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Wetterprognose - Ein Störimpuls und das Sommerwetter

| M. Hoffmann
Ein sommerlicher Wettertrend

Ein Tief rückt ab dem Wochenende in Richtung Deutschland vor und kann unter bestimmten Voraussetzungen zu erheblichen und regional unwetterartigen Regensummen führen. Ob das so kommt, hängt im Detail stark von der Zugbahn des Tiefdrucksystems ab. Darüber hinaus wagt sich der Sommer nach Deutschland.

Extreme Niederschlagsmengen. Ein schwachgradientiges Tiefdrucksystem verlagerte sich in den letzten 24 Stunden nur sehr langsam von Süden aus über den Nordosten und sorgte für Niederschlagsmengen von 40 bis 60 l/m² und örtlich bis 90 l/m². Der Spitzenreiter gestern war Arkona (Mecklenburg-Vorpommern) mit 82,3 l/m². Tags zuvor war mit 94,7 l/m² Lauchheim (Baden-Württemberg) der Spitzenreiter (Niederschlagssummen 24 Stunden).

Und es regnet weiter

Heute dominiert ein Zwischenhoch das Wetter über Deutschland und es kommt nur zu gelegentlichen Schauern. Verbreitet bleibt es trocken, bevor zum Nachmittag die Wolken von Westen dichter werden und zum Abend für Schauer und Gewitter sorgen können, die in der Nacht auf Sonntag über der Südhälfte regional unwetterartig ausfallen können (Gewitterradar). Apropos Unwetter. Das explosive Gemisch einer gradientenschwachen und feucht-warmen Wetterlage bleibt auch die kommenden Tage erhalten. Am Montag können mit +24 bis +28 Grad und örtlich bis +30 Grad erreicht werden, bevor es zum Abend erneut - heftig und regional unwetterartig - zur Sache gehen kann. Mehr dazu in der aktuellen Wettervorhersage zum Wetter Juli 2021.

Ein sog. Vb-Tief oder auch Mittelmeertief dreht sich im Verlauf der kommenden Woche über Mitteleuropa ein und kann für weitere - teils unwetterartige Regensummen sorgen
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Ein sog. Vb-Tief oder auch Mittelmeertief dreht sich im Verlauf der kommenden Woche über Mitteleuropa ein und kann für weitere - teils unwetterartige Regensummen sorgen
© www.meteociel.fr

Mittelmeertief - unwetterartige Regensummen?

Der Wettertrend für ein Tiefdrucksystem zwischen Deutschland, Österreich, der Schweiz und Norditalien bestätigt sich heute erneut - die Konsequenzen daraus können erhebliche und regional unwetterartige Regensummen sein. Die Betonung liegt auf können.

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Hochwasser und Überflutungen oder doch nur ein paar Schauer?

Ob das so kommen wird, bleibt nach wie vor abzuwarten. Viel hängt im Detail davon ab, wie sich das Tief zum einen entwickeln und zum andern positionieren wird. Da gibt es noch erheblichen Spielraum, was über Deutschland bei lockerer Bewölkung zu gelegentlichen Schauern oder zu unwetterartigem Dauerregen führen kann. Wenige hundert Kilometer sind in der Position entscheidend.

Extreme Wetterentwicklungen sind über Deutschland selten und enorme Niederschlagsmengen jenseits der 100 l/m² - Flächendeckend - kommen nicht häufig vor - können aber auch nicht ausgeschlossen werden. Erfahrungsgemäß sind die Vorhersage-Modelle mit ihren Niederschlagsprognosen zu progressiv und im weiteren Verlauf wird Stück für Stück zurückgerechnet. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten.

Und so scheint es auch dieses Mal zu sein. Die Wetterprognose des europäischen Wettermodells hatte die letzten Tage Regensummen von 80 bis 120 l/m² und örtlich bis 200 l/m² und über den Alpen bis 300 l/m² simuliert.

Heute sind es bis zum 20. Juli über dem Norden 0 bis 10 l/m² über dem Osten 2 bis 15 l/m², sonst zwischen 15 und 30 l/m² und örtlich bis 40 l/m². Über dem Westen und Südwesten sind Spitzenwerte von 40 bis 80 l/m² und örtlich bis 100 l/m² möglich. Zwar noch immer unwetterartig, aber bei Weitem nicht mehr so katastrophal wie noch vor ein paar Tagen berechnet.

Keine unwetterartigen Niederschläge

Noch etwas deutlicher wird die Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells, was bis zum 20. Juli Regensummen von 0 bis 15 l/m² und regional bis 40 l/m² in Aussicht stellt. Ist auf die Region bezogen noch immer kräftig, aber nicht unwetterartig. Deutlicher wird das, wenn man die Gegenüberstellung der Regenprognose betrachtet.

Bis zur Monatsmitte teils unwetterartige Starkniederschläge
Regenprognose des europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Wettermodells: bis zur Monatsmitte teils unwetterartige Starkniederschläge
© windy.com

Gar kein Regen?

Auch diese Variante ist in der kommenden Woche noch möglich, wenngleich auch wenig wahrscheinlich. Das ist dann der Fall, wenn es dem Tief nicht gelingt, nach Süden in Richtung der Mittelmeerregion auszutrogen. Dann fehlt dem Tief die Energie und die Feuchtigkeit. Kurze und regional beschränkte Schauer sorgen zwar für etwas Abwechslung, doch großartige Niederschlagsmengen kommen nicht mehr zusammen und einige Landstriche können komplett trocken bleiben.

Das Sommerhoch

Betrachten wir das mögliche Vb-Tief als Störimpuls, denn die eigentliche Wetterentwicklung ist im Kern eine ganz andere und wird ebenfalls seit Tagen simuliert.

Nach der Wetterprognose der beiden Vorhersage-Modelle beginnt zum 16. Juli ein Hochdruckkern über England in Richtung Deutschland auszudehnen und bis zum 18. Juli über Mitteleuropa Position zu beziehen. Der Trog und damit das dazugehörige Tief werden nach Osten weggedrückt und der Sommer macht sich über Deutschland mit einer nachlassenden Niederschlagsaktivität, einer zunehmenden Anzahl an Sonnenstunden und ansteigenden Temperaturen bemerkbar. Simuliert werden bis zum 19. Juli Temperaturen von +22 bis +26 Grad und örtlich bis +28 Grad. Nach der Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells können bis +32 Grad erwartet werden.

Ein Hoch dehnt sich in der zweiten Juli-Hälfte nach Europa aus und bringt den Sommer nach Deutschland
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und dem amerikanischen (re.) Wettermodell: Ein Hoch dehnt sich in der zweiten Juli-Hälfte nach Europa aus und bringt den Sommer nach Deutschland
© www.meteociel.fr

Die launische Südwestwetterlage

Einmal angenommen, dass Hoch entwickelt sich wie nach der Wettervorhersage des europäischen Wettermodells. Der Keil rückt in nördlicher Position nach Osten vor und blockiert so ziemlich jeden Ansatz einer Tiefdruckaktivität. Somit kann diese Berechnung als hochsommerlicher Ansatz gewertet werden. Doch die Simulation der Amerikaner zeigt, was wahrscheinlicher ist. Das Hoch rückt rasch nach Osten ab und lässt sich von der zunehmenden Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik nach Süden drücken.

Was folgt, ist eine südlich gelagerte Hochdruckzone, die sich von den Azoren bis über das westliche Russland erstrecken kann. Gleichzeitig dehnt sich die Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik immer wieder nach Skandinavien aus, was über Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einer unbeständigen und immer wieder zu Gewittern neigenden Südwestwetterlage führt. Mal hitzige, mal gemäßigte Temperaturen.

Die Südwestwetterlage - Durchwachsen und zu Gewittern neigend, doch mit einem warmen und sommerlichen Grundcharakter
Wetterprognose nach dem amerikanischen (li.) Wettermodell und dem Mittelwert aller Kontrollläufe (re.): Die Südwestwetterlage - Durchwachsen und zu Gewittern neigend, doch mit einem warmen und sommerlichen Grundcharakter
© www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Unwettergefahr noch nicht gebannt

Das Potential unwetterartiger Starkniederschläge bleibt in der kommenden Woche erhalten. Allen voran die Europäer berechnen über dem Westen erhebliche Regensummen, doch im Vergleich zu den letzten Tagen wurden die zu erwartenden Mengen zurückgerechnet. Die Kontrollläufe simulieren einen Mittelwert, der zwischen 20 und 40 l/m² liegen kann. Die Regenprognose der Europäer ist ein - deutlich - zu nasser Ausreißer. Mit weiteren Änderungen ist zu rechnen.

Deutlich zu warm

Mit dem Tief bekommen die Temperaturen im Verlauf der kommenden Woche einen Dämpfer verpasst. Über dem Süden können die Werte im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 leicht zu kühl ausfallen, sonst pendeln diese sich in einen normalen Bereich ein.

Ab dem 16. Juli aber kennen die Temperaturen nur noch eine Richtung und die nennt sich Sommer. Der Mittelwert des Temperaturspektrums liegt mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad und örtlich bis +3 Grad im deutlich zu warmen Bereich. Aktuell hat der Juli einen leichten Temperaturüberschuss von +0,46 Grad vorzuweisen und ist als normal zu bewerten. Mit dem deutlich zu warmen Trend in der zweiten Hälfte wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch der zweite Sommermonat zu warm ausfallen können.

Die Temperaturprognose der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
16. Juli +15 bis
+28 Grad
+20 bis
+23 Grad
20. Juli +18 bis
+32 Grad
+23 bis
+25 Grad
25. Juli +18 bis
+34 Grad
+23 bis
+25 Grad
Diagramm Temperaturen Juli 2021
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Juli 2021 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

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