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Wetterprognose: Dem Frühling näher als dem Winter - ändert ein Major-Warming daran etwas?

| M. Hoffmann
Ein Hoch über Deutschland - viel Sonnenschein, wenig Winter

Hoher Luftdruck dominiert das Wetter über Deutschland mit einer hohen Wahrscheinlichkeit bis Mitte Februar - doch was dann folgt, hängt auch von einem Phänomen innerhalb des Polarwirbels ab.

Viel Sonnenschein ist in den kommenden 48 Stunden über Deutschland zu erwarten, der sich nur gelegentlich von vorüberziehenden Nebel- und Hochnebelfelder eintrüben lässt. Der Wind kommt ruppig aus östlichen Richtungen und die Temperaturen erreichen über dem Norden und Nordwesten bis +5 Grad, während südlich einer Linie vom Saarland und Berlin die Werte um den Gefrierpunkt schwanken können. Oberhalb etwa 500 bis 700 Meter stellt sich Dauerfrost ein.

Eine Regenfront nähert sich Deutschland

Ab Donnerstag verdichtet sich die Bewölkung von Norden und trübt den Sonnenschein zunehmend ein, während es über den südlichen Landesteilen noch bis einschließlich Freitag weitgehend sonnig bleiben kann. Nennenswerter Niederschlag aber ist erst zum Samstag zu erwarten, der sich in der zweiten Tageshälfte abschwächt und zum Sonntag in eine leicht erhöhte Schauerneigung übergeht. Die Temperaturen steigen mit +5 bis +10 Grad und örtlich bis +12 Grad weiter an. Mehr dazu in der aktuellen Wetterprognose zum Wetter Februar.

Ein Hoch dominiert das Wetter über Deutschland
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein Hoch dominiert das Wetter über Deutschland © www.meteociel.fr

Kräftiges Hochdrucksystem über Mitteleuropa

Sowohl die Wetterprognose der Europäer, der Deutschen, als auch die der Amerikaner berechnen bis zum 15. Februar eine Hochdruckzone über Mitteleuropa.

Omegahoch

Wie vor ein paar Tagen einmal beschrieben, weist die Struktur des Hochdrucksystems eine Omegaform (Ω) auf. Tiefdrucksysteme werden um das Hoch herum geleitet und stabilisieren die Wetterlage im weitesten Sinne. Ebendarum gehört eine Omegastruktur auch zu den stabileren Wetterlagen.

Trockenes, sonniges und warmes Wetter

Zwar können vorüberziehende Wolken-, Nebel- oder Hochnebelfelder den Sonnenschein kurzzeitig eintrüben, doch mit nennenswertem Niederschlag ist vorerst nicht zu rechnen. Dafür überwiegt der Sonnenschein. Da sich das Hoch mit seinem Kerndruckgebiet über Deutschland, Österreich und der Schweiz positioniert, füllt es sich von oben herab mit warmen Luftmassen auf und lässt die Temperaturen in der Höhe von 1.400 Meter auf bis +3 Grad ansteigen. Über tieferen Lagen können bis vom 10. bis 16. Februar Temperaturen von +5 bis +10 Grad und phasenweise bis +12 Grad möglich sein. Über dem Westen können bis +14 Grad nicht ausgeschlossen werden, was sich dann schon im frühlingshaft milden Bereich befindet. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert sind solche Werte um +2 bis +6 Grad zu warm!

Ein Hoch dominiert das Wetter noch bis Mitte Februar
Wetterprognose nach dem europäischen Vorhersage-Modell: Ein Hoch in einer Omegaformation dominiert das Wetter noch bis Mitte Februar © www.meteociel.fr

Umstrukturierung der Großwetterlage?

Beide Vorhersage-Modelle zeigen Mitte Februar zumindest einen Ansatz, wie die Hochdruckdominanz eingeschränkt oder gar aufgelöst werden kann.

Stürmische Zonalisierungsphase

Die Wetterprognose der Europäer zentralisiert den Polarwirbel in zwei Punkten - der eine liegt über Kanada und Grönland und der zweite zwischen der Barents- und Karasee. Sollte sich das Hoch nicht weiter nach Norden ausdehnen können, so wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die Cluster zusammenschließen und zu einer Reaktivierung der atlantische Frontalzone führen können. Über Deutschland, Österreich und der Schweiz hätte das einen milden, zunehmend windigen bis stürmischen und nassen Wettercharakter zur Folge.

Erhalt der Hochdruckwetterlage

Es geht aber auch anders, wie es bspw. die Amerikaner seit einem gewissen Zeitraum simulieren. Die Aktivität des Polarwirbels über Kanada und Grönland schwächt sich nicht ab und eine Verlagerung des Polarwirbels in Richtung Barents- und Karasee ist nicht wirklich zu erkennen. Somit bleibt dem Hoch genügend Spielraum, um sich als Konterpart zum Wirbel über Kanada zu etablieren, was die über weite Strecken hochdruckdominierte Wetterlage bis weit in die letzte Februar-Dekade hinein verlängern kann.

Die Temperaturen verweilen mit +5 bis +10 Grad und örtlich bis +12 Grad in einem für die Jahreszeit zu warmen Bereich und können phasenweise in Richtung der frühlingshaft warmen +15 Grad streben.

Zonalisierung links, Hochdruck rechts - vom Winter keine Spur
Wetterprognose nach dem europäischen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Zonalisierung links, Hochdruck rechts - vom Winter keine Spur © www.meteociel.fr

Auf den Punkt gebracht: Hochdruckdominierte zweite Februar-Dekade

Beide Vorhersage-Modelle berechnen bis Mitte Februar eine hochdruckdominierte Wetterlage, welche die Europäer zum 16. Februar beenden.

Nur schwache Niederschlagssignale

Doch die Amerikaner und auch die Kontrollläufe stützen einen markanten Wetterumschwung in Richtung Winter nicht. Die Niederschlagssignale sind - einmal abgesehen von lokalen Schauern - bis zum 15. Februar kaum vorhanden. Ferner steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit in den schwach erhöhten Bereich an, doch ist das alles nicht als nennenswert zu bezeichnen.

Kältere Varianten nehmen zu

Doch wie bereits gestern, nehmen auch heute die kälteren Varianten innerhalb der Kontrollläufe ab dem 16. Februar zu. Der Grund hierfür dürfte das Major-Warming in Stratosphärenhöhe sein, welches seine 3. Phase zum 15./16. Februar vollendet haben sollte und ab diesem Zeitraum damit beginnt, den Polarwirbel in den darunter liegenden Luftschichten zu schwächen. Turbulenzen und ein instabil werdender Polarwirbel ist vom 17. bis 22. Februar erwartbar und das ist tatsächlich ein Hebel, mit dem das Wetter nachhaltig verändert werden kann - noch aber ist es nicht soweit und Abwarten ist angesagt.

Die Destabilisierung des Polarwirbels ist mit einem Major-Warming nur eine Frage der Zeit
Wetterprognose nach dem Mittelwert aller Kontrollläufe (li.), Major-Warming (mi.) und mögliche Auswirkung (re.) : Die Destabilisierung des Polarwirbels ist mit einem Major-Warming nur eine Frage der Zeit © www.meteociel.fr

Was erwartbar ist

Die Auswirkungen eines Major-Warmings sind erst nach Eintreten des Phänomens ersichtlich. Bis dahin gilt eine hochdruckdominierte und für die Jahreszeit um +2 bis +4 Grad und phasenweise bis +6 Grad zu warme Witterungsperiode als sehr wahrscheinlich. Einen Ansatz zum Winter kann man nicht wirklich erkennen!

Die Temperaturprognose der Wettermodelle
Tag Temperaturspektrum Temperaturmittelwert
13. Februar +3 bis
+10 Grad
+6 bis
+8 Grad
17. Februar +2 bis
+12 Grad
+7 bis
+10 Grad
22. Februar +1 bis
+14 Grad
+7 bis
+9 Grad
Diagramm Temperaturen Februar 2023
Die Wahrscheinlichkeiten der Kontrollläufe Februar 2023 von zu kalt, normal, zu warm im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961 bis 1990)

Nächste Aktualisierung

  • 20:15 Uhr: Aktualisierung der Winterprognose an dieser Stelle

Update der Wetterprognose von 20:25 Uhr

An der Hochdruckblase ändert sich nach der Wetterprognose der Amerikaner und der des deutschen Vorhersage-Modells so schnell nichts und wird das Wetter über Deutschland mindestens noch bis zum 17. Februar dominieren können.

Trocken und warm

Damit bestätigt die abendliche Wetterprognose der Vorhersage-Modelle den Trend der letzten Tage. Zwar kann das Hoch nicht gänzlich vorüberziehende Wolken- und Nebelfelder mit ein paar vereinzelten Regentropfen verhindern, doch ist verbreitet ein trockener und sonniger Wettercharakter zu erwarten. Die Temperaturen pendeln sich mit +6 bis +12 Grad und über dem Westen bis +14 Grad in einem Bereich ein, der dem Frühling deutlich näher als dem Winter ist.

Ein Hoch dominiert das Wetter auch in der zweiten Februar Dekade
Wetterprognose nach dem deutschen (li.) und amerikanischen (re.) Vorhersage-Modell: Ein Hoch dominiert das Wetter auch in der zweiten Februar-Dekade © www.meteociel.fr

Im Grundrauschen etwas Winterliches?

Vorerst nicht - also gar nicht. Das Maximum der Temperaturen in 1.400 Meter Höhe wird mit +4 bis +7 Grad zwischen dem 13. und 14. Februar erreicht. Im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert ist das um bis zu +10 Grad zu warm. Nein, Winter ist da beim besten Willen nicht zu erkennen - noch nicht einmal im Ansatz!

Kann die letzte Februar-Dekade noch winterlich werden?

Kommen wir zum Grundrauschen. Ja, ab dem 17. Februar nehmen kühlere Varianten zu, sie sind aber nur kühl und nicht kalt. Das Temperaturspektrum bleibt in der Höhe bis zum 20. Februar um +2 bis +4 Grad gegenüber dem vieljährigen Mittelwert von 1961 und 1990 zu warm.

Interessant aber sind ein paar Ausreißer, die schon - wie heute Nachmittag - im Bezug auf den Winter zwei Gemeinsamkeiten aufweisen. Der Polarwirbel schwächelt aufgrund eines Major-Warmings in Stratosphärenhöhe und das Hoch verlagert sich nach Westen, was über Deutschland, der Schweiz und Österreich ein sog. Arctic Outbreak einleiten kann. Diese Varianten aber bleiben hochspekulativ und sollen an dieser Stelle nur zeigen, dass man den Winter (noch) nicht ganz abschreiben sollte.

Major-Warming in Stratosphärenhöhe mit möglichen Auswirkungen auf den Polarwirbel
Major-Warming in Stratosphärenhöhe mit möglichen Auswirkungen auf den Polarwirbel © www.meteociel.fr

Die Randfaktoren

NAO- und AO-Index bleiben bis auf Weiteres positiv besetzt. Ein schneller und brachialer Wetterwechsel ist somit erst einmal nicht in Sicht und schaut man sich die Druckanomalien bis zum 17. Februar an, so wird das Dilemma des Winters sehr deutlich hervorgehoben.

Links der Mittelwert aller Kontrollläufe und rechts die Druckanomalien. Beide verdeutlichen auf eindrucksvolle Art und Weise das Dilemma des Winters
Links der Mittelwert aller Kontrollläufe und rechts die Druckanomalien. Beide verdeutlichen auf eindrucksvolle Art und Weise das Dilemma des Winters © www.meteociel.fr | climatereanalyzer.org

Die Wetterprognose der Europäer

Auch nach der Wettervorhersage der Europäer zunächst einmal nichts gravierend Neues. Die Hochdruckblase hält sich mit einem für die Jahreszeit viel zu warmen und trockenen Wetter bis zum 16. Februar. Nachfolgend ergibt sich etwas mehr Spielraum für Spekulationen in Bezug auf eine Zonalisierungsphase.

Erst das Hoch, dann die Westwetterlage?
Wetterprognose nach dem europäischen Wettermodell: Erst das Hoch, dann die Westwetterlage? © www.meteociel.fr

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