Wetterprognose April 2022: Sorgt ein Major-Warming für einen desolaten Polarwirbel?
In Stratosphärenhöhe findet derzeit eine Entwicklung statt, die das Ende des winterlichen Polarwirbels einläutet und für das Wetter im April über Deutschland zu markanten Veränderungen führen kann.
Etwas Regen ist am Donnerstag noch über dem Nordwesten zu erwarten, der sich auf dem Weg nach Osten allmählich auflöst. Nach Süden zeigt sich der Himmel stark bewölkt, es bleibt aber trocken. Nach einem verbreitet sonnigen und mit +12 bis +16 Grad und örtlich bis +19 Grad ungewöhnlich milden Mittwoch, pendeln sich die Temperaturen am Donnerstag auf +10 bis +14 Grad und örtlich bis +16 Grad ein.
Frühlingswetter
Wolkenfelder ziehen zum Beginn des Wochenendes noch über dem Süden und Osten hinweg, doch mit Niederschlag ist nicht zu rechnen. Die sonnigen Anteile überwiegen und zum Sonntag setzt sich ein Hochdrucksystem über Deutschland, Österreich und der Schweiz durch. Bei einem böigen Wind aus südöstlichen Richtungen erreichen die Temperaturen +10 bis +15 Grad. In den klaren Nächten kann über dem Süden und Osten mit leichtem Nachtfrost gerechnet werden. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März 2022.
Wie wird das Wetter im April 2022?
Die Variante eines Kaltlufttropfens vom östlichen Europa auf Deutschland übergreifend war vor 48 Stunden noch möglich, aber wenig wahrscheinlich. Diese Variante ist mittlerweile gänzlich aus den Prognosen der Vorhersage-Modelle verschwunden und kann weitgehend abgehakt werden. Interessant für das Wetter im April wird sein, wie sich der Polarwirbel verhalten wird und da kommt - wie man unschwer auf den obenstehenden Wetterkarten erkennen kann - Bewegung ins Spiel.
Die Verlagerung des Polarwirbels
Betrachtet man die Wettervorhersage beider Vorhersage-Modelle bis zum 26. März, so zeigen sich in der Berechnung des Polarwirbels gravierende Unterschiede. Damit ein nachhaltiger Wetterwechsel vonstattengehen kann, sollte der Polarwirbel sich entweder zwischen dem europäischen Nordmeer und der Barentssee, oder im Bereich der Barentssee und der Karasee positionieren.
Die Westwetterlage
Die Variante zwischen dem europäischen Nordmeer und der Barentssee hätte eine klassische Westwetterlage zur Folge, die - je nach Schwerpunkt - in abgewandelter Form auch zu einer Südwest- bis Nordwestwetterlage führen kann. Das wäre nach einem trockenen und hochdruckdominierten März ein markanter Wetterwechsel, der es in sich hat. Geht es nach den Wahrscheinlichkeiten, so ist eine schnelle Umstellung auf eine zonal geprägte Grundströmung wenig wahrscheinlich. Zum einen ziehen die Kontrollläufe nicht mit und zum anderen lässt die Niederschlagsprognose Anfang April nicht wirklich den Rückschluss auf den Durchbruch der atlantischen Frontalzone zu.
Dennoch ist diese Variante plausibel und kann noch im Verlauf der ersten April-Dekade eine Rolle spielen.
Der Zustand des Polarwirbels
Sollte sich der Polarwirbel in Richtung Barentssee und der Karasee verlagern, so hat eine zonal geprägte Wetterlage eine nur geringe Durchsetzungskraft. Das liegt allein schon in der Tatsache begründet, dass der Kaltluftzustrom über dem östlichen Kanada nicht mehr stattfindet und damit auch der Nachschub an Tiefdrucksystemen auf dem Atlantik fehlt.
Stattdessen eröffnet sich der Raum für das Hoch auf dem Atlantik, um sich dort nicht nur als Blockadehoch zu etablieren, sondern zudem weiter nach Norden - in den Polarwirbel hinein - vorzustoßen.
Völlig desolater Polarwirbel
Eine Entwicklung mit einem vollständig gestörten Polarwirbel, bis hin zu einem Polarwirbelsplit, ist Anfang April nichts Ungewöhnliches und eher typisch. Das Strömungsmuster meridionalisiert und da sich das Hoch auf dem Atlantik befindet, gelangen Deutschland, Österreich und der Schweiz in eine nördliche Grundströmung, was kältere Luftmassen nach Süden führt und dem Frühling einen ordentlichen Dämpfer verpassen kann.
Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer wären in diesem Fall bei Tageswerten von +0 bis +5 Grad in den ersten Apriltagen möglich.
Anzeichen für einen desolaten Polarwirbel?
Bestimmte Randfaktoren, wie bspw. der NAO- oder AO-Index und der Zustand des Stratosphärenwirbels lassen Rückschlüsse ziehen. Der NAO-Index wird bis in den April hinein leicht positiv bewertet, was nicht gerade für ein Blockadehoch auf dem Atlantik spricht. Der AO-Index wird - bis aus Weiteres - im positiven Bereich simuliert. Störungen des Polarwirbels sind möglich, jedoch weniger wahrscheinlich.
Major-Warming in Stratosphärenhöhe mit nachfolgendem Final-Warming
Betrachtet man den Polarwirbel in Stratosphärenhöhe, so sieht die Sache ganz anders aus und wird im April definitiv für Veränderungen sorgen können. Warum? Aktuell findet in Stratosphärenhöhe ein Minor-Warming statt, das im Verlauf des Winters häufiger vorkommt und keinen wesentlichen Einfluss auf die Wetterentwicklung in den unteren Luftschichten hat. Entwickelt sich das Minor-Warming weiter, so spricht man von einem Major-Warming. Und ab diesem Punkt wird es interessanter.
Die Vorhersage-Modelle berechnen das Major-Warming (plötzliche Stratosphärenerwärmung) zum 18. März und erreicht seinen Höhepunkt zum 23. März. Nachfolgend ist nicht mehr davon auszugehen, dass sich der Stratosphärenwirbel noch einmal erholen wird und geht in ein Final-Warming über, was ein im Frühling absolut normaler Vorgang ist.
Die Auswirkungen
Mit Beginn des Major-Warmings drehen die Winde in der Höhe von West-Ost auf Ost-West und haben eine negative Beschleunigung auf die unteren Luftschichten zur Folge. Das bremst den Polarwirbel aus und wird für Störeinflüsse anfällig. Die Wirkung von oben nach unten hat einen Zeitversatz von rund 7 Tagen, sodass die Auswirkungen erst Anfang April ersichtlich werden. Die Windgeschwindigkeiten in Stratosphärenhöhe betragen aktuell +108 km/h und liegen über dem Durchschnitt. Bis zum 21. März aber sacken die Winde auf -18 km/h ab. Das negative Vorzeichen bedeutet, dass sich die Winde von West-Ost auf Ost-West gedreht haben.
Das Resultat aus dem Major-Warming ist entweder ein Polarwirbelsplit mit einer nachfolgend mäandrierenden Großwetterlage (typisches Aprilwetter) oder einem Displacement (Verschiebung) des selbigen, was die Hochdruckwetterlage über Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Verlängerung gehen lassen kann. Dazu gleich mehr.
Hochdruckwetter
Kommen wir zur dritten Variante, bei der sich so gut wie nichts verändert. Da hilft auch kein Major-Warming. Das ist immer dann der Fall, wenn es zu einem sog. Displacement des Polarwirbels kommt, was bei einem Major-Warming gar nicht so selten ist. Um sich das besser vorstellen zu können, bewegt sich das Aktivitätszentrum des Polarwirbels entweder über Kanada, oder zwischen der Barents- und der Karasee. Dazwischen platziert sich das Hoch und baut den Gegenpol auf. Häufig liegen Deutschland, Österreich und die Schweiz inmitten der Hochdruckblase und so kann es sein, dass das Wetter im April 2022 von einem Hochdrucksystem dominiert werden kann.
Auf den Punkt gebracht: Was vom Wetter im April zu erwarten ist
Die kommende Wetterentwicklung ist eine gewisse Herausforderung. Wahrscheinlich ist eine hochdruckdominierte Wetterlage, die das Wetter über Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum 28. März beeinflussen kann. Darüber sind sich die Vorhersage-Modelle und auch die Kontrollläufe einig.
Die Temperaturen bewegen sich mit +14 bis +18 Grad und örtlich bis +20 Grad in einem frühlingshaft warmen Spektrum und mit Niederschlag ist nicht zu rechnen. Der März ist weiterhin auf Rekord-Kurs.
Umbau der Großwetterlage
Nachfolgend kommt man in den Zeitraum, in dem sich das Major-Warming bemerkbar machen wird und welche Wetterlage sich dann einstellen wird, kann zum aktuellen Stand nicht vorausgesagt werden. Aus der Erfahrung wird es so sein, dass die Vorhersage-Modelle mit ihren Prognosen in den kommenden Tagen sprunghafter werden und für das Wetter im April teils abenteuerliche Varianten präsentieren können. In Summe aber sind das grundsätzlich gute Voraussetzungen, um dem Betonhoch
ein Ende zu bereiten und einen Wetterwechsel einzuleiten.
Anders formuliert wird in der letzten März-Dekade eine Entwicklung in Gang gesetzt, dessen Auswirkungen auf die Großwetterlage noch nicht abzuschätzen sind. Die Hochdruckdominanz aber, die kann im April grundsätzlich infrage gestellt werden.
Tag | Temperaturspektrum | Temperaturmittelwert |
---|---|---|
22. März | +8 bis +18 Grad |
+11 bis +13 Grad |
26. März | +8 bis +18 Grad |
+12 bis +14 Grad |
1. April | +3 bis +18 Grad |
+9 bis +11 Grad |