. Entscheidend ist die Positionierung - insbesondere die des Azorenhochs.
Unbeständig. Ein Tief über Skandinavien trogt in dieser Woche über das östliche Europa nach Süden aus und streift in diesem Prozess Deutschland. Die Bewölkung nimmt zu und trübt den Sonnenschein ab der Wochenmitte weitgehend ein. Sonnige Momente sind über dem Westen und Süden dennoch möglich.
Regen
Die Wolken führen ab Donnerstag zu Niederschlägen, die im Schwerpunkt östlich einer Linie von Hamburg und Ulm niedergehen können. Weiter nach Westen bleibt es voraussichtlich trocken. Letztlich bleibt der Niederschlag über den östlichen Landesteilen abzuwarten, hängt dieser doch stark davon ab, wie groß der Einfluss des Troges über dem östlichen Europa tatsächlich sein wird. Da sich über Westeuropa ein Hochdrucksystem ausbilden kann, werden im Verbund mit dem Trog kühlere Luftmassen nach Süden geführt, was die Temperaturen bis zum Ende der Woche auf +20 bis +25 Grad zurückgehen lassen kann. Kommt Regen hinzu, kann es auf bis +17 Grad abkühlen. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Juli 2022.
Regenprognose
Die Regenprognose fällt bis zum Wochenende sehr unterschiedlich aus und schaut man sich die obenstehenden Wetterkarten noch einmal genauer an, erkennt man schnell, warum das so ist. Das Hoch rückt zügig nach und drängt den Trog weiter nach Osten ab und so sind die Niederschlagsschwerpunkte auch über dem Norden, Osten und mit dem heutigen Montag auch über den Gebieten südlich der Donau zu erwarten. Doch viel wird auch dort nicht berechnet und sollte das Hoch nur etwas weiter nach Osten vorankommen, bleibt es gänzlich trocken. Vor diesem Hintergrund ist die Regenprognose mit einem gesunden Maß an Skepsis zu bewerten.
Wettervorhersage des europäischen Wettermodells: Ein Störimpuls
Der Trog über dem östlichen Europa agiert nach der Wetterprognose der Europäer bis Mitte Juli als Störimpuls und verhindert auf diese Art und Weise, dass sich das Azorenhoch über Mitteleuropa ausdehnen kann.
Pattsituation
Der Trog über dem östlichen Europa hält sich wacker und lässt sich vom Hochdrucksystem nicht so schnell umgarnen. Infolge daraus agiert der Trog als Einfallstor für weitere Tiefdrucksysteme, die vom europäischen Nordmeer aus nach Süden strömen. So bleibt dem Azorenhoch der Weg nach Mitteleuropa versperrt, weicht aber seinerseits nicht von der Stelle. Eine neuerliche Pattsituation kann sich einstellen.
Deutschland zwischen den Fronten
Das Hoch positioniert sich westlich von Deutschland und baut einen Hochdruckkeil in Richtung Mittelmeer aus. Die Tiefdruckaktivität ist im Bereich vom europäischen Nordmeer, Skandinavien und dem westlichen Russland als erhöht zu bewerten und zwischen den Fronten liegt Deutschland in einer nordwestlichen Grundströmung.
Hitze? Möglich!
Der Norden wird einem meridionalen Einfluss ausgesetzt, was zu wiederholten Schauern und Gewittern führen kann. Weiter nach Süden ist es der Hochdruckkeil, der das Wetter mit einem sommerlichen Charakter dominieren kann. Die Temperaturen erreichen am 10. Juli +17 bis +23 Grad und steigen zum 13. Juli über dem Norden auf +18 bis +24 Grad und nach Süden auf +26 bis +32 Grad an, während über dem Südwesten bis +34 Grad möglich sein können.
Da das Hochdruckgebiet seine Dominanz ausspielt, ist trotz einer nordwestlich ausgerichteten Grundströmung nur wenig Niederschlag zu erwarten, der sich zudem nur auf die Bereiche von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beschränken kann.
Wetterprognose nach dem amerikanischen Vorhersage-Modell: Kommt das Sommerhoch?
Die Wetterprognose der Amerikaner lässt für den weiteren Verlauf des Sommers noch einen gewissen Spielraum offen, denn der Trog wird zwar schwächer berechnet, bleibt in seinem Wesen als Störimpuls erhalten.
Eingekapselter Trog
Im Zeitraum vom 9. bis 11. Juli erreicht der Trog seinen Höhepunkt, bevor sich von Westen ein Keil des Azorenhochs über Skandinavien ausdehnt und den Kontakt zum Kontinentalhoch über dem westlichen Russland sucht. Bis zum 12. Juli ist der Kontakt hergestellt und eine Hochdruckzone kapselt den Trog über der östlichen Mittelmeerregion ab und wandelt es in ein Höhentief um.
Vollständig gestörte Zirkulation
Die Großwetterlage kann in diesem Fall an vollständig gestörte Zirkulation bewertet werden, welche wir im nachfolgenden Beitrag einmal näher erläutert haben (Das Wetter im Siebenschläferzeitraum: Sommerhoch oder Störimpuls?). Vollständig auch deshalb, da die Grundströmung zwischen den Fronten über Deutschland aus nordöstlichen Richtungen erfolgt.
Ob dann auch Regen eine Rolle spielen kann, hängt davon ab, wie weit das Tief nach Westen vorankommen wird und das wiederum hängt von der Stabilität der Hochdruckzone ab. Da ist noch vieles Ungewiss. Zudem sind die Niederschlagssignale spärlich gesetzt, was auf eine höhere Dominanz des Hochdrucksystems schließen lässt. Ohnehin, die Temperaturen werden in der zweiten Juli-Dekade ansteigen und bis zum 13. Juli sommerliche +24 bis +28 Grad und örtlich hochsommerliche +32 Grad erreichen können.
Hochsommer?
Ein Fragezeichen muss noch gesetzt werden, da das Höhentief weiterhin als Störimpuls agieren kann. Doch wie im Hochsommer üblich, wird das Hoch seinen Einfluss auf Europa erweitern können. Die Amerikaner berechnen in ihrer Wettervorhersage den Übergriff des Hochdruckzentrums zum 15. Juli. Eine Niederschlagsleistung ist kaum mehr vorhanden und die Temperaturen erreichen mit +25 bis +30 Grad und örtlich bis +35 Grad sommerliche bis hochsommerliche Werte. Schaut man sich die nachfolgenden Wetterkarten genauer an, so erkennt man erneut den Zustrom sehr heißer Luftmassen aus südwestlichen Richtungen, was in der zweiten Juli-Dekade weitere Wüstentage über Deutschland ermöglichen kann.
Auf den Punkt gebracht: Es bleibt knifflig
Der Trog kann zu einem ernsthaften und auch nachhaltig agierenden Störimpuls werden. Im Sommer hat das meist eine meridionale Großwetterlage zur Folge und da der Trog über dem östlichen Europa nach Süden strebt, wird das eigentlich klassische Azorenhoch blockiert.
Auf die Position kommt es an
Und zum aktuellen Stand wird das Hoch voraussichtlich direkt über Mitteleuropa blockiert, was Deutschland zwischen die Fronten bringt. Dehnt sich das Hoch aber nur etwas weiter nach Osten aus, bekommt es Deutschland mit dem Hochsommer zu tun.
Der Wettertrend der Kontrollläufe bleibt sich seiner Linie der letzten Tage treu und berechnet vom 8. bis 10. Juli einen Dämpfer für den Sommer, bei dem das Temperaturniveau über dem Norden in den leicht zu kühlen Bereich absinken und sich über dem Rest von Deutschland normalisieren kann. Mit anderen Worten sind Temperaturen von +18 bis +24 Grad zu erwarten. Im Verlauf der zweiten Juli-Dekade zeigt sich ein grundsätzlich ansteigender Temperaturtrend, der den Mittelwert über dem Norden auf +23 Grad und über dem Süden auf bis +26 Grad in den sommerlichen Bereich ansteigen lassen kann. Wohlgemerkt handelt es sich um den Mittelwert. Tatsächlich haben in den letzten 24 Stunden die Hitze-Varianten einzelner Kontrollläufe zugenommen und können nicht mehr als warmer Ausreißer gewertet werden. Mit anderen Worten: Ein sommerlicher Temperaturtrend mit optionaler Hitze.
Die Niederschlagsprognose
Und noch ein Trend bestätigt sich heute. Die Niederschlagsprognose ist seit den letzten 48 Stunden rückläufig und nur noch am 8. Juli über einigen Landesteilen nennenswert. Ferner zeichnet sich eine trockene Wetterentwicklung ab, was für eine Annäherung des Azorenhochs an Deutschland spricht.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
10. Juli | +14 bis +26 Grad |
+20 bis +22 Grad |
14. Juli | +13 bis +34 Grad |
+22 bis +24 Grad |
19. Juli | +15 bis +38 Grad |
+23 bis +26 Grad |