Wetterphänomen: Welche Auswirkungen hat El-Niño auf den Winter in Deutschland?
El-Niño ist spanisch und bedeutet kleiner Junge (auch Christkind, da die stärkste Phase um Weihnachten herum auftritt). Es beschreibt ein Wetterereignis, das häufig im Anschluss eines La Niña Phänomens auftritt. Doch welchen Einfluss hat das El-Niño Phänomen auf den Winter in Deutschland und ist unter Umständen ein knackig kalter Winter möglich? Wir haben das einmal näher untersucht.

Wenn man so möchte, ist El Niño das genaue Gegenteil von La Niña. Im Normalzustand wehen die Passatwinde vom östlichen zum westlichen Pazifik. Dadurch wird warmes Oberflächenwasser nach Südostasien transportiert, während vor der westlichen Küste Südamerikas kaltes Tiefenwasser aufsteigt. Bei einem El-Niño-Ereignis hingegen schwächen sich diese Passatwinde ab oder kehren sich sogar um. Dies ermöglicht es dem warmen Oberflächenwasser, sich vom westlichen Pazifik zurück in Richtung Osten, an die Küsten Südamerikas, auszubreiten. Dieser Prozess führt zu einer Erwärmung des östlichen Pazifiks, die weitreichende Auswirkungen auf das globale Wettergeschehen haben kann. Verschiedene Faktoren, wie etwa Änderungen im Luftdruck oder in der thermischen Struktur des Pazifiks, können die Entwicklung eines El-Niño-Ereignisses begünstigen.
Die Folgen sind global
Die Folgen können gravierend sein. El Niño kann das Wetter in verschiedenen Teilen der Welt beeinflussen. In einigen Regionen führt es zu verstärkten Niederschlägen und Überschwemmungen, während andere Gebiete Dürren erleben können. Zum Beispiel werden während eines El Niño-Events die normalerweise feuchten Bedingungen in Südostasien verstärkt, während es in Australien und Teilen Südamerikas zu Trockenheit und Dürre kommen kann.
El Niño kann das Auftreten von ungewöhnlich lang anhaltenden Hitzewellen in verschiedenen Teilen der Welt begünstigen. Durch die Veränderung der atmosphärischen Zirkulation können sich warme Luftmassen in bestimmten Regionen festsetzen und zu überdurchschnittlich hohen Temperaturen führen. Zudem verursacht das Phänomen eine Erwärmung der Meeresoberfläche im zentralen und östlichen tropischen Pazifik. Dies kann die marinen Ökosysteme beeinflussen und beispielsweise zum Absterben von Korallenriffen oder einem stark reduzierten Fischbestand führen. Auch kann die Entwicklung tropischer Stürme im Atlantik reduzieren werden, während es im östlichen Pazifik zu einer Zunahme tropischer Stürme kommen kann.

El-Niño Bedingungen sind anhaltend
Die äquatorialen Meeresoberflächentemperaturen (SST) sind über dem zentralen und östlichen Pazifik überdurchschnittlich hoch. Die atmosphärischen Anomalien im tropischen Pazifik stehen im Einklang mit einem schwachen El Niño Bedingungen. Es besteht eine mehr als 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass El Niño den Winter auf der Nordhalbkugel überdauern wird.
Hat El-Niño einen kalten Winter über Deutschland zur Folge?
Das werden wir mit den momentan anhaltenden El-Niño Bedingungen immer wieder gefragt. Zwar ist der globale Effekt von El-Niño höher als bei La Niña doch liegen Europa und insbesondere Deutschland, Österreich und die Schweiz nun nicht im unmittelbaren Einflussbereich von El-Niño. Gibt es denn überhaupt Auswirkungen auf das Wetter über Deutschland?
Die NOAA hat sich der Sache einmal angenommen und die Auswirkungen El-Niño - weltweit - untersucht. Deutschland, Österreich und der Schweiz ist nicht davon betroffen. Das kann man einmal so stehen lassen und stützt die These, dass El-Niño überhaupt keinen Effekt auf das Winterwetter über Deutschland hat.

El-Niño - kalte oder warme Winter über Deutschland?
Wir möchten das aber genauer wissen und betrachten einmal die El-Niño Jahre genauer. Die Frage lautet: Werden mit einem El-Niño-Phänomen die Winter über Deutschland tendenziell zu warm, zu kalt zu nass oder zu trocken?
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Untersucht wurden die El-Niño Ereignisse mit moderater, starker und sehr starker Ausprägung. Entsprechend die Darstellung in der nachfolgenden Tabelle. Schwache Ereignisse wurden nicht berücksichtigt.
El-Niño | Stärke | Winter Deutschland | Abweichung | Niederschlagsabweichung |
---|---|---|---|---|
1951-52 | Moderat | +0,92 Grad | +0,64 Grad | 91,3 Prozent |
1957-58 | Stark | +0,7 Grad | +0,42 Grad | 137 Prozent |
1963-67 | Moderat | -1,66 Grad | -1,94 Grad | 43,3 Prozent |
1965-66 | Stark | +1,2 Grad | +0,91 Grad | 139 Prozent |
1968-69 | Moderat | -1,18 Grad | -1,45 Grad | 81 Prozent |
1972-73 | Stark | +0,6 Grad | +0,4 Grad | 60 Prozent |
1982-83 | Sehr stark | +1,5 Grad | +1,28 Grad | 121 Prozent |
1986-87 | Moderat | -1,36 Grad | -1,6 Grad | 131 Prozent |
1987-88 | Stark | +2,6 Grad | +2,35 Grad | 130 Prozent |
1991-92 | Stark | +1,53 Grad | +1,25 Grad | 86 Prozent |
1994-95 | Moderat | +2,83 Grad | +2,56 Grad | 155 Prozent |
1997-98 | Sehr stark | +3,0 Grad | +2,7 Grad | 93 Prozent |
2002-03 | Moderat | -0,59 Grad | -0,82 Grad | 91 Prozent |
2009-10 | Moderat | -1,25 Grad | -1,5 Grad | 100 Prozent |
2015-16 | Sehr stark | +3,62 Grad | +3,37 Grad | 109 Prozent |
Keine Auswirkungen
Das, was sich auf der Karte der NOAA schon ableiten lässt, bestätigt sich nach genauerer Betrachtung. Von fünfzehn El-Niño Ereignissen waren über Deutschland acht Winter zu warm, zwei normal und fünf zu kalt.
Ja, kalte - auch sehr kalte - Winter sind mit, aber nicht wegen El-Niño möglich. Vielmehr zeigt sich in El-Niño-Jahren mit rund 53 Prozent eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen zu warmen Winter über Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch Vorsicht vor einem Rückschluss darauf, dass die Großwetterlage zonal geprägt ist. Trockene und nasse Winter sind mit einer Wahrscheinlichkeit von jeweils 47 Prozent sowohl zu trocken als auch zu nass.
Temperatur
El-Niño | Kalter Winter | Normaler Winter | Warmer Winter |
---|---|---|---|
Wahrscheinlichkeit | 34 Prozent | 13 Prozent | 53 Prozent |
Niederschlag
El-Niño | Nass | Normal | Trocken |
---|---|---|---|
Wahrscheinlichkeit | 47 Prozent | 6 Prozent | 47 Prozent |
Fazit
Die Daten zeigen ein klares Ergebnis. Sind moderate bis starke El-Niño Bedingungen gegeben, so hat das über Deutschland, Österreich und der Schweiz überwiegend zu warme Winter zur Folge . Von einer signifikanten Einflussnahme auf das Wetter über Deutschland ist nicht auszugehen und wenn, dann allenfalls mit einer leichten Beeinflussung.