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Wetter April 2020 aktuelle Wettervorhersage vom 19.03.2020: Der Frühling zögert

| M. Hoffmann

In den kommenden Tagen baut sich eine gestörte Zirkulation auf und verändert das Strömungsmuster nachhaltig. Zudem kommt es in Kürze zu einer plötzlichen Stratosphärenerwärmung, was die Wetterprognosen bis in den April hinein vor eine Herausforderung stellen wird.

Ein gestörtes Zirkulationsmuster kann für typisches April-Wetter sorgen
Ein gestörtes Zirkulationsmuster kann für typisches April-Wetter sorgen

In den kommenden Stunden baut sich ein Hochdruckkeil von den Azoren in Richtung Skandinavien auf. In diesem Prozess wird ein Kaltluftzustrom aus nördlichen Richtungen initialisiert, der zum Wochenende auch Deutschland streift. Die Tageswerte können bis zum Sonntag auf +1 bis +8 Grad zurückgehen und örtlich noch +10 Grad erreichen. Insbesondere am Samstag sinkt die Schneefallgrenze über dem Süden bis auf die mittleren Lagen ab (Schneeprognose).

Nachfolgend aber setzt sich die Hochdruckdominanz durch und bei einem unangenehm böigen Nordostwind steigen die Werte bis zum Dienstag auf +7 bis +14 Grad an. In den Nächten sinken die Werte auf -5 bis +0 Grad ab und sorgen verbreitet für Nachtfrost. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter März.

Über Umwege gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Über Umwege gelangen kühlere Luftmassen nach Deutschland
© www.meteociel.fr

Wie wird das Wetter im April 2020?

Das hängt - weiterhin - davon ab, wie sich das Hochdrucksystem verhalten wird. Die Vorhersage-Modelle sind sich zwar in der groben Wetterentwicklung weitgehend einig, doch die Details sind entscheidend. Da spielen ein paar wenige hundert Kilometer schon eine große Rolle, wie sich am Beispiel vom kommenden Wochenende gut erklären lässt.

Zwischen gemäßigt kühl und Saukalt

Die Wetterprognose der Amerikaner zeigt sich für das kommende Wochenende deutlich gemäßigter. Der Hochdruckkern verlagert sich zum Sonntag rasch über Skandinavien und lässt den Kaltluftzustrom weitgehend über dem östlichen Europa nach Süden abtropfen. Deutschland wird nur gestreift.

Anders die Wettervorhersage nach den Europäern. Das Hoch liegt am Sonntag direkt über Skandinavien mit einer Hochdruckachse, die in Perfektion von Südwest nach Nordost ausgerichtet ist. Anders formuliert sind das die optimalen Bedingungen für den Kaltlufttransport in Richtung Mitteleuropa.

Kaltlufttropfen

Die Option eines Kaltlufttropfens zeigte sich vor etwa 10 Tagen in den Prognose-Modellen und wird heute vom europäischen Wettermodell erneut berechnet. Der Kaltluftzustrom wird zum 24. März abgekoppelt und driftet nachfolgend in Form eines Tropfens über Mitteleuropa nach Westen. Da bleibt dem Frühling nur wenig Spielraum. Vielmehr ist es so, dass bei Höhentemperaturen von -10 bis -15 Grad in 1.500 Meter Höhe sich die Werte in tieferen Lagen sich nahe der Null-Grad-Grenze bewegen können.

Die Großwetterlage ist klar, doch die Details unterscheiden sich zwischen mäßig kühl und spätwinterlich kalt
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Die Großwetterlage ist klar, doch die Details unterscheiden sich zwischen mäßig kühl und spätwinterlich kalt
© www.meteociel.fr

Der Kaltlufttropfen bis April?

Solche abgespaltenen Kältezentren in Form eines Tropfens sind bei einer derart ausgestalteten Hochdruckentwicklung nichts außergewöhnliches. Da sich das Hoch aber im und Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn drehen gibt es in dieser Situation eine Besonderheit. Das Tief zieht nicht von West nach Ost, sondern von Ost nach West über Deutschland hinweg und verlagert sich im weiteren Verlauf in Richtung England. Damit wären die normalen Verhältnisse wieder hergestellt. Doch bis es soweit ist, können sich kuriose Wetterentwicklungen ergeben.

Die Wettervorhersage der Europäer berechnet eine exakt solche Wetterentwicklung bis Anfang April. Kurzum ist in der letzten März-Dekade nicht unbedingt mit dem Frühling zu rechnen. Vielmehr werden Schneefälle bis auf die mittleren Lagen herab zum Thema werden können. April-Wetter par excellence.

Der Kaltlufttropfen zieht von Ost nach West über Mitteleuropa hinweg
Wetterprognose des europäischen Wettermodells: Der Kaltlufttropfen zieht von Ost nach West über Mitteleuropa hinweg © www.meteociel.fr

Der Frühling zögert

Aber auch die Wetterprognose der Amerikaner berechnet eine Ost-West Verlagerung des Kaltlufttropfens, jedoch in einer deutlich abgeschwächten Form. Dafür ist die Ost-West-Strömung deutlich kräftiger strukturiert. Anstatt Werte unterhalb der +5 Grad Marke pendelt sich das Spektrum auf die seit Dezember gewohnte Temperaturspanne von +4 bis +8 Grad und örtlich bis +10 Grad ein. Das ist wenig frühlingshaft, passt dafür aber ganz gut zum langjährigen Mittelwert.

Eine Ost-West-Strömung sorgt für eine ungewohnte Zugbahn der Tiefdrucksysteme
Wetterprognose des amerikanischen Wettermodells: Eine Ost-West-Strömung sorgt für eine ungewohnte Zugbahn der Tiefdrucksysteme © www.meteociel.fr

Die gestörte Zirkulation

Die gestörte Zirkulation in Form einer Ost-West-Strömung wurde in den letzten Tagen bereits häufiger berechnet und ist zwischenzeitlich gesetzt. Die Details sind hierbei noch variabel, doch zeichnet sich eine bis in den April hinein geringere Durchschlagskraft des Frühling ab. Erst wenn es dem Hoch über Skandinavien gelingt eine Achse nach Süden aufzubauen, werden aus südlichen Richtungen warme Luftmassen nach Deutschland, Österreich und der Schweiz gepumpt.

Die Tiefdruckgebiete über dem Süden aber verhindern die Ausdehnung der Hochdruckachse nach Süden.

Die plötzliche Stratosphärenerwärmung

In den oberen Schichten des Polarwirbels beginnt aktuell ein kräftiges Minor-Warming, was bis zum 22. März seinen Höhepunkt erreicht haben wird und die Temperaturen von -64 Grad auf bis +8 Grad ansteigen lassen kann. Der Temperatursprung beträgt bis zu 72 Grad. Nachfolgend gelingt es dem Polarwirbel nicht mehr sich in den oberen Luftschichten zu stabilisieren und so hat ein Major-Warming mit Übergang zum Final-Warming eine sehr gute Eintreffwahrscheinlichkeit.

Sollte das eintreten, so kippt das Strömungsmuster in Stratosphärenhöhe von West-Ost auf Ost-West und bremst die untere Drehung des Polarwirbels von West-Ost aus. Die Folge ist ein in sich zusammenfallender Polarwirbel, der entlang seiner Polarfront zu hohen Wellenbewegungen neigt (meridionale Grundströmungen). In der ausgeprägten Variante kommt es zu einem Polarwirbelsplit mit einem nachfolgend mäandrierenden Zirkulationsmuster (verschlungen, chaotisch, wenig geordnet).

Die plötzliche Stratosphärenerwärmung (li.) mit nachfolgendem Final-Warming (re.)
Die plötzliche Stratosphärenerwärmung (li.) mit nachfolgendem Final-Warming (re.) © www.meteociel.fr

Wetterprognose für den April 2020

Ein Major-Warming in Stratosphärenhöhe wird noch nicht durch alle Parameter bestätigt, doch zeigt sich diese Entwicklung als sehr wahrscheinlich, da es auch von der Jahreszeit nun an der Zeit ist, dass der Polarwirbel so langsam in sich zusammenfällt. Ist also nichts außergewöhnliches. Doch die Eigenschaft dieser Entwicklung hat häufiger gestörte Zirkulationsmuster zur Folge, die entweder in Form eines Hochdrucksystems über Skandinavien, oder einer Hochdruckblockade auf dem Atlantik in Erscheinung treten können. Meist geschieht das in dieser Jahreszeit, was zum berühmt berüchtigten Aprilwetter führt.

Drei bis sieben Tage

Die Vorhersage-Modelle hatten in der Vergangenheit immer wieder ihre Probleme mit der Auswirkungen eines Major-Warmings in Stratosphärenhöhe auf die unteren Luftschichten. Erfahrungsgemäß muss das Phänomen eintreten, die Veränderung sich auf die unteren Luftschichten auswirken und nachfolgend stabilisieren sich die Berechnungen der Prognose-Modelle. Anders formuliert werden diese in den kommenden Tagen zwischen sehr kalten, gemäßigten und auch warmen Varianten hin und her schwanken können.

In etwa drei bis sieben Tage nach dem eintreten des Warmings werden die Auswirkungen auf den Polarwirbel sichtbar. Das Warming wird für den 22. März berechnet und so sind die Auswirkungen auf den 25. bis 27. März zu datieren.

Eine gestörte Zirkulation ist Anfang April sehr wahrscheinlich

Die Details variieren für die ersten April-Tage noch, doch lässt sich jetzt schon sagen, dass eine Zonalisierung eine nur sehr geringe Wahrscheinlichkeit hat, sich durchzusetzen. Wie aber ein gestörtes Zirkulationsmuster aussehen kann, zeigt sich in den nachfolgenden Wetterkarten.

Die unterschiedlichen Ausprägungen eines gestörten Zirkulationsmusters: Links die warme und rechts die kalte Variante
Die unterschiedlichen Ausprägungen eines gestörten Zirkulationsmusters: Links die warme und rechts die kalte Variante © www.meteociel.fr

Wettertrend der Kontrollläufe: Nicht frühlingshaft

Aber auch nicht spätwinterlich kalt. Das Spektrum der Temperaturen entwickelt sich nach dem Mittelwert der Kontrollläufe in einem für die Jahreszeit normalen Bereich. Normal bedeutet in diesem Fall, dass Anfang April Tageswerte im Bereich von +8 bis +12 Grad erwartet werden können.

Die Niederschlagsprognose ist - Aufgrund der Hochdruckdominanz - über dem Norden bis zum 3. April als schwach zu bewerten und steigt nach Süden in den leicht erhöhten Bereich an. Anders ausgedrückt ist bis in den April hinein nicht mit viel Niederschlag zu rechnen.

Simuliert werden im Zeitraum vom 19. März bis 3. April für den Norden Summen von 0 bis 5 l/m² und etwa südlich der Linie von Münster und Dresden 2 bis 10 l/m² und südlich der Linie vom Schwarzwald und dem Bayerischen-Wald 20 bis 40 l/m² und örtlich bis 60 l/m².

Die Temperaturprognose April der Kontrollläufe
Tag Temperatur-Spektrum Temperatur-Mittelwert
25. März +2 bis
+14 Grad
+7 bis
+9 Grad
29. März +2 bis
+15 Grad
+8 bis
+10 Grad
3. April +4 bis
+18 Grad
+10 bis
+12 Grad
Diagramm Temperaturen April 2020
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe April 2020 von zu kalt, normal, zu warm

April 2020: Wetterprognose des Langfristmodells

Die Prognosen des Langfristmodells ist - mit dem möglichen Major-Warming - mit Vorsicht zu genießen, zeigt aber schon einmal einen groben Wettertrend, wie sich das Wetter im April 2020 entwickeln kann.

Zum aktuellen Stand wird der April mit einer Abweichung der Temperaturen von +0,5 bis +1,5 Grad etwas zu warm simuliert. Auffällig bleibt dabei eine über dem Norden und Osten von Europa sehr deutliche Temperaturabweichung von +2 bis +5 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert, während der Westen normal simuliert wird. Im Umkehrschluss berechnet das Langfristmodell das Hoch über dem östlichen Skandinavien und dem westlichen Russland, während der Trog über dem Westen zu erwarten ist.

Die Niederschlagsprognose für Deutschland zeigt im April keine sonderlichen Auffälligkeiten gegenüber dem vieljährigen Sollwert, ist im Trend aber als leicht zu trocken zu bewerten.

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