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Wettertrend: Zwischen Märzwinter und Frühling - das Wetter sucht noch seine Richtung

| M. Hoffmann

Die kommenden Tage verlaufen über Deutschland ruhig und trocken. Doch wie lange dauert die Ruhe noch an und welche Bedeutung hat ein Major-Warming für das Wetter im März 2023? Ist ein vollständiger Zusammenbruch des Polarwirbels möglich und hat der Winter über Deutschland noch einmal realistische Chancen?

Der März ist der klassische Übergangsmonat vom Winter in den Frühling
Der März ist der klassische Übergangsmonat vom Winter in den Frühling

Hochdruckwetter noch mindestens bis zum 18. Februar. Sonne, Wolken und Nebelfelder im steten Wechsel und in der zweiten Wochenhälfte sind auch ein paar Regentropfen nicht ausgeschlossen.

Winter bisher extrem zu warm und ungewöhnlich schneearm

Die Temperaturen streben in den kommenden Tagen mit Sonnenschein in Richtung der +15 Grad-Marke, was dann schon im frühlingshaft warmen Bereich liegt. Normalerweise sind solche Werte erst in der zweiten März-Hälfte zu erwarten. Kumuliert man diese Werte, so wird der Februar bis zu seinem Finale ein Temperaturüberschuss gegenüber dem Mittelwert von 1961 und 1990 von +2 bis +3 Grad aufbauen können (91/20: +0,9 bis +1,9 Grad).

Der Winter hat bisweilen ein Überschuss von +2,3 Grad und ist damit erheblich zu warm (91/20: +1,1 Grad). Da kann man sich schon fragen, woher noch ein Spät- oder Märzwinter kommen soll, wenn alles um Deutschland herum deutlich zu warm ist? Aber nicht nur die Temperaturen sind in diesem Winter bislang ungewöhnlich hoch, auch die Schneeausbeute hat unter der Wärme gelitten. Normalerweise sind im Winter rund 35 Schneetage (91/20: 23,7 Tage) zu erwarten. Dieser Winter schaffte es bis heute gerade einmal auf 13,3 Schneetage. Da brauch es schon etwas ganz Besonderes und so eine Wetterlage ist mit einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe nicht auszuschließen - aber nicht nur der Winter lässt sich diskutieren, auch der Frühling kann eine Rolle spielen. Wir schauen uns den Sachverhalt einmal näher an.

Links das Major-Warming, rechts das Final-Warming
Links das Major-Warming, rechts das Final-Warming © www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter im März 2023?

Der März ist der klassische Übergangsmonat vom Winter in den Frühling. Ein spätwinterlicher Wettereinfluss kann bis zur Monatsmitte noch für winterliche Wettererscheinungen sorgen, die in der zweiten März-Hälfte seltener werden und der Frühling sich zunehmend über Deutschland bemerkbar macht.

Verfrühter Vegetationsbeginn

Nun war es in diesem Winter aber so, dass man ihn bislang nicht als solchen bezeichnen konnte. Vielmehr ging der Herbst in den Vollherbst über und der Winter droht zu einem Totalausfall zu werden.

Aber nicht nur das. Das Wetter im März ist in den letzten 30 Jahren um +1,15 Grad wärmer geworden, was sich unmittelbar auf den Vegetationsbeginn auswirkt. Trieb die Natur von 1961 und 1990 am 2. April aus, so hat sich das in den letzten 30 Jahren mit der Klimaerhitzung auf den 23. März vorgeschoben. Auf andere Art formuliert treibt die Natur im Schnitt 10 Tage früher aus, als das noch vor 30 Jahren der Fall war. Der Spätwinter - respektive Märzwinter - spielte eine eher untergeordnete Rolle.

Der Spätwinter

Doch gerade der im Ausklang befindliche Winter hat mit seinem ansteigenden Sonnenstand Auswirkungen auf den Polarwirbel, der dann gerne einmal schwächelt und zu einem Splitverhalten neigt. Zudem verstärkt ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe diesen Effekt in diesem Jahr.

Was ist so besonders an einem Major-Warming in Stratosphärenhöhe? Dieses Warming sorgt dafür, dass die Struktur des Polarwirbels in der Höhe in sich zusammenbricht. Die oberen Luftschichten beginnen sich im Uhrzeigersinns zu drehen und beeinträchtigen die Luftmassen in den darunter liegenden Schichten, die sich nach wie vor gegen den Uhrzeigersinn drehen. Es kommt zwangsläufig zu Turbulenzen und destabilisierenden Phasen des Polarwirbels. Ob daraus jetzt aber ein winterlicher Arctic Outbreak oder eine frühlingshaft warme Wetterentwicklung über Deutschland abgeleitet werden kann, bleibt bis zum Eintreffen des Phänomens abzuwarten.

Was möglich ist

Da wir das in den letzten Tagen immer wieder einmal gefragt wurden, welche Wetterlagen mit einem Major-Warming zu erwarten sind, haben wir diese einmal gegenübergestellt. Das Spektrum reicht von einem Displacement des Polarwirbels, über einen Polarwirbelsplit bis hin zum vollständigen Zusammenbruch des Polarwirbels.

Mögliche Destabilisierungsszenarien des Polarwirbels
Wettertrend nach ausgesuchten Kontrollläufen: Mögliche Destabilisierungsszenarien des Polarwirbels © www.meteociel.fr

Die Randfaktoren sprechen gegen einen Spätwinter

Der NAO-Index wird bis März mehrheitlich im positiven Bereich simuliert. Der NAO-Index spiegelt das Verhältnis von Islandtief zu Azorenhoch wider und so lange dieser positiv besetzt ist, wird das Tief über Island präsent sein und wenn das der Fall ist, kommt aufgrund der Drehrichtung der Tiefdrucksysteme gegen den Uhrzeigersinn der Wind aus westlichen oder südwestlichen Richtungen daher geweht.

Für eine meridionale Grundströmung mit einem Arctic Outbreak müsste der NAO-Index negativ werden, was ein Hoch bei Island zur Folge hätte und da sich Hochdrucksysteme im Uhrzeigersinn drehen, würden über Deutschland die kalten Luftmassen nach Süden geführt werden können.

Zusammenfassend: solange der NAO-Index positiv besetzt ist, spielt der Spätwinter im März eine nur untergeordnete Rolle.

Der Zustand des Polarwirbels

Doch der NAO-Index ist nur ein Wert und ja, die Wahrscheinlichkeit, dass das Wetter im März 2023 mit einer westlich ausgerichteten Grundströmung startet, ist für den Moment höher als andere Varianten.

Der AO-Index jedenfalls beschreibt - vereinfacht ausgedrückt - den Zustand des Polarwirbels. Für den Moment wird dieser deutlich positiv bewertet, was auf einen intakten Zustand des Wirbels schließen lässt. Bis in den März hinein verändert sich dieser Zustand langsam und es gibt einige Varianten, welche die Entwicklung des AO-Index-Wertes deutlich negativ berechnen, was wiederum auf das Major-Warming zurückzuführen wäre. Das ist aber noch nicht in dem Maße spruchreif, als dass es eine Relevanz hätte.

Auf den Punkt gebracht: Noch zu früh für den Frühling und wohl zu spät für den Winter

Das Wetter in der letzten Februar-Dekade kann noch auf den Kopf gestellt werden. Entscheidend ist er Zeitraum von 19. bis 23. Februar, wenn die Wirkung des Major-Warmings sich auf die unteren Luftschichten entfaltet hat. Erst ab diesem Zeitpunkt wird man sagen können, in welche Richtung die Großwetterlage im März kippen mag.

Vergleichsweise hoch werden die Sprünge in den kommenden Stunden in den Vorhersage-Modellen sein. Deutlicher zeigt sich das im Temperaturtrend in 1.400 Meter Höhe bspw. für den 1. März. Der Maximalwert liegt bei +7 Grad und der Tiefstwert bei -15 Grad. Damit der Flachlandwinter Anfang März noch eine Rolle spielen kann, bedarf es einer Höhentemperatur von -8 bis -10 Grad. Der Mittelwert der Kontrollläufe liegt bei -3 bis -5 Grad. Das reicht gerade einmal so für den Erhalt des Winters ab den höheren mittleren Lagen. Darunter wird das Wetter im März mit einer höheren Wahrscheinlichkeit nasskalt starten können.

Der Wettertrend März der Langfristmodelle

Geht es nach dem CFSv2 Modell, so soll das Wetter im März 2023 im Vergleich zu vieljährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 um +1 bis +2 Grad und im Trend um bis +3 Grad deutlich zu warm ausfallen können (91/20: -0,1 bis +1,9 Grad). Die Niederschlagsprognose fällt im Vergleich zum vieljährigen Sollwert normal und im Trend leicht zu trocken aus.

Wettervorhersage nach dem europäischen Wettermodell

Die Langfristprognose des europäischen Wettermodells berechnet den März mit einer Abweichung von +1 bis +2 Grad zu warm und im Vergleich zum Mittelwert von 1991 bis 2020 mit einer Differenz von -0,1 bis +0,9 Grad normal bis deutlich zu warm. Die Niederschlagsprognose fällt gegenüber dem Sollwert normal und im Trend leicht zu nass aus.

Der Wettertrend März der NASA

Auch im Wettertrend der NASA lässt sich kein zu kaltes Märzwetter erkennen. Die Abweichung beträgt gegenüber dem Klimamittelwert von 1961 und 1990 +1 bis +2 Grad und im Trend bis +3 Grad (91/20: -0,1 bis +1,9 Grad). Die Niederschlagsbilanz soll zu trocken ausfallen.

Schaun mer mal.

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